Wonder Boy Anniversary Collection (Review)

Wonder Boy hat mich schon seit meiner Kindheit begleitet, war ich doch im Gegensatz zu den meisten in meiner Schule ein Sega-Kind. Auf dem Game Gear habe ich gerne den ersten Teil gespielt, dann ging es weiter mit Wonder Boy III: The  Dragon’s Trap auf dem Master System und schlussendlich war Wonder Boy: Monster World das Objekt meiner Begierde. Von den anderen verfügbaren Teilen habe ich ehrlicherweise nichts mitbekommen, war zum Beispiel Wonder Boy V: Monster World III nur exklusiv in Japan erhältlich. Mit der Wonder Boy Anniversary Collection habe ich nun die wunderbare Möglichkeit, in alten Erinnerungen zu schwelgen und Titel auf verschiedensten System nachzuholen. Immerhin beinhaltet die Wonder Boy Anniversary Collection starke 6 Spiele in 21 verschiedenen Versionen, darunter auch die aus den Spielhallen, aber auch von der ersten Segakonsole überhaupt, dem SG-1000. 

Technisch sind die Spiele hervorragend emuliert worden, hier fühlt man sich wie in alten Zeiten, auch wenn der Fernseher mittlerweile zwanzig Mal größer ist als damals in meinem Kinderzimmer. Die Grafik ist in den meisten Spielen auch heute noch sehenswert, nur die SG-1000 Version vom ersten Teil würde ich nicht empfehlen, außer vielleicht aus nostalgischen Gründen. Die Musikstücke gehen ins Ohr und bleiben da eine Zeit lang, insbesondere der Klassiker aus dem ersten Wonder Boy, der einen praktisch durch jedes Level begleitet und der Grund war, dass ich diesen Teil mit Kopfhörern spielen musste. Nicht weil ich das Lied so schrecklich finde, aber meine Frau hat mir mit harten Konsequenzen gedroht wenn sie auch nur noch einen Ton davon hören muss. Kostverächter gibt es halt überall, aber dafür können die Spiele natürlich nichts. Toll finde ich auch die Rückspulfunktion, die jeder Titel unterstützt als auch die detaillierten Karten, die auf Knopfdruck aufrufbar sind. Zudem kann man sowohl das Bildformat ändern, den Hintergrund als auch die Bildgröße. Jedes Spiel kann man jederzeit speichern und es gibt sogar einen Filter, der alte Röhrenfernseher emuliert. Man munkelt, manch ein Redaktionsmitglied spielt heute noch die neuesten Spiele auf einem CRT, aber auf Gerüchte gebe ich natürlich nichts. 

Auch die Extras sind richtig schön gemacht, es gibt diverse Schönheiten wie Skizzen und Artworks zu beachten, die mir beim Anschauen viel Freude bereitet haben und mir einen Einblick in die Entstehungsgeschichte gaben. Kompliziert wird es jedoch bei der Namensgebung, ich gebe mir Mühe nicht durcheinander zu kommen. Angefangen hat die Reihe mit dem ersten Wonder Boy, an dem der Entwickler zwar die Rechte am Franchise besaß, jedoch nicht an der Figur und den Namensrechten. Vielleicht erinnert sich noch jemand an Adventure Island, dass das gleiche Spielprinzip wie Wonder Boy hatte, jedoch einen anderen Helden. Es ist ein simples und zugleich nettes Spiel, würde aber heutzutage beim Erstkontakt wohl niemanden mehr begeistern können. 

Der zweite Teil, Wonder Boy: Monster Island war da schon etwas komplexer. Es wurden RPG-Elemente eingebaut wie Shops, verschiedene Waffen, Zauber und Rüstungen. Im Endeffekt war der zweite Teil aber auch sehr linear aufgebaut und war wie der erste Teil sehr schwer. Wonder Boy III: Monster Lair, nicht zu verwechseln mit dem hiesigen dritten Teil, Wonder Boy III: The  Dragon’s Trap, warf die RPG-Elemente aber wieder von Bord und es wechselten sich Platforming und Shoot em Up Level ab. Hier wäre ich ohne konstanten Einwurf von virtuellen Münzen aber nicht weit gekommen und wäre in der Spielhalle wohl pleite geworden, bis ich das Spiel durchgespielt hätte. Spaß hatte ich aber trotzdem, in der Arcade wäre es hingegen wohl anders gewesen.

Wonder Boy III: The  Dragon’s Trap, dass vor einiger Zeit sogar ein Remake erhalten hat, ist mein persönlicher Star in dieser Collection. Es spielt sich wie ein Metroidvania, durch die verschiedenen Verwandlungen, die unser Held im Laufe des Spiels erfährt, öffnen sich laufend neue Wege und alte werden wieder versperrt, bis man die Möglichkeit bekommt, die Formen selbstständig wechseln zu können. Die Musik ist heute noch ikonisch und wundervoll, die Grafik für ein Master System Spiel atemberaubend und das Spielprinzip hat nichts von seiner Faszination verloren. Ich habe es zwar dutzende Male durchgespielt, aber würde auch heute noch jederzeit einen Durchgang nachlegen. Wonder Boy V: Monster World III erschien damals unter anderem hierzulande für das Mega Drive und ist wie der hier erschienen dritte Teil auch heute noch sehr gut spielbar. Monster World IV hingegen erschien damals nur in Japan und löste den männlichen Protagonisten ab und ersetzte sie mit Arsha. Das Spiel selbst ist toll gemacht und hat orientalisch angehauchte Elemente und ist auch wie die Vorgänger auch heute noch zu empfehlen. 

Ich kann die Collection nur weiterempfehlen, hier wurde ausgezeichnete Arbeit geleistet, sowohl bei der Technik als auch bei der Ausstattung. Wonder Boy Fans können hier beherzt zugreifen aber auch Gamern, die gerne ein Stück Videospielgeschichte nachholen wollen kann ich nur raten die Collection zu kaufen. Die ersten beiden Teile sind vielleicht heute nicht mehr so ansprechend wie damals, aber die anderen Titel sind, besonders durch die unterschiedlichen Herangehensweisen, wunderbar aufbereitet und sehr gut spielbar.

Vielen Dank an ININ Games  für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.