
Auch wenn die Wii U sich als fulminanter Flop herausgestellt hat, hat sie Nintendo doch die Gelegenheit gegeben, zwei neue Hit-IPs zu etablieren: Super Mario Maker und Splatoon. Letzteres ist auf der Nintendo Switch mit seinem zweiten Teil sogar zu einem echten Dauerbrenner geworden. Für mich als jemand, der am liebsten im Einzelspielermodus spielt, war Splatoon 2 zwar nicht besonders attraktiv, im Zuge unseres Gaming-Village Wichtelns habe ich aber dennoch die Möglichkeit bekommen, den Einzelspielermodus des Shooters mit einem kleinen Schuss Platforming-DNA zu spielen.
Die Steuerung von Splatoon 2 ist auf den ersten Blick nichts besonderes und folgt den üblichen Konventionen für Third Person Shooter. Allerdings hat Splatoon 2 ja einen gewissen Plattformin-Anteil, was zur Folge hat, dass man den rechten Daumen nicht durchgängig am rechten Stick halten kann. Damit das, gerade in etwas stärker Platforming-orientierten Abschnitten nicht allzu nervig wird, besitzt die Kamera eine gewisse Eigendynamik. Bewegt man sich eine Weile in eine Richtung, passt sich die Kamera auch ohne Betätigen des rechten Sticks an die Laufrichtung an. Das ist subtil genug um im Kampf nicht zu stören, ist aber gleichzeitig beim Platforming oftmals hilfreich. Wer übrigens in einer ruhigen Umgebung spielt, der hat außerdem die Möglichkeit, beim Zielen unterstützend auf die Bewegungssensoren in den Joycons zurückzugreifen, um aus dem Handgelenk nachzujustieren.

Im Octo Canyon Modus von Splatoon 2 muss man sich auf die Suche nach der Sängerin Aioli begeben, die auf unerklärliche Weise verschwunden ist. In insgesamt fünf Welten muss man in jeweils sechs Levels Elektrowelse sammeln, um den Endgegner der jeweiligen Welt bekämpfen zu können und die nächste Welt betreten zu dürfen. Interessanterweise sind die Levelzugänge jeweils in einer Hubwelt versteckt und können in beliebiger Reihenfolge freigeschaltet werden. Versteckt ist in diesem Fall auch definitiv kein Euphemismus für ein elaboriertes Level-Select-Menü, sondern bedeutet tatsächlich, dass man kreativ werden muss, um den Zugang zu den Levels zu finden.
Die Level selbst sind größtenteils strikt linear aufgebaut und kombinieren Plattformabschnitte mit Arena-Kämpfen und zahlreichen einfachen Kämpfen. Je Welt gibt es außerdem ein abschließendes offen gestaltetes Level, in dem man gegen andere Inklinge antritt, um die Bruchstücke eines Elektrowels zu sammeln. Interessanterweise spielt die Idee des Kampfes um die territoriale Dominanz statt des gegenseitigen Erschießens im Einzelspielermodus nahezu keine Rolle. Zwar ist es durchaus sinnvoll und auch teilweise notwendig, den Boden in seiner Farbe einzufärben, um sich schneller fortzubewegen, aber entscheidend über den Erfolg im Kampf-Anteil des Spiels ist das Töten des Gegenspielers. Umgekehrt hat man selbst auch eine beschränkte Zahl an Leben und wenn man diese aufgebraucht hat, muss man das Level von vorn beginnen. In den linearen Standardlevels wäre es wahrscheinlich auch schwierig, den Kampf um die territoriale Dominanz herum aufzubauen, bei den offenen Levels ist es aber ein wenig schade, dass diese sich wie gewöhnliche Kampfarenen mit Bots spielen.

Das Leveldesign schwankt qualitativ zischen sehr gut und fragwürdig. Besonders negativ aufgefallen ist mir ein Level, das im Grunde genommen nichts anderes als ein Aufzug mit Gegnerwellen war, wohingegen gerade diejenigen Level, die verhältnismäßig zügiges Plattforming mit gut verteilten Gegnern verbinden, mir viel Freude bereitet haben. Mit einer Ausnahme wissen auch die Endgegnerkämpfe zu gefallen, die nicht besonders schwer sind, aber jeweils eine eigene Siegstrategie bedürfen.
Der Octo Canyon Modus hat mich weitgehend gut unterhalten, ist aber streckenweise ein wenig einfallsarm. Schade ist, dass bei stärker Kampf-orientierten Levels die Besonderheiten des Splatoon-Spielkonzepts nur mäßig genutzt werden und dass nahezu nie die eigene Farbe auf dem Boden vorverteilt ist, was bei der einfachen Fortbewegung ein wenig stört, da man immer wieder anhalten muss, um als Tintenfisch mit höherer Geschwindigkeit durch die Level rauschen zu können. Bedenkt man, dass Octo Canyon in Splatoon 2 im Vergleich zum Mehrspielermodus klar die zweite Geige spielt, ist der Singleplayer des Spiels aber durchaus von zufriedenstellender Qualität.

Getestet auf Nintendo Switch.