Astria Ascending (Review)

Nach drei Jahren Entwicklungszeit hat das Team von Artisan Studios, das aus weniger als 20 Personen besteht, ihr handgezeichnetes 2D-JRPG fertig gestellt. Ob Astria Ascending nur gut aussieht oder ob auch Substanz dahinter steckt, haben wir für euch getestet.

Die Story

Astria Ascending spielt in einer Fantasiewelt, die von verschiedensten Völkern und Kulturen bewohnt wird. Diese Welt wird ständig von Dissonanzen bedroht. Das sind Kreaturen, die überall auftauchen und Unruhe stiften. Um die Dissonanzen fern zu halten, sollen die Bewohner der Städte sich jeden Tag von Harmelonen ernähren. Diese besonderen Früchte wurden gesegnet und verbreiten Harmonie unter allen, die sie verzehren. Keine schlechten Gedanken, kein Unmut, keine Dissonanzen.

Sollten sich dann doch einmal zu viele dieser unheimlichen Kreaturen versammeln, so stellen sich ihnen die Halbgötter entgegen. Dies sind Auserwählte, die aus den verschiedenen Rassen stammen. Wenn die Auserwählten dazu berufen werden, Halbgötter zu werden, erlangen sie besondere Zodiakkräfte, die auf den zwölf Sternzeichen basieren. Mit diesen Kräften ist es ein Leichtes, die Dissonanzen zu bekämpfen. Doch im Austausch für diese Kräfte, geben die Halbgötter nach drei Jahren ihr Leben.

Wir nehme die Rolle einer solchen Gruppe auserwählter Halbgötter ein. Um genau zu sein, ist es die 333. Generation und ein Großteil ihrer Karriere liegt bereits in der Vergangenheit. Wenn wir als Spieler einsteigen verbleiben noch drei Monate ihres Zyklus.

Hat man hier anfangs noch das Gefühl, dass nichts so wirklich Sinn ergibt, weil man in die bestehende Gruppendynamik hineingeworfen wird, so offenbaren sich nach und nach immer mehr Eigenheiten der verschiedenen Persönlichkeiten, die erklären, warum sie so sind, wie sie sind. Bis man dort ankommt, muss man jedoch akzeptieren, die wohl unsympathischste Gruppe von Protagonisten zu spielen, die mir je begegnet sind.

Astria Ascending spricht bewusst auch problematische Themen an, wie Rassismus, Indoktrination und Fanatismus. Und auch unsere Helden sind davon nicht ausgenommen. Doch während sie im Verlauf der Geschichte immer mehr über die Welt lernen und herausfinden, dass vielleicht doch noch mehr hinter der harmonischen Fassade steckt, lernen sie auch mehr über sich selbst und ihre Kameraden.

Das Gameplay

Von Beginn an besteht unsere Party aus acht Mitgliedern von denen jeweils vier aktiv am Kampf teilnehmen. Man kann jedoch während eines Kampfes jederzeit die aktiven Kämpfer gegen die von der Ersatzbank austauschen und sollte von dieser Möglichkeit auch reichlich gebrauch machen. Denn die Gegner haben nicht nur unterschiedliche Schwächen, die durch die richtige Gruppenauswahl ausgenutzt werden können, sondern es heißt auch „Game Over“, sollten die vier aktiven Helden alle gleichzeitig besiegt werden.

Jeder der acht Charaktere hat einen eigenen Talentbaum, eigene Ausrüstung und eigene Hilfsfertigkeiten. Gerade zu Beginn kann dies sehr überwältigend wirken, doch Astria Ascending ist sehr gut darin die verschiedenen Menüs und Möglichkeiten nach und nach einzuführen und zu erklären. Wenn man sich hier an die Hand nehmen lässt bekommt man ein sehr angenehmes Tutorial, dass sich weder wie eine Druckbetankung, noch wie zu viel Bevormundung anfühlt.

Die Steuerung mit dem Controller geht sehr gut von der Hand. Während man die Welt wie in einem 2D-Plattformer erkundet, trifft man immer wieder einmal auf Feinde, die den rundenbasierten Kampf auslösen.

Besonders glücklich bin ich über die verschiedenen Quality of Life Optionen, die Astria Ascending bietet. So kann man über das Menü bspw. jederzeit umschalten, ob die Schwächen von Gegnern angezeigt werden sollen oder nicht, ob alle Charaktere gleich viel Erfahrung erhalten sollen oder die auf der Ersatzbank einen geringeren Anteil und ob man die vollen Belohnungen durch einen Kampf möchte oder sich ein selbst gewähltes Handicap auferlegt. So kann man bspw. den Erhalt von Erfahrungspunkten soweit reduzieren, dass man auf eigenen Wunsch z.B. Geld farmen kann, ohne gleich für das nächste Gebiet überlevelt zu sein (auch wenn ich nicht weiß, wer das nicht sein wollen würde).

Neben der Hauptstory warten auch diverse Nebenquests, Jagd-Aufgaben und Erkundungsbelohnungen auf die Spieler. Leider bestehen die Nebenquests dabei zu häufig nur aus simplen Botengängen und die Erkundung macht nicht besonders viel Spaß, da sich die Welt zu oft einfach leer anfühlt. Auch die leichten Metroidvania-Ansätze, die es möglich machen, mit neuen Fähigkeiten in vorherige Gebiete zurückzukehren, um Truhen zu finden, konnten dieses Gefühl leider nicht ausgleichen.

Die Jagdquests sind jedoch eine willkommene Herausforderung, an der man sich – abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad – gerne auch mal die Zähne ausbeißen kann. Für meinen Geschmack war der normale Schwierigkeitsgrad schon etwas zu knackig und hat dazu geführt, dass ich anfangs viel Grinden musste, um Fuß zu fassen. Für den weiteren Verlauf habe ich dann auf Leicht umgestellt. Dabei blieben die Bosskämpfe noch anspruchsvoll, aber ich hatte deutlich weniger Probleme gegen die regulären Feinde.

Doch die mit Abstand größte Nebenbeschäftigung dürfte wohl J-Ster sein. Das ist ein Minispiel, das ich am ehesten als wie Reversi mit Sammel-Steinen und mehr taktischer Tiefe beschreiben würde. Die meisten NPCs in den Städten lassen sich zu einer Partie J-Ster herausfordern und von vielen kann man dabei ihre Steine gewinnen. Wem dies nicht liegt, der kann dieses Minispiel aber zum größten Teil auch ignorieren.

Im weiteren Spielverlauf schaltet man neben der Basisklasse für die acht Charaktere auch noch eine Hauptklasse, eine Nebenklasse und Hilfsklassen frei. Und ja, natürlich bringen auch diese ihre eigenen Talentbäume mit. Zum Glück arbeitet Astria Ascending aber mit einem sehr guten Fertigkeitspunkte-System. Für jeden gewonnen Kampf gibt es ein paar FP, für Bosskämpfe natürlich auch gerne mal ein paar mehr. Mit diesen lassen sich dann neue Knotenpunkte und Fähigkeiten in den Talentbäumen freischalten. Dadurch entsteht konstant das Gefühl, dass die Charaktere Fortschritte in ihrer Entwicklung machen und stärker werden.

Die Technik

Astria Ascending bietet sowohl japanische, als auch englische Sprachausgabe, die beide hervorragend vertont sind. Ergänzt durch den wundervollen Soundtrack ergibt sich ein wunderbar stimmiges Sounddesign. Insbesondere die Cutscenes fesseln so mit viel Charme. Für die Textsprache stehen sechs Optionen zur Auswahl, darunter natürlich auch Deutsch und Englisch.

In der uns vorliegen Testversion gab es auch am PC nur Controller-Support. Die Steuerung per Maus und Tastatur soll aber pünktlich zum Release nachgeliefert werden.

Etwas ärgerlich für ein PC Spiel ist die fehlende Möglichkeit, das Spiel im Fenstermodus zu spielen oder die Auflösung anzupassen. Hier merkt man einfach, dass der Fokus auf den Versionen für die Konsolen liegt.

Während des Tests kam es immer wieder zu kurzen Aussetzern des Sounds und mehrmals reagierte das Spiel während Kämpfen nicht mehr auf Eingaben, so dass es sich nur durch einen erzwungenen Programmabbruch beendet werden konnte. Dies hat dazu geführt, dass ich nach dem dritten Absturz gefühlt alle fünf Minuten meinen Fortschritt gespeichert habe, weil ich Angst hatte, wieder die letzten zwanzig Minuten nachholen zu müssen.

Das Fazit

Astria Ascending ist ein liebevoll inszeniertes JRPG, das in den Cutscenes eine interessante Story erzählt. Die interaktiven Spielabschnitte unterbrechen jedoch leider immer wieder den Erzählfluss, was etwas frustrierend sein kann. Die Steuerung und das Kampfsystem sind solide und spiegeln wieder, dass die Entwickler verstehen, wie sich ein klassisches JRPG anfühlen soll.

JRPG Fans, die Hunger auf einen Klassiker in hübschem Gewand haben, dürfen beruhigt zugreifen. Wer nach mehr Abwechslung und neuen Ideen sucht, wird hier jedoch nicht fündig.

Digital erscheint Astria Ascending am 30. September 2021, die Retail-Versionen für die PlayStation 4, PlayStation 5 und Nintendo Switch folgen dann am 02. November 2021.

Vielen Dank an Dear Villagers für die Bereitstellung des digitalen Testmusters der PC-Version.