
Wenn man Olympische Spiele Tokyo 2020 startet, wird man auf dem Titelbildschirm aktuell noch von einem Hinweis begrüßt, der die verbleibenden Tage bis zum Start der echten Olympischen Spiele angibt. Was da wohl stehen wird, wenn die Spiele vorbei sind, beschäftigt mich sehr.
Dann geht es direkt los mit dem überraschend detaillierten Charaktereditor. Um ehrlich zu sein hatte ich viel generischere Modelle erwartet und war positiv von den vielen Einstellungsmöglichkeiten überrascht, die das Spiel anbietet. Doch spätestens im Mehrspielermodus wird dann schnell klar, dass das Spiel von vielen kleinen Anpassungen lebt. So sollte man sich nicht wundern, wenn man online gegen einen Astronauten aus Griechenland oder einen Sportler aus Honduras mit einem Maskottchen auf dem Kopf antritt. Denn eine nicht gerade kleine Auswahl an Kostümen und Items kann man hier freispielen.

Da man bei der Charaktererstellung kein Geschlecht, sondern nur einen Stil auswählt, der die binären Geschlechterrollen widerspiegelt, finden alle Disziplinen ohne Einschränkungen gemischt und über alle Gewichtsklassen hinweg statt. Und ja, man kann seinen Avatar auch mit ordentlichem Übergewicht zu den Olympischen Spielen schicken.
Insgesamt gibt es achtzehn Disziplinen:
- 100m
- 110m Hürden
- Hammerwerfen
- Weitsprung
- 100m Freistil
- 200m Lagen
- BMX
- Sportklettern
- 4 x 100 m-Staffel
- Baseball
- Basketball
- Fußball
- Beachvolleyball
- Tischtennis
- Tennis
- Boxen
- 7er-Rugby
- Judo

Dass der Fokus auf dem Mehrspielermodus liegt, zeigt sich schon daran, dass das Onlinespiel die erste Option im Menü ist und der Offlinemodus erst gewählt werden muss. In beiden Varianten stehen wahlweise ein oder zwei Spieler zur Auswahl.
Bei einigen Disziplinen, wie z.B. 100m und 110m Hürden dauern die Ladezeiten und die Animation der Aufstellung leider länger, als man die Disziplin dann spielt. Allerdings werden die Ladebildschirme nicht nur mit Informationen zu den realen Austragungsorten bereichert, sondern auch mit Tipps zum Gameplay, die man freigespielt hat. Nach jeder absolvierten Disziplin schaltet man nämlich weitere Tipps frei, die mitunter wirklich Spiel- bzw. Disziplinentscheidend seien können. So habe ich bspw. in einem Onlinematch im Beachvolleyball keine Chance gehabt, weil mein Gegenspieler bereits gelernt hat, wie man den Ball direkt am Netz blockt, während ich diese Info noch nicht bekommen hatte.

Einige der kürzeren Disziplinen bestehen hauptsächlich aus klassischem Buttonmashing, während andere, wie z.B. 7er-Rugby, Judo oder Boxen deutlich mehr Geschick erfordern. Disziplinen wie Fußball und Basketball können spielerisch natürlich nicht mit Vollpreistiteln aus dem Segment mithalten, haben mich aber spielerisch sehr an einige Ableger aus der Super Nintendo und Nintendo 64 Ära erinnert. Spielt man allein, so absolviert man nacheinander die Phasen Qualifikation, Halbfinale und Finale, während es Online darum geht, die meisten der Disziplinen zu gewinnen.
Etwas schade am Onlinemodus ist, dass man sehr auf den Host angewiesen ist. In meinem ersten Onlinematch bin ich in einem Raum gelandet, in dem der Gastgeber gleich sechs der längsten Disziplinen ausgewählt hat. So wurde mein kurzes Ausprobieren des Modus zu einer Dreiviertelstunde, in der ich vorgeführt wurde. Aus Sportsgeist und Fairness wollte ich das Match aber auch nicht mittendrin verlassen.
Laut Hersteller sind im Onlinemodus übrigens bis zu acht Spieler möglich, doch ich konnte nicht herausfinden, wie genau man so eine Session zu Stande bekommt.

Auch online sind die Ladezeiten deutlich zu lang. Zusätzlich wird der Spielfluss immer wieder dadurch unterbrochen, dass alle Mitspieler die Wiederholung überspringen müssen. Ist einer der vier Spieler nicht aufmerksam, kommt es somit immer wieder zu Unterbrechungen von bis zu 30 Sekunden, in denen man sich z.B. eine Dauerschleife davon ansehen darf, wie man gerade ein Tor im Fußball kassiert hat. Kommt das mehrfach in einem Match vor, so steigt die Frustration rasant.
Insgesamt ist Olympische Spiele Tokyo 2020 eine bunte und unterhaltsame Minispielesammlung mit vielen Anpassungsmöglichkeiten für den eigenen Avatar und mehr Tiefgang, als man anfangs vermuten würde, aber auch mit deutlichen Schwächen beim Spielfluss. Ich kann mir vorstellen, dass es zu zweit lokal noch mehr Spaß macht. Vor allem dann, wenn beide ein wenig geübt in den verschiedenen Disziplinen sind und gemeinsam online gegen andere antreten.

Vielen Dank an Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf der PlayStation 4 Pro.