
Vor gerade einmal vier Jahren feierte Miitopia sein Debüt auf dem Nintendo 3DS. Schon damals war ich sehr von dem irrwitzigen RPG-Setting angetan – was mich viele Stunden vor die Konsole fesselte. Umso erfreulicher war es für mich, als Nintendo eine Rückkehr auf der Nintendo Switch Konsole angekündigt hatte. Natürlich wäre eine Fortsetzung für viele Fans sicher wünschenswert gewesen. Nichtsdestotrotz habe ich mich sehr über die Portierung gefreut und ein weiteres Abenteuer in Miitopia gestartet – kann das Spiel auch heute noch überzeugen?
Rette die Gesichter!
Die Story kann dabei recht kurz und knackig zusammengefasst werden. In Miitopia leben die unterschiedlichsten Mii-Charaktere, deren Aussehen allesamt von uns gestaltet werden können. Einer dieser Einwohner ist unser eigener Charakter, welchen wir zu Beginn des Spiels im Mii-Maker erstellen können. Direkt im Anschluss werden wir Zeuge der Machenschaften des dunklen Fürsten, welcher scheinbar eine Vorliebe für Mii-Gesichter hat. Er findet es spaßig, die Einwohner um deren Gesichter zu berauben und diese dann den einheimischen Kreaturen dekorativ aufzusetzen. Natürlich birgt das auch noch den Vorteil, dass sich ihm diese aufgehübschten Monster anschließend unterwerfen und für ihn Kämpfe austragen. Es braucht also einen mutigen Mii-Helden, der die Verfolgung des dunklen Fürsten aufnimmt und die Gesichter befreit – und dieser Held, der sind natürlich wir.
Um in den Kampf ziehen zu können, bedarf es natürlich noch einer RPG-typischen bzw. untypischen Klasse. Bei insgesamt 12 zur Auswahl stehenden Jobs sollte vom Krieger bis hin zum Mikrofon schwingenden Popstar für jeden Geschmack etwas dabei sein. Zu Beginn des Spiels steht uns nur eine Handvoll der später möglichen Klassen zur Verfügung. Doch nach Abschluss eines jeden Kapitels schalten wir weitere Job-Optionen für unsere Mii’s frei. Dabei gibt es auch noch zwei weitere versteckte Klassen, welche nur nach dem Vorliegen bestimmter Voraussetzungen freigespielt werden können. Damit die Klassen auch individuell zum Einsatz kommen können, bedarf es noch weiterer Helden, die sich uns im Kampf gegen den dunklen Fürsten anschließen werden. Glücklicherweise werden wir im laufenden Spiel von ganz alleine auf unsere neuen Gruppenmitglieder stoßen.

Dabei liegt der reizvollste Part vermutlich in der eigenen Gestaltung der Einwohner Miitopias, Wie bereits zu Beginn erwähnt, können wir jeden Bewohner und somit jede Rolle (auch die des Bösewichtes) selbst zuweisen und das Äußere bestimmen. Hierfür kreieren wir unsere Mii‘s im Mii-Maker und können diesen anschließend – dank neuer Gestaltungsoptionen – einen optischen Feinschliff verpassen. Hierfür stehen uns verschiedene Perücken, Make-Ups, Sticker und Haarfarben zur Verfügung. Es macht schon wirklich viel Spaß, seine Mii‘s mit diesen neuen Accessoires anzupassen.
Wer allerdings nicht ganz so kreativ ist, der hat auch noch die Möglichkeit sich die erstellten Mii‘s von anderen Spielern aus dem Internet herunterzuladen. Dabei kann man sich online die derzeit beliebtesten Mii‘s anzeigen lassen oder mittels Zugriffsschlüssel auf die Mii-Kreationen eines bestimmten Users zugreifen. Zu guter Letzt kann man sich auch die freigegebenen Mii’s seiner Freunde auf die Konsole laden. Wer einen bestimmten Charakter sucht, sollte in jedem Fall im Internet auf die Suche nach einem Zugriffsschlüssel gehen. Da bei der Anzeige der derzeit beliebtesten Mii’s leider keine Möglichkeit vorhanden ist, nach einem Namen zu filtern.

Haben wir dann alle Rollen nach unseren Wünschen besetzt und unsere Party aufgestellt, geht’s auch schon ans Eingemachte. Wir haben generell nicht viel Einfluss auf das Spielgeschehen. Im Grunde läuft es so ab, dass die Gesichter eines Ortes vom dunklen Fürsten gestohlen werden und wir dann auf der Karte ein rotes Ausrufezeichen als Zielort angezeigt bekommen. Auf dem Weg dorthin müssen wir verschiedene andere Punkte durchqueren und geraten währenddessen in Kämpfe mit den Schergen des dunklen Fürstes. Die Kämpfe laufen mehr oder minder rundenbasiert ab. Zu Beginn unserer Aktionen können wir auswählen, ob unserer Haupt-Charakter angreifen oder ob er sich mit etwas Nahrung heilen soll. Mehr Auswahlmöglichkeiten haben wir eigentlich nicht, denn die restlichen Gruppenmitglieder werden nicht von uns gesteuert.
Wir beobachten viel mehr das Treiben auf dem Bildschirm und die witzigen Konversationen der Mii-Charaktere. Die Aktionen der Gruppe sind von der Tiefe der jeweiligen Freundschaftslevel untereinander abhängig. So kann es vorkommen, dass sich ein Charakter aufopferungsvoll vor seine Freunde stellt und einen Angriff auf sich nimmt. Bei Streitigkeiten hingegen behindern sich die Gruppenmitglieder auch mal gern gegenseitig. Hat man seine Party mit bekannten Charakteren bestückt (z.B. Freunde oder Familienmitglieder) kann dies den Spaßfaktor natürlich immens erhöhen. Nach dem erfolgreichen Beenden eines Kampfes regnet es Erfahrungspunkte, welche die Mii’s im Level aufsteigen lassen.

Als weitere Neuerung wird sich auf der Nintendo-Switch-Version ziemlich zu Beginn des Spiels ein Pferd unter die Gruppe mischen. Dabei können wir auch das Äußere des tierischen Begleiters ganz nach unseren Wünschen individualisieren. So ist es möglich, aus verschiedenen Körperstaturen zu wählen und auch die Mähne, den Schweif und die Farbgebung anzupassen. Wem das noch nicht genug ist, der kann sein Pferd auch noch mit einem Einhorn oder doch eher teuflischen Hörnern ausstatten. Eurer Fantasie sind hier wirklich fast keine Grenzen gesetzt. Das Pferd wird euch ebenfalls im Kampf unterstützen und bei hohem Freundschaftslevel spezielle Aktionen durchführen.
Die Macht des Horst
Sollte es im Kampfgeschehen einmal eng für unsere Helden werden, so können wir mit sogenannten Streuern in das Geschehen eingreifen. Diese Streuer sehen im Grunde wie einfache Salz- und Pfefferstreuer aus und werden durch die „Macht des Horst“ (ja, richtig gehört) freigeschaltet. Der allmächtige Horst lässt uns diese imposanten Instrumente zukommen, nachdem wir eine gewisse Anzahl von Mii-Gesichtern befreit haben. Anschließend erhalten wir nach dem erneuten Befreien von 50 weiteren Gesichtern eine größere Version der Streuer – und dieser Intervall wird dann beibehalten. Mithilfe dieser Utensilien können wir die Lebens- und Magiepunkte unserer Gruppenmitglieder wiederherstellen – oder im Ausnahmefall auch mal einen Mii von den Toten wiederauferstehen lassen. Letzteres sollte aber eher selten der Fall sein. Im späteren Spielverlauf schalten wir einen sogenannten Ultra-Streuer frei – welcher unseren Mii’s dann mehr oder minder den Verstand raubt und sie in durchgeknallte Kampfmaschinen verwandelt. Doch das muss man selbst gesehen haben.

Nachdem wir einen Ort erfolgreich durchquert haben, wartet am Ende in der Regel ein Gasthaus auf uns. In diesem Gasthaus können unsere Mii’s verschnaufen und an ihren Beziehungen arbeiten. Dies geschieht im Grunde automatisch, in dem wir zwei Mii’s in das gleiche Zimmer stecken. Manchmal zeigen uns unsere Gruppenmitglieder auch an, dass sie in das Zimmer eines bestimmen Charakters möchten. Kommt man ihrem Wunsch nach, flattert auch schon eine witzige Zwischensequenz über den Bildschirm, welche das Freundschaftslevel der beiden Mii’s erhöht. Wie bereits erwähnt, schalten wir im Kampfgeschehen weitere Aktionen frei, wenn wir das Freundschaftslevel zwischen den Charakteren steigern. Darunter zählen auch gemeinsame und verstärkte Angriffe.
Es lohnt sich also insgesamt, die Beziehungen voranzutreiben. Dabei kann es allerdings auch vorkommen, dass wir Zeuge von Eifersuchts-Szenen werden und anschließend eine Schlichtung notwendig ist. Langweilig sollte es zwischenmenschlich in keinem Fall werden. Damit sich die Mii’s schneller näher kommen, können wir sie auch mithilfe eines Ausflug-Tickets in die Welt hinaus schicken. Auch hier werden wir mit Zwischensequenzen belohnt, welche unsere Mii’s beispielsweise in einer Karaoke-Bar zeigen.

Grundsätzlich teilen uns die Helden im Gasthaus mittels Gedankenblasen mit, was sie gerade von uns wollen oder benötigen. Um sich mit neuer Ausrüstung zu versorgen, benötigen die Mii’s so beispielsweise Geld von uns. Generell gibt es die unterschiedlichsten Waffen- und Rüstungsteile, welche die jeweiligen Statuswerte des Mii erhöhen können. Ein neues Equipment ist demnach immer lohnenswert – zumal man auch optisch immer wieder neue, lustige Eindrücke erhalten kann (z.B. eine Rüstung im Bienen-Look).
Wer sich so aufopferungsvoll in die Schlacht stürzt, dem brummelt auch der Magen. Deshalb dürfen wir der Gruppe im Gasthaus was zum Futtern auftischen. Dabei können die jeweiligen Gerichte nach dem Verzehr die Attribute des betroffenen Helden steigern (wie z.B. HP, Angriff, Verteidigung etc). Allerdings kommt es hierbei auch darauf an, wie gut das Nahrungsmittel dem Empfänger schmeckt. Sollte der Mii das Gericht abscheulich finden, bewirkt das Nahrungsmittel auch keinen allzu nennenswerten Anstieg beim jeweiligen Attribut.
Zurück im Gasthaus besteht noch die Möglichkeit, die im laufenden Spiel erhaltenen Spielscheine in der Spielhalle einzusetzen. In dieser können wir beispielsweise gegen einen Schnick-Schnack-Schnuck-Automaten antreten oder aber eine klassische Runde Roulette spielen. Während es beim Schere-Stein-Papier-Spielen auch möglich ist zu verlieren, so erhält man beim Roulette den an der entsprechenden Stelle festgeschriebenen Preis.

Fazit:
Für mich ist Miitopia – damals wie heute – ein witziges und entspanntes Spiel für Zwischendurch. Es ist perfekt, wenn man mal keinen Kopf für anspruchsvolle Games hat und wenn man seinem Alltag einfach etwas entfliehen möchte. Ich besetze meine Mii’s gerne mit Familienmitgliedern und Freunden – oder wähle auch mal bekannte Anime- oder Videospielfiguren. All das in Kombination mit den abstrusen und irrwitzigen Konversationen zaubert einem recht häufig ein Lächeln ins Gesicht – und vermutlich möchte Miitopia genau das erreichen. Wer hier ein tiefgründiges RPG sucht, der ist definitiv an der falschen Stelle. In Miitopia findet man vielmehr ein einfaches Kampfsystem, welches mit viel Witz und Humor agiert. Vor allem für junge Spieler sollte dies auch den perfekten Einstieg ins RPG-Geschehen darstellen. Wer sich noch unschlüssig ist, der sollte einmal die kostenlose Demo im eShop ausprobieren. In dieser kann man bis zum Ende des ersten Kapitels spielen und erhält doch einen recht guten Eindruck von dem Spiel

Getestet auf Nintendo Switch