Spark the Electric Jester 2 (Review)

Sonic hat sich mit seinen mindestens drei grundverschiedenen etablierten Spielstilen eine äußerst zerfaserte Fangemeinde geschaffen, mit Gruppen, die jeweils auf einen Spielstil schwören und als den ultimativen Gradmesser für andere Sonic-Spiele ansetzen. Die größte Gruppe ist dabei sicher die der Fans des klassischen Mega Drive-Sonics, doch in den letzten Jahren haben auch immer mehr Spieler eine Rückkehr zum Sonic Adventure-Spielstil gefordert. Spark the Electric Jester ist ein Fan-Spiel, das die Entwicklung des blauen Segaigels sehr eng nachempfunden hat. Nach dem PC-exklusiven Erstling, der sich am klassischen Sonic orientiert, ist Spark the Electric Jester 2 unumwunden als Sonic Adventure-inspriert zu erkennen. Auf der Xbox One feiert die Reihe nun mit Teil 2 ihren Konsolen-Einstand.

In Spark the Electric Jester 2 spielt der namensgebende Spark kurioserweise überhaupt keine Rolle. Stattdessen spielt man einen Roboter, der von Spark nach seinem Vorbild geschaffen wurde, Fark the Electrict Jester. Fark ist benannt aus einer Kombination der Worte Fake und Spark – kein sehr dankbarer Name möchte man meinen. Fark möchte seinen Platz in der Welt finden und erhält dafür Hilfe von einem Professor, doch unglücklicherweise wird der just in der Introsequenz entführt. Fark macht sich also auf den Weg, den Professor zu retten und wird zwischendurch in allerlei Wirrungen verwickelt, die stilistisch an die edgy Zeiten von Sonic und Shadow in den frühen 00er Jahren erinnern. Erzählt wird die Geschichte in Echtzeitzwischensequenzen mit Textboxen.

Etwas eigenwillig ist die Entscheidung, bei den – durchaus relativ langen – Zwischensequenzen gar keine akustische Begleitung zu bieten. Es gibt in den Sequenzen keine Musik, keine Sprachausgabe und kein Gebrabbel. In kompletter Ruhe vorgetragen verliert die sicher pompös gedachte Geschichte ein wenig an Wirkung. Darüber hinaus ist die Geschichte aber auch nicht sonderlich gut und wirkt teilweise sehr gewollt. Tatsächlich wäre Spark the Electrict Jester 2 ohne die unnötig provokant geschriebene Geschichte wohl besser aufgestellt. Immerhin dürften Sonic-Fans sich aber sehr an Shadow the Hedgehog (2005) erinnert fühlen.

Spielerisch orientiert sich Spark the Electric Jester 2 ganz offensichtlich an den frühen 3D Sonics und bietet entsprechend rasante Jump & Run-Level mit vielen etablierten Bausteinen wie Boostern, Loopings und Sprungfedern. Die Länge der Level allerdings in vielen Fällen etwas zu großzügig ausgefallen. Interessant ist, dass es sehr viele alternative Wege durch die Level gibt, so dass man bei wiederholten Durchläufen nicht nur seine Performance verbessern, sondern auch andere Abschnitte des Levels zu sehen bekommen kann. Ähnlich wie in den Sonic-Spielen gibt es auch in Spark the Electric Jester 2 Medaillen für besonders gute Spielleistungen. In jedem Level gibt es eine Zeitmedaille, die man dafür erhält, eine Zielzeit zu unterbieten, und eine Punktemedaille, die für das Erreichen einer vorgegebenen Punktzahl vergeben wird.

Allerdings ist es ein wenig schade, dass man in manchen Levels nicht umhin kommen wird, mit den Gegnern in den Levels zu kämpfen, denn Spark 2 wiederholt den Fehler den bereits Sonic Heroes und Shadow the Hedgehog begangen haben: Die Kämpfe in den Levels dauern ziemlich lang und nehmen komplett den Flow aus dem Spiel. Zwar hat Spark auch eine Homing Attack wie Sonic, doch wenn ein Gegner nicht gerade als schwach markiert ist, muss man mit einem Brawler-Kampfsystem mit einem schwachen und einem starken Angriff, sowie einem Ausweichmove und einem Block kämpfen. Dass die Kämpfe auch völlig abgesehen von dem Effekt, den sie auf den Flow des Jump & Run-Teils des Spiels haben, schlicht keinen Spaß machen, kommt erschwerend hinzu.

Apropos Kämpfe: Nach etwa jedem zweiten Level muss man sich in einer Arena einem Endgegnerkampf stellen. Diese Endgegnerkämpfe ähneln sich allerdings sehr stark und im Laufe meines Durchlaufs durch das Spiels hat sich schnell eine Routine eingestellt, die bei den Endgegnerkämpfen sehr hilfreich war. Das Spiel goutiert erfolgreiche Blocks mit einer kurzen Betäubung des Gegners, bestraft aber falsch gesetzte Blocks nicht. So kann man einfach rhythmisch die Angriffsknöpfe und den Blockknopf drücken und so in Windeseile die Endgegner dezimieren. Beim letzten Endgegner hat das gar im ersten Versuch für die höchste Medaillenwertung gereicht. Womöglich können die Endgegner auf höheren Schwierigkeitsgraden dem Spieler mehr entgegen setzen, aber im Normal-Schwierigkeitsgrad kann man ich den Sieg auf diese Wiese erschleichen. Da das Kampfsystem aber auch insgesamt ziemlich chaotisch ist und wenig Spaß macht, war ich um diese Abkürzung auch nicht gerade traurig.

Das Handling von Fark ist im Grunde genommen angenehm und Fark reagiert sehr sensibel, allerdings hat der Entwickler meines Erachtens einen Fehler begangen: Die Kamera ist fix hinter dem Rücken von Fark positioniert. Das bedeutet, dass wenn man leicht zur Seite steuert, die Kamera entsprechend rotiert. Wenn man einen geraden Weg entlang laufen möchte – zumal in hoher Geschwindigkeit – und seine Richtung etwas korrigieren möchte, wird es schnell zu einem Schlingerkurs, seinen Laufweg wieder gerade auszurichten. Das ist sehr schade, denn abgesehen davon fühlt die Steuerung sich richtig gut an und erinnert stark an Sonic Adventure 2. An einigen Stellen, die es vom Spieler verlangen, über dünne Stege zu rennen, ist die sensible Kamera aber ein so großes Hindernis, dass es dem Spielspaß deutlich abträglich ist. Hier hätte man sich vielleicht einmal genauer anschauen sollen, wieso die Sonic Adventure-Spiele eine solch starre Kamera verwenden – und die Boost-Sonics die flexiblere Kamera und höhere Spielgeschwindigkeit mit einem wesentlich weiteren Wendekreis erkaufen.

Technisch ist Spark the Electric Jester 2 ein zweischneidiges Schwert. Die meisten Level sehen ziemlich gut aus, in etwa auf einem grafischen Niveau mit den Sonic Adventure-Spiele, was in Anbetracht dessen, dass das Spiel von nur einem einzigen Entwickler entwickelt wurde, äußerst beeindruckend ist. Andererseits hat das Spiel stellenweise ziemlich deutliche Performance-Probleme. An dieser Stelle muss man sagen, dass ich da Spiel auf der Xbox One X getestet habe, was nach derzeitigem Stand die leistungsstärkste Konsole ist, die Spark abspielt und dennoch gab es zwei Level mit Abschnitten, die hart an der Grenze der Spielbarkeit waren in Sachen Framerate. Das ist für ein Performance-Hüpfspiel wie Spark the Electric Jester 2 schon ziemlich ärgerlich. Musikalisch wird sehr ähnliche Rock-Kost geboten wie in den Sonic Adventure-Spielen, auf einem nicht ganz so hohen, aber dennoch guten Niveau.

Spark the Electric Jester 2 ist für Fans der Sonic Adventure-Spiele auf jeden Fall eine gute Wahl und kommt löblicherweise ohne die ganzen Füllerinhalte aus, die die Adventure-Spiele geplagt haben. Dafür macht Spark selbst einfach weniger Spaß als Sonic, was an Kleinigkeiten wie der Performance und der übersensiblen Kamera liegt, aber auch an den viel zu langen Kämpfen. Nichtsdestotrotz kann das rasante Gameplay und das Leveldesign voller geheimer Routen überzeugen.Ein kurzes Wort noch zum Umfang und Preis: Das reine Durchspielen des Spiels dauert etwa zwei bis drei Stunden und das Spiel kostet knapp 20€ auf dem Xbox Marktplatz, was schon relativ teuer ist. Man muss allerdings beachten, dass ein Jump & Run mit so hoher Spielgeschwindigkeit einen hohen Designaufwand je Spielminute hat.

Vielen Dank an Feperd Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox One X.