Spyro: A Hero’s Tail (Review)

Mit dem Ende der PlayStation-Generation begann für Spyro eine wilde Zeit: Nicht nur, dass er jetzt gleich auf mehreren Plattformen sein Unwesen treiben sollte, auch in Sachen Entwicklerstudio war es vorbei mit der Konstanz. Spyro A Hero’s Tail, der fünfte Teil der Reihe, wurde nach dem von Bugs geplagten vierten Teil, erneut von einem neuen verantwortlichen Studio umgesetzt, dem britischen Entwickler Eurocom – die übrigens abermals nur einen einzelnen Teil der Reihe entwickeln durften.

In Spyro A Hero’s Tail muss der kleine lila Drache es mit einem verstoßenen weisen Drachen aufnehmen, dem Drachen Rot. Dieser hat sich sogar Spyros Widersacher Gnasty Gnorc zum Untertan gemacht und die Welt der Drachen mit violetten dunklen Kristallen übersäht. Spyro muss nun alle vierzig dunklen Kristalle zerstören und unterwegs möglichst viele Dracheneier und Lichtedelsteine einsammeln. Spielerisch schließt A Hero’s Tail an den dritten Teil der Reihe an, das bedeutet, dass, anders als im vierten Teil Enter the Dragonfly, Spyro wieder von zahlreichen spielbaren Freunden unterstützt wird.

Das Spiel bietet vier Welten, die jeweils aus einer Oberwelt und zwei aus der Oberwelt erreichbaren Levels besteht. Die Oberwelt selbst allerdings mehr als ein Hub und spielt sich im Grunde genommen wie ein weiteres Level. Der Hauptunterschied zwischen Oberwelt und Level ist, dass die Oberwelt strukturell in einer Sternform aufgebaut ist, wohingegen die Level in aller Regel Rundwege mit kurzen Verzweigungen sind. Das bedeutet, dass in der Oberwelt die Erkundung einen etwas größeren Fokus einnimmt, während man in den Levels ein wenig striktere Hüpfaufgaben zu erledigen hat.

Den Großteil des Spiels spielt man natürlich den titelgebenden Spyro, der sich weiterhin ziemlich genau so spielt wie in den vier Vorgängern. Auf Grund dessen, dass Spyro, anders als die meisten Jump & Run Helden, auf vier Beinen unterwegs ist, ist seine Steuerung ein wenig schwerfälliger als die seiner Genrekollegen, dafür kann Spyro aber dank seiner kleinen Flügel nach dem Sprung ein Stück weit schweben und so auch weit entfernte Plattformen erreichen. Die Kamera steht allerdings ein wenig zu nah an Spyro, so dass es schwierig ist, auf Plattformen zu landen, die ein gutes Stück unterhalb von Spyro sind. Meistens wurde das von den Leveldesignern berücksichtigt, so dass man meistens nur recht kleine Höhendifferenzen zwischen den Plattformen, auf denen man sich fortbewegen muss, vorfindet. Allerdings hat das auch zur Folge, dass die Sprünge im Spiel relativ gleichförmig und insgesamt relativ anspruchslos sind.

Wie man es von Spyro kennt, sind die Level bis zum Rand vollgepackt mit Sammelgegenständen. Spyro kann in A Hero’s Tail insgesamt drei verschiedene Typen von Sammelgegenständen einsammeln. Die Lichtedelsteine sind die Hauptbelohnungen für das Absolvieren von Spielaufgaben, werden allerdings an vielen Stellen auch relativ achtlos einfach in eine Kiste irgendwo im Level gepackt. Die Dracheneier dienen dazu, verschiedene Features wie beispielsweise ein Minispiel-Auswahlmenü freizuschalten. Sie werden oft als leichterer Sammelgegenstand in der Nähe eines Lichtedelsteins platziert, oder aber ebenfalls an vielen Stellen einfach in eine Kiste irgendwo im Level gepackt. Schließlich gibt es auch wieder tausende Edelsteine im Spiel zu sammeln. Erstmals ist es aber nicht notwendig, alle diese Edelsteine zu sammeln um das Spiel zu 100% abzuschließen, stattdessen dienen die Edelsteine ausschließlich als Währung – die es im Spiel übrigens im absoluten Überfluss gibt. Der vorrangige Nutzen der Edelsteine ist es, bei Geldsack Schlüssel für die Kisten zu erwerben, die Lichtedelsteine oder Eier enthalten können.

Das Leveldesign im Spiel gehört zu den besseren in der Reihe und kann mit einigen kleinen Rätseln und geschickten Verstecken teilweise gut von den etwas belanglosen Hüpfanteilen des Spiels ablenken. Wie bereits eingangs erwähnt ist Spyro allerdings nicht der einzige spielbare Charakter, alle seine Freunde aus dem dritten Teil, wie Jäger und Byrd sind wieder mit von der Partie und bringen ihre eigenen kleinen Minispiele mit, in denen man jeweils ein Drachenei und einen Lichtedelstein verdienen kann. Die Minispiele der altbekannten Freunde sind von wechselhafter Qualität und kurios schwankendem Schwierigkeitsgrad – sowohl Sparx als auch Byrd haben beispielsweise ihr schwierigstes Minispiel in der zweiten Welt – sind aber alle zumindest in Ordnung. Ganz anders sieht das hingegen beim neuen Freund Blink dem Maulwurf aus.

In der Rolle von Blink muss man in kleinen Jump & Run Levels erst fünf, dann in einem zweiten Durchgang zehn dunkle Diamantsplitter sprengen. Leider sind die Level von Blink eine regelrechte Zumutung. Zunächst einmal bewegt Blink sich enorm behäbig und hat einen etwas knapp bemessenen Sprung. Viel schlimmer ist aber, dass die Entwickler sich hier in Sachen Leveldesign richtiggehend ausgetobt haben. Es gibt zahlreiche Sprünge, bei denen das genaue Timing des Doppelsprungs entscheidend ist, die aber gleichzeitig durch (nicht synchronisierte) fahrende Plattformen und Gegner oder Feuerbälle kompliziert werden. Immer wieder wird man aus dem Off von irgendeinem Gegner abgeschossen, der im Vorfeld kaum zu erkennen gewesen ist. Hinzu kommt dass Blinks Level an sehr ungenauer Kollisionsabfrage kranken und Blink sich häufig an Plattformen festhalten muss, die aber leider nur sehr unzuverlässig funktionieren. Mal hält Blink sich gar nicht erst fest, ein anderes Mal entscheidet er sich selbständig, dass er sich nicht länger festhalten möchte und teilweise sind die Plattformen so lange unterwegs, dass man schon versucht ist, anzunehmen, man sei in einer Sackgasse gelandet. Die Minispiele von Blink sind eine derartige Plackerei, dass man sich schon fragen muss, wie diese Abschnitte nicht nach dem ersten Anspielen der Schere zum Opfer fallen konnten.

Spyro: A Hero’s Tail ist ein solider Spyro-Teil mit für Serienverhältnisse gutem Leveldesign, krankt aber unter zahlreichen lustlos platzierten Sammelobjekten sowie den fürchterlichen Blink-Minispielen. Nach dem äußerst fehleranfälligen vierten Teil ist in A Hero’s Tail die Programmierung auch wieder solide, so dass Spyro-Fans sich nicht durchweg ärgern müssen.

Getestet auf GameCube und Xbox.