
Publisher PQube beschreibt WorldEnd Syndrome als „eine romantische Horrorgeschichte, die dich vor Grauen nicht mehr loslässt“. Als jemand, der Horror nicht allzu sehr mag, kann ich das mit dem Grauen nicht so recht bestätigen. Aber ich bin auch so dabeigeblieben. Das romantische Adventure mit Mystery konnte mich nämlich dennoch überzeugen.
Story
Es beginnt ominös mit einem rötlichen Mond und der Aussage, die Stadt Mihate sei verflucht. Der Protagonist des Spiels wechselt just auf eine Highschool in Mihate. Schon auf der Fahrt dorthin erzählt ihm eine Journalistin von der örtlichen Legende um sogenannte Yomibito, zurückkehrende Tote, die Unglück bringen sollen. Laut der Legende solle dies in eben diesem Jahr erneut geschehen. Schon am Bahnhof angekommen fühlt sich der Protagonist beobachtet. Im Haus eines Verwandten angekommen fällt er im Glauben, dort allein zu leben, müde ins Bett. Wie sich herausstellt, lebt aber auch seine Cousine Maimi dort, und endlich darf man dem Protagonisten einen Namen geben.

Fortan besucht er die dortige Highschool und wird durch den Mitschüler Kensuke dazu gedrängt, dem Mystery Club (offiziell eigentlich Tribal Studies Research Club) beizutreten. Damit dieser selbst die attraktiven Mädchen und die betreuende Lehrerin dort leichter treffen kann. Natürlich wird der Protagonist bald Mitglied des Clubs, dem sonst nur Mädchen angehören. Darunter seine Cousine, die Tochter einer reichen Familie Saya, und die stille Miu, deren Blicke der Protagonist bisweilen unangenehm empfindet. Allerdings drängt sich auch Kensuke dazu, ohne offiziell aufgenommen zu werden.
So vergeht die Zeit, und der oft eher passive und energiearme Protagonist lässt sich mittreiben. Schließlich findet die Gruppe persönliche Gegenstände einer verschwundenen Schülerin. Die Leiche eben dieser Schülerin wird später im Wasser gefunden und mangels andersweitiger Hinweise von einem Unfall ausgegangen. Schon Wochen vorher habe es einen ähnlichen Vorfall gegeben.

Die Sommerpause der Highschool rückt näher und der Mystery Club bekommt zwei weitere weibliche Mitglieder für die Zeit des Sommers. Darunter die anfangs im Zug getroffene Journalistin, die zugleich auch beim Protagonisten und seiner Cousine unterkommt. Außerdem ein unsicheres Mädchen mit dicken Brillengläsern. Und so beginnt die Sommerpause.
Ein unvergesslicher Sommer?
Nachdem also der stundenlange Prolog beendet ist, in dem vereinzelte Dialogoptionen keinen Einfluss auf das große ganze haben, ändert sich der Spielablauf von WorldEnd Syndrome und geht mehr in Richtung Simulation. Fortan hat man meist verschiedene Orte in der Stadt zur Auswahl. Dort gibt es kleinere teils sehr knappe Szenen und bisweilen auch etwas längere Event-Szenen. Einen Ort zu besuchen lässt die Zeit verstreichen.
Anfangs hat man keine Anzeige, was an einem Ort zu erwarten ist. Hat man diesen aber besucht, wird das in den Systemdaten gespeichert. Wenn man dann, nach neuladen oder in einem neuen Durchgang, nochmal an diesem Datum auf die Übersicht schaut, wird das angezeigt, und auch dort angetroffene Personen. Allerdings ist das in manchen Fällen nicht zuverlässig, da bestimmte Events voneinander abhängen.

Außerdem hängen Events vereinzelt auch von „Aurawerten“ des Protagonisten ab. Diese steigen oft bei Begegnungen mit Personen und werden ebenfalls nicht im aktuellen Spielstand hinterlegt, sondern ebenso in den Systemdaten. Meinem Eindruck nach muss man sich keine besonderen Gedanken darum machen, da die Werte so über mehrere Durchgänge bestehen bleiben statt immer von null zu starten. Man könnte das System scheinbar sogar ausnutzen, indem man dauernd neulädt und Szenen nochmal sieht, aber das ist nicht nötig.
Mit den richtigen Events gelangt man dann auf die Story-“Routen“ der einzelnen Clubmitglieder und kann diesen näher kommen. Dabei erfährt man dann mehr, was diese in diesem Sommer umtreibt und sie erleben. Für wichtige Events erhält man dann in der Regel die nötigen Hinwweise. Nun ist es aber nicht einfach Ziel, mit der gewünschten Partnerin zusammenzukommen. Über die verschiedenen Routen fügt sich ein Gesamtbild zusammen und erst wenn man alle erfolgreich bestritten hat, erreicht man das Finale. Das stört mich nicht.

Kensuke als nicht offizielles Mitglied hat dagegen keine Route, ein kleines bisschen bin ich zugegebenermaßen enttäuscht darüber. Aber man kann ihn dennoch öfter treffen. Er verbringt den Sommer auf der Suche nach einem Idol, das Hauptdarstellerin bei Dreharbeiten in der Stadt ist.
Charaktere
Die Charaktere des Spiels wirken teilweise dem ein oder anderen sicher etwas zu aufgetragen oder klischeehaft. Ich habe damit jedoch kein Problem. Manches wird auch im Verlauf verständlicher.
Die Cousine Maimi zum Beispiel hat ein wenig feminines Auftreten und ist öfter unfreundlich. Frei nach Kensuke(ich distanziere mich davon): „Sie ist niedlich, solange sie den Mund hält.“ Saya als Tochter einer reichen Familie ist eingebildet, gut in Sport und Lernen. Außerdem ist sie trotz ihres jungen Alters schon in die Familiengeschäfte verwickelt. Yukino ist eine optimistische Journalistin, die den Sachen auf den Grund gehen will, und Miu ist schüchtern, verschwiegen und mysteriös. Hanako hat eine übertrieben starke Brille wegen der man ihre Augen nicht sieht, wirkt unsicher und oft wirr. Laut Kensuke könnte sich hinter der Brille eine richtige Schönheit verbergen.

Kensuke schließlich ist der Klassenclown. Er ist großer Fan eines bestimmten Idols und unternimmt erfolglos Annäherungsversuche an diverse Mädchen und Frauen, die er attraktiv findet. Auch unangemessene Äußerungen tätigt er oft. Insgesamt ist er eine Art „Comic Relief“, ein Charakter der einen gewissen Humor reinbringt.
Auch darüber hinaus treten noch weitere Charaktere in WorldEnd Syndrome auf, die unterschiedlich wichtig für einzelne Routen oder das gesamte Mysterium sind.
Fazit
WorldEnd Syndrome hat mich insgesamt unterhalten, der Horrorfaktor ist meiner Meinung nach aber gering. Für mich ist es eher Mystery als Horror. Ich mochte den Ansatz, über mehrere Durchgänge verschiedene Seiten mitzuerleben und dabei auch nach und nach bei der Ortsauswahl mehr Anzeigen zu haben. Ich habe persönlich auch kein Problem damit, dass man alle Routen bestreiten soll, auch wenn dadurch einzelne Routen nicht zufriedenstellend Aufklärung des Mysteriums bieten. Das hätte ich sowieso getan, und keiner der Charaktere war mir zu unsympathisch.

Meinem Eindruck nach wird zwar nicht alles aufgeworfene geklärt, zumindest nicht durch die erfolgreichen Durchgänge allein. Und im Abschluss schien es mir auch kleinere Ungereimtheiten zu geben. Insgesamt halte ich das als Mysterygeschichte betrachtet verkraftbar, nur ein gewisser Storykniff gefällt mir nicht so recht. Außerdem habe ich auch nicht besonders darauf geachtet, wie schlüssig die Handlungen von Personen über verschiedene Routen hinweg sind, mir sind dabei keine prägnanten Widersprüche aufgefallen.
Durch bestimmte Events und simple „Missionen“ bekommt man Belohnungen für die Sammlung, die aber meist wenig hinzufügen. Das kreide ich aber nicht negativ an. Auch gesehene Illustrationen werden in ein Album eingefügt. Besonders anzüglich sind diese nicht und dürften auch für etwas empfindlichere Leute verkraftbar sein.

Wer also eine Mischung aus romantischem Adventure und Mystery tendenziell interessant findet, kann ruhig einen Blick auf WorldEnd Syndrome werfen. Es waren gute Tage.

Getestet auf PlayStation 4.