Monster Hunter Rise (Review)

Monster Hunter Rise für Nintendo Switch ist der neuste Teil der „Monster Hunter“-Reihe von Capcom. In Echtzeitkämpfen legt man sich mit Monstern an. Mit so gewonnenen (und in der Gegend gesammelten) Materialien kann man seine Ausrüstung verbessern beziehungsweise neue herstellen. Im Fortschritt werden neue Quests auch mit weiteren Monstern verfügbar. Eine Story ist auch vorhanden, aber sehr knapp präsentiert. Allerdings endet sie in der Launch-Version noch mit einem Cliffhanger, und wird wohl erst im zweiten Title Update richtig abgeschlossen.

Spielercharakter und Buddies

Zu Beginn erstellt man erst einmal seinen eigenen Charakter. Die Gesichtszüge lassen sich in kleinen Schritten anpassen, es gibt mehrere Frisuren zur Auswahl. Haar-, Haut- und Augenfarbe lassen sich einstellen. Ebenso die Stimme. Diese wird man im Kampfgeschehen reichlich hören können, wenn man das nicht ausschaltet. Die Sprachausgabe im Spiel ist wahlweise auf English, Japanisch, oder auf „Monster Hunter Language“.

Außerdem erstellt man zwei computergesteuerte Buddies. Einen Palico, einen katzenartigen Kampfgefährten mit verschiedenen zur Verfügung stehenden Unterstützungstypen. Zum Beispiel spezialisiert auf Heilfertigkeiten, auf Fallen, oder auf Bomben. Diese gibt es schon länger in der Reihe.

Neu hinzu kommt ein Palamute, ein hundeartiger Begleiter, der ebenfalls mitkämpfen kann. Auf diesem kann man sogar reiten. Im Spielverlauf kann man noch weitere Palicos und Palamutes erhalten. Außerdem kann man dann eine beliebige Kombination wählen.

Spielbeginn

Nach Erstellen von Spielercharakter und Buddies beginnt die knappe Geschichte. Man spielt einen Bewohner des Dorfes Kamura, das von der fernen Vergangenheit Japans inspiriert ist. Zu Beginn des Spiels wird man von der Gilde als Monster-Jäger anerkannt. Doch es gibt nicht nur diese gute Nachricht. Die sogenannte Randale droht erneut. Dabei tauchen viele Monster auf und greifen das Dorf an. Beim Schutz des Dorfes wird der Spieler als frischer Jäger seinen Teil beitragen. Doch zuerst wird man durch das Dorf geführt, um als Spieler die verschiedenen Einrichtungen kennenzulernen.

Die Basics im Questgebiet

Auch als anerkannter Jäger sollte man die Grundlagen nicht vergessen, und so erhält man eine Tutorial-Quest. Dort werden Dinge wie das Camp im Questgebiet, die Fortbewegung auch per Palamute und den neuen Seilkäfern, und nützliche wildlebende Tiere, die „einheimischen Wesen“ erklärt.

Auf dem Palamute kann man geschwind durch die Gegend reiten und kleinere Klippen hochklettern. Mit den Seilkäfern kann man sich durch die Gegend ziehen und schwingen. Bewegungsaktionen mit Seilkäfern versetzen einen Seilkäfer in einen kurzen Cooldown, in dem man diesen nicht nutzen kann. Standardmäßig hat man zwei Stück, in den Questgebieten kann man noch einen dritten einsammeln, der eine Zeit lang verfügbar ist. Nach Einsatz eines Seilkäfers kann man an Wänden horizontal oder vertikal entlangrennen, solange die Ausdauer reicht.

Es gibt diverse „einheimische Wesen“. Z.B. kleine Vögel, die Irrlitze, die für die Dauer der Quest Statuswerte erhöhen. Manche Tiere geben kurzzeitige Buffs. Dann gibt es noch Helferwesen, von denen man mehrere aufsammeln kann. Die meisten davon kann man als Item für bestimmte Effekte einsetzen. Mit dem Miefnerz z.B. kann man nahe große Monster anlocken, um sie in Fallen oder zu anderen großen Monstern zu führen.

Quests, Quests, und noch mehr Quests

Nach der Tutorialquest muss man jeweils eine bestimmte Anzahl einer markierten Auswahl von Quests abschließen, um die nächste Keyquest zum Fortschritt freizuschalten. Darüber hinaus gibt es auch Quests, die nicht zu dieser Auswahl gehören. Zum Beispiel manche Nebenquests, die man von Dorfbewohnern erhalten kann.

Außerdem sind Quests in Dorf-Quests und Stätten-Quests unterteilt. Dorf-Quests kann man nur alleine mit bis zu zwei Buddies bestreiten. In Stätten-Quests kann man mit bis zu drei anderen Spielern gemeinsam spielen. In Stätten-Quests wird die Schwierigkeit aber an die Anzahl der Spieler angepasst. Je mehr Spieler teilnehmen, desto mehr halten die Monster aus. Doch auch mit nur einem Spieler halten Monster dort mehr aus als in Dorf-Quests, da diese extra einfacher gemacht wurden.

Für Stätten-Quests kann man eine eigene Lobby für bis zu vier Spieler nutzen. Wählt ein Spieler eine Quest aus, können andere Spieler in der Lobby beitreten. Wer eine Quest auswählt, kann zudem gleich eine Beitrittsanfrage schicken oder dies während der Quest machen. Dies ermöglicht es auch Spielern, die nicht in der gleichen Lobby sind, der Quest beizutreten. Im Multiplayer kann jeder Spieler nur einen Palico oder Palamute mitbringen.

Der Fortschritt von Dorf-Quests und Stätten-Quests ist getrennt. Allerdings kann man in gewissem Maße durch Fortschritt in Dorf-Quests spezielle Quests freischalten, die beim Abschluss den Fortschritt im Hub erhöhen. Die knapp erzählte Geschichte fängt gewissermaßen in den Dorf-Quests an, um in der Versammlungsstätte weiterzugehen.

Im Dorf kann man lediglich Quests im „Niedrigen Rang“ spielen. In der Versammlungsstätte gelangt man mit entsprechend Fortschritt in den „Hohen Rang“. In diesem sind die schon im niedrigen Rang vorhandenen Monster stärker und bekommen teils neue Moves. Manche Monster sind nur im „Hohen Rang“ verfügbar. Dafür gibt es höherrangige Materialien von Monstern und zum Sammeln, um bessere Ausrüstung herzustellen, und neue Features werden freigeschaltet.



Ausrüstung, die Qual der Wahl

Es gibt 14 Waffenarten, die sich unterschiedlich spielen. Es gibt „Scharfe Waffen“ wie das Großschwert, mit denen man teilweise Schwänze abtrennen kann. „Stumpfe Waffen“ wie den Hammer, mit denen man Monster kurzzeitig K.O schlagen kann. Waffen die gut blocken oder kontern können. Außerdem gibt es drei Arten von Fernkampfwaffen. Das leichte und das schwere Bogengewehr benötigen beide verbrauchbare Munition, um effizient zu sein. Der Bogen benötigt Ausdauer für effizientes Kämpfen.

Im Spielverlauf kann man für jede Waffenart drei „Wechselkünste“ freischalten. Zwei davon kann man als Ersatz für Teile des normalen Movesets eintauschen. Z.B. dass ein Ausweichmove des Bogens viel kürzer wird, aber einen Nahkampfangriff ausführt, der Angriffe kontern kann.

Die dritte Wechselkunst ist jeweils ein alternativer Seidenbinder-Angriff, von denen man zwei pro Waffe ausgerüstet haben kann. Seidenbinder-Angriffe benötigen einen oder zwei Seilkäfer zur Ausführung; der Cooldown unterscheidet sich je nach Seidenbinder-Angriff. Allerdings ist einer der insgesamt drei fix und kann nicht mit der Wechselkunst ausgetauscht werden.

Rüstungen haben in der Regel neben Verteidigungswerten noch Fähigkeiten. Manche sind allgemein nützlich wie simple Boni auf Angriff oder Verteidigung, andere sind wichtiger für bestimmte Waffenarten. Je nach Fähigkeit kann man unterschiedlich hohe Level des Effekts erreichen. Rüstungen aus dem hohen Rang haben außerdem meist Slots für Dekorationen. Diese kann man herstellen und geben ebenfalls ein Level einer Fähigkeit. Außerdem schaltet man im Verlauf des Spiels den Schmelztiegel frei, in dem man aus Materialien Talismane herstellen lassen kann. Das Ergebnis ist allerdings zufallsbedingt und ein Auftrag benötigt jeweils eine Quest lang, um abgeschlossen zu werden. Talismane können bis zu zwei Fähigkeiten mit unterschiedlichem Level und Slots haben.

Jagen und sammeln

Es gibt Quests, in denen man Monster jagen oder fangen soll, und andere, in denen man Items sammeln soll. Monster sind unterteilt in kleine Monster und große Monster. Kleine Monster sind nicht besonders gefährlich und nutzen sehr einfache Angriffsmuster. Große Monster halten deutlich mehr aus, sind stärker, und kämpfen komplexer.

Bei großen Monstern gilt es, im Idealfall die richtigen Stellen zu treffen, und selbst Angriffen auszuweichen oder sie je nach Waffe zu blocken oder kontern. Ausweichen, Blocken und manche Waffenaktionen benötigen Ausdauer, weshalb man etwas auf den aktuellen Stand achten sollte. Außerdem kann man Aktionen nicht nach Belieben abbrechen und sollte deshalb nicht einfach wild Knöpfe drücken.

Mit jeder Waffe kann man zudem den Seilfall einsetzen, wenn man von Angriffen umgeworfen wird. So kann man geschwind die Position wechseln und wieder auf die Beine kommen. Allerdings kann es passieren, dass man dabei durch Folgeangriffe getroffen wird. Da man eine Zeit lang unverwundbar ist, wenn man zu Boden geworfen wurde, ist der Einsatz deshalb nicht immer eine gute Idee. Bei manchen speziellen Angriffen ist es dagegen empfehlenswert, sich per Seilkäfer zu retten, um nicht vom Folgeangriff getroffen zu werden.

Wird man besiegt, ist die Quest aber meist noch nicht gescheitert. Man landet stattdessen zurück im Camp. In der Regel sind Quests erst gescheitert, wenn insgesamt dreimal jemand besiegt wurde, unabhängig von der Anzahl der Spieler.

Der Seilfall in Aktion.

Lasst uns Monster reiten

Schaden durch Seidenbinder-Angriffe, Angriffe aus der Luft, und Angriffe anderer großer Monster können ein großes Monster in einen kurzzeitig reitbaren Zustand versetzen. Beim sogenannten Wyvern-Reiten kann man sich mit dem Monster schnell durch die Gegend bewegen, es für Schaden gegen Wände rennen lassen, oder sogar gegen andere Monster kämpfen lassen. Große Monster, die nicht das Questziel sind, gelangen besonders schnell in den reitbaren Zustand.

Jetzt gibt’s Randale

Randale-Quests sind anders im Ablauf. Ein paar Randale-Quests sind vorgegeben für den Fortschritt, daneben kann man auch optional noch Randale-Quests bestreiten.

Randale-Quests erinnern sehr an Tower-Defense. Es gilt ein Tor vor der Zerstörung durch Wellen angreifender Monster zu beschützen. An vorgegebenen Stellen der Karte kann man Anlagen aufstellen. Es gibt unter anderem Waffen wie Ballisten und Kanonen, die Spieler selbst betätigen müssen, und automatische Geschütze. Jede Art von Anlage hat eine Maximalmenge, wieviele gleichzeitig vorhanden sein können. Die meisten kann man aber frei abreißen und neu errichten. Außerdem gibt es einen speziellen Gong, den man nicht selbst errichten kann. Dieser verstärkt kurzzeitig die Spieler, um im Kampf mit der eigenen Ausrüstung viel Schaden zufügen zu können. Dieser Buff wird manchmal auch automatisch ausgelöst.

Verschiedene Aktionen, wie diverse Subziele abzuschließen, oder Gegner zurückzuschlagen, erhöhen nach und nach das Festungslevel. Mit höherem Festungslevel werden Anlagen verstärkt und neue verfügbar.

Randale.

Die meisten Monster lassen sich mit relativ wenig Schaden zurückschlagen, wobei sie sich nach kurzem Weg in Luft auflösen. Das wirkt seltsam, aber dient der Übersicht. Bestimmte Monster halten deutlich mehr aus. Besiegt man ein vorgegebenes Monster der letzten der zwei bis drei Angriffswellen, oder läuft die Zeit ab, ist die Randale-Quest erfolgreich.

Aufgrund der Übersicht wird man bisweilen unerwartet von Monstern getroffen. Wirklich schwer sind die Randale-Quests aber eher nicht. Es gibt auch kein Limit, wie oft Spieler besiegt werden dürfen. Erst bei Zerstörung des letzten Tores ist die Randale-Quest gescheitert.

Spezielle Belohnungen aus der Randale lassen sich beim Schmied oder Schmelztiegel nutzen.

Abwarten und Tee trinken?

Nachdem im Spielverlauf außerhalb von Quests Bildschirmeinblendungen anzeigen, was man zum Fortschritt machen soll, gelangt man schließlich an einen Punkt, in dem es keine solche Einblendung mehr gibt. Allerdings ist die Story dann noch nicht wirklich zu Ende, wie auch diverse Texte von NPCs andeuten. Nach bisherigen Infos wird es das Ende der Geschichte wohl erst in Title Update 2 geben, das noch nicht datiert ist. Dieses soll, ebenso wie das erste, auch mehrere neue Monster bringen. Das erste Title Update ist für Ende April angekündigt.

Es bleibt aber zu sagen, dass das Spiel im großen und ganzen auf der technischen Seite nicht gerusht wirkt. Es läuft überwiegend stabil. Der ein oder andere Bug ist vorhanden, was aber schon lange fast schon normal ist. Außerdem finden sich bisweilen Tipp- und Übersetzungsfehler zumindest in der englischen Sprache.

Wer nach Abschluss der vorhandenen Story motiviert genug ist, kann noch einige weitere Stunden mit dem Spiel verbringen. So kann man z.B. Gildenkarten-Awards freischalten. Oder Materialien für andere Ausrüstung und Dekorationen ergrinden. Leider gibt es diverse wünschenswerte Fähigkeiten momentan gar nicht als Dekoration und teils auch auf zu wenig Rüstungsteilen. Man kann versuchen, beim Schmelzen von Talismanen Glück zu haben. Sehr schnell taugen aber die meisten erhaltenen Talismane nur dazu, im Verhältnis 20:3 eingeschmolzen zu werden. Besondere Herausforderungen, für die sich eine Optimierung der Ausrüstung lohnt, gibt es aber derzeit noch nicht.

Fazit

Monster Hunter Rise ist in gewissem Maße eine Mischung aus Neuerungen von Monster Hunter World/Iceborne und älteren Teilen. Die Movesets übernehmen viel aus World und Iceborne, die Seidenbinderangriffe und Wechselkünste erinnern etwas an Generations mit seinen Arts und Styles. Auch grafisch steht es dazwischen. Die Questgebiete sind wie in World jeweils ein Gebiet ohne weitere Ladebildschirme darin.

Palamutes, Seilkäfer und Wallruns machen die Fortbewegung innerhalb der Gebiete spaßiger als je zuvor, auch wenn manche nicht erklimmbare Wand oder unsichtbare Barriere, die nicht am äußeren Rand der Gebiete liegt, etwas störend wirken kann.

Der Seilfall bringt zusätzliche Dynamik in Kämpfe und die Wechselkünste ermöglichen teilweise noch etwas mehr Anpassung des Kampfstils an die eigenen Wünsche. Das Wyvern-Reiten ist eine vielfältigere Alternative zum Besteigen von Monstern, das in Monster Hunter 4 eingeführt wurde.

Ob man einen „Tower Defense“-Modus als Abwechslung zu normalen Quests willkommen heißt, oder als lästig empfindet, dürfte von Person zu Person unterschiedlich sein. Schon in früheren Teilen stießen Quests mit Fokus auf Waffen wie Ballisten und Kanonen nicht unbedingt gerade auf allgemeine Beliebtheit.

Die Story ist im Gegensatz zu Monster Hunter World wieder sehr knapp. Daran werden die Title Updates vermutlich nicht viel ändern.

Insgesamt kann man aber auch jetzt schon dutzende Stunden Unterhaltung finden.

Bleibt abzuwarten, ob Capcom mit den Title Updates überzeugen kann.

Getestet auf Nintendo Switch.

Nachtrag zu den Title Updates auf 2.0 und 3.0

Mit dem ersten Title Update Ende April ließen sich endlich viele vorher vermisste Dekorationen für diverse Skills herstellen. Somit wurde die Setgestaltung auch ohne RNG-Glück beim Talismanschmelzen freier.
Es wurden auch mehrere Monster hinzugefügt. Somit kamen wieder einige Stunden Unterhaltung dazu.

Mit dem zweiten Title Update Ende Mai kam auch endlich das Ende der Story, rund zwei Monate nach Release. Erzählerisch war es wie erwartet knapp. Es kamen neue Monster und mehrere schwerere Quests hinzu. Leider mangelt es daneben an neuer Langzeitmotivation für Spieler wie mich, die in der Zwischenzeit aktiv gespielt haben. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.