Wir alle kennen das: Spiel ist erfolgreich. Einzigartig sogar! Alle Welt liebt es, die Reviewer, die Spielerschaft. Oder zumindest genug, um die üblichen Mechanismen der Branche in Gang zu setzen. Denn je mehr Wasser den Fluss der Zeit herabfließt, desto mehr Studios versuchen sich an derselben Formel. So geschehen in den letzten Jahren immer wieder mit The Case of the Golden Idol, welches selbst bereits innerhalb kürzester Zeit einen Nachfolger bekam. Ein solcher Vertreter erscheint heute mit The Case of the Worst Day Ever. Ich durfte für euch die letzten Wochen einer Familie an ihrem schlimmsten Tag in ihrem Leben über die Schulter blicken.
It’s the Worst Day Ever!
Denn während in den Golden Idol-Spielen ein großes, Jahrhunderte überspannendes Mysterium im Zentrum steht, folgen wir in The Case of the Worst Day Ever den Irrungen und Wirrungen einer Familie. Dreh- und Angelpunkt ist ein Familienfoto, auf dem sich nahezu jedes Familienmitglied nicht allzu glücklich präsentiert. Die Katze guckt grumpy (selbstverständlich). Die Kinder weinen. Und die Erwachsenen schauen auch aus, als hätten sie bereits bessere Tage erlebt. Zehn Fälle gibt es für uns, in denen wir herausfinden sollen, was mit jeder einzelnen Person an diesem Tag geschehen ist.
Spielerisch wartet auf euch in The Case of the Worst Day Ever, wenn ihr bereits im Goldenen Idol ermittelt habt, wenig Neues. Wir betrachten in jedem Kapitel eine Szenerie während oder nach dem Moment der “Katastrophe”. So ist beispielsweise der erste Fall der Beweis dafür, warum Grumpy Cat so grumpy ist. Wären wir wohl auch, wenn uns ein Stinktier attackiert hätte!
Jede Szene bietet etliche Interaktionspunkte, hinter denen sich Informationen verstecken. So lesen wir Textnachrichten auf dem Smartphone einzelner Personen, Briefe oder andere Details. Hin und wieder sammeln wir dabei Begriffe, die wir für die Lösung des Falles benötigen. Dies kann man in den Einstellungen automatisieren, wodurch die Begriffe nur so in unser Inventar fliegen! Kein nerviges Rumgeklicke auf unterstrichene Worte mehr! Leider aber auch zugleich weniger Fokus auf das geschriebene Wort.

Dies unterstreicht in meinen Augen das hauptsächliche Problem des Gameplay-Loops, den bereits die Vorbilder hatten. Erst Begriffe suchen bis alles voll ist, dann Szenerie eingängiger betrachten und die Schlussfolgerungen ziehen.
Ein Tag zum Vergessen
Dafür gelingt dieser Gameplay-Loop in The Case of the Worst Day Ever sehr gut und Fans dieser Art von Spiel kommen voll auf ihre Kosten. Wie aber bereits bei The Rise of the Golden Idol stellte sich bei mir schnell eine Langeweile ein. Jeder Fall ist spielerisch ähnlich aufgebaut. Begriffe sammeln, Szenario eingängiger betrachten und dann Lückentexte ausfüllen. Dadurch steht und fällt alles mit dem zugrunde liegenden Szenario.
Den Geschichten in The Case of the Worst Day Ever fehlte in meinen Augen etwas. Es ist einerseits ganz nett, wenn wir hier eher “normalere” Ereignisse erleben. Es muss nicht immer ein Mysterium sein. Oder ein Blick in die Abgründe menschlicher Bosheiten. Drama und Konflikt entstehen auch in den kleinen Dingen des Lebens. Wenn beispielsweise ein Ölwechsel komplett schief geht. Oder Eifersucht seinen Weg in einen Kuchenwettbewerb bahnt. Das Spiel hat nette Ausgangssituationen, aber da – anders als im ersten Golden Idol – ein überspannender Bogen fehlt, litt bei mir die Motivation. Zudem fehlt mir ein wenig das Gefühl, dass sich noch eine zweite, nicht direkt sichtbare Ebene unter einem Szenario befindet. Dies war in meinen Augen eine Stärke von The Case of the Golden Idol.
Ein Comic ohne viel Humor
Ein wenig habe ich mir wohl erhofft, dass The Case of the Worst Day Ever eher humoristisch veranlagt war. Dies ist sicher aufgrund des Comicstils eine falsch bei mir geschürte Erwartung gewesen. Humor wäre sicherlich eine gute Alternative gewesen, um meine Motivation zu fördern, aber wir sind hier letzten Endes (leider) nicht bei Wünsch-Dir-Was.

Und so stellt sich The Case of the Worst Day Ever am Ende als ein kompetenter Ableger des Genres der “Idol-like” dar. Spielerisch folgt das Adventure derselben Formel und auch die Schwierigkeit wird zunehmend anspruchsvoller. Kleinere Einstellungsmöglichkeiten wie das automatisierte Aufsammeln der Begriffe oder eine auf Wunsch klare Darstellung von Fehlern im Lösungsbildschirm, machen das Spiel zudem zugänglicher. Doch trotz all dieser Qualitäten war der schlechteste Tag im Leben dieser Familie kein allzu spannender. Ich frage mich, ob die Notwendigkeit einer stärkeren Narrative ein persönliches oder ein grundsätzliches Problem für diese Designformel darstellt. Daher kann ich das Spiel erst einmal nur all jenen empfehlen, die sich eh für diese Form der Ermittlungsadventures interessieren.
Auf PC einem schlechten Tag auf den Zahn gefühlt. Ein herzlicher Dank geht an Hero Game LLC für die Bereitstellung eines Mustercodes.