Marsupilami: Hoobadventure (Review)

Der quirlige Urwaldbewohner Marsupilami ist bereits seit vielen Jahrzehnten ein beliebter Comicheld, als Hauptdasteller in einem Videospiel ist er aber bisher nur wenig in Erscheinung getreten. Das französische Entwicklerteam Ocellus hat sich in ihrem ersten komplett eigenen Spiel des Tieres mit dem langen Schwanz angenommen und ein Spiel produziert, dessen Qualität meine Erwartungen, gerade für ein Lizenzspiel zu einer eher kleineren Comicmarke bei weitem übertroffen hat.

Die Geschichte von Marsupilami: Hoobadventure ist so kurz wie sie unbedeutend ist und wird folgerichtig nur in einer kurzen Sequenz zu Beginn und Ende des Spiels erzählt. Ein böser Geist sucht Marsupilamis Wald heim und die einzige Möglichkeit, ihn aufzuhalten, ist es, die drei Edelsteine auf seiner Krone zu mopsen. In insgesamt drei Welten muss Marsupilami dem Geist nun also hinterherjagen, um sich schlussendlich alle drei Edelsteine zu schnappen. Seit einem kostenfreien Update, das in späteren physischen Versionen auch bereits auf Karte respektive Disc mit ausgeliefert wurde, kommt dann noch eine vierte Welt, die Welt der Dinosaurier, hinzu, in der Marsupilami der ständigen Bedrohung durch einen hungrigen Spinosaurus entkommen und wieder nach Hause gelangen muss.

Die Spielmechanik in Marsupilami: Hoobadventure ist sehr klar von den Donkey Kong Country-Spielen der Retro Studios inspiriert. Marsupilami kann laufen, springen und vor allem mithilfe seines Schwanzes rollen. Rollt Marsupilami, ist er nicht nur bedeutend schneller, sondern kann zudem auch in Abgründe hineinrollen und verzögert abspringen, um weitere Distanzen zu überwinden. Hinzu kommen Vögel, die Marsupilami in verschiedene Richtungen schießen können und kaum versteckt von den Kanonenfässern in Donkey Kong Country inspiriert sind. Doch nicht nur in der grundlegenden Spielmechanik, auch im Leveldesign scheint die Inspiration deutlich durch.

Eine entscheidende Rolle im Leveldesign spielt nämlich immer wieder das abspringen vom Kopf von Gegnern, gerne auch in längeren Ketten. Im Gegensatz zur Vorlage ist Marsupilami, jedenfalls in den ersten beiden Welten, dabei deutlich großzügiger und bringt den Spieler nur selten mit solchen waghalsigeren Manövern in Lebensgefahr. Allerdings, wer alle Level im Spiel spielen möchte, der muss auch die in den Levels versteckten Geheimnisse erkunden. So gibt es in jedem Level ein Minispiel, Dojo genannt, zu finden, in dem man eine kurze Aufgabe im Stil der Bonusräume von Donkey Kong Country lösen muss – im Regelfall das Sammeln einer gewissen Zahl an Früchten unter erschwerten Bedingungen. Vereinzelt gibt es aber auch Variationen der Art, dass man beispielsweise eine gewisse Zeit einfach nur überleben muss. Noch wichtiger sind aber drei Sammelgegenstände in jedem Level, die oft etwas schwierigere optionale Sprungsequenzen abschließen und als Zugangsvoraussetzung von Geheimlevels fungieren. Diese Items sind mit viel Fingerspitzengefühl platziert und motivieren stets zu waghalsigen Sprungmanövern.

Neben dem normalen Durchlauf durch ein Level und den Sammelgegenständen gibt es noch zwei zusätzliche Levelvariationen. Jedes Level verfügt über einen Time Trial, bei dem man das Level in möglichst kurzer Zeit abschließen muss, um eine Bronze-, Silber- oder Gold-Medaille zu erhalten. Zwar ist Hoobadventure in der Hinsicht nicht annähernd so biestig wie Donkey Kong Country Returns und Tropical Freeze, dennoch sind die Time Attacks nicht nur hervorragend abgestimmt für einen guten Spielfluss, sondern stellen auch geübte Jump & Run-Fans auf gelungene Weise auf die Probe.

In der vierten Welt – die übrigens auch die mit dem besten Leveldesign ist – gibt es schließlich zusätzlich einen Kataklysmus-Modus, in dem man jedes Level in einer deutlich schwierigeren Variante mit mehr Fallen und deutlich weniger sicherem Boden unter den Füßen absolvieren muss. Besonders ehrgeizige Spieler werden durch eine subtile Belohnung dazu herausgefordert, diese Varianten der Level ohne Lebensverlust abzuschließen. Der einzige Wermutstropfen im Design von Marsupilami: Hoobadventure ist der verhältnismäßig geringe Umfang, der aber durch den Budget-Preis und die zahlreichen optionalen Herausforderungen – Time Attack und Kataklysmus – deutlich relativiert wird.

Technisch gibt es, jedenfalls in der getesteten Xbox Series X-Version des Spiels, keinen Mangel festzustellen. Die Grafik ist flüssig, farbenfroh und ausdrucksstark, die Animationen gelungen und die Level stets hinreichend übersichtlich, dass man gut erkennen kann, wo man als nächstes lang muss. Die Musik ist rasant und stimmungsvoll, so dass die lockere Atmosphäre des Spiels auch akustisch überzeugend getragen wird.

Marsupilami: Hoobadventure ist ein liebevoll designtes Jump & Run, das sich zwar sehr klar an den Donkey Kong Country-Spielen orientiert, aber im Leveldesign mit eigenen Ideen stets frisch wirkt und mit seiner exzellenten Spielmechanik begeistern kann. Ocellus ist hat mit seinen zwei eigenen Spielprojekten – neben Marsupilami haben sie auch Die Schlümpfe: Abenteuer im Traumland entwickelt – vorbildliche Arbeit geleistet und einen Qualitätsstandard gehalten, der bei Kindern mit so junger Zielgruppe und einer Lizenzumsetzung äußerst ungewöhnlich ist. In meinen Augen ist Maruspilami: Hoobadventure ein Pflichtspiel für Jump & Run-Freunde und Ocellus ein Entwickler, den man unbedingt im Auge behalten sollte.

Getestet auf Xbox Series X.