
Als Tochter zweier Archäologen kann das Leben schon sehr spannend sein, gerade wenn die Eltern einen auf ihre zahlreichen Expeditionen mitnehmen. Renata genießt ihre abenteuerliche Kindheit im Expeditionslager ohne Frage, doch eines Tages kommen ihre Eltern von der täglichen Suche nach Artfakten nicht wie erwartet pünktlich zurück. Da macht sie sich natürlich gleich Sorgen um ihre Eltern und begibt sich, wie es sich für eine gute Tochter gebührt, auf eine Rettungsexpedition.
Frogun ist in insgesamt sechs Welten zu jeweils sechs Levels unterteilt, die in strikt linearer Reihenfolge gespielt werden. Die ersten vier Level einer Welt sind einfache Hüpfspiellevel, wohingegen das vorletzte Level einer jeden Welt ein Wettrennen um einen Schatz ist und das letzte Level der Welt immer etwas kürzer ist und dafür mit einem Endgegnerkampf abgeschlossen wird.

Spielerisch erinnert Frogun an Chameleon Twist, denn Renata – von ihrem Gegenspieler in den Wettrennen auch neckisch Froschmädchen genannt – hat eine ganz besondere Pistole: die Frogun. Frogun ist halb intelligenter Frosch und halb Schusswaffe und kann Renata mit seiner Zunge unterstützen. Die lange Zunge kann auf Knopfdruck ausgefahren werden und haftet an den allermeisten Materialien im Spiel – seien es Wände, schwebende Kugeln oder auch Gegner. Was dann passiert, hängt von dem Objekt ab, das man angezüngelt hat. Mal zieht Renata das Objekt zu sich und kann es dann in aller Regel als Wurfgeschoss verwenden, mal zieht Renata sich an das Objekt heran.
Leider ist es im Vorfeld nicht klar ersichtlich, welche Objekte angezogen werden und welche Objekte ihrerseits Renata anziehen. Zwar verhält sich jedes Objekt immer gleich, aber wenn man auf neue Gegner trifft, ist Vorsicht angesagt und sicherheitshalber sollte man im Zweifelsfall nur auf einen Gegner schießen, wenn man mit beiden Ergebnissen leben könnte. Sobald man alle Gegnertypen kennt und sich eingeprägt hat, welcher Gegnertyp welchen Effekt hat, kann man ein wenig mutiger an das Spiel herangehen, da es aber durchaus eine Menge Gegnertypen gibt, ist ein gutes Erinnerungsvermögen Pflicht.

Im Gegensatz zum Nachfolger Frogun Encore besitzt die Frogun im ersten Teil keine athletischen Zusatzfunktionen, sie wird aber nichtsdestotrotz umfassend eingesetzt. Leider ist die Zuverlässigkeit der Frogun absolut unzureichend. Zunächst einmal ist es grundsätzlich sehr schwierig mit der Frogun zu zielen und man verzieht die Pistole sehr leicht. Das Spiel kompensiert das optional durch drei Hilfsmittel, die aber nicht in jeder Situation tatsächlich eine Unterstützung sind: Die Möglichkeit, die Schusswinkel auf volle 45°-Schritte zu beschränken, eine automatische Zielfunktion – die leider äußerst intransparent und unzuverlässig ist – sowie einen Marker, der anzeigen soll, wo die Froschzunge beim nächsten Knopfdruck hin schnellen soll.
Dass dieser Marker in aller Regelmäßigkeit lügt und die Zunge deutlich von der angezeigten Zielposition abweicht, ist vermutlich das größte Ärgernis des Spiels, besonders im Zusammenspiel mit den in der zweiten Spielhälfte immer wieder vorkommenden Gapple-Sequenzen. Hierbei muss man Renata über einen Abgrund führen, indem man sich an einer ganzen Sequenz von greifbaren Objekten entlang zieht. Solange diese Objekte in einer geraden Reihe sind, ist zumindest die Zielrichtung kein großes Problem, die Höhe, auf der man seinen Grappleschuss abgeben sollte, allerdings sehr wohl. Dass hierbei regelmäßig der Marker zu früh anzeigt, dass man das nächste Ziel treffen kann, ist eine regelrechte Katastrophe, denn ein falscher Zungenschlag führt hier ins Verderben.

Das ist schade, denn grundsätzlich ist die Idee der Frogun echt unterhaltsam und im Sequel bereitet die klebrige Zunge auch bedeutend weniger Schwierigkeiten, das Original Frogun wird auf diese Weise aber leider zu einer echten Geduldprobe. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist entsprechend auch schwierig adäquat anzugeben, denn einerseits sind die Leveldesigns größtenteils nicht allzu knifflig, andererseits kann das Spiel durch die unzuverlässige Frogun schnell äußerst frustrierend werden. Unabhängig von der Frogun sind allerdings die Endgegner durchaus knackig, da der Solo-Entwickler Molegato sich eine Menge Angriffe hat einfallen lassen und die Endgegner bis zum Schluss neue Tricks auf Lager haben, die Renatas spärlichen Energievorrat ratzfatz wegknabbern können.
Wem Renatas Lebensenergie zu spärlich ist, der hat allerdings die Möglichkeit, die Lebensenergie im Laufe des Spiels mehrfach aufzuwerten. Insgesamt kann man von drei auf acht Energiestücke hochgehen, das Maximum zu erreichen bedarf allerdings einer besonders gründlichen Spielweise. Grundsätzlich sind die Upgrades leicht zu finden, denn sie sind einfach auf der Weltkarte in Truhen versteckt, an denen man ohnehin vorbeikommt. Allerdings muss man die Truhen mittels Abzeichen öffnen, die man für verschiedene Leistungen in den Levels erhält. Die Amulettfassung erhält man für den einfachen Abschluss eines Levels, die Smaragdaugen gibt es dafür, dass man zwei Smaragde im Level findet, und ein weiteres Abzeichen gibt es dafür, dass man alle Münzen einsammelt und ins Ziel bringt. Ein Amethystenschädel wird für den erfolgreichen Abschluss eines kniffligen Geheimareals im Level – zugänglich über ein schwarzes Loch – vergeben. Ein Abschluss innerhalb einer vorgegebenen Zielzeit sowie ohne ein Leben zu lassen ergeben jeweils eine weitere Auszeichnung.

Selbst geübte Spieler werden (nahezu) nie alle Auszeichnungen in einem Durchgang verdienen. Erfahrungsgemäß sind jedenfalls zwei Durchgänge erforderlich – einer um die Sammelgegenstände einzusammeln und einer, um die Zielzeit zu erreichen und ggf. den sauberen Durchlauf ohne Tod nachzuholen. In Anbetracht der mechanischen Probleme mit der Frogun und der bis hierhin unerwähnt gebliebenen sehr niedrigen Spielgeschwindigkeit konnte ich mich recht bald nicht mehr dazu motivieren, alle Auszeichnungen mitzunehmen und so musste ich das Spiel mit sechs Energiepunkten abschließen. Ein kompletter Verzicht auf die Auszeichnungen und damit die Lebensenergie-Upgrades dürfte allerdings in den Endgegnerkämpfen kaum mehr zumutbar sein.
Die Präsentation von Frogun weiß zu gefallen. Die Optik des Spiels ist sehr niedlich und bietet eine gelungene Kombination aus Retro-Optik und Aufgeräumtheit. Die Framerate ist auf der Switch stabil, wenn auch nur bei 30 Bildern in der Sekunde, was allerdings in Anbetracht der niedrigen Spielgeschwindigkeit kein Hindernis darstellt. Die Musik ist abwechslungsreich und atmosphärisch gelungen und die Bildschirmtexte scrollen zwar etwas zu schnell über den Bildschirm, sind aber unterhaltsam geschrieben.

Frogun ist ein interessantes Spielkonzept, das aber leider unter einer unzuverlässigen Zielvorrichtung leidet, die besonders die zweite Spielhälfte arg in Mitleidenschaft zieht. In der physischen Fassung des Spiels, die ich getestet habe, sind bereits einige der gröbsten Schnitzer korrigiert, leider ist aber selbst eine geringe Zahl an Fehlschüssen in einem Level bereits tödlich und kann sich gerade in Levels mit komplizierteren Grapple-Sequenzen erheblich auf den Unterhaltungswert des Spiels auswirken. Ich würde empfehlen, dem Nachfolger Frogun Encore den Vorzug zu geben und das erste Frogun nur zu spielen, wenn man nach Encore wirklich nicht genug von dem Konzept bekommen kann.

Getestet auf Nintendo Switch.