Horizon Zero Dawn Remastered (Review)

Vor Urzeiten, als Elisabet Sobeck noch keine zwei Jahre alt gewesen wäre, habe ich mir Horizon Zero Dawn gekauft. Selten habe ich mich so sehr wegen eines Spiels aufgeregt. Wer im Gaming Village könnte also besser geeignet sein, um Horizon Zero Dawn Remastered zu testen?

Erwartungen

In der Zwischenzeit hat sich viel getan. An Horizon Forbidden West war ich ursprünglich kaum interessiert, schließlich habe ich mich über so viel am ersten Teil der Reihe geärgert. Doch je näher der Release kam und je mehr Informationen es gab, desto mehr wollte ich Forbidden West spielen. Letztlich hat mich weiterhin sehr viel gestört, aber ich habe mich auch über sehr viel gefreut. Darunter sind natürlich auch einige Quality-of-Life-Verbesserungen und weitere Veränderungen gegenüber dem Vorgänger.

In Vorbereitung auf den DLC Burning Shores habe ich Horizon Zero Dawn und Forbidden West noch einmal gespielt. Deutlich weniger wütend, schließlich wusste ich bereits, was mich erwarten würde. Dass ich zu viel von der Gamingwelt erwartet hatte, als die Frauenrepräsentation gelobt wurde. Das hat mich trotzdem nicht daran gehindert, zu viel von Rivet in Ratchet & Clank: Rift Apart zu erwarten … 

Aber eigentlich wollte ich eher über meine Erwartungen zu Horizon Zero Dawn Remastered schreiben. Ich habe das gleiche Spiel in hübscher erwartet. Und hurra, diesmal habe ich bekommen, was ich erwartet habe!

Ein Kind ohne Mutter

Die Story ist entsprechend noch dieselbe wie zuvor. Nach einer zu Beginn unbekannten Katastrophe leben die Menschen in Amerika nun in unterschiedlichen Stämmen. Aloy lebt als Ausgestoßene am Rande des Stammes der Nora, die von Stammesmüttern geführt die Urmutter anbeten. 

Da Stammesmitglieder nicht mit Ausgestoßenen reden dürfen, hat Aloy mit kaum jemandem abseits ihres Ziehvaters Rost zu tun. Ob es nun die fehlende Weichheit einer liebenden Mutter oder ihre Rothaarigkeit ist, Aloy wächst zu einer temperamentvollen jungen Frau heran. Ihre einzige Chance, mehr über ihre Mutter zu erfahren, ist ein Sieg bei der Erprobung der Nora. 

Kurz darauf lässt Aloy das Stammesgebiet weit hinter sich. Sie sucht nach ihrer Mutter samt Verknüpfung zur Metallwelt der Alten, aber auch nach einem Mann, der genau wie sie einen Fokus trägt. 

Die kleine Aloy weicht erschrocken vor dem Fokus zurück. In Horizon Zero Dawn Remastered sind Licht und Grafikdetails anders.
Das Licht sieht ganz anders aus.
Metallwelt

Die Metallwelt sind unterirdische Bunker und Gebäude aus der fernen Vergangenheit. Mit dem Fokus, einem technischen Accessoire, findet Aloy dort Datenpunkte. Diese bestehen aus lesbaren Dateien, Audiodateien und Hologrammen. 

Leider ist es spielerisch nicht wirklich unterhaltsam, ständig dicke Textblöcke zu lesen. Außerdem sind die Audiodateien oft zu lang, auf dem Weg zur nächsten Szene fertig zu sein, weshalb sie oft mittendrin abbrechen, hört Aloy sie beim Gehen. Spätestens dann, wenn in einem einzelnen Raum mehrere Audiodateien sind, funktioniert das überhaupt nicht mehr. Glücklicherweise ist das meiste davon optional, auch wenn damit natürlich die Welt der Alten und besonders Schlüsselpersonen daraus mehr Tiefe bekommen. Außerdem habe ich mich auch noch an Vieles erinnert.

Eigentlich landet Aloy bereits als Kind zum ersten Mal in der Metallwelt, wo sie auch den Fokus findet. Allerdings habe ich diesmal Neues Spiel+ gewählt, weil ich bereits einen durchgespielten Speicherstand hatte. Dadurch habe ich ungefragt den Kindheitsabschnitt übersprungen und musste ihn außerhalb meines Spielstands nachholen. Dabei finde ich Aloys Laufanimation sehr niedlich.

Rost erklärt Aloy, wie hilfreich Heilpflanzen sind.
Ich habe wieder unzählige Heilpflanzen gesammelt.

Beim Starten des übertragenen Spielstands aus der alten Version des Spiels als NG+ landete ich zuerst in einem schwarzen Bildschirm, in dem nur Musik spielte. Nach einem Neustart des Spiels konnte ich jedoch ins Spiel einsteigen. Danach gab es fast nur noch einzelne ruckelnde Animationen, gedoppelte Questmarker und vereinzelte hallende Stimmen. Und besonders laute Musik in einem Bereich von Meridian. Einmal ist mir Horizon Zero Dawn Remastered beim Speichern an einem Lagerfeuer abgestürzt. Glücklicherweise allerdings erst, nachdem der Spielstand gesichert war.

Maschinentiere

Aber eigentlich ist das alles egal. Schließlich ist der spannendste und coolste Aspekt von Horizon, für den sich das Spielen am meisten lohnt, ohnehin ein völlig anderer: Die Robodinos. Zu schade, dass Aloy sie vernichten muss! Aber schließlich braucht sie Materialien. Einmal davon abgesehen, dass sie verständlicherweise nicht selbst niedergemäht werden will.

Irgendwann ließ ich Aloy auf einen Langhals klettern. Wo mein Legomodell aus Plastik besteht, fiel mir hier das schimmernde Metall auf. Das war noch viel toller als die feine Webstruktur auf Erends Schal. Auch wenn das Metall natürlich auch nicht auf die Maschinen begrenzt ist.

Diesmal kann ich auch die verschiedenen Wege, einen Langhals zu erklimmen, wertschätzen. Dass die Kartentürme unterschiedlich in ihre Umgebung eingebunden sind. Was aber nicht heißen soll, dass ich nicht vor dem Aufwand bei dem einen oder anderen von ihnen zurückgeschreckt wäre.

Ich mag die Designs der Maschinen immer noch sehr. Bisweilen hatte ich in den Kämpfen Probleme, wenn auch nicht, weil ich Skrupel gehabt hätte, anzugreifen.

Irgendjemand hat nur zwei schlechte Bögen in Aloys Inventar hinterlassen, die beide identische Pfeiltypen nutzen. Wer macht denn sowas?

… 

Dank NG+ war ich an meinen normalen Schwierigkeitsgrad gebunden. Für eine Belohnung hatte ich kurzzeitig überlegt, auf Schwer zu spielen. Aber nachdem ich mir nach dem Durchspielen kurz auf dem höheren Schwierigkeitsgrad die Erprobung genauer angeschaut habe, war es die richtige Entscheidung, darauf zu verzichten. 

Fairerweise konnte ich nur auf die Waffen und Materialien zurückgreifen, die ich übernommen oder neu gesammelt und gekauft habe. Vielleicht hätte ich mir Dinge einfacher machen können, wenn ich länger nach besseren Waffen und Modifikationen gesucht hätte. Und besserer Kleidung samt Modifikationen für mehr Verteidigung. Aber manche Maschinen wollen einfach nicht sterben.

Aloy überbrückt eine Maschine, auf der sie anschließend reiten kann.
Ich kann sie nicht alle überbrücken.
Keine Abrissbirne

Nach Forbidden West hatte ich das Gefühl, der zweite Teil sei einfacher, was die Kämpfe angeht. Während Horizon Zero Dawn Remastered hatte ich das Gefühl, der zweite Teil sei einfacher. So langsam vermute ich, dass an der Sache was dran sein könnte.

Insbesondere das Abreißen von einzelnen Maschinenteilen hat bei mir kaum funktioniert. Zwar bin ich immer noch nicht außerordentlich geschickt mit Pfeil und Bogen, aber es gab viele Momente, in denen meine hohe Abrissrate nichts gebracht hat. Was dazu führt, dass ich keinen Schadensbonus dafür bekomme. Stattdessen muss ich auf die harte Tour Maschinen mit Pfeilen, Schleudermunition und allem, was mein Inventar hergibt, zuballern. Und nach wie vor viel zu oft neue Munition craften.

Zudem ist die Kamera je nach Maschine hinderlich, was das Ausweichen angeht. Oder die Verfolgung von fliegenden Maschinen. 

Im Kampf gegen Vogelmaschinen hatte ich aber auch ein kleines Highlight. Ein Grauhabicht hat die Überreste einer Maschine, die ich zuvor besiegt hatte, aufgehoben und ein Stück abseits wieder abgelegt. Aber meine Beute konnte er sich dadurch auch nicht schnappen! Vor allem, weil ich ihn ohnehin für eine Quest besiegen musste.  Ohne Anvisierung und hoch über Aloys Kopf fiel es mir bisweilen schwer, sie oder insbesondere die Sturmvögel zu treffen.

Eine große Rauchwolke aus dem ursprünglichen DLC-Abschnitt, der in Horizon Zero Dawn Remastered ebenfalls integriert ist.
Bekämpft Aloy keine Maschinen, dann bewundert sie den Himmel.

Daneben gab es eine weitere Maschine, die aus der Erde hervorbricht. Leider gerne so kurz, dass kaum Zeit bleibt, auch nur ein bisschen zu zielen, um die richtige Richtung zu treffen. Auch Bewegungssteuerung lässt sich beim Zielen einschalten, aber darauf habe ich aus Horizon-Gewohnheit verzichtet, obwohl ich die Möglichkeit sonst gern nutze.

Zwar kann Aloy beim Zielen kurzzeitig die Zeit verlangsamen, aber ich fand die Verlangsamung für meine schlechten Zielfähigkeiten leider etwas zu schwach. Besonders schnelle Maschinen bewegen sich dabei noch ziemlich schnell ziemlich weit.

Menschliche Gegner

Wesentlich auffälliger sind allerdings die menschlichen Gegner. Verglichen mit Forbidden West sind sie sehr rudimentär. Durch ihre Art grenzen sie sich als Gegner deutlich von den Maschinen ab. Letztlich fühlen sich die schwierigeren Menschengegner aber nur dadurch schwieriger an, dass ich länger meine Munition verballere. Oder Ewigkeiten mit dem Speer auf sie einprügle. Schließlich hatte Horizon Zero Dawn noch keine speziellen Nahkampftaktiken.

Deshalb habe ich vor allem bei den Menschen gern die Möglichkeit genutzt, sie still zu töten. Oder von oben auf sie zu springen. Oder die praktischen Lorefässer anzuzünden, wenn sie vorhanden waren. Nur die Steine, um Gegner irgendwo hinzulocken, habe ich immer noch nicht benutzt.

Die Banuk skandieren "Mein Mut! Mein Speer!"
Und meine Axt. Ach nein, das war was anderes.
Der Fokus

Horizon Zero Dawn hatte leider noch nicht die großartige Steuerungsvariante für den Fokus wie Forbidden West. Stattdessen musste man bei der Standardeinstellung auf den Stick drücken, was ich immer sehr ungern mache. 

Leider gehört die Steuerung nicht zu den Änderungen des Remasters, also habe ich die Fokusaktivierung auf Dreieck gelegt. Beim Einsammeln von Blümchen musste ich dann etwas aufpassen, nicht zu früh zu drücken, aber ansonsten war das wesentlich angenehmer.

Aber auch die Kantenanzeige gehört nicht zu den Änderungen des Remasters. Die meisten gelben Kletterstellen oder weißlichen Kanten, an denen sich Aloy festhalten kann, sind gut zu erkennen. Manchmal aber wollte Aloy sich an entsprechenden Stellen nicht auf Anhieb festhalten. Da habe ich die Möglichkeit vermisst, mich zu vergewissern, dass ich eine Kletterstelle gefunden hatte und mich nicht woanders umschauen musste.

Darüber hinaus habe ich diesmal auf viele haarsträubende Klettererlebnisse verzichtet, die so nicht intendiert waren. In den Optionen ist standardmäßig eine feingliedrigere Wegfindung aktiviert. Die habe ich aktiviert gelassen, um nicht wieder am See festzustecken. Bis auf einzelne Stellen, an denen keine ausgetretenen Pfade existieren, hilft diese Option auch ungemein dabei, nicht oben oder unten an Felswänden festzuhängen.

Deshalb habe ich auch nur an einer Stelle Aloy todesmutig eine Klippe hinabstürzen lassen. Aber natürlich gibt es keine rettenden Autosaves, die mich in die letzte Siedlung zurückgebracht hätten. Was in diesem Fall (haha) in Ordnung ist, an anderer Stelle fehlte mir ein Rücksetzpunkt zwischen zwei Schleichsequenzen, die ich deshalb beide wiederholen musste.

Nahaufnahme von Aloys Gesicht samt Pfirsichflaum.
Am Ohr befindet sich der Fokus. Aloy sieht jetzt mehr aus wie in Forbidden West.

Auf der Haben-Seite der QoL-Features steht allerdings auch die Möglichkeit, Aufsammelanimationen auszuschalten. Da ich gerne Blümchen pflücke, eine sehr willkommene Funktion. Fehlt nur noch die Lagerkiste, damit ich nicht ständig Hölzer wegwerfen muss, weil die kein Händler kauft.

Haptisches Feedback

Dank Dualsense gibt es in Horizon Zero Dawn Remastered auch haptisches Feedback. Zum ersten Mal aufgefallen sind mir die Vibrationen in Mutterherz am Vorabend der Erprobung. Ich konnte die Trommelmusik nicht nur hören, sondern spüren! 

Daneben spüre ich wie auch in Forbidden West Leiterstufen und das hohe rote Gras. Auch seichtes Wasser plätschert fühlbar, Regen dagegen nicht. Einerseits finde ich das etwas schade, andererseits war meine Zeit im postapokalyptischen Amerika nicht gerade von Sonnenschein geprägt. 

Die schweren Schritte der Langhälse bringen den Controller ebenfalls zum Beben. Allerdings nur, wenn der Langhals sehr nahe ist.

Daneben werden auch die adaptiven Trigger genutzt. Allerdings sind sie so dezent, dass ich sie nur indirekt nach einem längeren Kampf bemerke, weil die Finger stärker beansprucht werden.

Optisches Upgrade

Mein damaliges Review sagt mir, ich fand Horizon Zero Dawn schon hübsch. Auch das Licht. Aber ich bin damals nicht so oft herumgestanden und habe mir die Umgebung angeschaut und Screenshots gemacht. Das kam erst in Forbidden West.

Horizon Zero Dawn Remastered ist so wunderbar grün. Die Wildnis wächst und gedeiht. Am Nachthimmel leuchten Myriaden von Sternen.

Insgesamt habe ich auch den Eindruck, dass das Bild klarer ist als vorher. Ich frage mich weniger, worauf sich die Leute in einem Gespräch gerade beziehen, und die Hologramme finde ich jetzt angenehmer. Allerdings konnte ich in manchen Quests die helllila leuchtende Spur auf Schnee kaum sehen. 

Vanasha sagt: "Ich habe viel von dir gehört - reitet Maschinen, toller Speer, hübsche Sommersprossen."
Der Speer sieht echt toll aus.

Am allermeisten habe ich mich jedoch auf die dynamischeren Gespräche gefreut. Diese bereichern das Spielerlebnis ungemein. Die Leute bewegen sich, wenn sie reden, und die Kamera wechselt zwischen verschiedenen Positionen. Auf Dauer fallen sich wiederholende Gesten zwar auf, besonders der Fingerzeig, aber ich schaue jetzt gern hin, wenn jemand redet.

Ein unschöner Nebeneffekt ist leider, dass die Kleider clippen, als gäbe es kein Morgen. Dass Haare in Ketten hängen oder Bögen in Umhängen – geschenkt. Aber wenn sich Körperteile und Kleidungsstücke so überlagern, dass nur noch die nackte Haut sichtbar ist, ist das besonders auffällig. Ursprünglich trug Aloy bei mir auch einen breiten Kopfschmuck. Allerdings hing die Kamera manchmal halb darin, weshalb ich die Anzeige des Kopfschmucks ausgeschaltet habe.

Eine Frau füttert Gänse an einem Brunnen in Meridian.
Hey, davon habe ich gelesen!
Fazit

Die Erwartungshaltung kann viel beeinflussen. Bestimmt hätte ich mich früher weniger geärgert. In Horizon Zero Dawn Remastered habe ich das größte Ärgernis nun eher resigniert aufgenommen. Ich wusste ja, was auf mich zukommt. Ich habe inzwischen auch wesentlich mehr Open-World-Spiele gespielt und erwarte nicht mehr, die Welt auf gleiche Weise wie Breath of the Wild zu erforschen. Stattdessen weiß ich, wie ich die Erkundung so angehe, dass ich am meisten daraus ziehe.

Bei all den Features, die ich gern im Remaster gesehen hätte, die aber nicht übernommen wurden, erwartet habe ich sie nicht. Mir war klar, dass das Upgrade vor allem ein optisches sein würde. Das ist auch sehr gut gelungen. Es sieht sehr schön aus und ich habe immer wieder kleine Details bewundert. Auch das haptische Feedback ist eine schöne Ergänzung. Aber ganz besonders gefallen mir die dynamischen Dialoge. Die allein machen das Upgrade schon lohnenswert.

Herzlichen Dank an Sony Interactive Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Grafik bewundert auf PlayStation 5 und PlayStation 5 Pro.