Pokémon: Legenden Z-A (Review)

Die technische Nähe zwischen Nintendo Switch und Nintendo Switch 2 hat dazu beigetragen, dass Nintendo das frühe Line-Up der Switch 2 mit einer Reihe von Remastern und Erweiterungen stärken konnte. Auf diesem Weg finden auch einige Nintendo Switch-Spiele direkt zum Erscheinungstag in einer verbesserten Variante den Weg auf die Switch 2. Neben Metroid Prime 4 im Dezember schaffen so auch die Pokémon schon im ersten Jahr und damit außergewöhnlich früh den Sprung in die nächste Generation. In Pokémon Legenden Z-A feiern Pikachu und Co. sogar in einem Rollenspiel ihren Einstand auf der Switch 2.

In Pokémon Legenden Z-A schlüpft man in die Rolle eines Teenagers, der neu in der Stadt Illumina City eintrifft. Die optische Gestaltung der Figur, die man spielt, kann (und muss – es gibt keine „Standardwahl“) man aus einer Auswahl von Presets bestimmen. Dabei wird sowohl eine Auswahl zwischen den Geschlechtern als auch der Hautfarbe festgelegt. Details wie die Frisur und die Kleidung kann man im Laufe des Spiels allerdings noch ändern. Abhängig von der Wahl der Spielfigur wird auch der beste Freund der Spielfigur mitbestimmt – dessen Geschlecht ist immer gegensätzlich zum Geschlecht der Spielerfigur.

Auch wenn das erste Pokémon Legenden-Spiel vor allem als erster Schritt der Pokémon-Reihe in das Open World-Designprinzip beworben wurde, ist die Spielwelt von Legenden Z-A erstaunlich kompakt, denn das gesamte Spielgeschehen konzentriert sich auf Illumina City. Das bedeutet jedoch nicht, dass man im Laufe des Spiels keine neuen Gebiete mehr erreichen kann, denn einerseits wird im Verlauf des Spiels die Mobilität schrittweise erhöht, andererseits werden manche Gebiete nachträglich zu sogenannten Wildzonen, in denen man neue Pokémon auf höherem Level fangen kann.

Die Geschichte des Spiels hat im Wesentlichen zwei Hauptstränge, die miteinander verwoben sind. Einerseits möchte man an einem Ranglistenwettbewerb in der Stadt teilnehmen. In Illumina City gibt es nämlich ein Ranking der Pokémon Trainer, das von der Stufe Z bis hoch zur Stufe A reicht. Zu Beginn des Spiels ist man auf Stufe Z und muss sich über Rangaufstiegskämpfe bis zu Stufe A hochkämpfen. Zudem gibt es ein Mysterium in der Stadt, das sich darum dreht, dass wilde Pokémon zu einer schadhaften Mega-Entwicklung gezwungen werden. Diesen Pokémon zu helfen und den Hintergrund dieser Entwicklung aufzudecken ist die zweite zentrale Aufgabe in Legenden Z-A. Neben den Hauptmissionen, die größtenteils in strikt linearer Abfolge erledigt werden müssen, gibt es zudem eine Reihe von Nebenmissionen, die allerdings erzählerische wie spielerisch nicht sonderlich spektakulär sind und hauptsächlich dazu dienen, zusätzliche Ressourcen zu verdienen.

Ein Strang an Nebenmissionen hat allerdings eine etwas gewichtigere Bedeutung, nämlich die Aufträge des lokalen Pokémon-Forschungslabors. Diese Aufgaben erinnern an eine Achievement-Liste, sind aber an sukzessive Belohnungen geknüpft, die durchaus wertvoll sind, denn diese Missionen sind die wichtigste Quelle für mächtige TMs, mit denen man seinen Pokémon stärkere Attacken beibringen kann.

Eine Besonderheit in Legenden Z-A ist das Kampfsystem, das ein wenig an das ATB-Kampfsystem der Final Fantasy-Spiele aus der SNES- und PlayStation-Ära erinnert. Wie gewohnt hat man stets eines seiner sechs Pokémon im Einsatz und jedes Pokémon verfügt über (bis zu) vier Angriffe. Diese Angriffe sind in Legenden Z-A auf die vier Face Buttons abgebildet. Während des Kampfes steuert man seine Hauptfigur manuell durch die Kampfarena und muss, jedenfalls bei Kämpfen gegen besonders aggressive wilde Pokémon oder megaentwickelte Pokémon auch selbst Angriffen ausweichen.

Möchte man angreifen, muss man allerdings auf seine Pokémon zurückgreifen. Mit dem Steuerkreuz kann man jederzeit durch seine Pokémon durchschalten und das aktive Pokémon austauschen. Hat man ein Pokémon im Einsatz, kann man ein gegnerisches Pokémon mit ZL anvisieren und verliert dadurch die Mobilitätsoptionen seiner Hauptfigur – schlicht weil die Knöpfe dann nicht mehr die Hauptfigur steuern, sondern Kommandos an das Pokémon geben. Per Knopfdruck kann man dann sein Pokémon anweisen, die jeweilige Attacke durchzuführen. Abhängig von der Position der Hauptfigur im Kampf relativ zum gegnerischen Pokémon erfolgt dann auch der Angriff des eigenen Pokémons in einer gewissen relativen Position zum Gegner. Diese Position entscheidet nicht nur darüber, ob der Angriff erfolgreich ist, sondern kann zudem sogar Auswirkungen darauf haben, wie stark der Angriff ist.

Hat man einen Angriff ausgeführt, muss dieser eine individuelle Zeit aufladen, bevor er wieder einsatzbereit ist. In der Zwischenzeit kann man allerdings auf andere Angriffe des Pokémon zurückgreifen. Die Kombination dieses ATB-Systems für die Angriffe mir den Echtzeitelementen in der Positionierung ergeben ein deutlich intensiveres Kampferlebnis als die klassischen rein rundenbasierten Kämpfe, ohne die strategischen Optionen dieser Kämpfe zu verlieren. Tatsächlich können Statusbeeinflussungen in diesem Set-Up auch im Singleplayer valide strategische Optionen sein, die im starren rundenbasierten Konzept in aller Regel gegenüber typengerechten starken Angriffen ins Hintertreffen geraten.

Allerdings verlässt sich das Spiel schon etwas zu stark auf sein unterhaltsames Kampfsystem. Die Erkundung in der Stadt abseits der Hauptaufgaben kann zwar gelegentlich ganz unterhaltsam sein, gerade in den Wildzonen, in denen es gilt, alle dort versteckten Pokémon-Arten zu finden und zu fangen, bleibt aber insgesamt recht flach. Dungeons und kleine Rätsel, wie sie in der Hauptreihe immer wieder eine wichtige Rolle gespielt haben, sind hingegen leider komplett außen vor. Zudem ist die Struktur der Hauptmissionen sehr starr, so dass sich mit der Zeit einige Abnutzungserscheinungen zeigen. Nichtsdestotrotz ist Pokémon Legenden Z-A ein unterhaltsames Spiel, das zudem an die Präsentation der Anime-Serie viel näher herankommt als die klassischen rundenbasierten Spiele der Hauptreihe.

Technisch ist Pokémon Legenden Z-A jedenfalls in der getesteten Nintendo Switch 2 Edition sauber und läuft sehr flüssig. Teilweise stören Pop-Ups von Pokémon und Kämpfern ein wenig, weil sie für meinen Geschmack etwas zu nah an der Kamera geschehen. Davon ab hat Legenden Z-A aber keine der technischen Schwierigkeiten, die die letzten paar Pokémon-Spiele mit sich gebracht haben.

Pokémon Legenden Z-A ist ein guter Start für die Pokémon-Reihe auf der Nintendo Switch 2, der endlich wieder gut poliert ist und sich auch gut spielt. Das Highlight sind klar die gut inszenierten Kämpfe, die die spielerischen Konzepte der Hauptreihe auf gelungene Weise neu interpretieren. Der frische Eindruck des Spiels trägt es zwar nicht ganz bis zum Ende, weil sich viele Abläufe etwas zu stark wiederholen, aber auch danach kann Legenden Z-A noch gut unterhalten.

Getestet auf Nintendo Switch 2.