1986 erschien der erste Titel der Dragon Quest-Reihe, zu dem sich bald weitere Teile gesellten, die schließlich zur Erdrick-Trilogie wurden. Im letzten Jahr habe ich bereits das HD-2D Remake des dritten Teils gespielt, nun folgt das Dragon Quest I & II HD-2D Remake. Damit konnte ich nun die RPG-Trilogie in chronologischer Reihenfolge abschließen, wobei Dragon Quest I & II zeitlich aufeinanderfolgen, während III in deren Vergangenheit spielt.
Trotz mehrfach auftretender Schauplätze und wichtiger Gegenstände lässt sich dabei jeder der Titel für sich genommen spielen, auch wenn es nicht schadet, die Legenden, über die viele Charaktere sprechen, durch eigenes Spielen bereits zu kennen. Bei Vorkenntnissen gibt es allerdings sehr viel wiederzuerkennen und Veränderungen zwischen den Spielen zu entdecken, die den Zeitverlauf über Generationen hinweg zwischen den Heldensagen besonders spürbar machen.
Dragon Quest I ist dabei ein weitgehend lineares, kompaktes Abenteuer, das ich in rund 15 Stunden beendet habe. Dragon Quest II dagegen fühlt sich ab dem Erhalt eines Schiffes deutlich freier an, die Geschichte verzweigt sich weiter und der Abspann läuft nach rund 35-40 Stunden. Ein wenig hängt das freilich auch davon ab, in wie vielen Bosskämpfen ich nach mehreren Minuten scheitere.
Ein großes Erbe
Eigentlich hat der legendäre Erdrick für Frieden gesorgt, wie in Dragon Quest III selbst gespielt. Doch nun, in Dragon Quest I, regt sich der Drachenfürst erneut und droht, Alefgard zu vernichten. Prinzessin Gwaelin von Tantigel hat er bereits gefangen genommen. Ich schlüpfe in die Rolle eines wortkargen Helden, der vorgibt, Nachkomme Erdricks zu sein. Diesmal habe ich nicht die Möglichkeit, zwischen einem männlichen oder weiblichen Helden zu wählen, allerdings gibt es dafür auch Gründe.
Während ich noch nach einem Beweis für meine Herkunft suche, wird die Bedrohung durch den Drachenfürsten immer dringlicher und als Held helfe ich natürlich überall. Als Held, der etwas auf sich hält, benutze ich im Übrigen nicht nur meine körperliche Stärke, um Gegner mit dem Schwert niederzumähen. Auch in den magischen Künsten bin ich bewandert. Allerdings bin ich auch allein unterwegs und kann mich nicht auf die Heil- und Kampfmagie von Teammitgliedern verlassen.
Dragon Quest II spielt Generationen später. Der damalige Held hat den Titel Erdrick erhalten und ist ausgezogen, um ein neues Reich zu gründen. Seine Nachkommen wiederum haben weitere Reiche gegründet. Auf den lange währenden Frieden folgt nun eine weitere Bedrohung.
Diesmal spiele ich den Prinzen von Midenhall, der mit Prinz und Prinzessin von Cannock sowie der Prinzessin von Mondbach loszieht, das Übel zu vernichten. Meine Freude darüber, Orte und Namen aus Dragon Quest Builders 2 wiederzuerkennen, hält jedoch nicht lange an, denn Mondbach wird durch Monster komplett zerstört. Alle in der Gruppe haben ihre eigenen Stärken und Unsicherheiten. Meine größte Schwäche etwa ist, dass ich absolut keine magischen Fähigkeiten habe. Da kann ich noch so gut dem Volk zuhören, diesen einen Makel lässt mich niemand vergessen. Besonders, wenn die Vergleiche mit dem Prinzen von Cannock anfangen, der wenig pflichtbewusst ist, aber dafür umso geschickter mit Schwert und Weisenstab.

Klassisches Kampfsystem
Dragon Quest I & II nutzen das gleiche rundenbasierte Kampfsystem mit Zufallsbegegnungen und Bosskämpfen wie auch Dragon Quest III, mit kleineren spielspezifischen Anpassungen. Zu Rundenbeginn wähle ich meine Befehle aus, anschließend handeln die Monster und ich abhängig von der Flinkheit nacheinander.
Es gibt Standardangriffe, Fähigkeiten und Zauber, wobei letztere beiden Angriffe MP nutzen.
Jeder Charakter hat ein eigenes Inventar, auf das er im Kampf zugreifen kann, das vor dem Kampf befüllt werden muss. In der eigenen Tasche stecken dabei nicht nur Gegenstände, sondern auch die Ausrüstung, wobei einige Ausrüstungsgegenstände im Kampf als Item nutzbar sind. Verschiedene Stäbe verursachen dann beispielsweise elementare Angriffe oder können ein Teammitglied sogar wiederbeleben (Yggdrasilblätter kann ich übrigens nicht nutzen). Kaufe ich so einsetzbare Ausrüstung in einem Laden, werde ich auch darauf hingewiesen, was hilfreich sein kann. Ich habe allerdings bereits Dragon Quest XI S gespielt und mir hat sich diese Option ins Gedächtnis eingebrannt.
Neu in Dragon Quest I ist das Aufeinandertreffen mit mehreren Monstern gleichzeitig. Entsprechend kämpfe ich die meiste Zeit in der Unterzahl, muss meine eigenen Aktionen also genau im Blick behalten. Gleichzeitig verfüge ich jedoch auch über neue Fähigkeiten und Zauber, um den Gegnern dennoch mächtig einzuheizen. Dabei habe ich keine spezifische oder veränderbare Charakterklasse, bin aber kompetent, was Fähigkeiten und vielfältige Zauber angeht.
In Dragon Quest II ist die Nutzung von Waffen eindeutig meine Stärke. Ich kann nicht nur schlecht zaubern, sondern überhaupt nicht. Allerdings bin ich nicht lange allein unterwegs. Erst begleitet mich die Prinzessin von Cannock kurzzeitig (erst spät schließt sie sich fest an), ohne dass ich ihr Befehle erteilen kann. Später schließen sich mir der Prinz von Cannock und die Prinzessin von Mondbach an. Die vier spielbaren Charaktere haben dabei unterschiedliche, gut aufeinander abgestimmte Fähigkeiten und Stärken.

Bosskämpfe
Die eigenen Fähigkeiten und gegnerische Schwächen zu kennen oder herauszufinden, ist besonders in den Bosskämpfen bedeutsam. Insbesondere als Einzelkämpfer in Dragon Quest I muss ich auch auf die eigenen LP achten. In Dragon Quest II habe ich durch das Spiel im Team die Möglichkeit, innerhalb einer Runde anzugreifen und zu heilen.
Bosse wie normale Gegner sind dabei in ihren Fähigkeiten und ihrer Stärke an die unterschiedlichen Teamgrößen angepasst. Zwar fühlt sich Dragon Quest I insgesamt etwas schwieriger an als Dragon Quest II, allerdings liegt das vor allem daran, dass ich in letzterem deutlich einfacher heilen und sogar wiederbeleben kann. Zudem kann ich auch meinen Hauptangreifer innerhalb einer Runde durch Buffs verstärken statt in aufeinanderfolgenden Runden.
Scheitere ich in einem Bosskampf, habe ich wie in Dragon Quest II HD-2D die Möglichkeit, den Kampf sofort erneut zu starten, zum letzten Schnellspeicherpunkt zurückzukehren oder in der Kirche zu starten. Bei Zufallsbegegnungen entfällt die Option, den Kampf erneut zu starten.
Da ich in beiden Spielen eifrig erkundet und Zufallskämpfe mitgenommen habe, konnte ich in vielen Fällen gescheiterte Bosskämpfe direkt neu starten. Wenn einmal die Fähigkeiten oder die Stärke meiner Charaktere nicht ausgereicht haben, dann habe ich zumeist einfach noch ein wenig mehr erkundet. Grinding ist zumindest im normalen Spielverlauf nicht notwendig, auch wenn es Schwächen im taktischen Vorgehen ausgleicht. Oft bin ich aber auch nach einer Erkundungsrunde mit einem hilfreichen neuen Zauber oder einer starken Fähigkeit zurückgekehrt.

Dragon Quest I
Dragon Quest I ist ein rundes, kurzes Abenteuer. Die Story ist weitgehend geradlinig, die Aufgaben und Ziele sind klar und wenig zeitgleich. Ich reise als Held durch die Welt, deren Vergangenheit ich bereits kenne, weshalb ich auch viele Orte wiedererkenne. Hin und wieder stolpere ich auch über bereits geöffnete Truhen, als wäre jemand bereits vor mir dort gewesen. Weniger besuchte Orte sind teils verfallen, andere Orte existieren noch, haben sich im Laufe der Zeit aber etwas gewandelt. Charaktere sind oftmals Nachkommen derer, mit denen Erdrick damals zu tun hatte. Parallelen ziehen sich durch alle drei Spiele, was oft zu sehr amüsanten Dialogen führt.
Ich bereise die Oberwelt und durchquere Dungeons, suche nach neuer Ausrüstung, Gegenständen und Minimedallien. Neu in Dragon Quest I sind auch die Schriftrollen, mit denen ich neue Fähigkeiten und Zauber erlernen kann. Schriftrollen, Ausrüstung und Samen zur Erhöhung der Charakterwerte kann ich hier ohne nachzudenken alle in meinen einzigen Charakter stecken. Neu sind darüber hinaus die Siegel, die zuvor in der Fortsetzung eine Rolle in der Geschichte gespielt haben und nun in beiden Titeln im Kampf unter bestimmten Bedingungen Auswirkungen haben.
Nicht nur Grafik, Musik und Soundeffekte haben dabei ein Upgrade erhalten, sondern auch die Story, die deutlich erweitert wurde. Das Voice Acting wird dabei gezielt in wichtigen Szenen eingesetzt. Dabei fühlt sich kein Teil der Story an, als wäre er erst nachträglich eingefügt worden.
Dragon Quest I ist ein sehr schönes Heldenabenteuer, das sehr gut in die Gegenwart übertragen wurde. Es fühlt sich authentisch, aber doch modern an.

Dragon Quest II
Danach bin ich sofort in Dragon Quest II eingestiegen und war geflasht. Auf dem Papier handelt es sich auch um eine Geschichte um heldenhafte Kämpfe gegen einen großen bösen Feind in der Tradition von Vorfahren. Aber schon das Intro deutet die emotionale Tiefe des Titels an. Freude über die neue Generation in den drei Königreichen wird abgelöst von dem heftigen Angriff auf Mondbach. Der Gardist, der verzweifelt nach seinem Bruder ruft, hat mir fast das Herz gebrochen. Abenteuerfreude wechselt sich mit Bedrohung und Zerstörung ab. Die angehenden Held:innen, die so unfassbar jung sind, sprechen in einer Szene sogar darüber, ob sie sich überhaupt auf das Abenteuer freuen dürfen. Das ist nur eine meiner Lieblingsszenen aus dem Spiel.
Außerdem sind hier mehr Dungeons als im Vorgänger dreidimensional mit Herunterhüpfmöglichkeit und Löchern. Hui!
Zwar bin ich als Prinz von Midenhall wieder ein stummer Protagonist, der aber durch seine Umgebung durchaus charakterisiert wird. Die drei anderen spielbaren Charaktere glänzen aber umso auffälliger. Die Prinzessin von Mondbach und der Prinz von Cannock haben ein wunderbares Zusammenspiel.
Und die Prinzessin von Cannock erst! Sie ist herrlich eigenwillig, leidet ein wenig darunter, das jüngere Kind zu sein. Sie lässt sich nichts befehlen (anfangs auch von mir nicht), sorgt sich aber um ihren Bruder und die Welt. Ihre Fähigkeiten sind unkonventionell und erinnern beispielsweise an den Schelm aus Dragon Quest III. Ihre Kampffähigkeiten sind nachvollziehbar eingebaut und ich habe mich über jede Szene mit ihr gefreut.
Insgesamt bildet Dragon Quest II im Remake einen außerordentlich gelungenen Abschluss der Erdrick-Trilogie.

Auf und unter dem Meer
Im Vorfeld war ich bereits sehr gespannt auf die Erkundung unter Wasser. Erst einmal war ich jedoch auf dem Wasser unterwegs, was meinen Bewegungsradius stark erweitert hat. Dadurch fühlt sich Dragon Quest II sehr frei an, obschon Gegner und natürliche Barrieren das freie Schippern und Wandern etwas einschränken. So gilt es, schaffbare Wege erst einmal auszuloten.
Geht es unter Wasser, erweitert sich die erreichbare Welt noch weiter, wenn auch nicht mehr ganz so stark. Hier leiden die Meerjungfrauen unter Hargons Schergen. Außerdem gibt es mehrere Dungeons und Bereiche, die ich unter der Wasseroberfläche erkunden kann. Besonders im großen Unterwasserdungeon gab es dabei so viel zu erkunden, dass bei meinen Charakteren zwischenzeitlich MP und LP knapp wurden.

Quality of Life und Zugänglichkeit
Ähnlich wie bereits in Dragon Quest III, gibt es viele automatische Speicherpunkte. Zudem wähle ich einen von drei Schwierigkeitsgraden. Auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad kann ich zudem einstellen, ob meine Charakter noch sterben können. Dadurch werden Kämpfe zwar trivial, allerdings bieten die RPGs schließlich auch lohnenswerte Geschichten.
Darüber hinaus verfüge ich über weitere Einstellungsmöglichkeiten. Die aktuellen Aufgaben kann ich im Menü anzeigen oder ausblenden. Auf der Karte kann ich optional das nächste Ziel markieren. Sogar Truhen kann ich mir anzeigen lassen (mir reicht es allerdings, auf die Karte zu schauen, um in einem Dungeon zu überprüfen, ob ich alle Sackgassen untersucht habe). Darüber hinaus kann ich entscheiden, ob nach einem Levelaufstieg LP und MP aufgefüllt werden sollen oder nicht, was das Spiel optional sogar schwieriger macht.
Zudem gibt es einen einzelnen Schnellspeicherpunkt, den ich außerhalb von Kämpfen jederzeit einsetzen kann. Besonders in längeren Abschnitten eignet sich dieser dazu, um bei Pausen das Spiel schließen zu können. Dabei kann ich den Speicherpunkt beim erneuten Spielstart einmal starten und er wird anschließend gelöscht. Leider habe ich meinen ersten Schnellspeicherpunkt panisch überspeichert, als ich zuerst den letzten regulären Speicherpunkt geladen hatte, allerdings ist das eigentlich kein wirkliches Problem.
Da es je nach Gegner knifflig sein kann, die Schwächen auf Anhieb zu erkennen, lässt sich auch eine entsprechende Anzeige mit optisch hervorgehobenen Handlungsempfehlungen einschalten.
Wie in anderen Titeln der Reihe verfüge ich zudem über verschiedene Taktiken im Kampf. Alle festen Teamcharaktere kann ich eigenständig steuern oder sie aufgrund verschiedener Taktiken automatisch handeln lassen. Soweit ich das ausprobiert habe, handeln sie weitgehend kompetent und haben bisweilen sogar den Vorteil, dass sie nicht vorausahnen müssen, ob ein bestimmter Charakter in der laufenden Runde Schaden nimmt. Zudem sind sie nicht so knausrig wie ich viel zu oft, wenn es darum geht, MP einzusetzen.

Fazit
Dragon Quest I+II HD-2D Remake ist eine gelungene Fortsetzung samt Abschluss der Erdrick-Trilogie. Die Ursprünge der RPG-Reihe sind überzeugend in die heutige Zeit übertragen, behält dabei aber auch eine spürbare Weiterentwicklung zwischen den einzelnen Spielen bei. Beide Spiele haben dabei eine ganz eigene Identität, die sich darüber hinaus von Dragon Quest III HD-2D abhebt, exemplarisch spürbar in den unterschiedlichen Teamaufstellungen. Spätestens in Dragon Quest II habe ich jeden einzelnen Storymoment genossen. Zwar funktionieren die Titel auch eigenständig, besonders stark ist jedoch auch das Zusammenspiel mit vielen Querverweisen und neuen Erkenntnissen. Die Kämpfe sind fordernd, aber es gibt auch häufig die Gelegenheit, woanders zu erkunden und gestärkt zurückzukehren.
Die Wartezeit auf das Remake hat sich zweifelsohne gelohnt, weshalb ich jetzt umso mehr nicht nur Dragon Quest III, sondern auch Dragon Quest I & II empfehlen kann.

Herzlichen Dank an Square Enix für die Bereitstellung des Testmusters. Abenteuer erlebt auf PlayStation 5 Pro.