Fading Serenades (Review)

Das Paketaustragen hat mich kürzlich auf eine ruhige Insel gelockt. Im kleinen Adventure Fading Serenades schlüpfe ich in die Rolle des jungen Callum, der die Paketlieferungen auf einer scheinbar idyllischen Insel übernimmt. Im Gegensatz zu mir geht es ihm nicht vorrangig um die Lieferungen, er hat eigene Gründe dafür, diesen Ort aufzusuchen.

Das einfache Inselleben

Auf der Insel in Fading Serenades ist das Leben etwas weniger technologisiert. Die Erfindungen vom Rest der Welt, die auf einer besonderen Art von Energie basieren, funktonieren hier nicht. Zudem gibt es wenige Brücken über Flüsse oder Wege, um Hügel ohne Klettern zu erreichen. Entsprechend sind Lieferungen aufwändig.

Mein Job ist es nun, jeden Tag Lieferungen an ihr Ziel zu bringen. Eine Karte gibt es zwar, jedoch nur im Postamt. Glücklicherweise ist der Lieferbereich (insbesondere zu Beginn) klein genug, um mich auch mit weniger guten Orientierungsfähigkeiten zurechtfinden.

Die Karte zeigt mir auch an, wer an diesem Tag einen Auftrag für mich hat. Auch wenn ich nicht weiß, wen jemand beliefern möchte, kann ich so schon beginnen, mir eine Route zu überlegen. Auch wenn ich diese je nach Päckchen auch weiter anpassen kann.

Bei den Lieferungen lerne ich auch die Leute auf der Insel besser kennen. Teilweise durch Dialoge, teils auch begleitet durch gelieferte Objekte. Einzelne Lieferungen bauen dabei auch ein wenig aufeinander auf. Etwna wenn Himi auf ihrer Farm Lebensmittel anbaut, verschickt und ich anschließend die leeren Gefäße zu ihr zurückbringe. 

Während ich die meisten Charaktere treffe, indem ich einen Lieferauftrag erhalte, gibt es auch einen, den ich beim Erkunden gefunden habe. Ein schönes Detail ist dabei, dass ich von Personen höre, bevor ich sie getroffen habe. Auch das Worldbuilding für den kleinen Spielrahmen sehr ausgebaut und ich lerne in glaubwürdigen Dialogen einiges über das Leben auf und abseits der Insel.

Speicherpunkte sind an verschiedenen Stellen auf der Insel verteilt. Da es sich dabei um sprechende Mikrowellen handelt, habe ich mich ein wenig an die Kühlschränke aus Eastward erinnert gefühlt. Sie tragen auch sehr zu Atmosphäre und Worldbuilding bei.

In den deutschen Texten finden sich leider einige Fehler, insbesondere in Form falscher Artikel oder inkorrekter Wortformen. Einzelne Stellen sind unübersetzt.

Screenshot Fading Serenades: Callum blickt auf einen Wasserfall und sagt: "Kein Wunder, dass die Leute hier nicht weg wollen."
Balancieren, hüpfen und klettern

Zeit vergeht in Fading Serenades bei Gebietswechseln. Die Nacht ist zum Schlafen da, daher sollte ich mich ausreichend früh auf den Rückweg machen, wobei ich jeden Abend vorgewarnt werde. Erreiche ich das Bett nicht mehr, wache ich am nächsten Morgen später auf.

In den Gebieten selbst laufe ich vorwiegend. An bestimmten Orten jedoch muss ich klettern, über Baumstämme balancieren oder über Steine hüpfen. Es gibt einige Stellen, an denen jemand diese Hindernisse wirklich hätte beseitigen müssen, schließlich erschweren sie die Fortbewegung auf der Insel deutlich. Besonders beim ersten Baumstamm über einem Fluss stellt sich die Frage, warum dort nicht eine Brücke ist. An anderen Stellen jedoch sind beispielsweise Brücken kaputt oder die Stellen sind nicht unbedingt auf direktem Weg zwischen zwei wichtigen Orten.

Beim Balancieren halte ich mit den seitlichen Richtungstasten das Gleichgewicht. Je mehr Gewicht im Rucksack ist, desto schwieriger wird es, das Gleichgewicht zu halten.

Über Steine im Fluss hüpfe ich, indem ich dreimal hintereinander schnell in die richtige Richtung drücke. Ein Fehler, und ich lande wie beim Balancieren im Wasser. Lieferungen nehmen dabei Schaden, allerdings kann ich auch mehrfach hintereinander im Wasser landen, ohne dass sie komplett zerstört würden.

Beim Klettern überlagere ich wiederholt zwei Kreise übereinander. Die begleitende Musik wird dabei immer hektischer, je näher ich den letzten Kreisen komme, aber knapp wird das Timing bei ihnen dennoch nicht.

Besonders schwierig sind die kleinen Aufgaben nicht. Über einen langen Spielverlauf würden sie vermutlich repetitiv werden, im Rahmen von ungefähr vier Stunden sorgen sie jedoch für eine nette Abwechslung auf den Wegen. An Komplexität oder Schwierigkeit nehmen die Minispiele dabei nicht zu, außer in geringem Maße bei erhöhtem Rucksackgewicht.

Benötige ich zusätzliche Objekte wie beispielsweise Rennschuhe, nehmen diese auch Platz im Inventar ein.

Inventarmanagement

Das Inventarsystem in Fading Serenades ähnelt dem in Resident Evil. Ich habe begrenzten, erweiterbaren Platz in meiner Tasche und Objekte, die ich darin platziere, unterschiedliche Formen. So puzzle ich mir den Platz in der Tasche zurecht.

Je größer die Tasche, desto größer allerdings auch die Versuchung, noch mehr auf einmal durch die Gegend zu tragen. Insbesondere, wenn ich gerade erst erfolgreich etwas im Rucksack untergebracht hat, dieselbe Person aber noch etwas hat. Schaffe ich es nicht, einen weiteren Gegenstand unterzubringen, erkenne ich an den Dialogen in der Regel, woran das liegt. Schließlich kann zwar mein Packvermögen den Platzmangel verursachen, aber vielleicht habe ich auch einfach nicht ausreichend Platz. 

Da jedes Objekt auch in eine von drei Gewichtsgruppen fällt, erschwert sich unter Umständen auch der Weg. Selbst wenn das normale Gehen nicht wie in Death Stranding direkt vom Gewicht beeinflusst wird und ich nur schneller erschöpfe und die Minispiele schwieriger werden.

Kompliziert wird das Inventarmanagement dadurch, dass ich nur ein Objekt gleichzeitig händeln kann. Überlappt sich ein zu platzierender Gegenstand mit einem einzelnen, halte ich diesen anschließend. Bei zweien jedoch kann ich den Gegenstand nicht mehr austauschen. In der Regel kann ich das Platzieren dann abbrechen, das Inventar ohne den Gegenstand umsortieren und ihn anschließend bei ausreichend Platz einräumen.

Alternativ kann ich Objekte auch wegwerfen und den Auftrag später von Neuem angehen, da normale Lieferungen wiederholbar sind. Standardlieferungen wiederholen sich zudem häufig. Einmal jedoch habe ich eine Schallplatte aus einer Sammelaufgabe weggeworfen und konnte diese nicht noch einmal aufsammeln. Manchmal wiederholen sich die Sammelaufgaben auch sehr schnell hintereinander (diese eine allerdings nicht mehr, da ich sie nicht noch einmal abschließen konnte), was schade ist, da ich in Erwartung eines Lieferauftrages eventuell Umwege auf meiner Lieferroute gehe und dann nichts bekomme, das ich direkt in mein Inventar packen kann.

Fazit

Fading Serenades ist ein atmosphärisches Adventure mit leichten Geschicklichkeitsaufgaben für die Spielfigur. Bei der stückweisen Erweitung des Liefergebiets habe ich den Aufbau der Insel gut gelernt und viel über die Welt erfahren. Es entfaltet sich eine runde, kleine Geschichte, die das Gameplay über die Spielzeit gut trägt. Mechaniken und Worldbuilding sind aufeinander abgestimmt, wenn auch an einzelnen Stellen nicht ganz überzeugend. Somit lädt Fading Serenades zu einem entspannten Abenteuer in einer spannenden Welt ein.

Herzlichen Dank an Bernie Wick für die Bereitstellung des Testmusters. Geliefert auf PC via Steam.