
In Videospielen schlüpft man oft in die Rolle von Helden, die die Welt, oder jedenfalls Menschenleben retten. Nicht so in Spindle, denn hier übernimmt man die Kontrolle über einen jungen Mann namens Dengel, der sich eines Tages in der Rolle des Todes – im Sinne des Grim Reapers – wiederfindet. In Begleitung eines ebenfalls spielbaren schweinischen Freundes zieht man los, Seelen, die eigentlich längst geerntet hätten werden müssen, ihrer Bestimmung zuzuführen.
Spindle ist ein kompaktes Zelda-like, das mit fünf Dungeons eine klassische lineare Action-Adventure-Struktur bietet, in der zwischen den Dungeons weitgehend frei begehbaren Oberwelt aber einige optionale Zusatzaufgaben bietet, die die in den einzelnen Dungeons erlangten Fähigkeiten auf geschickte Weise nutzen. Obwohl Spindle den Spieler nicht allzu streng durch die Spielwelt führt, wird durch großzügig platzierte Story-Events und Hinweise im Spiel ein guter Flow sichergestellt, der es einem erlaubt, ohne großes Herumirren den Weg durch die Hauptgeschichte zu nehmen. Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Entwickler sorgfältig die Navigation durch die Spielwelt geplant haben, ohne dem Spieler den Eindruck zu geben, bevormundet zu werden.

Die Texte im Spiel sind charmant und manchmal etwas frech, gelegentlich aber auch mal emotional. Gleichzeitig sind die Texte knapp genug gehalten, dass Spindle sich nicht anfühlt, als wäre man in langen Textboxen gefangen. Das Highlight des Spiels sind natürlich die fünf Dungeons, die eng der Zelda-Formel folgen. Man erkundet also ein deutlich abgestecktes Gebiet, stößt dabei auf mehrere Interaktionspunkte, die eine neue Fähigkeit voraussetzen, die man dann nach etwa der Hälfte des Dungeons erhält, um dann den Dungeon vollständig abgrasen zu können. Die Fähigkeiten, die Spindle bietet sind nicht einfache Variationen der Fähigkeiten, die aus Zelda-Spielen bekannt sind, sondern bieten kreative neue Ideen. Besonders gut gefallen hat mir die Fähigkeit aus dem dritten Dungeon, die diesen auch strukturell komplexer gemacht hat, ohne aber allzu schwierig zu werden.
Die Rätsel in Spindle sind gelungen, wenn auch etwas niederschwelliger als beispielsweise in Ittle Dew. Überfordert wird hier vermutlich keiner, der einigermaßen Erfahrung mit Zelda-Spielen mitbringt, aber auch Langeweile durch Unterforderung steht nicht zu erwarten. Das Kampfsystem setzt vorrangig auf die Sense, die Dengel mit sich führt, die sich sehr ähnlich anfühlt wie das Schwert in 2D-Zelda-Spielen und sehr schnelle Angriffe erlaubt. Besonders die Kombination aus der Rolle und dem Schlag mit der Sense ergibt eine angenehme Dynamik. Später im Spiel wird das Kampfsystem durch die neuen Fähigkeiten noch etwas komplexer, vorrangig bleibt aber das Management aus schnellen Angriffen und defensiven Rollen, um gegnerischen Angriffen zu entgehen. Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe ist meinem Empfinden nach merklich höher als der der Rätsel und der Erkundung, allerdings braucht keiner Sorgen haben, von den Kämpfen überfordert zu werden. Wenn man mal wirklich nicht zurechtkommt, kann man optional im Pausemenü Unverwundbarkeit einschalten. Die Kämpfe sind aber gut designt und balanciert, so dass ich einigermaßen geübten Spielern dazu raten würde, die Option nicht oder allenfalls spärlich zu nutzen.

Technisch ist Spindle ordentlich, aber nicht optimal umgesetzt. Die Pixelgrafik sieht sehr sympathisch aus, wird aber auch durch moderne Effekte, insbesondere Licht- und Nebeleffekte unterstützt. Leider ist die Framerate auf der Nintendo Switch aber stellenweise etwas instabil. Die Spielbarkeit wird hierdurch zwar nie eingeschränkt, Spindle könnte aber ein wenig mehr Feinschliff bei der Performance besonders in der Oberwelt vertragen.
Spindle ist ein sympathisches Action-Adventure im Stil der klassischen Zelda-Spiele mit einem interessanten Setting und gelungenen Dungeon-Designs. Abgesehen von Kleinigkeiten habe ich bei Spindle nichts kritikwürdiges gesehen und bin durchweg hervorragend unterhalten worden. Eine klare Empfehlung für Freunde von rätsel-orientierten Action-Adventures!

Vielen Dank an Deck13 für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2 via Abwärtskomptabilität.