
Sonic hat einige Anläufe gebraucht, um eine eigene Fun-Racer-Serie etablieren zu können. Schon auf dem Game Gear gab es erste Versuche, gefolgt von dem ikonischen On-Foot-Racer Sonic R auf dem Sega Saturn und schließlich der Sonic Riders-Reihe mit drei Teilen. Erst dank Sumo Digital gelang aber mit der Sonic Racing-Serie der Durchbruch. Sumos letzter Teil, Team Sonic Racing, setzt auf eine Kombination aus bewährtem Handling und neuer Team-Mechanik.
In Team Sonic Racing spielt man, jedenfalls üblicherweise, nicht einfach für sich, sondern hat zwei Team-Kollegen an seiner Seite. Das bedeutet nicht, dass man Team Sonic Racing notwendigerweise zu dritt spielen müsste; die übrigen beiden Spieler werden je nach Bedarf computergesteuert. Dabei orientiert sich die Leistung der Computerfreunde eng an der eigenen Fahrleistung: Im Regelfall fahren die beiden Team-Kollegen im Gesamtranking relativ eng hinter dem Spieler. Das führt dazu, dass im Einzelspielermodus der Sieg nur selten von Zufallskomponenten abhängt, allerdings mit einer gewissen Varianz.

Der Einzelspielermodus in Team Sonic Racing ist ziemlich umfangreich und bietet neben den Standardmodi Grand Prix und Time Attack vor allem einen umfangreichen Story-Modus. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Bezeichnung Story-Modus etwas großzügig ist, denn Team Sonic Racing ist äußert sparsam in der Präsentation seiner Geschichte. Die Geschichte besteht aus statischen Einblendungen der Spielfiguren mit Text, der immerhin auch von den Sprechern der Figuren vertont wurde. Die Geschichte ist aber nicht nur inhaltlich belanglos, Sequenzen wiederholen sich nach verschiedenen Missionen im Spiel einfach exakt und die Präsentation ist so schlicht, dass die gewünschte Dramatik nicht aufkommen kann. Das hängt mutmaßlich auch mit dem geringen Budget zusammen, aber meines Erachtens wäre es dann sinnvoller gewesen, eine knappere Geschichte mit einem humoristischen Anstrich zu verfassen, die in dem Rahmen der Präsentation besser herüberzubringen ist.
Spielerisch orientiert sich das Spiel eng an Sonic & All-Stars Racing Transformed, verzichtet aber auf die verschiedenen Fahrzeugformen, sondern wird ausschließlich mit dem Kart gespielt. Die angenehme Balance der Items aus dem Vorgänger, die das Fahrerfeld enger beieinander halten soll, aber nur wenige unausweichliche Konsequenzen hat, wurde im Grundsatz beibehalten, aber etwas aufgeweicht, so dass der Glücksfaktor im Spiel an dieser Stelle etwas erhöht wurde, aber immernoch bedeutend unter Mario Kart bleibt.

Der Story-Modus bietet neben einfachen Rennen, die jetzt aber als Team-Rennen ausgewertet werden, noch eine Reihe weiterer Missionstypen, die größtenteils allein – ohne Team – bestritten werden. Zunächst wäre da der Grand Prix, in dem man vier Strecken am Stück spielen muss – in diesem Fall aber im Team. Ausgefallener wird es in den anderen Modi, in denen man beispielsweise eine gewisse Zahl an Gegner mit Items ausschalten, in einem Zeitlimit eine gewisse Zahl an Ringen sammeln oder aber möglichst eng um Tore herumdriften muss, um hohe Punktzahlen zu erhalten.
Alle diese Missionen werden mit Sternen bewertet, die für transparent festgelegte Zusatzbedingungen oder Zielmaßgaben vergeben werden und als Zugangsvoraussetzung für neue Missionen fungieren. Wem das nicht reicht, der kann zudem bei den Rennen auch noch insgesamt zwei höhere Schwierigkeitsgrade wählen, die zudem mit einer höheren Spielgeschwindigkeit einher gehen. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass zum Erlangen der Sterne dringend zu empfehlen ist, den Standard-Schwierigkeitsgrad zu verwenden, denn in den meisten Fällen werden die Zusatzaufgaben in den höheren Schwierigkeitsgraden äußerst knifflig erreichbar.

Das Handling und das Streckendesign sind wieder mit viel Fingerspitzengefühl umgesetzt und insbesondere einige der kombinierten neuen Levelthemen, die beispielsweise Ideen aus Sonic 3 und Sonic Adventure 2 kombinieren, sind richtig stark. Leider ist Team Sonic Racing nicht mehr ganz so rasant wie Transformed, die Kombination aus Tricks und Drifts für Zusatzboosts und die Dynamik der größtenteils vermeidbaren Items sorgen dafür, dass man immer hochkonzentriert spielen sollte. Etwas schade ist allerdings, dass die Team-Komponente bei manchen Sternen, besonders bei KO-Rennen, zu Siegbedingungen führen können, die nicht ganz in der Hand des Spielers liegen. Das Spiel wird so nicht zur Lotterie, aber doch kann man immer mal wieder ohne eigenen Fehler an der Bestbewertung vorbeischrammen.
Technisch ist Team Sonic Racing auf den beiden Plattformen, auf denen ich es gespielt habe, den technischen Begebenheiten der Plattformen entsprechend sehr gelungen. Auf der Nintendo Switch läuft das Spiel mit stabilen 30 Bildern in der Sekunde, wohingegen auf der Xbox Series X flüssige 60 Bilder in der Sekunde geboten werden. Darüber hinaus sieht das Spiel sehr ansprechend aus und bietet charakteristische Sonic-Optik mit viel Liebe zum Detail. Auch musikalisch wird gewohnt erstklassige Arbeit abgeliefert – sogar Crush 40 hat mit dem Theme-Song zum Soundtrack beigetragen.

Team Sonic Racing ist ein sehr unterhaltsames, wenn auch stellenweise ziemlich anspruchsvolles Rennspiel mit abwechslungsreichen Missionen, aber einer etwas lieblosen Einbettung in eine Rahmenhandlung. Das Team-Konzept ist ungewöhnlich, bietet aber einige interessante Ansätze und kann natürlich im Mehrspielermodus mehr glänzen als allein. In meinen Augen kann Team Sonic Racing nicht das hohe Niveau von Transformed halten, fällt aber auch nicht allzu weit dahinter zurück und ist somit immernoch ein sehr empfehlenswertes Fun- und Arcade-Rennspiel.

Getestet auf Nintendo Switch und Xbox Series X.