Boulder Dash 40th Anniversary (Review)

Artwork zu Boulder Dash 40th Anniversary

Vor vierzig Jahren war die Videospielwelt gar nicht mal so anders als heute. Da gab es Innovationen, die in der Folge Nachahmer ohne Ende zur Folge hatten. Boulder Dash beispielsweise wurde so oft kopiert, dass dieses Genre bald als Rocks-and-Diamonds bekannt wurde. Lustig fand ich ja folgende Anekdote: Als Tim Tyler eine Review zum beliebten Klassiker las, fühlte er sich für ein eigenes Spiel inspiriert. Repton entstand dann einige Zeit später, ohne dass Tyler jemals seine Inspiration selbst gespielt hat. Böse Zungen würden wohl sagen, so entstehen heute manche Soulslikes. Rund vierzig Jahre später kam zum Fast-Jubiläum (Boulder Dash wurde eigentlich vor 41 Jahren in Nordamerika erstmals veröffentlicht) nun die 40th Anniversary Edition heraus.

Boulder Dash in neuem (und alten) Gewand

Ich erinnere mich, dass ich in meiner Kindheit meinen ersten (und bisher einzigen) Kontakt mit der Reihe hatte. Um welchen Teil es sich handelte, kann ich nicht mehr sagen. Zumindest sahen die Edelsteine meiner Erinnerung zufolge wahnsinnig gut aus. Ein Blick jetzt zurück ist…okay, schätze ich mal? Mehrere Jahrzehnte hat das Franchise mittlerweile auf dem Buckel und ist damit, man glaubt es kaum, älter als ich. Löchrig-verzerrende Erinnerung sei dann mal entschuldigt.

Gut, dass es Boulder Dash 40th Anniversary gibt, oder? Am Spielprinzip hat sich wenig verändert. Wir steuern unsere Spielfigur in vier Richtungen durch das Erdreich, um Edelsteine aufzusammeln und Gefahren auszuweichen. Die bekannteste Gefahr dürften wahrscheinlich die namensgebenden Felsen sein, welche zu Boden fallen, wenn wir es wagen, unvorsichtig unter sie drunter zu buddeln. Zum Glück haben wir einen kurzen Augenblick Zeit und können schnell das Weite suchen.

Screenshot aus Boulder Dash 40th Anniversary

Ziel ist es, in einer vorgegebenen Zeit eine vorgegebene Menge an Edelsteinen aufzusammeln. Nur wenn wir zweiteres erreichen, öffnet sich eine Tür und wir können zum nächsten Level. 120 Level bietet Boulder Dash 40th Anniversary, dazu kommen noch knapp 60 Level aus dem ersten Boulder Dash sowie Boulder Dash II und Boulder Dash III. Wem das zu wenig ist, der kann auch eigene Level mit der neuen Engine der Anniversary-Edition bauen oder in geteilte reinschnuppern. Allerdings ließ sich dieser Editor auf dem Steam Deck sehr schwer steuern, da er automatisch in eine Maussteuerung ging, aber diese nur sehr hakelig unterstützte. Ich hoffe, auf Konsolen lässt sich dieser besser nutzen.

Ein angestaubtes Spieldesign mit kleinen Tweaks

Bereits im Tutorial ist sehr viel Hirnschmalz gefragt. Boulder Dash ist in meinen Augen kein leichtes Spiel. Erschwerend kommt hinzu, dass uns Felsen und Gegner zwar töten können, aber andere Bedingungen für Niederlagen nicht auffallen müssen. Felsen nehmen immer den Weg des geringsten Widerstandes nach unten, weswegen sich gegebenenfalls Wege versperren. Dies müssen wir selber erkennen und entweder neu starten oder die Zeit herunterlaufen lassen. Nervig.

Die neue Engine ist ganz nett anzuschauen und die drei Charaktermodelle, inspiriert von der originalen Trilogie, sind ganz süß. Spielerische Unterschiede habe ich allerdings nicht erkennen können. Boulder Dash 40th hält sich weitestgehend an die altbekannte Formel, was am Ende zu einem persönlichen Dilemma führte. Meine Erinnerungen an die alten Teile sind aus frühester Kindheit und sie haben ein farbenfrohes, aber vor allem spaßiges Spiel versprochen. Und auch wenn ich dies hier wiedererkennen kann, so hatte Boulder Dash nur wenig Wirkung auf mich. Eventuell ist dies der jetzigen Zeit geschuldet, in der mich dieses Gamedesign nicht mehr abholen kann, aber ich weiß es nicht.

Screenshot zu Boulder Dash 40th

Denn vielfältig und abwechslungsreich sind die Level. Explodierende Schmetterlinge mit gut getimten Felsen abzufangen oder anderen Gefahren zu begegnen, ist im ersten Moment spannend. Da allerdings aufgrund des hohen Anspruches der Level kam es bei mir zu zahlreichen Wiederholungen und diese konnten durch das jeweilige Level oder das grundlegende Gameplay nicht getragen werden. Da präferiere ich mittlerweile weitaus komplexere Puzzle-Spiele wie Baba is You oder Patrick’s Parabox.

Eine kleine Zeitreise

Nichtsdestotrotz ist Boulder Dash 40th Anniversary für Fans der alten Spiele, aber auch Nostalgiker, die gerne ein Spielprinzip nachholen wollen, zu empfehlen. Der Umfang der Level in der neuen Engine, welche das Spielgefühl der Originale gut einfängt, ist groß. Dieses Spielgefühl könnte man idealerweise direkt vor Ort vergleichen. Zusätzlich feiert man das Jubiläum durch diverse Optikmodi, aber auch ein dokumentarischer Text beleuchtet die Hintergründe des Franchise. Verglichen mit anderen Dokutainment-Spielen wie denen von Digital Eclipse (u.a. The Making of Karateka) lässt der Umfang allerdings zu wünschen übrig. Passend dazu verlinkt am Ende der Text eine Doku auf Youtube, so als würde das Spiel selbst nur Appetit darauf machen wollen.

In der Summe ist Boulder Dash 40th Anniversary eine solide Neuauflage des Klassikers. Die neue Optik sieht nett aus, das Spiel besticht aber vor allem durch seine zahlreichen, neuen Level. Auch die Integration der ersten drei Teile des Franchise sowie des Leveleditors sind ein Pluspunkt. Dennoch ist in meinen Augen das Spieldesign von Boulder Dash an sich angestaubt und die vielen Wiederholungen sorgen dafür, dass ich schnell die Lust am Spiel verloren habe. 

Felsen auf PC und Steam Deck auf den Schädel bekommen. Mein herzlicher Dank geht an BBG Entertainment für die Bereitstellung eines Mustercodes.