Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 (Review)

Tony Hawk war in den späten 90er und frühen 2000er Jahren der König der Arcade-Sportspiele und hat mit seinem Debütspiel Tony Hawk’s Skateboarding (im Original und allen Sequels: Tony Hawk’s Pro Skater) ein ganzes Subgenre begründet. Nach vier nummerierten Teilen hat sich die Reihe nach und nach weg von den Arcade-Ursprüngen entwickelt und mit immer offeneren Leveldesigns viel von seiner ursprünglichen Designschärfe eingebüßt. Im Laufe der vorletzten Generation ist es dann still um Tony Hawk geworden, bevor kürzlich mit der Remake-Sammlung Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 erfolgreich ein neuer Anlauf genommen wurde.

Dieser Tage steht das zweite Remake-Duo auf dem Plan, Tony Hawk’s Pro Skater 3+4, das, wie der Name unschwer vermuten lässt, die Inhalte von Tony Hawk’s Pro Skater 3 und 4 zur Grundlage hat. Im Gegensatz zu Pro Skater 1+2 gibt es hier allerdings eine zusätzliche Herausforderung. Tony Hawk’s Pro Skater 4 folgt nämlich, trotz gleicher Namensgebung, nicht dem Schema der ersten drei Spiele, sondern setzt erstmals auf größere Skateparks ohne globales Zeitlimit. Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 nutzt aber ein einheitliches Format für seine Spielinhalte und so wurden die Pro Skater 4-Level kurzerhand an das 2-Minuten-Arcade-Format angepasst. Aus meiner Sicht ist das eine Verbesserung, aber es gibt durchaus auch Spieler, die die strukturellen Änderungen in Teil 4 begrüßt haben und diese Entscheidung kritisch sehen. In jedem Fall ist es aber so, dass die Level, die aus dem dritten Teil stammen, deutlich kompakter sind und damit in dem Paket auch eine größere Strahlkraft haben.

Das Spielkonzept von Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 ist im Grunde genommen simpel. In jedem Level gibt es zehn Aufgaben zu erfüllen, die beim ersten Start eines Levels mit einer kurzen Kamerafahrt vorgestellt werden. Die ersten vier Aufgaben beziehen sich auf die Punktzahl, die man erzielt. So gibt es drei verschiedene Ziel-Punktzahlen und zusätzlich eine Aufgabe, die eine in einem einzelnen Kombo erzielte Punktzahl heranzieht. Zusätzlich gibt es in jedem Level die fünf Buchstaben S-K-A-T-E zu sammeln und ein geheimes Videoband, das in aller Regel an einem schwer zugänglichen Ort im Level versteckt ist. Die übrigen vier Aufgaben sind individuell dem jeweiligen Level angepasst. So soll man beispielsweise eine gewisse Zahl an Kürbissen in einer Kleinstadt vor Halloween zerstören, einen Mobber mit Schnee bedecken oder einem Skateboard-Freund ein Flugticket an einem Flughafen zustellen, ohne durch Sicherheitsschranken zu laufen. Die einzelnen Aufgaben sind, ebenso wie die Größe der Level sehr gut auf das Zeitlimit angepasst und sorgen dafür, dass das Spiel eine intensive Spielerfahrung ohne Leerlauf ist. Bei den Levels aus Pro Skater 4 ist die Balance der Größe und Aufgabendichte nicht mehr ganz so gut wie bei den Levels aus Pro Skater 3, dennoch fügen sie sich gut in das Gesamtkonzept ein.

Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 ist aber kein klassisches Technik-Upgrade, sondern konzipiert das Spiel auf Basis der Inhalte der Klassiker neu. So nutzen beide Teile exakt die gleiche Spielmechanik und das gleiche Trickrepertoire. Zudem teilen sie sich einen Upgradepfad für die Spielfiguren – die natürlich größtenteils berühmte Skateboard-Fahrer sind. In jedem Level kann man eine gewisse Zahl an versteckten Upgradepunkten sammeln, mit denen man eine Charaktereigenschaft seiner Spielfigur, beispielsweise die Stabilität beim Grinden, die Sprunghöhe oder die Geschwindigkeit, verbessern kann. Man kann also, wenn man beispielsweise die Tony Hawk’s Pro Skater 3 Level zuerst spielt, seine Verbesserungen mit in die Skateparks von Tony Hawk’s Pro Skater 4 nehmen.

Technisch ist Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 weitgehend sauber. Die getestete Xbox Series X-Version läuft flüssig, die Grafik ist ansehnlich und Abstürze habe ich – anders als viele Spieler auf der Nintendo Switch 2 – auch nicht erlebt. Es gibt vereinzelt merkliche Physikfehler, insbesondere einen prominenten Kollisionsfehler in Kanada, aber diese Fehler sind zum Glück recht selten und beeinträchtigen die Spielerfahrung allenfalls geringfügig. Wer übrigens mit dem Zeitlimit oder den teilweise recht komplizierten Trick-Kombo-Gelegenheiten Schwierigkeiten hat, der kann optional auf verschiedene „Mods“ genannte Cheats zurückgreifen, die beispielsweise das Zeitlimit (drastisch) erhöhen, einen Punktemultiplikator hinzufügen oder dafür sorgen, dass Tony Hawk und Co. nicht mehr fallen können. Es sei natürlich jedem nahegelegt, sich erst einmal in dem intendierten Regelsatz mit der Mechanik von Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 auseinanderzusetzen, Angst vor dauerhafter Überforderung braucht so aber keiner zu haben.

Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 ist ein klasse designtes Arcade-Spiel mit durchdachtem Leveldesign, einer Menge Inhalt und einem tiefen Trick- und Punktesystem. Wer sich am Vorgänger nicht bereits sattgespielt hat, den erwartet hier eine Menge Spaß in einem Paket, das immer wieder für eine kurze Runde oder eine verbissene Highscore-Jagd zu haben ist.

Vielen Dank an Activision Blizzard für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.