Star Wars: Jedi Survivor (Review)

Obwohl ich persönlich Star Wars als Filmreihe wenig abgewinnen kann, hat Star Wars Jedi Fallen Order mir erstaunlich viel Freude gemacht. Als hochwertig produziertes Action-Spiel von einem Shooter-Experten hat es mich mit einer leichten Metroidvania-Struktur und einigen unterhaltsamen Rätseln überrascht und so habe ich natürlich auch Cals zweitem Abenteuer, Jedi Survivor, eine Chance gegeben.

Cal scheint ein Gespür dafür zu haben, in Schwierigkeiten zu geraten, denn zu Beginn von Star Wars Jedi Survivor findet sich der Rotschopf in Handschellen wieder und wird quer durch eine militarisierte Stadt abgeführt. Doch wie sich schnell herausstellt, hat Cal mittlerweile starke Verbündete und ist möglicherweise gar nicht in so einer misslichen Lage, wie man eingangs vermuten mag. Die Geschichte des Spiels wird mit einer Kombination aus Echtzeitvideosequenzen und halb interaktiven Szenen erzählt und von gelungener deutscher Sprachausgabe begleitet. Inhaltlich ist die Geschichte nicht außergewöhnlich, motiviert die Geschehnisse im Spiel aber hinreichend.

Die grundsätzliche Komposition von Spielelementen entsprich ungefähr dem Vorgänger, das heißt, dass Jedi Survivor auf eine halb offene Weltenstruktur setzt, die man sich mit einem Zuwachs von Fähigkeiten immer weiter erschließen kann, Plattform-Sequenzen im Stil von Prince of Persia und Nahkampfscharmützel bietet. Die Rätsel, die im ersten Spiel noch einigermaßen hochfrequent in das Hauptspiel eingebunden waren, wurden in Jedi Survivor in optionale Mini-Dungeons ausgelagert, derer man eine Hand voll im Spiel findet. Wer nur der Story folgen möchte, wird nur an wenigen Stellen mit Rätseln in Berührung kommen. Die Mini-Dungeons sind aber gut gelungen und es lohnt sich definitiv die Augen nach ihnen offen zu halten.

Strukturell könnte man Jedi Survivor zwar weiterhin als Metroidvania bezeichnen, die Entwickler haben den ohnehin bereits nicht sehr komplexen Metroidvania-Aspekt aber im zweiten Teil noch einmal deutlich eingedampft, so dass Backtracking und schrittweises Erschließen der Spielwelt mit neuen interessanten Fähigkeiten in der Praxis kaum mehr eine Rolle spielt. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem die Verteilung der Fähigkeiten, die man im Spiel findet. Alle wichtigen Fähigkeiten des Vorgängers hat man direkt zu Beginn zur Verfügung und über weite Strecken des Spiels sind neue Fähigkeiten, die man erhält, im Grunde spielerisch komplett flach – die Fähigkeiten nehmen mehr die Rolle von Schlüssel ein, denn von Erweiterungen der spielerischen Möglichkeiten. Das ändert sich erst nach mehr als der Hälfte des Spiels, wenn Cal einige ziemlich spaßige Beweglichkeitsoptionen dazu gewinnt – darunter ein Dash. Das ist schade, denn mit einer etwas gleichförmigeren Verteilung der interessanten Fähigkeiten hätte man aus der Weltenstruktur viel mehr herausholen können.

Eine große Überraschung für mich war hingegen, wie groß der Platforming-Anteil am Spiel dieses Mal ist. Es gibt zwar immer mal wieder einen Endgegnerkampf und auch kleinere Gegner können Cal schon einmal etwas aufhören, aber der Großteil des Spielfortschritts ist an Kletter-, Wandpsrung-, Wandlauf- und Sprungsequenzen gebunden. Besonders, sobald man den Dash zur Verfügung hat, fühlt sich Star Wars Jedi Survivor an, wie ein geistiger Nachfolger der Prince of Persia-Spiele von Ubisoft. Zusammen mit der recht hohen Fortbewegungsgeschwindigkeit können die Plattform-Abschnitte einen ziemlich guten Spielfluss ergeben, wenngleich die mechanische Feinarbeit nicht mit den Ubisoft-Spielen der frühen 2000er mithalten kann.

Etwas schade war in meinen Augen, dass das Finale, etwa die letzte Spielstunde, in Jedi Survivor, die Mechaniken des Spiels sehr unzufriedenstellend genutzt hat. Ähnlich wie schon im ersten Spiel wird der Spieler gegen Ende des Spiels mit zahlreichen Gegnerwellen von im Grunde einfachen Gegnern bombardiert, die auf Grund ihres fehlenden spielerischen Gehalts ein wenig wirken als wollten die Entwickler das Spiel mit ein paar optischen Spielereien strecken. Im Zusammenspiel mit einem sehr klischeehaften erzählerischen Verlauf der Endphase des Spiels endet Jedi Survivor so mit einem unnötig schwachen Nachgeschmack.

Die technische Umsetzung von Jedi Survivor war, als ich das Spiel gespielt habe – circa ein Jahr nach Release – auf Xbox Series X weitgehend überzeugend. Es gab keine Performance-Probleme und die Framerate von 60 Bildern wurde über den Großteil des Spiels gehalten, Einbrüche waren selten und moderat. In Anbetracht der detailreiche und effektvollen Grafik ist das durchaus lobenswert. Wer möchte, kann mit einer etwas hübscheren Beleuchtung optisch noch mehr herausholen, allerdings auf Kosten der Framerate. Vielleicht kann man auf dem PC oder der PlayStation 5 Pro beides gleichzeitig haben, aber im direkten Vergleich hat mich der Performance-Modus klar mehr überzeugt, da ich die optischen Unterschiede abseits der Framerate nur bei konzentriertem Hinsehen erkennen und somit im laufenden Spiel überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Leider ist Jedi Survivor auf Xbox Series X und PlayStation 5 allerdings nur unvollständig auf der Disc enthalten. Für Sammler, die ihre Spiele dauerhaft erhalten wollen, ist Jedi Survivor also leider ungeeignet – außer man greift zur Last Gen-Variante für PS4 und Xbox One. Etwas schade ist schließlich noch, dass es einige einfach zu reproduzierende optische Bugs gibt, beispielsweise kann man im Kampf gegen Bestien in die Luft katapultiert werden und die Bestie liegt am Ende tot in der Luft und der Xbox Guide Button führt zu wirren Physikspielereien bei Kleidung und Haar. Das trübt den Spielspaß nicht, in Anbetracht der leichten Reproduzierbarkeit wäre es bei dem hohen technischen Standard des Spiels aber schon wünschenswert, diese Fehler auszubessern.

Star Wars Jedi Survivor ist ein unterhaltsames Action-Spektakel mit erstaunlich hohem Plattform-Anteil – so hoch, dass die Action sogar eher die zweite Geige hinter dem Platforming spielt. Die Metroidvania-Struktur wird hingegen leider äußerst stiefmütterlich behandelt und die Fähigkeitenprogression ist ungünstig getaktet, so dass es zwar ein richtig intensives zweites Drittel des Spiels gibt, aber vorher und nachher die Entwicklung des Gameplays eher dünn ist. Nichtsdestotrotz, wer Klettereien im Stil von Prince of Persia mag und der Star Wars IP nicht vollständig abgeneigt ist, wird hier vermutlich zehn bis fünfzehn Stunden guter Unterhaltung finden.

Getestet auf Xbox Series X.