
Tyrannosaurier sind furchterregende Kreaturen. Riesig groß, schnell und gefräßig, die Menschen haben Glück gehabt, diesen Giganten der Urzeit großzügig aus dem Weg gegangen zu sein. Aber auch Tyrannosaurier haben es, all ihrer furchterregenden Kraft zum Trotz, nicht immer leicht gehabt. Borti beispielsweise, der blaue Protagonist von Tiny Hands Adventures, wäre nur allzu gerne Torwart beim Fußball. Das Problem liegt allerdings auf der Hand: mit seinen kurzen Ärmchen geht er zwar auf Nummer sicher, was die Gefahr anbelangt, beim gemeinsamen wilden Fraß Verletzungen an den Armen davon zu tragen, aber Bälle fangen wird hierdurch doch eher erschwert. Kurzerhand macht sich Borti auf die Suche nach einer hilfreichen Fee, die ihm dazu verhelfen kann, zu einem echten Torwart-Star zu werden.
Zu Beginn des Spiels wird der Deal zwischen der guten Fee und Borti festgezurrt: In fünf Welten muss Borti jeweils vier Level absolvieren und die Schlüsselkarte eines jeden Levels einsacken. Hat Borti alle vier Schlüsselkarten in seinem Besitz, kann er gegen den Wächter der jeweiligen Welt antreten und im Falle eines erfolgreichen Kampfes kann Borti sich über eine neue technische Vorkehrung freuen, die den Handlungsspielraum seiner kurzen Arme erweitert. Borti ergreift natürlich seine Chance und stürzt sich ins Abenteuer.

Spielerisch orientiert sich Tiny Hands Adventure recht nah an der Crash Bandicoot-Reihe, das heißt, dass man sich mit Borti durch dreidimensionale, aber sehr eng gestaltete Level bewegt und mit einem ziemlich überschaubaren Bewegungs-Repertoire arbeitet. So kann Borti laufen, springen und angreifen, zusätzlich kann man zwischen den Bonusfähigkeiten wechseln, die man am Ende einer jeden Welt von der guten Fee erhält. Diese Zusatzfähigkeiten spielen im Platforming an sich fast keine Rolle, dienen aber dazu, wertvolle Edelsteine einzusammeln. In jedem Level kann man fünf Edelsteine finden und wenn man alle Edelsteine eines Levels einsammelt und ins Ziel bringt, kann man einen schwierigeren zweiten Durchlauf durch das Level unternehmen.
Die einzelnen Level sind nicht sonderlich umfangreich und setzen auf eine Hand voll Grundideen, die im Verlauf des Spiels meist noch ein bis drei weitere Male erkundet werden. Optisch besonders auffällig ist hierbei die Idee einer handgezeichneten 2D-Welt. Leider ist das Leveldesign nicht allzu einfallsreich und ist nur auf Grund zweier Eigenschaften des Spiels gelegentlich fordernd: Einerseits hat Borti keinerlei Lebensenergie und stirbt bei jedem Gegnerkontakt (außer man greift den Gegner erfolgreich an), andererseits gibt es eine Reihe von Sprüngen im Spiel, die in Anbetracht der Sprungweite Bortis ziemlich knapp bemessen sind.

Die Zusatzmotivation durch das Sammeln der Edelsteine ist stark beschränkt, denn abseits von den Edelsteinen, die reine Überprüfungen sind, ob man eine bestimmte Fähigkeit bereits freigeschaltet hat – hiervon gibt es in der Regel einen Edelstein je Level – ist das Gros der Edelsteine sehr offensichtlich direkt auf dem Hauptweg verstreut. Vereinzelt muss man auch eine kleine Zusatz-Sprungsequenz abschließen, um einen Edelstein einzusammeln, diese sind aber nie sonderlich interessant. Die Spielmechanik an sich ist ziemlich hölzern und in der Konsequenz macht es nicht allzu viel Spaß, Borti durch die Level zu bewegen. Immerhin haben die Entwickler in den wenigen Monaten zwischen meinem Gamescom-Besuch 2017 und dem Erscheinen des Spiels noch nachgebessert, was die Kontrolle über Borti in der Luft anbelangt, denn in der alten Fassung des Spiels, die nur wenige Monate vor Release präsentiert wurde, konnte man Boris Sprungtrajektorie in der Luft überhaupt nicht mehr anpassen. Das ist im finalen Spiel aber zum Glück nicht mehr der Fall.
Optisch ist Tiny Hands Adventure ziemlich niedlich gestaltet. Zwar ist die Grafik technisch nicht allzu beeindruckend, aber die Gestaltung Bortis selbst sowie einiger Gegner ist sehr liebevoll und so versprüht Tiny Hands Adventure durchaus einen gewissen Charme. Etwas ärgerlich, aber nicht ernsthaft problematisch für das Spiel ist, dass Tiny Hands Adventure trotz recht simplem Leveldesign gelegentlich mit Framerate-Problemen zu kämpfen hat. Die musikalische Untermalung des Spiels ist teilweise etwas arg dramatisch für das dargestellte Geschehen, ist aber angenehm anzuhören und somit durchaus als eine Stärke des Spiels zu sehen. Nicht sonderlich gelungen ist hingegen schließlich die Präsentation der Geschichte. Dass diese über Textboxen mit englischem Bildschirmtext erfolgen, ist in Anbetracht des kleinen Entwicklerstudios kein Problem, aber dass der Aufbau der Textboxen mit wechselnder Schriftgröße und plötzlichen Zeilenumbrüchen im Textaufbau verbunden ist, stört beim Lesen der Geschichte aber doch.

Tiny Hands Adventure ist ein passables, kurzes 3D Jump & Run, das mit einer etwas unangenehmen Spielphysik und einem weitgehend einfallslosen Leveldesign zwar sicher keine Preise gewinnen wird, zum regelmäßigen Sale-Preis von 2€ auf der Nintendo Switch aber auch kein großer Fehlkauf ist. Wer Borti niedlich findet und dem Genre etwas abgewinnen kann, der kann hier durchaus ein wenig Spaß haben.

Getestet auf Nintendo Switch