Arcade Archives 2 Ridge Racer (Review)

Von der ersten PlayStation an war es über insgesamt fünf PlayStations hinweg eine liebgewonnene Tradition, dass jede neue Sony-Konsole von einem Ridge Racer-Teil begleitet wurde. Dank dem Retro-Experten Hamster können Nintendo-Fans dieses Gefühl auf der Nintendo Switch 2 jetzt nachempfinden, denn das original Ridge Racer aus der Spielhalle begleitet den Release des neuen Nintendo-Handhelds.

Ridge Racer ist zwar bereits zum PlayStation 1-Launch auf einer Konsole erschienen, allerdings handelte es sich hierbei um einen technisch deutlich schwächeren Port, der mit den Einschränkungen der PlayStation auskommen musste. Bis heute gibt es zwar immer wieder emulierte Fassungen, die über Klassiker-Services angeboten werden und die (einzige) Strecke aus Ridge Racer hat sich in vielen anderen Ridge Racer-Spielen wiedergefunden, die originale Arcade-Fassung war bislang aber für den Endverbraucher nicht käuflich zu erwerben.

Die Neuauflage im Zuge der Arcade Archives 2-Reihe bietet neben einer originalgetreuen Umsetzung des Arcade-Spiels – wahlweise in der japanischen oder englischen Version – eine Reihe von Zusatzmodi, die zur online-Highscore-Jagd einladen. So kann man einerseits in einer festen Zeit versuchen, möglichst weit zu fahren, oder aber in einem Einzellauf möglichst schnell das Ziel erreichen. In allen drei Spielmodi hat man die Wahl aus vier Schwierigkeitsgraden, die sich zudem hinsichtlich der Maximalgeschwindigkeit des Autos unterscheiden – je höher der Schwierigkeitsgrad, desto schneller das Auto. Zusätzlich wird die Rundenzahl erhöht: in den niedrigeren beiden Schwierigkeitsgraden fährt man zwei, in den höheren beiden Schwierigkeitsgraden drei Runden bis zum Rennende. Schließlich wird die Strecke ab dem dritten Schwierigkeitsgrad um etwa 50% verlängert und eine neue recht anspruchsvolle Sektion wird der Strecke hinzugefügt.

Das Handling von Ridge Racer ist simpel, aber macht eine Menge Spaß. Im Grunde kann man, jedenfalls wenn man sich nicht für manuelle Schaltung entscheidet, nur Gas geben (mit ZR), bremsen (mit ZL) und lenken. Boost gibt es hingegen keine. Allerdings bietet Ridge Racer eine Drift-Funktionalität, die es ermöglicht, engere Kurven zu fahren, ohne dabei viel Zeit zu verlieren. Statt also wie in einer Simulation vorsichtig zu bremsen, um eine enge Kurve kollisionsfrei zu überstehen, muss man seinen Wagen manuell ins Rutschen bringen.

Hierzu muss man die Bremsen-Taste antippen, vom Gas gehen und dann wieder Gas geben, während man in die gewünschte Richtung lenkt. Ein wenig haarig ist hierbei das richtige Timing, denn die Bremse muss nicht etwa möglichst kurz angetippt werden, sondern man muss die Bremse für eine gewisse Zeit gedrückt halten. Gleichzeitig sollte man im Sinne des Geschwindigkeitserhalts dieses Zeitfenster möglich gering halten. Die Lernkurve in Ridge Racer ist recht angenehm und in kurzer Zeit fährt man sehr geschmeidig über die kurvenreiche Strecke. Die Langzeitmotivation leidet natürlich ein wenig unter der minimalen Steckenvielfalt, aber Ridge Racer hat doch einiges mehr zu bieten, als man in Anbetracht dessen, dass es nur eine Strecke gibt, erwarten würde.

Die Umsetzung des Spiels auf die Konsole ist nahezu makellos, das einzige größere Problem, das ich mir Ridge Racer hatte, ist die Menüführung, denn diese wird originalgetreu emuliert und hier muss man wissen, dass im Original die Auswahl im Menü darüber erfolgte, dass man das Lenkrad in eine bestimmte Position gedreht hat und dann mit dem Gaspedal bestätigt hat. Wenn man aus vier Optionen (den Schwierigkeitsgraden) auswählen möchte, heißt das, dass jede Option einem Neigungswinkel des linken Ananlogsticks entspricht. Daran kann man sich zwar gewöhnen, es ist aber keineswegs eine dem Interface angemessene Menüsteuerung. Es steht zu hoffen, dass Hamster hier noch einmal nacharbeitet und eine klassische Menüsteuerung mit einem Cursor anbietet.

Optisch ist Ridge Racer natürlich heute keine Augenweide mehr, schließlich ist das Spiel ca. 30 Jahre alt. Nichtsdestotrotz weiß das Spiel mit dem Licht, die rasante Grafik mit flüssigen 60 Bildern in der Sekunde und der ausdrucksreiche Arcade-Stil zu gefallen. Etwas schade für mich persönlich ist der Umstand, dass Ridge Racer ausschließlich aus der Ego-Perspektive gespielt werden kann – das ist aber dem Arcade-Original geschuldet und kein Versäumnis der Portierung auf die Nintendo Switch 2. Auch die Musik geht leicht ins Ohr und stört auch bei zahlreichen Versuchen überhaupt nicht. Gespielt werden kann das Spiel wahlweise in der Originalauflösung oder einer erhöhten Auflösung und tatsächlich würde man das Spiel in der Form, in der es hier vorliegt, in Anbetracht des Umstandes, dass viele markante Schwächen der ersten PlayStation ncht zu sehen sind, nicht als PlayStation-1-Spiel identifizieren. Die Online-Funktionalität ist zwar auf Leaderboards beschränkt, nichtsdestotrotz können sie dazu beitragen, zu immer weiteren Runden einzuladen.

Arcade Archives 2 Ridge Racer ist eine gelungene Umsetzung des Spielhallenklassikers zu einem fairen Preis, die Arcade-Racer-Freunden, die sich des geringen Umfangs des Spiels bewusst sind, bedenkenlos ans Herz gelegt werden kann. Ich werde in den kommenden Tagen sicherlich noch einige Runden in Ridge Racer drehen.

Vielen Dank an Hamster für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2.