
Schatten können etwas so wundervolles für Kinder sein. Anstatt sie als als nächtliche Angstbringer zu identifizieren, könnte man sich in Form von Schablonen oder Fingerspielereien kreative Panoramen an die Wand zaubern. Ich bin nicht so kreativ. Ich bin froh, wenn ich gerade so mit meinen ungelenken Fingern einen Hundekopf hinbekomme. Geschweige denn Silhouetten auf Level Experte. Da kommt es ganz gut, dass ich für Projected Dreams meine Finger nicht verrenken musste. Und auch insgesamt war der kleine Puzzler eine sehr sympathische und durchaus spaßige Angelegenheit.
Schatten an der Wand
Ein wenig fühlte ich mich beim Anblick der Trailer zu Projected Dreams an Unpacking erinnert. Im Nachhinein definitiv grundlos, denn das Hantieren mit Gegenständen aus dem Kinderzimmer ist spielerisch weitaus fokussierter. Das Grundprinzip ist einfach: Wir haben eine Auswahl von Spielzeugen, die wir auf einer Fläche derart drapieren müssen, dass ein vorgegebener Schatten geworfen wird.
Zu diesem Zweck manövrieren wir das jeweilige Objekt im dreidimensionalen Raum über alle Achsen entlang und legen es in den Lichtkegel. Allerdings fällt es in der Folge physikalisch korrekt in die “richtige” Lage. Ein auf dem Kopf stehender Teddybär ist auf diese Weise ohne Weiteres nicht möglich. Stattdessen bräuchte es weitere Spielzeuge, die den Kopfstand stützen, aber zugleich ebenfalls einen Schatten werfen würden. Manche Bilder können aufgrund der simplen Tatsache, wie die Schwerkraft auf die Spielzeuge einwirkt, schon ein wenig komplexer werden.

Und zugleich auch fummelig, denn gerade auf dem Steam Deck – ich vermute allgemein mit Controller-Steuerung – kann die Auswahl und der genaue Winkel der Items schwieriger werden, als gedacht. Da wir bei jedem neuen Level ein Zimmer besuchen, in dem sich die Spielzeuge wild verstreut in Schubladen, Regalen oder Kisten befinden, war auch die Übersicht manchmal langsamer.
Verblassende Erinnerungen
Aber fernab von meinen Steam Deck-Erfahrungen ist Projected Dreams ein zwar sehr kurzes, aber weitestgehend gutes Puzzle-Spiel geworden. Knapp über 40 Level verteilt auf sechs Kapitel stehen uns nach und nach zur Verfügung. Dabei erleben wir die Erinnerungen einer Familie mit, die den ein oder anderen Schicksalsschlag, aber noch viel mehr Liebe in ihrem Leben erfahren hat. Jede Erinnerung wird durch ein Foto im Album symbolisiert, welches erst durch Erfüllung des Levels enthüllt wird.
Jeder Schatten wird auf einer Skala von einem bis drei Sterne bewertet. Je besser wir die Umrisse treffen bzw. ausfüllen, desto besser. Erst wenn mindestens ein Stern geschafft ist, können wir theoretisch unseren Trip durch das Fotoalbum fortsetzen. Wer sich also nicht die Zähne ausbeißen will (was selten genug vorkommt), kommt also trotz allem gut durch Projected Dreams durch. Zusätzlich haben sich in einzelnen Leveln Kassetten versteckt, welche einen Hintergrund-Soundtrack freischalten.

Lediglich die suggerierte Hintergrundgeschichte, also die Erfahrungen der Familie über die Jahre hinweg, lassen ein wenig zu wünschen übrig. Alles ein bisschen süß, hier und da ganz nett. Aber auch weitestgehend uninteressant. Wenn ich vorhin schon meine Assoziation mit Unpacking aufgemacht habe, eine solche Form des Storytelling mit Kniff findet ihr hier definitiv nicht. Tut dem Spielspaß von Projected Dream in der Summe aber keinen Abbruch.
Projected Dreams’ spaßige Spielideen
Vielmehr ist das Debüt von Flawberry Studios strukturell sehr solide geworden. Die Level verteilen sich auf sechs Kapitel, die allesamt ein neues Gimmick anbieten, um das Spiel mit den Schatten ein Stück weit komplexer zu gestalten. So nimmt beispielsweise in einem Geisterhaus ein kleines Gespenst einem Objekt seine Körperlichkeit….und somit auch seinen Schatten. Oder ein Tintenfisch hilft uns, indem er Objekte klebrig macht. Ganz besonders gut gefielen mir dann die Level, die sich thematisch mit Wissenschaft auseinandergesetzt haben. Ich lass euch die Gimmicks hier alleine auskundschaften.

Denn Projected Dreams ist definitiv eine Empfehlung von mir. Ich könnte jetzt noch ewig darüber schwadronieren, dass es mir zu wenige Level sind oder die Schwierigkeit weitestgehend auf Sparflamme brennt. Es würde sich allerdings in diesem Fall falsch anfühlen, da der Puzzler sich auch dementsprechend gibt. Projected Dreams ist ein kurzweiliges Spiel, in dem unser räumliches Denken auf kreative Weise gefragt ist. Vor allem das stete Hinzufügen von Gimmicks oder neuen Spielzeugen sorgen in der kurzen Spielzeit immer wieder für Abwechslung. Der Puzzler will weniger fordern, sondern punktet mit seiner Idee, ihrer soliden Umsetzung sowie den kleineren Spielereien im Laufe der Level. Gerade Genrefans und Freund:innen von Cozy Games kommen hier auf ihre Kosten.
Lange Schatten auf Steam Deck geworfen. Ein herzlicher Dank geht an Flawberry Studio für die Bereitstellung eines Mustercodes.