
Geschäftige Zeiten für Yoshi: Die Jahre 2004 bis 2006 sind wohl die aufregendsten Zeiten für Nintendos Dicknasendinosaurier, denn gleich drei Jahre in Folge durfte Yoshi als Titelheld eines eigenen Spiels fungieren. Basierend auf einer der ersten Tech Demos für den Nintendo DS erschien 2005 kurz nach dem innovativen Handheld Yoshi Touch & Go, ein Highscorespiel aus den Händen EADs – das bis heute letzte Mal, dass Yoshi von Nintendos internen Entwicklerteams mit einem Spiel versorgt wurde.
Yoshi Touch & Go ist ein ungewöhnlicher Titel für die Mario-Anthologie, da es hinsichtlich der Genre-Zuordnung ein Randfall ist. Zwar geht es in Yoshi Touch & Go vorrangig darum, Yoshi mit Sprüngen und Eierwürfen ans Ziel zu befördern, allerdings läuft Yoshi selbstständig nach rechts und die Steuerung erfolgt ausschließlich per Touchscreen. Zudem ist Yoshi Touch & Go als reines Highscore-Spiel konzipiert, das heißt, dass man das Spiel nicht im klassischen Sinne durchspielen kann und dass im Spielverlauf die Levelabschnitte zufällig aus einem Pool von (handdesignten) Levelabschnitten ausgewählt werden.

Der grundlegende Spielablauf ist in zwei Phasen geteilt. Zunächst segelt Baby Mario aus dem Himmel hinab auf Yoshis Rücken. Allerdings ist der Himmel nicht so klar wie im Intro zu Yoshi’s Island. Im Gegenteil: Der Himmel ist voller stacheliger Gefahren und wenn Baby Mario eine davon berührt, ist das Spiel schon vorbei, bevor man Yoshi überhaupt zu Gesicht bekommen hat. Mit dem Touchscreen kann man Wolken einzeichnen, über die Baby Mario auf seinem Fall umgelenkt werden kann, bis er nach einiger Zeit auf Yoshis Rücken landet. Anschließend wechselt das Scrolling und das Spiel scrollt nicht mehr von oben nach unten, sondern von links nach rechts. Yoshi bietet dem Spieler einige zusätzliche Optionen. Zwar kann man auch für Yoshi weiterhin Wolken einzeichnen, zusätzlich kann man aber auch Eier werfen, indem man auf den entsprechenden Zielpunkt tippt, oder aber Yoshi springen und flattern lassen, indem man Yoshi selbst antippt.
Die Steuerung geht sehr gut von der Hand und wird durch das Variantenreichtum sowohl der Interaktionsmöglichkeiten als auch der Leveldesigns ziemlich intensiv. Da ein einziger Fehler zum Tod führen kann, ist besondere Vorsicht geboten. Immer wenn man einen Levelabschnitt geschafft hat, wechselt Baby Mario zu einem anderen Yoshi. Das ist zwar im Wesentlichen eine kosmetische Änderung, gibt dem Spiel aber ein wenig Struktur und markiert zudem auch den Wechsel zwischen Schwierigkeitsstufen. Besonders geübte Spieler bekommen sogar den schwarzen Yoshi zu spielen, der in Yoshi’s Story als Bonus-Yoshi eingeführt wurde. Der schwarze Yoshi korrespondiert mit mit dem letzten kompletten Satz an Levelabschnitten, aus denen gewählt werden kann, bevor thematisch wieder an den Beginn angeknüpft wird.

Das Leveldesign testet Yoshis verschiedene Fähigkeiten sinnvoll und die teilweise randomisierte Auswahl der Levelabschnitte ist sinnvoll zugeschnitten, so dass das Spiel tendenziell immer schwieriger wird, sich aber in sanften Wellenbewegungen bewegt. Als reines Highscore-Spiel kann man aber kein „gutes“ Ende für einen Run erreichen, jeder Run endet damit, dass Yoshi in einen Abgrund fällt oder von einem Hindernis verletzt wird. Traurige Angelegenheit für den Dinosaurier.
Hinsichtlich der Langzeitmotivation steht und fällt Yoshi Touch & Go trotz unterhaltsamer Grundmechanik natürlich damit, wie stark man sich dazu motivieren kann, seine Leistung immer weiter auszubauen und immer länger durchzuhalten. Da Yoshi Touch & Go im Gegensatz zu vielen modernen Endlos-Runnern sich keine Mühe gibt, mit externen Motivatoren wie freischaltbaren Extras mehr Spielzeit aus dem Spieler herauszuholen, kann das Spiel individuell sehr schnell ausgeschöpft sein. Persönlich habe ich das Spiel im Jahr 2005 sehr ausgiebig gespielt – sicherlich eine deutlich zweistellige Stundenzahl, vor dem Test zwanzig Jahre später aber nur noch eine Hand voll Durchläufe gemacht. Yoshi Touch & Go kann den Tech-Demo-Flair keineswegs völlig abschütteln und leidet ein gutes Stück weit darunter, dass kurze Zeit später Kirby: Power-Malpinsel ein sehr ähnliches Konzept wesentlich umfassender ausgearbeitet hat.

Yoshi Touch & Go ist ein gut designtes Highscore-Jump & Run, das den Touchscreen sehr sinnvoll nutzt und vermutlich mit einem modernen kapazitiven Touchscreen nicht annähernd so gut funktionieren würde. Allerdings ist es seinerzeit schon eine sehr fragwürdige Entscheidung gewesen, Touch & Go zum Vollpreis zu verkaufen. Mario- und insbesondere Yoshi-Fans können hier ohne Frage einige Stunden Spaß herausholen, besonders wenn das Highscore-Fieber einen packt, aber Yoshi Touch & Go ist keinesfalls ein essenzielles Spiel der Reihe.

Getestet auf Nintendo DS.