
Für gewöhnlich stehe ich Remasters ein wenig kritisch gegenüber – der einzige Beitrag ist oft eine marginale technische Verbesserung und wenn auch nur gelegentlich ein Remaster an die Stelle eines Sequels tritt, ist das für mich schon ein Ärgernis. Bei Croc: Legend of the Gobbos sah das aber ein wenig anders aus. Das Original hatte nämlich einen erheblichen Makel, den die Entwickler zu beheben versprochen haben: eine äußerst unbequeme Steuerung. Am gestrigen Mittwoch ist das Remaster von Croc erschienen und besser hätte die Neuauflage kaum sein können.
Das erste, was auffällt, wenn man Croc: Legend of the Gobbos installiert, ist die enorme Größe des Spiels. Das Remaster eines Saturn und PlayStation-Spiels, das im Original gerade einmal 300 MB veranschlagt hat, schlägt mit mehr als 30 GB zu Buche. Wenngleich ein gewichtiger Grund hierfür umfangreiches Video-Bonusmaterial ist, im ersten Moment ist die Größenordnung der Installation doch bemerkenswert. Zum Glück geht die Größe des Spiels aber nicht mit langen Ladezeiten einher, im Gegenteil: die ganze Spielerfahrung ist flüssig und kommt ohne merkliche Wartezeiten aus. Das ist durchaus eine Verbesserung zum Original, das aber seinerseits für die damaligen Verhältnisse nicht über Gebühr mit Ladezeiten genervt hat.

Der Aufbau des Spiels ist unverändert und wer das Original kennt, wird merken, dass das gesamte Leveldesign vollständig übernommen wurde. Trotz guter Kenntnis des Originals ist mir keine einzige Änderung im Design aufgefallen. Das ist aber auch eine gute Sache, denn die große Stärke des Originals war das Leveldesign, das einen Mittelweg aus linearem 3D Jump & Run und Collectathon geht und dabei vor allem auf kleine Räume setzt, die dafür eng mit abwechslungsreichen Platform-Herausforderungen bestückt sind. Gerade in Anbetracht dessen, dass Crocs Moveset ziemlich begrenzt ist – Laufen, springen, stampfen und Schwanzschlag, damit ist Crocs Bewegungsumfang bereits vollständig beschrieben – ist es bemerkenswert, wie viele Ideen die Entwickler in das Leveldesign stecken konnten.
Schrumpfende Plattformen, schwingende Schläger, auf Schienen rennende Gegner, auf alle erdenklichen Weisen fahrende Plattformen, Hangelgitter mit stampfenden Gegnern – bis zum Ende des Spiels gibt es immer wieder neue Designelemente, die die Sprungfähigkeiten des Krokodils mit dem markanten Zahn auf die Probe stellen. Dabei muss man stets ein waches Auge für eingesperrte Gobbos haben. Sechs dieser braunen Fellwesen sind in jedem Level der vier Hauptwelten versteckt, in aller Regel hinter kleinen Rätseln, Minispielen oder schwierigeren Sprungpassagen. Nur äußerst selten erlebt man hierbei eine gemeine Überraschung, denn die Wegführung von Croc ist nahezu immer sehr transparent und dass man versehentlich einen Weg zu einem Gobbo verbaut, kommt kaum vor.

Jeweils in der Mitte und am Ende einer Welt erwartet Croc ein Endgegner. Die Endgegner sind leider nicht allzu spannend und leiden ein wenig an einer intransparenten Hitbox, so dass das optionale Achievement dafür, alle Endgegner ohne Schaden zu besiegen, ein wenig nervig ausfallen kann. Wenn man alle Gobbos in den drei Levels vor einem Endgegner gesammelt hat, schaltet man allerdings ein kniffliges Extralevel frei und nur wer alle Extralevel erfolgreich abschließt, kann die letzte Welt des Spiels und damit das echte Ende des Spiels erreichen. Natürlich ist die Frage des richtigen Endes aber nicht allzu erheblich, denn die Geschichte von Croc ist zwar süß, aber inhaltlich vollkommen belanglos.
Kommen wir zum entscheidenden Punkt hinter diesem Remaster, der Steuerung. Diese wurde nämlich komplett überarbeitet und nun kann Croc mit dem Analogstick frei in jede Richtung bewegt werden, statt wie ein Panzer zu drehen. Dabei haben die Entwickler eine Menge Fingerspitzengefühl bewiesen und die spezielle Spielphysik von Croc hervorragend auf das neue Steuerungskonzept übertragen. Tatsächlich fällt im Spiel überhaupt nicht auf, dass das Spiel nicht ursprünglich für diese Steuerung designt wurde und das ist in der Tat eine erhebliche Leistung, denn das Leveldesign hat die Besonderheiten der Steuerung von Croc sehr bewusst berücksichtig und eingebunden. Meine Sorge, dass die Steuerung einen Kompromiss zwischen Spielbarkeit und Leveldesign bedeuten würde, ist zum Glück vollkommen ungerechtfertigt gewesen. Es gibt, außer Nostalgie, absolut keinen Grund, auch nur kurzzeitig auf die klassische Steuerung – die übrigens weiterhin über das Steuerkreuz angeboten wird- zurückzugreifen. Ebenfalls äußerst gelungen ist die neue Kamera, die frei dreh- und zoombar ist und sich nicht ohne das Zutun des Spielers bewegt. Aus einem Spiel, das in seiner Spielbarkeit immer ein kleiner Kampf war, wurde durch dieses Remaster eine absolut runde Spielerfahrung gemacht. Erstklassig!

Nicht minder gelungen ist die technische Seite des Remasters. Die Remaster-Optik ist glatt und ansehnlich, ohne den klassischen Charme zu zerstören. Wer es allerdings lieber traditionell mag, kann die Original-Modelle, -Texturen und -Beleuchtung, sowie einen gelungenen CRT-Filter einschalten. Besonders löblich ist, dass man individuell zwischen den einzelnen Verbesserungen wählen kann, man kann also frei kombinieren, welche Aspekte man lieber originalgetreu belassen möchte und welche man modernisiert haben möchte. Einzig das UI und der Umstand, dass das Spiel im Widescreenformat gespielt wird, lässt sich nicht modifizieren. Wie im Original ist auch im Remaster der eingängige Soundtrack ein echtes Highlight. Die Neuaufnahmen für das Remaster sind ebenfalls gut gelungen, unterscheiden sich aber nur marginal von den Originalaufnahmen.
Schließlich kommt Croc mit einer Menge Bonus-Material daher: Videointerview, unzählige Konzeptzeichnungen, ein japanisches Lösungsbuch als Scan, Original-Soundtrack und Remastering des Soundtracks, sogar Videos von ungenutzten Levels findet man im Bonusmaterial frei zur Auswahl. Natürlich richten sich diese Inhalte vorrangig an langjährige Croc-Fans und Kenner des Originals, diese dürften aber ohnehin einen nennenswerten Anteil der Spieler des Remasters ausmachen.

Croc: Legend of the Gobbos ist ein hervorragendes Remaster, das aus einem guten Spiel mit einem hervorstechenden Mangel einfach ein rundum gutes Spiel macht. Spieler, die lange kein Spiel der Ära mehr gespielt haben, könnten sich womöglich in einigen der kleineren Räume im Spiel etwas eingeengt fühlen, davon ab ist Croc aber eine Empfehlung auch für diejenigen Spieler wert, die das Original nie gespielt oder wegen der Steuerung abgebrochen haben. Dem Remaster merkt man deutlich an, dass hier viel Liebe für das Ursprungsmaterial und handwerkliches geschickt zusammen gekommen sind.

Vielen Dank an Argonaut für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.