Super Monkey Ball: Banana Rumble (Review)

Obwohl Super Monkey Ball und sein Nachfolger auf dem GameCube ein riesiger Erfolg waren, hat sich das Original-Entwicklerteam schon kurz darauf von den Kulleraffen zurückgezogen und sich auf japanische Gangster in der Yakuza-Reihe konzentriert. Vereinzelte Spin-Offs und Sequels von anderen Entwicklern haben hin und wieder etwas Leben in die Reihe gebracht, aber abgesehen vom wenig beachteten Vita-Ableger Banana Splitz konnte kein Monkey Ball qualitativ an die Spiele von Amusement Vision anschließen. Nach langen Jahren hat das Originalstudio aber noch einmal Hand an die Affenbande gelegt und der Nintendo Switch Super Monkey Ball: Banana Rumble spendiert.

Super Monkey Ball: Banana Rumble orientiert sich in seiner Struktur nicht an den GameCube-Spielen sondern an der ab Touch & Roll üblichen Welten-Einteilung. Das heißt, man muss nicht mehr 10, 30 oder gar 50 Level am Stück spielen, sondern die Level können einzeln aus thematischen Welten ausgewählt und abgeschlossen werden. Wer den klassischen Modus sehr vermisst, der kann allerdings in einem Time Attack alle Level einer Welt am Stück abschließen. Auch hierbei hat man zwar keine begrenzte Lebensanzahl, aber ein verlorener Versuch geht natürlich mit verlorener Zeit einher.

Die Spielmechanik in Super Monkey Ball: Banana Rumble ist hingegen weitgehend klassisch. Mit dem linken Stick neigt man die Spielwelt und bewegt so seinen Affen, der in einer transparenten Kugel gefangen ist, über das Spielfeld. Innerhalb von 60 Sekunden muss man seinen Affen ins Ziel manövrieren. Was anfangs geradezu ein Kinderspiel ist, zieht alsbald im Schwierigkeitsgrad an und gegen Ende des 200 Level umspannenden Hauptspiels bedarf es schon einiger Fingerakrobatik, um seinen Affen sicher ins Ziel zu navigieren. Im Vergleich zu seinen Vorgängern bietet Banana Rumble ein neues spielerisches Element, das mich zunächst skeptisch gemacht hat: einen Boost, der stark an Sonics Spindash erinnert. Wenn man den B-Knopf gedrückt hält, kann man eine Energieleiste füllen und sobald man den Knopf loslässt, wird man entsprechend der Füllung der Energieleiste nach vorn katapultiert. Das steht natürlich ein Stück weit im Widerspruch zu den teilweise filigranen Leveldesigns, wird aber immer wieder geschickt ins Leveldesign eingebunden und gibt Bestzeitjagden eine ganz eigene Dynamik.

Um Frust durch Überforderung zu vermeiden haben die Entwickler die 200 Level des Spiels in zwei Pakete zu je 100 Levels zusammengefasst. Die Geschichte des Spiels, rund um einen fiesen Bananendieb namens Easel, wird in kurzen Videosequenzen erzählt und ist zweifelsohne belanglos. Immerhin gibt es in Anbetracht der naiven Schreibweise gelegentlich ein wenig zum Lachen, aber es wäre doch ziemlich erstaunlich, wenn irgendwer Banana Rumble für seine Geschichte spielen würde. Nach Abschluss der Geschichte erhält man allerdings Zugriff auf zehn weitere Welten mit insgesamt 100 weiteren Levels, die nochmal ein Stück anspruchsvoller sind als die ersten zehn Welten.

Auch wenn das Leveldesign nach hinten raus reichlich anspruchsvoll wird, die extremen Schwierigkeitshöhen, die das erste Monkey Ball erreicht hat, sind allein durch die kleinen Häppchen, in denen die Level serviert werden, hier nicht zu erwarten. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Monkey Ball-Veteranen sich langweilen müssten, denn wem das reine Erreichen des Ziels zu langweilig ist, der kann sich in jedem Level an drei Zusatzaufgaben versuchen. Zunächst einmal gibt es in jedem Level eine goldene Banane zu finden, die meistens an einem besonders schwer zugänglichen Ort versteckt ist, oder vom Spieler verlangt, besonders waghalsig durch die Gegend zu bouncen. Wer es rasant mag, der kann in jedem Level eine Zielzeit erreichen, die in vielen Fällen ziemlich anspruchsvoll ist und oft sogar einen alternativen Weg verlangt. Besonders knifflig sind übrigens nicht die Level mit sehr niedriger Zielzeit, sondern die Level mit 30 bis 50 Sekunden Zielzeit: Das sind oftmals die Level, die ohnehin schon ein sehr kniffliges Layout haben und gerade keine drastisch abkürzende Alternativroute zulassen. In diesen Levels ist es dann notwendig, die eine Route durch das Level an allen Ecken ein wenig abzukürzen und großzügig mit dem Boost umzugehen, um Bewegungszyklen einzusparen oder einfach kleine Vorteile aus abgekürzten Kurven mitzunehmen.

Schließlich gibt es noch eine Sammelaufgabe. In jedem Level sind nämlich eine ordentliche Zahl gelber Bananen verteilt und die dritte Mission im Bunde gibt eine Zielzahl an Bananen vor, die man mit ins Ziel bringen soll. In der Regel geht es hierbei nicht um alle Bananen, aber doch meist mehr als man auf einem normalen Durchgang durchs Level auflesen kann. Anfangs ist diese Mission in der Regel die einfachste Mission, nach hinten heraus gibt es aber eine ganze Menge Level, in denen die Sammelaufgabe extrem schwierig ist. Es gibt sogar einige Level mit komplett parallelen Routen, in denen für mein Dafürhalten es zeitlich gar nicht möglich ist, in den 60 Sekunden, die man zum Levelabschluss zur Verfügung hat, genug Bananen zu sammeln und dann noch ins Ziel zu kommen. Das heißt allerdings nicht, dass diese Missionen komplett unmöglich sind, denn man kann Super Monkey Ball Banana Rumble kooperativ mit zwei Spielern spielen und teilt sich dann einen Bananenzähler. Da ich aber keinen begeisterten Affenfreund zur Verfügung habe, der bereit wäre, die schwierigsten Level gründlich abzugrasen, bleiben diese Missionen von mir unvollendet. Es kann natürlich auch sein, dass ich mich irre und tatsächlich jede Bananensammelmission auch alleine möglich ist, dann bedarf es aber trickreicher Ideen, die mir nicht gekommen sind.

Technisch ist Super Monkey Ball Banana Rumble solide, aber nicht perfekt. Anders als die GameCube-Originale hat Banana Rumble keine gänzlich stabile Framerate. Die Ziel-Bildwiederholrate von 60 Bildern pro Sekunde wird zwar über den Großteil des Spiels weitgehend erreicht, aber einzelne Level, die auf anspruchsvollere optische Effekte wie Regen setzen, können schon sehr sichtbar in ihrer Framerate einbrechen. Es wird zwar nie die Instabilität des berüchtigten Ruckellevels in Super Monkey Ball 1 erreicht, das im PAL60-Modus – und zum Glück nur da – an den Rand der Unspielbarkeit geruckelt ist, aber eine Hand voll Level haben doch eine Framerate, die so niedrig ist, dass es die Spielbarkeit in einem so filigranen Spiel beeinträchtigt. Zum Glück handelt es sich hierbei aber nicht um die besonders schwierigen Level im Spiel. Nichtsdestotrotz wäre eine Option, die ohnehin rein optischen Effekte auszuschalten, um eine stabile Performance zu erreichen, wünschenswert gewesen. Musikalisch wird angenehme Kost geboten, die aber nicht im Ohr bleibt.

Super Monkey Ball: Banana Rumble ist ein würdiges Comeback der Affenbande, das abseits vereinzelter Performance-Probleme eine hervorragende Spielerfahrung bietet. Ich habe mehr als 25 Stunden mit dem Spiel zugebracht und bin durch die Bank hervorragend unterhalten worden. Der neue Boost-Move schafft die Balance, das Spielkonzept zu erweitern, ohne die Einfachheit und den Reiz von Monkey Ball zu gefährden und das Leveldesign ist kompakt, durchdacht und intensiv. Wer Geschicklichkeitsspielen etwas abgewinnen kann, sollte Banana Rumble auf jeden Fall eine Chance geben. Für Monkey Ball-Fans ist das Spiel ohnehin ein Pflichttitel.

Getestet auf Nintendo Switch.