The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom (Review)

Zelda in der zweiten Dimension hat auf der Nintendo Switch eine nie dagewesene Durststrecke hinter sich. Mehr als zehn Jahre ist es nunmehr her, dass The Legend of Zelda: A Link Between Worlds uns zurück in das Hyrule der SNES-Ära entführt hat und lange sah es so aus, als würde die Nintendo Switch für 2D-Zelda-Freunde nichts als eine Schönheitskur für den Game Boy Klassiker Link’s Awakening zu bieten haben. Doch Nintendo und Grezzo haben zum Ende der Generation doch noch einmal mit frischen Designs aufgewartet und schicken in Echoes of Wisdom erstmals Zelda selbst in der spielerischen Hauptrolle ins Spiel.

Überall in der Welt Hyrules haben sich schwarze Löcher aufgetan, aus denen gar üble Gestalten in die Welt von Zelda und Co. entweichen. Diese Gefahr zu bannen ist traditionsgemäß die Aufgabe Links, der sich mutig in den Kern des Risses begibt, um das Übel an der Wurzel zu packen. Allerdings verläuft der Kampf nicht ganz in Links Sinne und Link selbst wird verschleppt. In einem letzten heroischen Akt kann er die zu diesem Zeitpunkt in einem Kristall eingesperrte Zelda noch mit einem geschickten Pfeilschuss befreien und nun sind die Rollen verkehrt. Link harrt seiner Rettung, während Zelda zur strahlenden Heldin avancieren muss.

Spielerisch unterscheidet Zelda sich von Link deutlich in ihrem Kampfverhalten. Im Gegensatz zu Link zieht sie nicht mit Schwert, Bogen und Bomben aus, um dem Bösen Einhalt zu gewähren, sondern verlässt sich auf einen magischen Stab, der äußerst ungewöhnliche Fähigkeit mit sich bringt und damit ein wenig an den Replikator der Star Trek Serie erinnert. Der Stab kann sich alle möglichen Umgebungsobjekte und besiegte Gegner merken und diese mit der Kraft von Zeldas neuer Begleiterin Tri wo immer Zelda mag, erzeugen. Hinsichtlich der Rätsel stellt sich der Stab als variantenreicher Somaria-Stab heraus, bei den Kämpfen hingegen dominiert eine einigermaßen passive Haltung, weil der Großteil des Schadens durch beschworene Gegner hervorgerufen wird. Man kann zwar auch Steine werfen, der Effekt dessen ist aber im Vergleich zu anderen Zelda-Spielen drastisch reduziert, so dass das schnell keine ernsthafte Option mehr ist. Bis zum Ende funktionieren aber oft in hoher Frequenz erzeugte Stachis noch einigermaßen gut bei kleineren Gegnern. Mein Favorit, abseits von einigen besonders großen und starken Gegnern waren aber die Raben, die nicht nur ordentlich Schaden verursachen, sondern den Gegnern zudem reichlich Rubine abluchsen.

Die Spielstruktur folgt im Wesentlichen dem klassischen Zelda-Konzept, das heißt, dass es eine Oberwelt gibt, die neben dem kritischen Pfad zahlreiche Nebenaufgaben und versteckte Geheimnisse bietet, sowie insgesamt sieben Dungeons, die sich auf Rätsel und Kämpfe auf engerem Raum konzentrieren. Die Oberwelt ist im Vergleich zu älteren 2D-Zeldas deutlich größer, aber bleibt weiterhin kompakt und übersichtlich. Im Gegensatz zu den jüngeren 3D-Abenteuern ist offensichtlich, dass die gesamte Spielwelt sorgfältig von Hand gestaltet wurde und Ressourcensammelei spielt im Grunde genommen keine Rolle. Herzteile als Belohnungen für Sidequests werden ergänzt mit Energiekristallen, mit denen man die zeitlich beschränkte Fähigkeit Zeldas, sich in eine Schwertkämpferin zu verwandeln, verbessern kann. Es gibt zwar – neben den obligatorischen Rubinen – eine Reihe von Zutaten zu sammeln, mit denen man sich Smoothies mixen kann, die verschiedene Statuseffekte auslösen, aber im gesamten Spiel habe ich zu keinem Zeitpunkt auch nur einen Anreiz gesehen, das tatsächlich zu tun. Echoes of Wisdom ist in den Kämpfen einfach genug, dass Tränke, die die Verteidigung erhöhen oder gegen gewisse Elementarschäden schützen, schlichtweg nicht erforderlich sind. Zu meinem Glück, aber vielleicht zum Missmut von Crafting-Freunden.

Der Schwerpunkt auf Spielerfreiheit, den Aonumas Team seit Breath of the Wild pflegt, hat sich auch auf das Design von Echoes of Wisdom ausgewirkt, ohne aber das Spiel komplett zu dominieren. Man kann grundsätzlich die Oberwelt sehr früh im Spiel komplett erkunden, allerdings sind die Dungeons in vier Phasen eingeteilt: ein erster Dungeon gefolgt von zweien die in beliebiger Reihenfolge absolviert werden können, gefolgt von einem Einzeldungeon und dann dreien, deren Reihenfolge wiederum beliebig ist. Hierdurch haben die Entwickler gleichzeitig dem Freiheitsgedanken wie den Vorteilen einer strukturierten und somit ein Stück weit an den erwartbaren Fähigkeiten des Spielers ausgerichteten Progression Genüge getan. Gelegentlich hat das allerdings zur Folge, dass man auf eine Höhle stößt, die etwas unelegant zugeschüttet ist und erst nach Erreichen eines bestimmten Events näher erkundet werden kann. Da das Spiel äußerst großzügig mit Teleporterpunkten ist, und man zudem eigene Markierungen auf der Karte vornehmen kann, trüben diese kurzen Momente der Irritation den Spielspaß aber nicht.

Die Dungeons folgen in weiten Teilen dem klassischen Zelda-Konzept und sind mit den kurzen und anspruchslosen Dungeon-Ersatzprodukten von Breath of the Wild und Tears of the Kingdom nicht vergleichbar. Zwar gibt es keine Dungeonitems mehr, allerdings erweitert sich im Dungeon oftmals über neue Echos dennoch das eigene Fähigkeiten-Repertoire, so dass die Dungeons sich oft dennoch erst nach und nach öffnen. Die Kombination aus übergreifenden Rätseln und Raumrätseln, sowie gelegentlichen Mini-Bossen funktioniert trotz des Verzichts auf klassische Dungeon-Items prima und sollte dürstende Fans der klassischen Formel zufriedenstellen. Für meinen Teil kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich sehr zufrieden mit dem Dungeondesign bin. Die Qualität der Dungeons fluktuiert ein wenig, mit einer Ausnahme sind die Dungeons aber alle mindestens gut, drei der Dungeons haben mir hervorragend gefallen, da sie jeweils mit einer cleveren Rätselthematik und -umsetzung aufwarten können.

Technisch ist The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom etwas wechselhaft. Die Grafik an sich ist niedlich und nutzt den gleichen Stil wie das Link’s Awakening Remake, allerdings gibt es immer wieder Framerate-Probleme. Zwar bleibt die Framerate immer bei mindestens 30, aber das Spiel fluktuiert teilweise heftig zwischen 30 und 60 Bildern in der Sekunde, so dass es dem Spiel vermutlich sogar gut getan hätte, eine Beschränkung der Framerate auf 30 Bilder je Sekunde auferlegt zu bekommen. Es gibt zwar keinerlei spielerische Einschränkungen durch die phasenweise Fluktuation, aber dennoch ist das eine auffällige Unsauberkeit, die vor allem ärgerlich ist, weil sie bereits beim Remake von Link’s Awakening vielfach kritisiert wurde. Musikalisch wird endlich wieder ein durchgängiger, gut komponierter Soundtrack geboten, der mit bekannten Themen spielt und ins Ohr geht. Eine neue eigenständige Komposition, die einprägsam wäre, sucht man allerdings vergebens.

The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom ist ein sehr gutes Zelda-Abenteuer mit einigen ungewöhnlichen Designentscheidungen, die aber größtenteils gut von der Hand gehen. Gelegentlich haben die Entwickler ziemlich offensichtliche Umgehungsmöglichkeiten für Rätsel nicht abgefangen, aber abseits dessen funktioniert das Konzept mit dem Kopierstab makellos. Für mich als Fan der klassischen Zelda-Formel ist Echoes of Wisdom ein willkommenes Comeback, aber auch für Freunde der freieren neuen Titel hat Echoes of Wisdom einiges zu bieten.

Getestet auf Nintendo Switch.