
Die Östliche Han-Dynastie schwächelt. Die Gelben Turbane lehnen sich auf und die Turbulenzen werden immer größer. Hier setzt Dynasty Warriors Origins ein und behandelt die Geschichte der drei Reiche. Dafür ist die Reihe bereits bekannt. Doch während frühere Titel zwischen Charakteren gewechselt haben, steuere ich diesmal weitgehend einen einzelnen Protagonisten.
Da ich bereits Hyrule Warriors Legends und die beiden Fire Emblem Warriors-Titel mit sehr viel Freude gespielt habe, war ich sehr gespannt auf den neusten Musou-Titel. (Über Zeit der Verheerung verliere ich lieber nicht allzu viele Worte.)
Romance of the Three Kingdoms
Wer mit der Geschichte der drei Reiche bereits vertraut ist, wird die vielen Charaktere und viele der bedeutsamen Schlachten und Ereignisse bereits kennen. Neu ist jedoch der spielbare Protagonist. Bis auf einzelne Sätze im Kampf ist er stumm, weshalb ich gar kein Gefühl für seine Stimme bekommen habe. Aber essenziell sind seine Aussagen natürlich nicht. Der Protagonist hat einen frei wählbaren Namen, wird oft jedoch Ziluan genannt.
Nach einem ersten Zusammentreffen mit den Gelben Turbanen trifft Ziluan schon bald auf die drei Lords Cao Cao, Liu Bei und Sun Jian, die mitsamt Gefolge Einfluss auf das weitere Geschehen nehmen. Mal hilft Ziluan der einen Fraktion, mal einer anderen, bis er sich schließlich für einen Helden entscheiden muss.
Dort teilt sich die Geschichte in drei Pfade auf, die jeweils zwei Enden haben. Obwohl mir von Anfang an klar war, dass ich zuerst für Lui Bei auswählen würde, war ich kurz vor der tatsächlichen Entscheidung doch ein wenig unsicher. Natürlich kann ich letztlich alle Pfade spielen, wobei die Umsetzung für den Wechsel sehr gut gelungen ist. Aber ich wollte trotzdem zuerst die “richtige” Entscheidung treffen, wenn es denn eine solche geben sollte. Denn ganz so einfach ist die Geschichte dann doch nicht.
Während Cao Cao als kalkulierender Feldherr agiert, ist die Sun-Familie zwar auf Seiten der Kaiser, hat aber auch mit eigenen Problemen zu kämpfen. Liu Bei ist ein wenig planlos, aber sehr idealistisch und genießt die volle Unterstützung seiner Schwurbrüder.
Die zahlreichen Charaktere sind fein ausgearbeitet und durchgehend überzeugend auf Englisch (oder Japanisch) vertont. Zu den Dialogen gehören Gespräche vor und nach den Schlachten, einzelne Filmszenen und viele Bindungsgespräche. In Gasthäusern kann ich nachschauen, wie viel Zeit ich mit Schlachten und außerhalb verbracht habe, und es sind wirklich viele Gespräche.

Ziluan
Der Protagonist von Dynasty Warriors Origins hat bei Weitem den zurückhaltendsten Charakter. Zudem ist er stumm und hat sein Gedächtnis verloren, was ein sehr klassischer Ansatz ist. Mich stört das allgemein eher selten, daher auch hier nicht. Außerdem finde ich die Umsetzung sehr gut gelungen. Dass Ziluan sein Gedächtnis verloren hat, ist eng mit seiner Geschichte verwoben, die ich im Verlauf ergründe.
Darauf, dass er wenig spricht, nehmen andere Charaktere immer wieder Bezug. Amüsant ist dabei immer wieder, wenn sich jemand während eines Bindungsgespräches dabei erwischt, Ziluan schon wieder all seine Sorgen erzählt zu haben. Da ich selbst früher Ablagefläche war, kann ich sehr gut nachvollziehen, wie solche Gespräche passieren. Auch wenn ich (zum Glück!) deutlich weniger nach meiner Meinung gefragt wurde als Ziluan.
Ziluan ist begnadeter Kämpfer, auch wenn er sich nicht daran erinnern kann, woher er diese Fähigkeiten hat. In einer anderen Geschichte hätte er selbst das Zeug dazu, ein Held zu werden, in dieser hier ist seine Aufgabe, einen Helden zu finden. Ein Junge, den er sich nur einzubilden scheint, und eine mysteriöse Frau, die er sich vielleicht ebenfalls einbildet, klären ihn über seine Aufgabe auf. Als Wächter des Friedens ist der Frieden sein höchstes Ziel, und um dieses zu erreichen, muss er sich schließlich einem Herrn anschließen. Da sich die Handlung von Dynasty Warriors Origins stark an der Vorlage orientiert, bleibt der tatsächliche Einfluss begrenzt, an einzelnen Stellen kann er jedoch auch dem Schicksal trotzen. Doch wie es so mit dem Schicksal ist, ist es ziemlich schwierig, sich ihm erfolgreich zu widersetzen. Die entsprechenden Situationen gehören auf jeden Fall zu den herausforderndsten Spielmomenten.

Unterschiedliche Seiten
Das erste Mal, dass sich Ziluan auf meinem zweiten Pfad Zhang Fei entgegenstellen musste, hat mir fast das Herz gebrochen. Aber als Krieger auf dem Schlachtfeld ist für Sentimentalitäten kein Platz und hinterher mussten die beiden keine Feinde bleiben. Denn da die meisten Charaktere für die Handlung bedeutsam sind, kann nicht jeder besiegte gegnerische oder eigene Offizier tot sein. Sonst bliebe ja niemand mehr außer Ziluan übrig.
Letztlich zeigen solche Momente aber auch, wie arbiträr unterschiedliche Seiten in einem Konflikt sein können. Wie Feinde an anderer Stelle Verbündete sein können. Dass persönliche Beziehungen zwar einen Einfluss haben können, aber kriegerische Entscheidungen darüber liegen können.
Auch wenn insbesondere Ziluan sehr davon profitiert, dass ihn eigentlich alle mögen und keiner ihm seine Entscheidungen übel nimmt. Allerdings bleibt er als Wächter des Friedens immer ein Stück von der Welt der drei Reiche separiert. Daher fällt das kaum störend auf.
Bindungsgespräche
Die vielen, vielen, vielen Bindungsgespräche sind eines meiner Spielhighlights. Abseits von Schlachtplanungen und Kriegsgeschehen, zeigen die Dialoge andere Seiten der vielen Charaktere. Auch wenn die Entscheidungen in den Gesprächen letztlich wenig Einfluss haben, ist es sehr schön, mitzuerleben, wie sich Charaktere mit der Hilfe von Ziluan oder anderen weiterentwickeln. Während Han Dang immer wieder Essen bestellt und nicht geliefert bekommt, teilt Zhou Cang seine Fortschritte, von seinem Idol anerkannt zu werden, mit. Andere freuen sich darüber, in Ziluan jemanden gefunden zu haben, der ihnen zuhört und sie unterstützt. Zugegeben, viele Charaktere nutzen eine sehr blumige Sprache, die sehr nach Dating Sim klingt, aber ich mag das sehr. Wenn ich nicht an den Kämpfen und der Entwicklung der Geschichte schon so viel Freude hätte, dann würden die Bindungsgespräche mich auf jeden Fall am Spielen halten.
Vereinzelt zeigen die Bindungsgespräche auch die Entwicklungen der Beziehungen von anderen Charakteren, der Fokus liegt aber auf dem Wechselspiel zwischen Ziluan und den Charakteren. In Fire Emblem Warriors gab es Beziehungssteigerungen zwischen vielen verschiedenen Charakteren, was für mich der Hauptanreiz war, Bindungen zu verbessern und unterschiedliche Charaktere gemeinsam zu nutzen. In Dynasty Warriors Origins dagegen brauche ich nur auf einen Charakter zu achten und weitere Gespräche schalten sich nach und nach frei. Wenn die Gespräche als Belohnung nicht ausreichen, gibt es aber natürlich auch verschiedene Gebrauchsgegenstände oder alte Münzen zur Belohnung.
Zudem haben die Charaktere hin und wieder jedoch auch Aufträge für Ziluan. Mal sind es spezielle Schlachten, meist jedoch handelt es sich um waffen- oder kampfbezogene Trainings. Diese laden dazu ein, sich mehr mit den vorhandenen Waffen auseinanderzusetzen.
Optisch und akustisch ansprechend
Da meine Redaktionskollegin bereits die Ästhetik der Schwertmänner in Touken Ranbu Warriors erwähnt hat, habe ich auch kein schlechtes Gewissen dabei, zu erwähnen, dass ich die Charaktere in Dynasty Warriors Origins optisch sehr ansprechend finde. Ich mag die vielen verschiedenen Frisuren und die vielen verschiedenen Outfits, an denen sich auch Fraktionszusammenhänge erkennen lassen. Manche Mundanimationen sehen vielleicht ein wenig merkwürdig aus.
Okay, die männlichen Charaktere sind in Körper- und Gesichtsform deutlich variabler als die Frauencharaktere. Allerdings gibt es auch deutlich mehr Männer. Und Sun Shangxiang hat eine sehr schöne Frisur.
Mir gefällt auch der Animationsstil in den Kämpfen samt Kameraführung bei der Musou-Wut. Bei der ersten Schlacht im Regen habe ich fröhlich die Kamera gedreht.
Insbesondere bei den vielen Gesprächen fällt auf, wie vielfältig dabei auch die Kameraführung ist. So ist das Zusehen beim Zuhören eine Freude. Auch die Musik, die zwischen Rock und klassisch chinesischen Klängen variiert, gefällt mir gut. Vielleicht habe ich beim Schreiben sogar noch den einen oder anderen Ohrwurm.

Schlachtengetümmel
Vielleicht seid ihr aber mehr an den Kämpfen interessiert. Ein weiteres Highlight. Bei Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung war ich ein wenig (sehr) enttäuscht davon, was für eine geringe Rolle das Besiegen vieler Feinde spielt. Während es in Fire Emblem: Three Houses auch nicht wirklich essenziell ist, war ich vor Dynasty Warriors Origins ein wenig misstrauisch. Die Ankündigung, es seien so viele Feinde gleichzeitig auf dem Feld wie noch nie, klang natürlich verheißungsvoll. Aber ob ich sie überhaupt würde bekämpfen müssen?
Natürlich ist mir schnell aufgefallen, dass es keine Rangbewertung dafür gibt, 1200 Gegner in möglichst wenig Zeit zu besiegen und dabei kaum Schaden einzustecken. Das heißt allerdings auch, dass ich mir keine Sorgen machen muss, wenn ich getroffen werde, solange ich genug Knödel bei mir trage oder aus Krügen befreie. Zumal es hier deutlich einfacher ist, Schaden einzustecken. Letztlich ist es angenehm, nicht besonders auf die gebrauchte Zeit oder den erhaltenen Schaden achten zu müssen. Solange letzteres nicht zur Niederlage führt.
Auch die Anzahl besiegter Gegner rückt etwas in den Hintergrund. Waffen schalten durch Verwendung weitere Angriffe und Kampfkünste frei, es empfiehlt sich also, nicht nur die wichtigsten Gegner zu besiegen.
Doch vor allem gibt es große Truppen, die eine Streitmacht bilden. Die neuen Truppenkämpfe sind voller Gegner, die dezimiert werden müssen, um die Streitmacht zu schwächen und niederzuschlagen. Viele Offiziere bilden dort zwar gute Angriffsziele, doch es ist ein spürbarer Nachteil, die normalen Fußsoldaten völlig zu ignorieren.
Hier glänzt Dynasty Warriors Origins. Schon normale Gegnerbasen sind oftmals erstaunlich groß und dabei fast immer voller Gegner. Die Massen einer Streitmacht sind jedoch von einer völlig anderen Qualität.

Mitten in Menschenmassen
Jeder einzelne Feind ist physisch auf dem Schlachtfeld. Was bedeutet, dass die Massen zwischen Ziluan und dem anvisierten Offizier im Weg sind. Bis zu einem gewissen Grad kann er über sie springen oder mit dem Pferd hindurchreiten, von dem er jedoch auch abgeworfen werden kann. Die meiste Zeit jedoch versperren sie den Weg zum Offizier oder greifen auf dessen Geheiß sogar in der Gruppe an. Dann gilt es, sie mit Angriffen, Spezialkünsten oder eigenen Taktiken zurückzuschlagen und zu vernichten.
Zudem können die Streitmächte große Taktiken vorbereiten. Um gegnerische Taktiken aufzuhalten, muss die eigene Streitmacht meist innerhalb von kurzer Zeit mehrere hundert Feinde besiegen. Schon daran, dass es meist ohne große Probleme ist, in deutlich unter zwei Minuten dreihundert, fünfhundert oder gar siebenhundert Feinde zu vernichten, lässt sich erkennen, wie viele Gegner dort sind. Und ist es nicht großartig, wenn die Anzahl besiegter Gegner immer weiter in die Höhe rattert?
Normale und starke Angriffe
Das grundsätzliche Kampfsystem von Dynasty Warriors Origins ist mir bereits aus anderen Musou-Titeln bekannt. Aus normalen und starken Angriffen entstehen aneinandergereit Kombos, die mit höherer Waffenstufe länger werden können. Der Musou-Angriff lädt sich durch andere Angriffe auf und ist beim Einsatz deutlich stärker. Zudem beherrscht Ziluan die Wut des Kriegsgotts (?), die eigenen Schaden und die Abnahme von Mut für Kampf- und Spezialkünste verhindert, bis die Leiste leer ist. Zusätzlich lernt er, sich während der Musou-Wut langsam zu heilen, was in heiklen Momenten sehr hilfreich sein kann. Auffallend sind die Angriffe, die mit Blocktaste und starkem Angriff ausgelöst werden, teilweise auch in Verbindung mit dem Ausweichen.
Während die Kampfkünste besondere, stärkere Angriffe sind, für die Ziluan Mut benötigt, können die Spezialkünste vor allem bestimmte Angriffe unterbrechen. Theoretisch gibt es mehrere Spezialkünste, die teilweise auch an die Waffen angepasst sind. Allerdings ist die erste erlernte Spezialkunst so praktisch, dass sich ein Wechsel kaum zu lohnen scheint.
Anfangs kämpft Ziluan mit einem Schwert, doch sein Waffenrepertoire vergrößert sich stetig. Von einzelnen Ausnahmen, die in der Handhabung anspruchsvoller sind, habe ich mich mit jeder neuen Waffe immer wohler gefühlt, obwohl ich schon das Schwert mochte.
Unterschiedliche Waffen
Letztlich lassen sich alle Waffen ähnlich verwenden, da Angriffsketten prinzipiell gleich funktionieren. Angriffe gleicher Kettenlänge unterscheiden sich jedoch merklich voneinander. Vor allem aber haben die Waffen verschiedene Eigenheiten, die sich während des Trainings gut erproben lassen. Klingenringe für einen verstärkten Angriff erst wieder einzusetzen, wenn sie nach einem Wurf zu Ziluan zurückkehren, fiel mir im Kampfgeschehen eher schwer. Die Eigenheiten anderer Waffen, die verschiedene aufgeladene Angriffe nutzen, konnte ich mir dagegen schneller für die aktive Nutzung aneignen. Laut Statistik liegen die ersten beiden Waffen, Schwert und Speer, zwar immer noch am weitesten vorne, geht es um die Nutzung, aber ich benutze alle gern. Während laufender Schlachten kann ich die Waffe zudem frei wechseln, solange Ziluan gerade keinen Angriff einsetzt.
Inmitten einer Streitmacht oder in einer vollen Basis kommt auch besonders der andauernde Stabangriff zur Geltung. Je nachdem, wie der Angriff gestartet wird, führt Ziluan dieselbe Bewegung kontinuierlich durch. Läuft er und wirbelt den Stab dabei schnell herum, schlägt er Feinde vielleicht nicht am effektivsten zurück, aber es macht unheimlich Spaß, so durch Gegnermassen zu pflügen. Das zählt auch dazu, dass viele Animationen einfach sehr cool aussehen.

Kämpfen mit Verbündeten
Zwar gibt es keine Charakterauswahl in Dynasty Warriors Origins, doch das bedeutet nicht, dass ich nur Ziluan spielen könnte. In vielen Storyschlachten kann ich eine Begleitung mitnehmen. Der Charakter hält sich dann in Ziluans Nähe auf und kann kurzzeitig auch selbst gespielt werden.
Während Ziluan Waffen regelmäßig wechselt (oder zumindest die Wahl hat), sind die anderen Charaktere einer einzigen Waffe treu. Auch haben sie eigene Kampf- und Spezialkünste, so dass ich lernen konnte, welche Künste ich mit ihnen nutzen kann. Außerdem haben sie eigene Musou-Leisten, um noch mehr Gegner niederzumetzeln.
Daneben kämpfen sie aber auch spürbar mit. Durch Ziluans Fertigkeiten motiviert, können Begleiter und weitere Offiziere Kampfkunstketten ermöglichen. Dabei setzen sie nach Ziluans Einsatz einer Kampfkunst ebenfalls eine ein, wenn sie sich dicht bei Ziluan befinden. Hin und wieder greifen sie dann ins Leere an, meist treffen sie jedoch die anvisierten Feinde.
Da ich so nur einen einzelnen Charakter aufleveln muss, aber dennoch mehrere ausprobieren kann, sagt mir das neue System zu.
Verbündete schützen und Feinde vernichten
Letztlich ist das Ziel der meisten Schlachten, eine oder mehrere bestimmte Offiziere zu besiegen. Der Weg dorthin ist jedoch abwechslungsreich gestaltet und meist macht es auch deutlich mehr Spaß, sich an die Taktiken aus der Schlachtenplanung zu halten. Außerdem gibt es auch einige spannende Fluchtsequenzen und die eine oder andere Schlacht, bei der sich das Ziel im Verlauf ändert. Außerdem gibt es viele Schlachten, die ich als Teil mehrerer beteiligter Seitem spielen kann. Dabei ist dann auch nicht immer ein Schlachtensieg garantiert.
Als halbintegrierter Fremdkörper hat Ziluan oftmals die Freiheit, sich überall auf dem Schlachtfeld bewegen zu dürfen, auch wenn er eigentlich einem Befehlshaber untersteht. Oft ist er aber ohnehin mehr zur Unterstützung da, als weil er eine einzelne Rolle zu erfüllen hätte.
Dadurch habe ich beim Spielen dieselbe Freiheit. Die genau dann endet, wenn ein wichtiger Offizier nur noch wenig Energie hat. Um Offiziere zu retten, muss Ziluan sich ihnen nur kurz nähern, damit sie geheilt werden. Allerdings können sie erneut in Gefahr geraten, besiegt er nicht auch noch die Gegner, die sich in dessen Nähe befinden.
Als nette Seele bemühe ich mich, auch möglichst viele der anderen Offiziere zu retten, wenn sie Hilfe benötigen. Da sie sich oft über die ganze Karte verteilen und es bisweilen viele verwinkelte Wege gibt, ist das manchmal ziemlich schwierig. Zum Glück entscheiden zwei oder drei besiegte Offiziere nicht über den Schlachtenausgang. Auch wenn es so natürlich schnell dazu kommen kann, dass der Befehlshaber von gegnerischen Offizieren und Truppen überrannt wird.
In einer Schlacht habe ich mich sehr darüber amüsiert, mitten in die große Schlacht zu gehen, während der Plan eigentlich vorsah, zu deren Seiten Ablenkungen und Fallen zu erschaffen. Der Kampf war deutlich schwieriger, zumal die Feinde sehr motiviert waren. Vielleicht sind Pläne ja doch etwas Gutes! Außerdem kommentieren die Feinde (manchmal auch die Verbündeten) gern, wenn Ziluan sich allein gegen eine Streitmacht vorwagt.

Zwischen Sieg und Niederlage
Abseits von einzelnen Nebenquests, zählen besiegte wichtige Offiziere zu meinen Hauptgründen für gescheiterte Schlachten. Zwar warnen sie vor, wenn ihnen die Energie ausgeht, und eine Bildschirmeinblendung macht auch darauf aufmerksam, wer unbedingt gerettet werden muss. Manchmal sind sie aber doch weit entfernt in der Startbasis oder mitten im dichten Schlachtengetümmel. Oder ich denke mir, ich habe noch ausreichend Zeit, um den Offizier zu besiegen, den ich gerade bekämpfe. Liegt der letzte Kontrollpunkt dann weit zurück, tut das schon ein wenig weh.
Allerdings hatte ich auch einen Fall, in dem ein Charakter partout nicht überleben wollte. Da er nicht der beste Kämpfer seiner Familie ist, ist das sehr verständlich, aber nachdem er dreimal gestorben ist, obwohl ich direkt neben ihm stand, habe ich mir nur noch die Haare gerauft. Und anschließend einen weiter zurückliegenden Kontrollpunkt geladen, um früher zu ihm gelangen zu können. Letztlich hat er sich noch ein paar Mal von einem simplen, namenlosen Offizier besiegen lassen, ehe ich ihn endlich retten konnte.
Dafür sind die vielen Kontrollpunkte sehr praktisch. Schließlich kann ein Kontrollpunkt an einer Stelle auftreten, die den Sieg deutlich erschwert. Aber dadurch, dass ich frühere Kontrollpunkte auswählen kann, kann ich mich auch an bessere Stellen im Schlachtenverlauf zurücksetzen lassen. Auch wenn das dennoch nicht verhindert, dass hin und wieder mehrere Minuten Schlachtenfortschritt durch den Tod von Ziluan oder anderen Charakteren verloren gehen. Zwar braucht Dynasty Warriors nicht viel taktisches Nachdenken, aber ein wenig Aufmerksamkeit für das gesamte Schlachtfeld sollte doch vorhanden sein.
An anderer Stelle hatte ich auch einen Feind, der als besonders herausragend galt. Für mich war dieser Feind eine besonders große Herausforderung, aber die Schwierigkeitsspitze fühlte sich an dieser Stelle richtig an. Außerdem ist das Schwierigkeitsniveau danach ein wenig höher gewesen als zuvor.
Den Wind sehen
Ziluans besondere Fähigkeit ist es, mit den Augen des Heiligen Vogels den Wind lesen zu können. So kann er besonders im Kampf gegen die Gelben Turbane benebelnden Weihrauch aufspüren. Dieser verursacht Trugbilder, die jedoch tatsächlichen Schaden verursachen.
Mit derselben Fähigkeit erhält Ziluan auch einen besseren Überblick über das Schlachtengeschehen. So lasse ich mir Energieleisten von Feinden und Verbündeten anzeigen, wenn ich im Getümmel nach jemandem suche, um ihm zu helfen.
Über dieselbe Taste aktiviere ich auch Taktiken. Für diese erhält Ziluan im Handlungsverlauf Leibwächter. Diese sind eine persönliche kleine Kampftruppe, die Ziluan tapfer überallhin begleitet. Und bisweilen sehr schnell niedergemetzelt wird. Die Einsatzmöglichkeit einer Taktik ist zeitabhängig, daher kann ich sie nicht zu Beginn einer Schlacht anwenden. Für Feinde gilt dieselbe Einschränkung jedoch nicht.
Bei Taktiken verschießen die Leibwächter beispielsweise Pfeile oder überrennen Gegner per Pferd. Unter bestimmten Umständen gelingen sie dramatisch und sind dann besonders wirkungsvoll. Auch Ziluan kann reiten, um Kawallerieangriffe einzusetzen oder schneller entfernte Offiziere und Orte zu erreichen.

Zeit für ein Duell
Eine weitere Besonderheit von Dynasty Warriors Origins sind die Duelle. Hin und wieder fordern gegnerische Offiziere zu einem Duell. Gezwungen wird Ziluan dazu zumeist nicht, aber ein Sieg in einem Duell ist vorteilshaft. Nicht nur ist der Feind in weniger als 50 Sekunden besiegt, die Moral der eigenen Truppen steigt auch deutlich an. Eine Niederlage dagegen bedeutet eine Verringerung der Moral und bringt Ziluan dicht an den Rand des Todes.
Bereits im normalen Kampfgeschehen gibt es Angriffe, die darauf ausgelegt sind, dass Ziluan blockt oder ausweicht. Mit dem perfekten Timing gibt es dann einen Parierangriff oder Ziluan erhält ein wenig Mut. Normalerweise bin ich mehr für wildes Ausweichen als für Parieren, hier jedoch habe ich so viel erfolgreich pariert wie noch nie. Wer damit Probleme hat, kann auch auf Waffen zurückgreifen, die das Fenster für das Parieren oder Ausweichen vergrößern, da Waffen mit zufälligen Effekten ausgestattet sind.
In Duellen sind Parieren und Blocken besonders wichtig. Durch das Zeitlimit muss die Leiste schnell genug auf die Seite des Gegners gebracht werden, sie verlagert sich mit jedem eingesteckten Treffer jedoch in Ziluans Richtung. Je nach Duell ist das Zeitfenster für das Parieren oder den Einsatz einer Spezialkunst nur sehr kurz. Mir haben die entsprechenden Waffenparameter daher besonders gegen Spielende sehr geholfen.
In Duellen konzentriert sich das Kampfgeschehen voll und ganz auf die beiden Teilnehmenden. So werden die Kämpfe noch intensiver. Ich muss deutlich aufmerksamer spielen, um nicht zu viele Treffer einzustecken.
So tritt das Gemetzel innerhalb und außerhalb von Duellen bei Kämpfen gegen Offiziere in den Hintergrund. Doch da die Reaktionsfenster ausreichend groß sind und Ziluan aus beinahe jedem Angriff sofort parieren oder Spezialkünste einsetzen kann, fühlt sich das Kämpfen weiterhin schnell und flexibel an. Einzelne Waffen setzen das Parieren zudem noch mehr in den Fokus.
Eine begehbare Oberwelt
Schlachten wähle ich über eine begehbare Oberwelt an. Zuerst fand ich es ein wenig gewöhnungsbedürftig, dass Ziluan als übergroße Gestalt über die Karte läuft. Charaktere, mit denen er sprechen kann, stehen ebenfalls auf der Karte, zudem gibt es einige Schnellreisepunkte. Ortschaften mit Läden und Gasthäusern sind dort ebenfalls verteilt.
Schlachten sind jeweils auswählbar, wenn sie gerade bevorstehen. Auch Zeltlager haben eine variierende Position.
Überall in der Welt sind alte Münzen versteckt, die Ziluan einsammeln kann. Regelmäßig tauchen Pyroxen wieder auf. Mit diesen Steinen kann Ziluan Accessoires verstärken, die beispielsweise für alle 100 besiegten Gegner ein wenig Lebensenergie wiederherstellen.
Besonders in der Nähe von Städten lohnt es sich, kurz innezuhalten und Gesprächen zu lauschen. Hin und wieder macht das Volk seinem Unmut Luft oder äußert Hoffnungen und Pläne. Besonders gefallen mir aber die Momente, in denen die Textschnipsel aus Wortspielen oder Reimen bestehen. Die deutschen Untertitel verzichten darauf, aber die englischen gesprochenen Texte sind sehr unterhaltsam. Allerdings brechen sie auch schnell wieder ab, wenn Ziluan weitergeht. Und da ich meist auf der Karte unterwegs bin, um einen Zielort zu erreichen, passiert das oft.
Fazit
Dynasty Warriors Origins setzt das bekannte Kampfsystem sehr gut um und erweitert es durch Duelle und einen größeren Fokus auf bewusst eingesetzte Parier- und Ausweichmanöver. Die Geschichte der drei Reiche ist sehr detailreich umgesetzt mit vielen ikonischen Schlachten. Ziluan als Protagonist bleibt blass, seine Stummheit und die fehlende Erinnerung sind jedoch gut umgesetzt. Die anderen Charaktere verfügen dafür über umso mehr Tiefe.
Neben dem Schlachtengetümmel nehmen auch Handlungsdialoge und Bindungsgespräche einen großen Platz ein. Gerade letztere entsprechen bestimmt nicht jedem Geschmack, ich jedoch habe sehr viel Freude daran und sie lassen sich auch jederzeit überspringen.
Dynasty Warriors Origins ist eines der Spiele, die ein Teil von mir gar nicht wirklich beenden wollte, schließlich ist es dann vorbei. Glücklicherweise gibt es noch weitere Pfade, nachdem der Abspann zum ersten Mal läuft. Deshalb war das erste Ende zum Glück noch kein Abschied.

Herzlichen Dank an Koei Tecmo Europe für die Bereitstellung des Testmusters. In Gegnerwellen gebadet auf Xbox Series X.