Wario: Master of Disguise (Review)

Wario war auf dem Game Boy der mobile Stellvertreter Marios. Nachdem er in Super Mario Land 2 sein Debüt gefeiert hat, gab es mehr als zehn Jahre kein neues Mario Jump & Run für Handhelds mehr. Stattdessen hat Wario mit seinem unverwechselbaren Charme den Game Boy und Game Boy Advance unsicher gemacht. Doch auf dem Nintendo DS lief der korpulente Antiheld Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten, sind mit Mario, Yoshi und Peach doch gleich drei andere Helden des Mario-Universums mit neuen Hüpfspielen versorgt worden. Das für die GBA-F-Zero-Spiele bekannte Studio Suzak hat sich mit einem ganz eigenen Konzept an die Reihe gewagt und mit Wario: Master of Disguise das bis dato letzte Handheld-Abenteuer Warios produziert.

Wario kann einfach nicht abschalten. Selbst beim Fernsehen denkt er nur daran, wie er immer mehr Schätze einheimsen kann. Da kommt ihm beim Anschauen einer Fernsehserie mit einem Kostüm-Magier die große Idee: mit dem Zauberstab, der seinem Besitzer zahlreiche verschiedene Formen und Fähigkeiten geben kann, könnte er sich in Windeseile ein kleines Vermögen ergaunern. Kurzerhand hüpft Wario in den Fernseher und reißt sich den Zauberstab unter den Nagel. In zehn Episoden geht Wario nun auf Schatzsuche. Die Geschichte wird in einer bemerkenswert simpel präsentierten Sequenz und zahlreichen anschließenden Textboxen erzählt. Leider gelingt es Suzak dabei nicht, den Humor hinter Wario einzufangen. Stattdessen wünscht man sich nur, dass die schieren Textmassen im Spiel – die ohnehin nichts Interessantes zu erzählen haben – möglichst schnell vorübergehen. Leider wird man aber bis zum Ende des Spiels hochfrequent von Nebensächlichkeiten unterbrochen.

Hat man die Zwischensequenzen hinter sich gebracht, wird man als erstes bemerken, dass die Steuerung des Spiels äußerst ungewöhnlich ist. Wario: Master of Disguise wird nämlich nur mit dem Steuerkreuz (respektive wenn man Linkshänder ist mit den Knöpfen A, B, X, Y) und dem Touchpen gespielt. Mit dem Steuerkreuz kann man Wario nach links und rechts steuern, sich ducken lassen und – C64-Spiele lassen grüßen – springen lassen. Warum hier nicht wenigstens für den Sprung die Schultertaste Verwendung findet, ist mir ein Rätsel, aber der reine Umstand, dass man ein 2D Jump & Run einhändig und mit Stylus spielt, war den Entwicklern womöglich noch nicht unbequem genug. Wie üblich bei einem solchen Steuerungskonzept ist es recht unangenehm, gleichzeitig zu springen und sich in eine Richtung fortzubewegen. Auf der anderen Seite hat Wario: Master of Disguise keine allzu schwierigen Sprungpassagen, so dass das nicht allzu stark ins Gewicht fällt.

Warios sonstige Fähigkeiten sind beim Sprung auf den Nintendo DS verloren gegangen. Das Fehlen des Rammangriffs (außer in der Diebesform) und der Stampfattacke sind eine weitere Komponente dafür, dass in Master of Disguise kein echtes Wario-Feeling aufkommen mag. Doch wozu wird der Touchscreen eigentlich verwendet? Im Verlauf des Spiels schaltet Wario eine Vielzahl von Kostümen frei, zwischen denen er frei wechseln kann. Hierzu muss der Spieler ein entsprechendes Muster auf den Bildschirm malen. So kann man Wario beispielsweise in Astronauten-Wario verwandeln, indem man einen Kreis um seinen Kopf malt, oder in Drachen-Wario, indem man ihm einen Schwanz malt. Anschließend wechselt Wario seine Form und man kann mit dem Touchscreen die Spezialfähigkeit der jeweiligen Spielfigur auslösen. Im Fall des Astronauten kann man beispielsweise einen Lasterstrahl schießen, indem man mit dem Stylus zielt, wohingegen der Elektro-Wario seine Umgebung beleuchten kann, indem man den Touchscreen irgendwo berührt.

Diese Formen und die damit assoziierte Vielfalt an Spezialfähigkeiten ist die eine, aber leider einzige Stärke von Wario: Master of Disguise. Es macht durchaus Spaß, die verschiedenen Fähigkeiten kennenzulernen und auszuprobieren und der Wechsel zwischen den Fähigkeiten, indem man auf Wario herummalt, ist zwar nicht die bequemste, aber doch eine sympathische Methode des Wechsels. Doch das völlig einfallslose Leveldesign, das zudem fortwährend nicht nur von nervigen Texteinblendungen, sondern wann immer man eine Schatztruhe findet, auch von Touch-Minispielen unterbrochen wird, ist eine regelrechte Katastrophe. Die Minispiele, die man bei den verschiedenen Schatzkisten spielen muss, sind zudem die einfallslosesten Touchscreen-Minispiele, die man sich vorstellen kann. Super Mario 64 DS hatte zum Launch bereits bessere und eine größere Vielfalt an Touch-Minispielen zu bieten – und das war bei diesem Spiel nur ein kleiner Bonus. In Wario: Master of Disguise machen die Minispiele circa die Hälfte der Spielzeit aus.

Die Präsentation von Wario: Master of Disguise ist gerade für ein Nintendo-Spiel bemerkenswert schwach. Warios überdrehter Charakter kommt weder optisch, noch akustisch rüber, stattdessen sieht das Spiel aus wie ein günstig produziertes Lizenzspiel. Wario Land 4 auf dem Game Boy Advance, aber selbst die Game Boy Color Teile Wario Land 2 und 3 sehen bedeutend attraktiver aus als Master of Disguise und die Musik ist schlicht zum Vergessen.

Wario: Master of Disguise ist mit großem Abstand das schlechteste Spiel der erweiterten Mario-Jump & Run-Reihe. Während Suzak bei F-Zero Climax und GP Legend wirklich gute Arbeit geleistet hat, ist Wario: Master of Disguise ein liebloses Hüpfspiel, das abseits seiner kreativen Idee für Verwandlungen nichts zu bieten hat. Selbst Fans der Serie sind gut beraten, einen Bogen um Wario: Master of Disguise zu machen oder es allenfalls einmal für seine ungewöhnliche Kostümidee anzuspielen. Obwohl das Spiel mit gerade einmal zehn Levels nicht allzu lang ist, fühlt es sich wie eine große Zeitverschwendung an.

Getestet auf Nintendo DS.