Mika and the Witch’s Mountain (Review)

Rund ein halbes Jahr ist es her, dass ich bei Redaktionskollege Timo den Indietitel Mika and the Witch’s Mountain im Stream gesehen habe. Ihm hat das Spiel bereits im Early Access Spaß gemacht, und auch ich habe mit Freude zugeschaut. Nun ist der volle Release des kleinen Besenflug-Adventures erfolgt – wenn auch mit einem Sternchen.

Junghexe in Ausbildung?

Mit dem Besen düst Mika mehr schlecht als recht zum Gaunberg, um dort ihre Ausbildung zur Hexe zu beginnen. Im Rucksack befinden sich allerlei Utensilien, die sie dafür benötigt, auch wenn sie selbst nicht unbedingt viel damit anfangen kann. Hexe Olagari zeigt sich ruppig und schickt sie los, die erste Lektion zu bestehen, ehe sie an der Schule lernen darf: Es geht für Mika den Berg hinab, um wieder nach oben zu gelangen.

Das wäre vermutlich einfacher, wenn Mika darauf vorbereitet gewesen wäre. Und wenn sie besser mit dem Besen fliegen könnte. Nun jedoch landet Mika platt wie ein Pfannkuchen unten auf der Insel. Zu allem Überfluss ist auch noch ihr Besen kaputt.

Ohne Weg nach oben und ohne Geld in der Tasche, ist Mika zunächst ratlos.

So viel zur Hexenausbildung.

Mika: "Ah, das! Natürlich ... Hier sind der Besen, das Zauberbuch, die Temperafarben, die Schokolade ..."
Es wäre eine Schande, wenn damit etwas passieren würde …
Lieferbotin in Ausbildung?

Im kleinen Örtchen Orilla trifft Mika glücklicherweise auf die hilfsbereite Allegra, die ihren Besen flickt. Weniger glücklich ist allerdings der Umstand, dass dieser Besen sie nicht zurück auf den Gaunberg bringen wird. Leider kosten bessere Besen Geld, das Mika nicht hat.

Auf Allegras Vorschlag hin wendet sich Mika jedoch an den örtlichen Lieferdienst, dem es derzeit ein wenig an Lieferpersonal mangelt. Flugs tritt die Junghexe in Sam Porter Bridges’ Fußstapfen und trägt Päckchen aus. Dabei ist sie allerdings nicht nur auf ihre eigenen mittelmäßigen Flugfähigkeiten angewiesen, sondern auch auf das Wohlwollen der Belieferten, die jede Lieferung bewerten.

Wenn das mal keine Probleme gibt!

Im Flug geliefert

Hier setzt das grundsätzliche Gameplay von Mika and the Witch’s Mountain ein: Mika fliegt zwischen Personen und Objekten umher, um Päckchen und Gegenstände mit ihren bisherigen oder künftigen Besitzer:innen zu vereinen. Der Besen braucht dabei ein wenig Eingewöhnung, geht dann aber gut von der Hand. 

Am schwierigsten sind dabei das Kurvenverhalten und der Flug über das Meer. Ersteres wird mit der Zeit und damit einhergehender Übung einfacher und letzteres sollte Mika am besten nicht vom Strand aus starten. Ansonsten werden ganz schnell nicht nur ihre Füße nass, sondern auch die Päckchen, die sie im bestmöglichen Zustand abliefern sollte.

Mit Mikas Besen sind die Möglichkeiten, an Höhe zu gewinnen, sehr eingeschränkt. Ansonsten wäre es für Mika schließlich kein Problem, einfach wieder auf die Bergspitze zu fliegen. Stattdessen kann sie natürliche Erhebungen durch Sprünge erklimmen und Aufwinde nutzen, um noch weiter nach oben zu gelangen. 

Den Weg zu finden, benötigt ein wenig Hirnschmalz, ohne je wirklich komplex zu werden. Es gibt einzelne schwierigere Ecken, in denen beispielsweise viel Wind in Richtung von Felsen weht, was beim Aufprall Päckchen beschädigt. Oder aufeinander abgestimmte Aufwinde, die ein wenig präziser angesteuert werden wollen als andere Stellen. Für mich jedoch war der schwierigste Aspekt, den Berg nicht in östlicher Richtung zu umrunden, wenn Mika im Südwesten ein Päckchen abzuliefern hat. Mit einem der kürzlichen Content Patches sollte zwar eine Minikarte mitgeliefert worden sein, diese habe ich bei mir jedoch nie gesehen.

Die Lieferaufgaben selbst sind in unterschiedliche Lieferscheine aufgeteilt. Während die meisten von ihnen die Story voranbringen, behandelt ein weiterer verlorene Gegenstände, die Mika bei der Inselerkundung entdeckt. Dabei lernt sie auch die Leute auf der Insel besser kennen und hilft ihnen bei dem einen oder anderen Problem.

Stuhl mit Froschmotiv und sich vor Freude wälzender Hund.
So einen Stuhl wollten wir doch wieder in Animal Crossing!
Questreihen und Questkreise

Verschiedene Lieferungen haben dabei bestimmte Eigenheiten. Manche dürfen nicht ins Wasser, andere wiederum sind sehr zerbrechlich. Ein unachtsamer Flug quer gegen eine Wand reicht dann schon aus, um sie zu zerstören. Beschädigungen beeinflussen die Bewertung, auch wenn ich festgestellt habe, dass ein leichter Schaden viele Belieferte nicht stört. Wenn das Päckchen jedoch komplett zerstört ist, dann bietet es sich an, die Lieferung zurückzusetzen und erneut zu beginnen. Dadurch landet das Objekt wieder am Startpunkt, zu dem sich Mika dann erneut aufmachen kann. Das ist vor allem dann praktisch, wenn die Lieferung einmal eine Baumspitze streift und davon gleich kaputt geht.

Überraschend vielfältig ist dabei auch die Form, die die Aufgaben annehmen. Zwar geht es im Grunde immer darum, einer Person einen Gegenstand zu bringen, aber dabei bleibt es nicht. Mal geht es von A nach B nach C und zurück nach A. Mal nur von A nach B, wobei A mal das Postzentrum von Orilla ist, mal ein Ort irgendwo auf der Insel. 

Zwar gibt es auch die Momente, in denen Mika sofort an einen Ort zurückkehrt, an dem sie gerade eben erst war, ohne dass sie schnellreisen könnte. Aber diese Aufgaben halten sich in Grenzen und wechseln sich mit anderen ab. So hält sich das Gefühl der Wiederholung in Grenzen. Zumal auch die Möglichkeit besteht, einen anderen Weg zu fliegen.

Außerdem glitzert dort vielleicht etwas auf dem Gras oder das brennende Flugzeug im Meer fällt auf. Es gibt kein Zeitlimit, also kann Mika sich auch von allem ablenken lassen. Außerdem findet sich auf der Insel auch der eine oder andere Charakter aus früheren Spielen des Studios.

Windkorridor in Mika and the Witch's Mountain.
Outfits und Besenspuren

Zu den Ablenkungen gehören nicht nur die verlorenen Gegenstände. Kleine Figürchen dienen als Währung, um neue Outfits freizuschalten. Hurra! Selbst bei eher wenig Erkundung reichen die Sammelgegenstände aus, um zumindest ein alternatives Outfit zu kaufen. 

Außerdem gibt es verschiedene Besenspuren, die Mika beim Fliegen hinterlässt, und eine Handvoll Tarotkarten. Zudem ist die Karte in verschiedene Bereiche eingeteilt, die ausgeschildert sind. Open-World-Kartentürme wären auf der kleinen Insel schließlich auch ein wenig fehlplatziert.

Was hat sich seit dem letzten Sommer getan?

Bereits vor einem halben Jahr wirkte Mika and the Witch’s Mountain ein ziemlich rundes, abgeschlossenes Spielerlebnis. Die übergreifende Story ist auch jetzt an manchen Stellen vielleicht etwas knapp, für den Spielzeitrahmen allerdings völlig ausreichend und fällt auch nicht negativ auf. Die Neuerungen liegen eher in anderen Bereichen.

Es gibt nun ein Churrolieferungsminispiel. Mehrere Time Trials laden dazu ein, den Besenflug besser zu erlernen. Oder gegen Spielende zu überprüfen, wie viel Mika tatsächlich dazugelernt hat, was das Fliegen angeht. Die einzelnen Flugstrecken sind mit Rampen und Aufwinden ausgestattet, die zu Ringen führen, durch die Mika fliegen muss, damit die Schokolade auf den Churros nicht schmilzt. Bei einzelnen Strecken habe ich mehrere Versuche gebraucht, bis ich die Zielzeit unterschritten habe, da das Fliegen in entsprechender Präzision etwas anspruchsvoller ist. Zur Belohnung wirken ein dekorativer Anhänger und ein neues Outfit.

Neu ist auch der Tierbegleiter, den Mika freischalten kann. Allerdings so spät, dass Spieler:innen davon unter Umständen nicht mehr allzu viel sehen. Wenn jedoch noch verschollene Objekte offen sind, dann fliegt der kleine Begleiter gern mit und ist sehr putzig.

Außerdem gibt es ein neues Minispiel mit Fischen und – was noch viel wichtiger ist – eine kleine Nebenaufgabe mit Kätzchen. Ich habe ein wenig gebraucht, bis ich verstanden habe, was das Ziel der Aufgabe ist, aber das Maunzen der Kätzchen hat mich gut in die richtige Richtung gelenkt.

Mika im Flug auf dem Weg zu einem Ring, der ihre Churros aufwärmt.
Mikas kleines Inselabenteuer

Während die Prämisse klar an Kikis kleiner Lieferservice erinnert (genau wie manches Achievement), ist Mika and the Witch’s Mountain optisch deutlich mehr an The Legend of Zelda: The Wind Waker orientiert. Mit sommerlich-fröhlichen Inselfarben und dem weiten blauen Meer, aber vor allem einem Celshading-Look. An einzelnen Stellen jedoch sind die Schatten im Gesicht ein wenig unschön geraten.

Davon abgesehen, ist Mika auf einer sehr hübschen Insel unterwegs, die abwechlsungsreiche Orte bietet. Orilla ist ein malerischer Küstenort und überall auf der Insel finden sich Ruinen, Minen oder Meeresfelsen. Besonders gefällt mir auch der Kontrast zwischen dem Meeresidyll und grünen Wiesen und plötzlicher Dunkelheit bei Annäherung an die Fabrik mit ihrem dichten, dunklen Rauch.

Technisch läuft der Titel weitgehend einwandfrei. Einzig in der ersten Spielstunde hatte ich drei Spielabstürze. Zweimal zu Beginn von Gesprächen und einmal mitten im Flug. Durch die Kompaktheit der Aufgaben und damit verbundenen Autosaves ist mir dabei jedoch nicht viel Fortschritt verloren gegangen. Außerdem ist die Zeit zwischen Konsolenmenü und aktivem Spielgeschehen angenehm kurz. Darüber hinaus fallen die Lücken zwischen zwei Musikstücken oft deutlich auf.

Bewohner der Insel mit einem kleinen Vogel.
Sternchen

Zu Beginn habe ich den vollen Release mit Sternchen erwähnt. Das liegt daran, dass noch ein weiterer Content Patch für Mika and the Witch’s Mountain geplant ist. Mich jetzt enttäuscht zu nennen, wäre zu viel, aber ich bin doch ein wenig ernüchtert. Zwar funktioniert das kleine Abenteuer nach wie vor wie ein komplettes Spiel, aber ich weiß, dass noch drei Dungeons fehlen. Zumindest aber ist Mika nun auf weiteren Konsolen erhältlich.

Außerdem sind inzwischen valencianische Texte vorhanden, was vor allem der Herkunftsverbundenheit von Studio Chibig zu verdanken ist. Ich kann damit freilich wenig anfangen, aber es freut mich doch, wenn solche Möglichkeiten gegeben sind.

Fazit

Mika and the Witch’s Mountain ist ein entspanntes Inselabenteuer. Der Besenflug funktioniert nicht ganz intuitiv, benötigt aber nicht viel Eingewöhnungszeit, und die Lieferaufgaben sind abwechslungsreich genug, um sich im Spielzeitrahmen von wenigen Stunden nicht repetitiv anzufühlen. Das Fliegen macht ebenso wie das Erkunden der Insel Spaß. Dass noch Inhalte fehlen, fällt an keiner Stelle auf, was allerdings vor einem halben Jahr genauso aussah. Entsprechend ist ein wenig schade, jetzt noch einmal ein wenig auf weitere Inhalte warten zu müssen, der Spielspaß hängt von ihnen jedoch nicht ab. Darum schließe ich mich Timo an und vergebe ebenfalls eine grüne Ampel. Und sobald ich die Gelegenheit habe, werde ich auch die noch geplanten Dungeons für euch erkunden.

Herzlichen Dank an Chibig für die Bereitstellung des Testmusters. Geflogen auf Xbox Series X.