
Adol Christin ist, wie soll es auch anders sein, wieder unterwegs. Diesmal führen ihn seine Abenteuer in die Heimat seines Freundes und Reisebegleiters Dogi. Bei Ys Memoire: The Oath in Felghana handelt es sich um das HD-Remaster des Ports (2010) eines Remakes (2005) von Ys III: Wanderers of Ys (1989).
Zeitlich spielt The Oath in Felghana einige Jahre vor Lacrimosa of Dana, das ich bereits für das Village getestet habe. Auch hier ist der Einstieg in die Reihe wieder problemlos möglich, da die Eckdaten etabliert werden.
Erhöhtes Monsteraufkommen
Das Duo besucht Dogis Heimat Felghana. In der einst friedlichen Gegend tummeln sich nun Monster, die auch die Mine gefährlicher machen. Besonders kriegerisch veranlagt ist die Bevölkerung nicht, und der örtliche Graf ist auch nicht an Unterstützung interessiert. Im Gegenteil, Graf McGuire verbietet sogar die Arbeit in der Mine, was bei den Arbeitern natürlich nicht gut ankommt.
Während Dogi unterwegs ist, um seinen ehemaligen Lehrmeister zu besuchen, untersucht Adol die Geschehnisse. Das erfreut die Untergebenen des Grafen natürlich nicht besonders …
Ys Memoire ist ein eher kürzerer Titel und die Geschichte bleibts ortsfokussiert und kommt ohne große Ablenkungen abseits einzelner Nebenquests aus. Nach laut PlayStation 5 rund 14 Stunden habe ich den Abspann des Action-RPGs gesehen – interessanterweise zählt das Spiel selbst rund 10 Stunden. Das dürfte vermutlich vor allem meinem wiederholten Scheitern an den vielen Bossgegnern geschuldet sein.
Die Geschichte ist in sich schlüssig und die Charaktere auch nachvollziehbar ausgearbeitet, wozu die Sprachausgabe beiträgt. Einzelne Twists werden vielleicht etwas zu wenig ausgeführt, die Handlung ist jedoch immer unterhaltsam.

Neue Charakterporträts
Bereits der PSP-Port von Ys: The Oath in Felghana erhielt Voice Acting in Storyszenen und einzelnen weiteren Interaktionen. Dadurch sind Nebenquests teilweise vertont.
Neu ist im Remaster die Vertonung Adols. In Dialogen spricht er weiterhin nicht, aber dafür in Kämpfen, ähnlich wie im Dragon Quest III HD-2D Remake. Einzelne Äußerungen tut er auch während der Narrative, sofern der Erzähler ausgeschaltet ist.
Am auffälligsten sind jedoch die neuen Charakterporträts, die jeden Dialog begleiten. Dafür wurde jeder Charakter neu gezeichnet, allerdings lassen sich auch die alten Porträts auswählen. Zudem lassen sich Cutscenes nun auch überspringen.
Alt Neu
Die musikalische Untermalung ist in dreierlei Ausführung vorhanden. Neben der neueren Version sind auch die PC-88- und X68000-Versionen auswählbar.
Bereits aus dem Remake stammt der NewGame+-Modus, in dem ich Punkte verteilen kann, um Daten aus dem vorigen Spiel zu übertragen. Wie viele Punkte ich einsetzen kann, hängt vom vorigen Schwierigkeitsgrad ab, wovon ich nach dem ersten Durchspielen einen weiteren freischalte. So erhalte ich insgesamt sechs Schwierigkeitsgrade, wovon die höchsten zwei besonders fordernd sind. Der sehr einfache Schwierigkeitsgrad bringt mehr Erfahrungspunkte und Gold und richtet sich auch an Non-Gamer.
Zudem gibt es einen Time-Attack-Modus und eine Galerie, für die ich neue Bilder freispielen kann.
Im Menü kann ich auch einstellen, ob der Dash-Modus dauerhaft aktiv ist, sobald Adol die Fähigkeit erlangt, oder der Dash manuell aktiviert wird. Allerdings habe ich es nicht geschafft, Adol manuell schneller rennen zu lassen. Stattdessen habe ich an einzelnen Stellen den Dash ausgeschaltet, wenn ich präziser über Abgründe springen wollte.
Ein schnelles Kampfsystem
Anders als in Lacrimosa of Dana, kämpft Adol in The Oath in Felghana stets allein. Dogi hat immer einen Grund, aus dem er nicht mitkämpfen kann, obwohl er gern würde, und die meisten anderen Personen sind wenig kampferprobt.
Adol führt schnelle Angriffe mit dem Schwert durch, die sich zu Kombos aufbauen. Gleichzeitig füllt sich eine Boost-Leiste, die ihn noch schneller und stärker macht. Zudem halbiert sich sein erhaltener Schaden im Boost-Modus.
Daneben erhält er auf seinem Abenteuer verschiedene Armreife, die ihm magische Angriffe mit drei verschiedenen Elementen erlauben. Gleichzeitig erweitert sich damit auch sein Platforming-Repertoire und er erhält auch die Fähigkeit, bestimmte Wände zu zerbrechen.
Der Einsatz von Zaubern benötigt magische Energie, die sich selbstständig wieder auffüllt.
Wird Adols Lebensenergie knapp, kann ich ihn nicht einfach mit einem Trank aus dem Inventar heilen. Stattdessen bin ich darauf angewiesen, dass besiegte Monster Heilkräuter fallen lassen. Das passiert in der Regel auch häufig genug. Wenn es doch einmal nicht ausreicht, dann liegt der Rücksetzpunkt selten weit zurück, da das Spiel bei jedem Bildschirmwechsel schnellspeichert.
Daneben lassen die Monster auch weitere Gegenstände fallen, die Adol passiv unterstützen und beispielsweise für eine gewisse Zeit seinen Angriff verstärken. Gekoppelt mit einem Erfahrungsboost, motiviert das Kampfsystem dazu, möglichst viele Gegner möglichst schnell hintereinander zu besiegen. Was auch deshalb empfehlenswert ist, weil gerade Bosskämpfe einfacher werden, je höher Adols Level ist.
Einzelne Gegner heben sich leider kaum von ihrem Untergrund ab. Das wird glücklicherweise selten fatal und auch die Varianz ist groß genug, dass es in wenigen Momenten besonders auffällt.

Fordernde Bosskämpfe
Auf seinem Abenteuer kommt es immer wieder zu Begegnungen mit Bossen. Diese kommen zumeist mit einem besonderen Gimmick daher, so dass gedankenloses Herumprügeln nicht mehr ausreicht. Bisweilen lassen sich Bosse nicht einmal mit dem Schwert angreifen.
Der erste Bossgegner beispielsweise bringt das Ausweichsystem gut näher. Denn einen Ausweichknopf oder gar ein Blocksystem mit Gegenangriffen weist Ys Memoire nicht auf. Stattdessen weicht Adol Angriffen durch Laufen und Springen aus.
Während die normalen Monster selten schwierig zu besiegen sind, auch wenn einige eine besondere Taktik erfordern, bieten die Bosse bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad eine spürbare Herausforderung.
Nicht selten habe ich mehr als drei Versuche in einen Bosskampf investiert. Dann erhalte ich die Möglichkeit, den Kampf in niedrigerer Schwierigkeit erneut zu versuchen, ohne die Schwierigkeit manuell ändern zu müssen. Ich bin zu stur, um die leichteren Kämpfe in Anspruch zu nehmen. Aber ich habe zumindest versucht, aus gescheiterten Anläufen zu lernen.
Beginne ich einen Kampf erneut, geht das Kampfgeschehen sofort los. Wenn ich allerdings feststelle, dass ich lieber einen anderen Armreif nutzen will oder einen anderen benötige, muss ich das Spiel verlassen und den letzten Speicherpunkt laden, um Adol neu auszurüsten. Meist ist zumindest durch Speicherpunkte in den Dungeons klar, wo gleich ein Bosskampf folgt, so dass ich mich beispielsweise mit Ausrüstungsverstärkungen vorbereiten kann.
Obwohl ich mit den Bossen ziemlich zu kämpfen hatte, haben mir die Bosskämpfe mit ihren abwechslungsreichen Eigenheiten Freude bereitet. Ich habe gern herumprobiert, bis ich den richtigen Angriffs- oder Ausweichansatz gefunden habe.

Raval-Erz
Die Mine von Felghana ist bekannt für ihr Raval-Vorkommen. Dieses besondere Erz dient in Ys Memoire vor allem dafür, Adols Ausrüstung zu verstärken. Meist findet es sich in Truhen, bisweilen lassen aber auch Monster Raval fallen.
Damit ist Raval neben Geld einer der wenigen Gegenstände, die Adol einsammeln kann. Daneben gibt es nur eine Handvoll Items, die in der Regel neue Wege freischalten. Beispielsweise, wenn es darum geht, flache Lavastellen zu überwinden. Diese Items kann ich per Knopfdruck durchwechseln, um das Menü zu überspringen.
Erkundung
Neue Armreife und Accessoires schalten in der Regel neue Wege für Adol frei. Während die Hauptspielplätze in Ys Memoire: The Oath in Felghana wenig zahlreich sind, werden sie dadurch teilweise im Verlauf größer. Insbesondere gibt es aber auch immer wieder Abzweigungen, in denen sich Truhen und Vasen mit Raval oder Gold verbergen. Mit ein wenig Glück befindet sich in einer Truhe aber auch ein Edelstein, der die Stärke eines Armreifs vergrößert.
Oft spielt der Titel auch mit der festen Kameraansicht. Truhen sind bisweilen von einer Stelle aus zu sehen, der Weg dorthin befindet sich aber ein Stück abseits. Oder Adol muss von oben an der richtigen Stelle herabspringen, um einen Absatz mit einer Truhe zu erreichen. Einzelne Truhen sind nur durch geschicktes Platforming zu erreichen.
Auch wenn ich manchmal eine Dungeonkarte vermisst habe, habe ich immer gern erkundet und bin jede mögliche Abzweigung abgelaufen. Außerdem hatte ich stets ein offenes Auge für Stellen, an denen sich vielleicht ein Weg versteckt.
Besonders habe ich mich auch über die Tiefe der Orte gefreut. Immer wieder kann Adol in Abgründe springen und landet in einem Raum weiter unten. Manchmal passiert das als Fehlschlag beim Platforming, bisweilen aber auch ganz bewusst. Besonders natürlich, um nach weiteren Schätzen zu suchen.

Fazit
Ys Memoire: The Oath in Felghana ist ein kurzweiliges Action-Rollenspiel mit fordernden Bosskämpfen. Die Handlung kommt ohne große Schnörkel aus und auch das Menü ist sehr reduziert, nachdem ich mich an die Monsterdrops von Heilkräutern gewöhnt habe, habe ich aber nichts daran vermisst. Das Kampfsystem fühlt sich gut an und bietet Anreize, viele Monster schnell hintereinander zu bekämpfen. Die Bossgegner sind taktisch deutlich voneinander abgegrenzt. Die vielen Rücksetzpunkte minimieren den Frust beim Scheitern. Damit lohnt sich ein Blick auf den ursprünglich dritten Teil der Ys-Reihe auch heute noch.

Herzlichen Dank an Marvelous Europe für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PlayStation 5 Pro.