Sonic X Shadow Generations (Review)

Sonic Generations ist bis heute eines der höchst angesehenen Sonic-Spiele, insbesondere in 3D. Nach dem Jubiläumstitel hat Sonic allerdings einige Jahre mit Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt – die Frequenz der Neuerscheinungen in der Reihe ist drastisch gesunken und auch die früheren Verkaufserfolge wollten sich nicht mehr einstellen. In den vergangenen Jahren hat Sega mit Sonic Frontiers und einer parallelen Pipeline verschieden ausgerichteter Sonic-Spiele die Marke aber wieder aufgerichtet und veröffentlicht zu diesem Weihnachtsgeschäft unter dem sperrigen Titel Sonic X Shadow Generations ein Doppelpack aus einem Remaster des 2011er Titels und einem daran angelehnten Nachfolger mit Shadow the Hedgehog in der Hauptrolle.

Startet man Sonic X Shadow Generations, kann man im Startmenü zwischen den beiden Spielen Sonic Generations und Shadow Generations wählen. Beide Spiele sind komplett voneinander getrennt, wenn man von einer kurzen erzählerischen Überschneidung absieht, die aber nur in Shadow Generations ersichtlich wird. Bei Sonic Generations handelt es sich um eine originalgetreue Umsetzung des Originals, allerdings mit einer Framerate von 60 Bildern in der Sekunde (auf Xbox und PlayStation) und 4k Auflösung. Zusätzlich wurden die ohnehin kaum genutzten Leben abgeschafft und in jedem Level zusätzlich drei Chao versteckt. In Anbetracht der technischen Verbesserungen ist die neue Version von Sonic Generations gegenüber der Ursprungsfassung zu bevorzugen. Insbesondere für Xbox-Spieler sind die technischen Neuerungen aber noch kein Grund für einen Neukauf, läuft Sonic Generations dank der Abwärtskompatibilität auf Xbox Series X bereit in hoher Auflösung und Framerate. Da sich inhaltlich nahezu nichts geändert hat, sei für eine detaillierte Besprechung von Sonic Generations auf das Review des Originals verwiesen und wir konzentrieren uns im Folgenden auf Shadow Generations.

Shadow Generations ist bereits der zweite Solo-Auftritt von Shadow und erzählerisch knüpft Shadow Generations ein Stück weit an Shadow the Hedgehog an. Insbesondere ist Black Doom, der Antagonist aus Shadow the Hedgehog wieder mit von der Partie und Shadow durchlebt im Widerstreit mit dem düsteren Alien zahlreiche markante Stationen aus seiner Spielevergangenheit. Ähnlich wie in Sonic Generations sind die sechs Zonen thematisch jeweils an ein Level aus einem früheren Sonic-Spiel angelehnt. Ob Sonic Adventure 2, Sonic Heroes oder Sonic the Hedgehog (2006), Shadows Spielhistorie findet eine ähnliche Würdigung wie Sonics in Sonic Generations.

Abseits der optischen und thematischen Anlehnungen sind die Level im Spiel aber komplett neu gestaltet und auch kohärent auf Shadows Fähigkeiten im aktuellen Abenteuer ausgelegt. Glücklicherweise hat Sega sich spielerisch eng an die Boost-Formel der jüngeren Sonic-Abenteuer gehalten und die Vehikel und Waffen, die Shadow in seinem Solo-Auftritt und Sonic 2006 mitgebracht hat, im Wesentlichen eliminiert. Shadow kann wie Sonic rennen, boosten – sofern Boostenergie vorhanden ist – eine Homing-Attack ausführen und stampfen, um schnell wieder auf dem Boden zu landen. Zusätzlich kann Shadow mit Chaos Control kurzzeitig die Zeit anhalten. Das hat sowohl Einfluss auf den Zähler für die Levelabschlusszeit, als auch auf bewegliche Levelobjekte. In manchen Situationen werden zudem neue Parallelwege durch Chaos Control freigeschaltet. Im Laufe der Spiels schaltet man zudem nach und nach situative Doom-Fähigkeiten frei, die der Fortbewegung auf sonst unzugänglichem Terrain, beispielsweise dem Wasser dienen. Die zweite Doom-Fähigkeit ist anfangs etwas hakelig in der Verwendung, davon ab funktioniert die Spielmechanik aber hervorragend und Shadow steuert sich so gut wie Sonic sich noch nie zuvor in 3D gesteuert hat. Insbesondere hat man eine Menge Bewegungsspielraum selbst bei höchsten Geschwindigkeiten und in der Konsequenz hat Shadow Generations einen hervorragenden Spielfluss , der zusätzlich durch das exzellente Leveldesign getragen wird.

Die sechs Zonen des Spiels sind jeweils in zwei Acts unterteilt. Während der erste Act durchweg vollen 3D-Bewegungsspielraum bietet, wird im zweiten Act auf eine 2D-Steuerung umgeschaltet, wenngleich die dynamische Kamera und zahlreiche imposante Set Pieces die 3D-Optik weiterhin sehr eindrücklich in Szene setzen. Diese Lösung für die spielerische Teilung ist die bisher beste und beide Spieltypen spielen sich hervorragend. Der Wechsel zwischen 2D- und 3D-Abschnitten in älteren Boost-Sonic-Spielen hat immer wieder zu Kritik geführt und bei Shadow Generations zeigt sich, dass die räumliche Trennung vor allen den 2D Levels sehr hilft, auf eigenen Beinen zu stehen und ihrerseits zu strahlen. In der Umsetzung in Shadow Generations erinnern sie sehr stark an die Sonic Rush-Spiele und wirken nicht wie zeitweise Restriktionen des Spielers.

Die Level sind mit sehr viel Sorgfalt gestaltet und obwohl sie merklich länger sind als die meisten jüngeren Sonic-Level fühlen sie sich nie gestreckt oder langweilig an, sondern bleiben immer intensiv und abwechslungsreich. Zum Glück verzichten die Entwickler auch auf starke Gegner, die den Spieler aufhalten – in Shadow Generations geht es, so der Spieler denn will, immer mit viel Wucht voran. Die drei Sammelgegenstände, die in jedem Level zu finden sind, sind größtenteils auf recht offensichtlichen schwierigeren Alternativrouten, die zudem in vielen Fällen auch der Levelabschlusszeit zuträglich sind. Statt roter Ringe sammelt man hier übrigens Schlüssel für Truhen, die in der Oberwelt, die an die Open Zones in Sonic Frontiers angelehnt ist, zu finden sind und unzählige Boni wie Musik und Artwork für die Gallerie des Spiels freischalten. Nichts Essenzielles, aber die Suche nach den Kisten in der verspielten Oberwelt macht eine Menge Spaß und ist eine willkommene Auflockerung zwischen den adrenalingeladenen Hauptlevels.

Nach jeweils zwei Zonen tritt man zudem gegen einen Endgegner an und die Endgegner in Shadow Generations gehören sowohl spielerisch als auch hinsichtlich der Inszenierung zu den besten Endgegnern der Reihe. Shadow-Fans treffen viele alte Bekannte mit neuen Ideen, begleitet von ikonischer Musik aus der Spielgeschichte Shadows. Bevor man sich mit den Endgegner messen kann, muss man aber je Act noch zwei Missionen abschließen, die selbst im Grunde kurze Level im Schauplatz des Haupt-Acts darstellen. Es gibt zwar eine Hand voll Missionen die etwas langsamer sind, aber jede Mission ist gut designt und keine ist ein ähnlicher Nervfaktor wie die Vector-Musikmission in Sonic Generations. Im Gegenzug sind die Missionen in Shadow Generations jetzt aber obligatorisch und nicht mehr größtenteils optional.

Als Downloadinhalt zum Preis von 5,99€ oder als Teil der Digital Deluxe Edition kann man schließlich ein zusätzliches Level und zwei zugehörige Missionen, inspiriert vom dritten Sonic-Film und mit Keanu Reeves in seiner Sprechrolle als Shadow erwerben. Da dieser Downloadinhalt in meiner Fassung nicht enthalten war, kann ich an dieser Stelle zur Qualität des Extralevels noch nichts sagen, werde das aber, sobald ich den Downloadinhalt gespielt habe, nachtragen.

Die Präsentation von Shadow Generations ist, wenn man daran denkt, auf den Performance-Modus umzuschalten, der aus unerfindlichen Gründen nicht standardmäßig aktiviert ist, hervorragend. Flüssige 60 Bilder in der Sekunde (beim Qualitätsmodus nur 30), detaillierte Grafiken, eine hohe Spielgeschwindigkeit und eine starke künstlerische Leistung bei der Darstellung von Shadows Welt ergeben ein rundes Gesamtbild, das durch den rockigen Soundtrack mit einer Kombination aus klassischen Stücken der Shadow-Historie und Neuauflagen gekonnt mitgetragen wird.

Sonic X Shadow Generations ist ein Pflichttitel für alle Sonic- und Shadow-Fans und deutlich das beste 3D-Spiel der beiden. Wer der Idee eines arcadigen Highspeed-Jump & Runs nicht grundsätzlich ablehnend gegenübersteht hat mit Sonic X Shadow Generations den besten denkbaren Einstiegspunkt. Shadow Generations allein rechtfertigt ohne Frage den Kauf, dass ein gelungenes Remaster des zuvor besten Sonic-Spiels obendrein kommt, verdient dem Spiel, zumal zum Budget-Preis, eine uneingeschränkte Empfehlung.

Vielen Dank an Sega für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.