Zehn Jahre The Game Awards – Ein Rückblick

Platz 6 – »F**k the Oscars«

Kaum ein Zelda-Spiel scheint in meiner Wahrnehmung so konträr im Village-Discord oder auch in der Redaktion aufgenommen zu werden wie Breath of the Wild. Und gleichzeitig gab es mit acht Personen, die das Spiel „aus erster Hand“ beurteilten, die neunte Person bewertete nach ihrem Geschmack. Und noch seltsamer: Die neun Listen ergaben am Ende acht verschiedene Platzierungen. Lediglich der letzte und der vierte Platz wurden nicht vergeben.

Punkte50
Gespielt8
Höchster Platz1
Niedrigster Platz9

Platz 6


2017 war ein bescheidenes Jahr für Electronic Arts. Mit Star Wars: Battlefront II machte das Unternehmen mit ihren “Überraschungsmechaniken” große negative Schlagzeilen. Und dann stellt sich auf der größten amerikanischen Spielauszeichnungs-Verleihung einer deiner Partner hin, macht einen denkwürdigen Auftritt und verteidigt dich. Sagt klar, dass der Quatsch nicht gut war und dass man auch als Publisher manchmal Fehler macht (nur in harscheren Worten, als ich hier nutze). Electronic Arts sei gut zu ihm und seinem aktuellen Projekt. Und was haben wir alle in Erinnerung? »F**k the Oscars!«

Josef Fares, der einige Jahre später für It Takes Two die Auszeichnung für das Spiel des Jahres bekommen sollte, sollte eigentlich in einem kurzen Interview mit Keighley A Way Out vorstellen. Erst lobte Fares The Game Awards derart, dass er in eine kurze Angriffs-Tirade gegenüber den Oscar-Verleihungen verfiel. Josef Fares ist natürlich stolz auf sein Spiel und wird es auch immer sein, egal was Reviews schreiben würden. Dann ergriff Fares Partei für seinen Publisher, um dann am Ende wieder die Awards mit dem Publikum zu feiern. Ein echtes Highlight all der Jahre und ein Blick auf einen weitestgehend sprachlosen Keighley, dem die wenigen Minuten offensichtlich entglitten sind.

2017 war aber auch das Jahr des Game Awards-Orchesters. Bereits fünf Jahre zuvor auf den Spike VGA wurde ein Medley bekannter Stücke der nominierten Spiele des Jahres gespielt. Diese sind nun seit sieben Jahren fester Bestandteil der Show, seit 2018 sogar mit individuellem Game Awards-Theme, welches die Stücke miteinander verbindet.

Dem Nachwuchs gehört die Zukunft!

Ich persönlich liebe die Kategorie “Best Student Game”, welche lediglich 2017 und 2018 verliehen worden ist. Ich mach es mir einfach und erhöhe die Wortanzahl dieses eh schon aufgeblähten Artikels mit einer kurzen Vorstellung der jeweils Nominierten. Vielleicht entdeckt ja der ein oder andere ein kleines Hidden Gem für sich.

Level Squared

Der erste Gewinner der Kategorie, LVL², ist ein minimalistischer Puzzle-Platformer von den Glitch Grab Studios. Das Team, bestehend aus Studierenden der Swinburne University in Melbourne, orientierte sich offensichtlich an Spielen wie Thomas Was Alone, als sie die Reise ihres Quadrates designt haben. Der Clou des Titels  war die Fähigkeit, Projektionen zu erstellen, um Hindernisse zu überwinden. Fertiggestellt wurde das Spiel leider nicht, allerdings lassen sich zwei kostenlose Builds des Spiels auf PC herunterladen. 

Falling Sky

Ganz und gar nicht minimalistisch kommt hingegen Falling Sky daher, zumindest wenn uns der kurze Teaser auf der Webseite der National Film and Television School nicht komplett hinter das Licht führt. Im cineastischen Adventure begleiten wir Daniel und seinen Bruder Tommy, die gemeinsam auf der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter sind. Und sieben Jahre später? Scheinen Director Jonathan Niellsen und Nikolay Savov am nächsten Projekt Last Days of Snow, einem ambitionierten Adventure mit Metroidvania-Style Open World, zu arbeiten. Allerdings gibt es seit 2020, als die Förderung des Spiels bestätigt wurde, nichts mehr zum Titel zu melden. 

From Light

Kehren wir zurück in zweidimensionale Gefilde. From Light hat mir besonders gut gefallen und ich werde demnächst auf jeden Fall die Demo für den PC ausprobieren. Die Fähigkeit aus Licht Plattformen zu zeichnen, erinnert mich ein wenig an andere Puzzle-Plattformer wie Max and the Magic Marker mit einer atmosphärischen Prise von Typoman. Leider existiert die Fig-Kampagne zum Spiel, welches bereits seit 2015 in Entwicklung war, nicht mehr, weswegen wir wohl keinen vollen Release erleben werden.

Hollowed

Von einem 2D-Puzzle-Platformer zum nächsten. Hollowed folgt der Reise einer Frau, die versucht, ihren verstorbenen Liebhaber wieder zum Leben zu erwecken. Allerdings begleitet uns dessen Geist das gesamte Spiel über und wir steuern beide Spielfiguren! Ähnlich wie in Brothers – A Tale of Two Sons teilen sich beide Charaktere einen Controller. Leider scheint auch aus Project Polish, den Entwickler:innen des Spiels von der University of Central Florida, nach der Nominierung bei The Game Awards wenig im Bereich gekommen zu sein. Einzelne Namen tauchen allerdings hier und da auf, so ist Erin Marek beispielsweise Bei Dreamheavens Secret Door angestellt und arbeitet an Sunderfolk. Und Jerrick Flores hat als Technical Director laut seinem Portfolio bei Titeln wie dem 2018er God of War oder Grounded mitgearbeitet.

Impulsion

Endlich kommen wir mal zu einem Spiel, das es nach seiner Zeit als “Student Game” auch in den freien Handel geschafft hat. Impulsion erschien sieben Monate nach The Game Awards 2017 bei Steam und ist lediglich für den PC erhältlich. Was wir im Trailer vom First-Person-Puzzle-Platformer sehen, kann es definitiv mit anderen Titeln in der Industrie mithalten. Leider herrscht seitdem vonseiten des Studios Driving Force Games Funkstille. Sechs Jahre später scheint Lead Designer Hugo Verger der Gaming-Industrie den Rücken gekehrt zu haben, während ich zu Maxime Lupinski keine definitiven Informationen finde. Könnte ein Produzent des Frogwares Spiel The Sinking City sein, oder auch nicht. Der dritte Entwickler von Impulsion, Rémi Bertrand, hat mittlerweile einige Arbeitsverhältnisse in der Branche gehabt, wie Gameloft und Gerwin Software.

Meaning

Das letzte nominierte Spiel Meaning von Hariz Yet beschreibt sich selbst als “Poetic Experience” (dt. poetische Erfahrung). Komplett schlau werde ich aus dem Trailer nicht, ein wenig erinnert es mich an eine Form von Journey, allerdings ohne Kontrolle über die Spielfigur und nur von einem Button gesteuert. Vielleicht schaue ich mir demnächst das frei erhältliche Spiel einfach mal an! Entwickler Hariz Yet ist mittlerweile als Cyber Security Software Engineer tätig.

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