
Thomas Happ hat mit Axiom Verge ein spannendes Metroidvania-Spiel entwickelt, das sich vor allem durch das Konzept der Drohne ausgezeichnet hat. Diese konnte man abschießen und dann anstatt der eigenen Spielfigur steuern. Mit einer eigenen Spielmechanik und einigen Vor- und Nachteilen gegenüber dem humanoiden Hauptcharakter hat die Drohne bei der Erkundung in Axiom Verge eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Vor wenigen Jahren ging Axiom Verge in die zweite Runde wenngleich diese Kernidee auf den Weg in den Nachfolger geschafft hat, geht Axiom Verge 2 in vielerlei Hinsicht neue Wege.
In Axiom Verge 2 schlüpft man in die Rolle von Indra Chaudari, die von ihrer Tochter abgeschnitten ist und einen Weg zurück zu ihrem Kind finden will. Inhaltlich spielt Axiom Verge 2 vor dem Vorgänger, ist aber ähnlich gesprächig wie dieser. Wenngleich das Writing grundsätzlich von ordentlicher Qualität ist, habe ich es auf Grund der schieren Menge an Text als etwas ermüdend empfunden. Wer allerdings auf ausführliche Lore steht, der kann über die zahlreichen in der Welt versteckten Memos einiges über die unwirtliche Welt erfahren, die man in Axiom Verge 2 erkundet.

Spielerisch hat Axiom Verge 2 den Fokus noch einmal deutlich in Richtung Erkundun verschoben. Kämpfe gibt es zwar nach wie vor, diese spielen aber eine untergeordnete Rolle. Wie stark die Rolle der Kämpfe reduziert wurde, sieht man insbesondere daran, dass abseits des (einfachen) letzten Endgegners alle Endgegner optional sind. Zwar hinterlassen besiegte Endgegner einigermaßen wertvolle Erfahungstränke, aber wer möchte, kann an jedem Endgegner einfach vorbei gehen und die gegebenenfalls dahinter verborgenen Fähigkeiten widerstandslos auflesen. In den Versionen, die Achievements unterstützen, gibt es sogar ein Achievement dafür, das Spiel pazifistisch durchzuspielen.
Die Endgenerkämpfe selbst sind dann auch vergleichsweise unspektakulär und können mit den kreativen Kämpfen des Vorgängers nicht mithalten. Im Gegenzug wurde in Sachen Weltendesign noch einmal eine Schippe aufgelegt. Die Spielwelt von Axiom Verge 2 ist besonders durch viele ungewöhnliche Fähigkeiten, die man im Spielverlauf freischaltet, äußerst interessant zu erkunden. Eine besondere Rolle spielt die Dualität der Welt, denn die Welt von Axiom Verge 2 ist in zwei parallele Karten unterteilt, die über rote Knotenpunkte betreten werden können. Während die Drohne in beiden Welten agieren kann, kann man in der humanoiden Form nur in der umfangreicheren Hauptwelt existieren. Die Möglichkeiten, zwischen den Welten zu wechseln, werden mit der Zeit immer mächtiger, besonders die Option, Portale anzuziehen und so abweichende Eintrittspunkte in die Parallelwelt zu wählen, ist eine äußerst gelungene Idee, die für einige clevere Rätsel genutzt wird.

Oft kommt es vor, dass man im Spiel eine neue – und überraschende – Fähigkeit erhält, von der man zunächst denken würde, dass sie die Spielbalance nachhaltig beeinträchtigen würde, doch egal wie mächtig die neueste Fähigkeit wirkt, das Spiel hat immer neue Tricks auf Lager, um das Spiel spannend zu halten. Sehr beeindruckt hat mich zudem das flotte Pacing des Spiels. Es gibt zahlreiche Fähigkeiten, die demnach auch in einer recht hohen Frequenz freigeschaltet werden und so das Gameplay stets frisch halten und immer wieder dazu einladen, bereits besuchte Stellen, an denen man zuvor nicht weiterkam, noch einmal aufzusuchen. Die Abläufe im Spiel greifen eng ineinander und geben dem Spiel nicht nur einen ausgezeichneten Spielfluss, sondern stützen auch die bedrückende Atmosphäre des Spiels.
Technisch gibt es an Axiom Verge 2 wenig auszusetzen. Es basiert offensichtlich auf der Technik des Vorgängers, nutzt aber eine wesentlich hellere Darstellung. Während der erste Teil noch sehr schwarz-rot-braun war, dominieren in Axiom Verge 2 helle Farben wie weiß, hellblau oder silber. Hingegen sucht man grün weitgehend vergeblich, was dem Eindruck einer dem Untergang geweihten Welt trotz des hellen Farbschemas zugutekommt. Insofern ist es erfreulich, dass Happ von dem dunklen Klischee-Look des Genres abgewichen ist, ohne dabei gleich in einen Bonbon-Look abzurutschen. Auch musikalisch weiß Axiom Verge 2 wieder zu überzeugen. Wie schon im ersten Teil enthält der Soundtrack zwar keine Stücke, die ich unbedingt auch außerhalb des Spielekontextes hören wollte, aber im Kontext des Spiels stütz der Soundtrack die Atmosphäre des Spiels hervorragend.

Axiom Verge 2 ist ein exzellentes Metroidvania, das sich spielerisch stark auf seine clevern Erkundungsmechaniken und das starke Leveldesign konzentriert. Wenngleich die Idee zweier paralleler Welten sicherlich keinen Innovationspreis gewinnen wird, darf die Umsetzung des Konzeptes sehr wohl als Alleinstellungsmerkmal verstanden werden. Die ständig erweiterten Regeln für den Wechsel zwischen den Welten und die noch deutlich ausgeprägteren spielerischen Unterschiede zwischen Drohne und humanoider Form verleihen der Weltenerkundung in Axiom Verge 2 einen besonderen Reiz, der mich mühelos durch die knapp 10 Stunden währende Spielzeit getragen hat.

Getestet auf Nintendo Switch.