
Ich mag Unterwasser in Videospielen. Doch leider gibt es nicht viele Spiele, die sich voll oder gut dieser Sache widmen. Kein Wunder das Subnautica damals solche Wellen schlug (badumm tss), mit seiner wirklich herausragenden Unterwasser Atmosphäre. Knapp davor hatte mich aber schon die Unterwasser Welt von GTAV ordentlich beeindruckt.
Natürlich gab es davor schon diverse Unterwasser Spiele und vereinzelt auch welche die in einer offenen Welt spielten. Ein berühmter Vertreter aus 2007 war Nintendos Endless Ocean für die Nintendo Wii und dessen Nachfolger aus dem Jahre 2010. Nun erschien auf Nintendo Switch der dritte Teil, namens Endless Ocean Luminous. In Trailern wurden Multiplayer, viele Unterwasser Tiere und eine „sich ändernde Welt“ versprochen. Dinge die mich neugierig aber auch skeptisch machten.

Multiplayer oder Singleplayer?
Schon direkt im Hauptmenü kommt die Vermutung auf, dass der Multiplayer-Modus im Fokus steht. Denn dies ist der erste Button zur Auswahl, daneben finden sich Solo-Tauchen und ein Storymodus. Nachdem ich mal kurz eine Mission in der Story ausprobiert habe, bin ich direkt mal in das Solo-Tauchen gesprungen, denn ich wollte direkt mal schauen, wie gut sich das Spiel in Soloausflügen (ohne Story) hält.
Im Groben kann man die Modi so unterscheiden:
Ko-op-Tauchen (Mulitplayer) und Solo-Tauchen sind identisch, nur das man eben bei dem einen ganz alleine unterwegs ist. Beim Ko-op-Tauchen (nur Online, nicht lokal) wird man zufällig mit anderen Spielern zusammengeworfen oder erstellt eine eigene Lobby. Egal ob Solo oder Ko-op, die Prämisse ist die selbe. Man wird auf eine frische neue Karte geworfen, die zufällig zusammengewürfelt wird, und versucht auf dieser viele viele Lebewesen zu scannen, bis hin zu sogenannten UL (unbekannte Lebewesen). Solo kann man den Tauchgang jederzeit unterbrechen und weitermachen, bis man bewusst einen neuen startet. Beim Ko-op läuft hingegen ein Zeitlimit von 60 Minuten für die Karte ab (verständlich wegen Serverplatz).
In der Story gibt es kleine (wirklich kleine) Kapitel, bei denen man gewisse Aufgaben erfüllt, wie bestimmte Fische scannen und zu einem gewissen Punkt schwimmen. Die fungiert eher als Tutorial und ist demnach wirklich simpel aufgebaut. Dabei spielt man durch eine kleine Geschichte über einen Baum des Lebens. Begleitet wird dies durch eine KI namens Kiki (ich mag das Wortspiel) und einem weiteren Taucher, der einen ab und an begleitet.

Spielverlauf – Erkunden, Scannen, Lernen, Grinden
Stürzt man sich in einen Tauchgang, sieht das Prinzip immer gleich aus: Erkunde die Umgebung und decke dabei die Karte auf, finde viele Lebewesen und scanne diese. Trifft man irgendwann zufällig auf ein spezielles Lebewesen, welches beim Scan verpixelte Effekte erzeugt, geht die eigentliche „Jagd“ los. Dann kommt die Meldung, dass weitere davon auf der Karte zu finden sind (markiert, aber nur in bereits erkundeten Bereichen). Wenn man alle findet und scannt, kommt eine Bestätigungsnachricht, gefolgt von einer weiteren Nachricht, dass sich ein UL in der Nähe befindet.
ULs sind unbekannte Lebewesen, die für das Spiel ausgedacht wurden. Meist recht groß und mit irgend einem Eyecatcher versehen. Beispielsweise gab es einmal eine sehr große Schildkröte mit rosa Korallen auf dem Rücken. Scannt man diese, gibt Kiki eine kurze Erklärung zum UL ab und benennt es dann hübsch. Sobald das UL Verschwunden ist, geht der Spaß wieder von vorne los, wobei bei mehreren Touren auf der selben Karte sich die Anzahl an Scans bis zum UL erhöht, scheinbar immer um 2.
Das ist an sich das ganze Spielprinzip. Mit diesen Aktionen füllt man nach und nach seine Enzyklopädie und erhält für alle Scans Erfahrungs-Punkte, sowie Münzen für Cosmetics (keine Mikrotransaktionen). Neben dem eigentlichen gezielten Spielverlauf kann man außerdem sich zu jedem Lebewesen eine vertonte Erklärungen anhören (wenn auch nur mit KI gesprochen) und auch nette Fotos machen. Fotos von Lebewesen haben übrigens eine eigene Seite, was ich erst in der 2.-3. Spielstunde merkte, welche man ebenso ausfüllen kann.

Im Groben würde ich sagen, sollte man für dieses Spiel Spaß an vier Dingen haben: (Unterwasser) Erkundung, Komplettierung von Listen, Lernen (über Unterwasser Lebewesen) und Grinding. Die Liste der Lebewesen hat 578 Einträge und ist damit definitiv zeitintensiv. Doch ebenso braucht es viel Geduld für die Scan-Touren, welche Solo teils über 1 Stunde dauern können und die Erfahrungspunkte müssen ebenso ordentlich gegrindet werden (die bekommt man durch allgemein Scannen). Wie ich später merkte, muss man auch für die Story eine gewisse Anzahl an Lebewesen scannen, weshalb ich zu einem gewissen Punkt noch über 1.000 weitere scannen sollte, um das nächste Kapitel starten zu dürfen. Aber nicht falsch verstehen, es geht dabei um neue gescannte Lebewesen in einer Runde. Ein Schwarm von 50 Fischen, wären dann eben auch 50 Scans auf einmal.
Achso, ich sollte noch erwähnen, dass man kleine Schätze aufsammeln kann, welche ebenso in einer Liste zusammen gefasst werden und es dazu noch so eine „Rätseltafel“ gibt, mit 99 Feldern. Hierbei muss ich aber sagen, dass ich beides recht belanglos finde. Die Schätze sind absolut plump und unspektakulär und die Rätseltafel, wenn auch eine gute Idee an sich, kann nicht gezielt angegangen werden, weil die Bedingungen erst nach Erledigung angezeigt werden. Hierzu muss man einfach verschiedene Sachen machen, wie z.B. gewisse Lebewesen scannen, an bestimmte Orte tauchen, kryptische Steine finden oder kleine Aufgaben auf der Karte erfüllen (die mit so einen runden Tafel auf dem Boden markiert sind). Stellt euch das einfach wie Erfolge/Archievements vor, die aber alle geheim sind. Übrigens gibt es im Profil des Spielers zusätzlich noch normale Erfolge.

Multiplayer klar im Fokus
Ich war mir Anfangs nicht sicher, aber es ist doch sehr deutlich, das der Multiplayer im Fokus steht. Einfach weil es keinen Unterschied zwischen Ko-op-Tauchen und Solo-Tauchen gibt, außer der zeitlichen Begrenzung. Also ja, es gibt auch keine Anpassungen für das Solo-Tauchen. Demnach dauert ein Solo-Tauchgang signifikant länger ohne, dass man irgendeinen nennenswerten Vorteil draus ziehen kann, abseits der Ruhe versteht sich.
Ich finde es ja nett, dass man überhaupt Solo tauchen kann, aber bei einem zeitlichen Unterschied von 1+ Stunde zu 10- Minuten, wähle ich speziell beim Tauchgang für die ULs doch eher den Multiplayer Modus. Übrigens kann man auch Lebewesen und Schätze markieren. Im Solo-Tauchen habe ich mich stark gewundert, wofür das gut ist, bis ich dann Ko-op-Tauchen gespielt habe. Ja man markiert halt einfach Dinge für andere Spieler, damit diese die Dinge direkt finden können. Als zusätzliche Belohnung erhält man noch das Icon, was der andere Spieler für die Objekte verwendet hat.

Das Problem – Atmosphäre und Zufall
Die größte Enttäuschung am Spiel konnte ich vorher schon erahnen und hat sich leider bewahrheitet. Der Zufall schadet der Atmosphäre. Generell hat Endless Ocean Luminous sowieso mit anständiger Atmosphäre zu kämpfen, weil die Technik einfach so wenig hergibt. Das trübe und dunkler werdende Wasser bekommt das Spiel zwar gut hin, doch die häufig kahlen Landschaften drücken wirklich das Gesamterlebnis.
Noch Schlimmer ist die Sache mit den zufällig erstellten Karten. Diese ist zusammengeflickt aus mehreren festen Teilen, was man unglaublich gut sieht. Mit teils sehr gerade Kanten, sowohl am Rand der gesamten Karte, als auch zwischen den Abschnitten. Das Highlight ist so ziemlich immer ein großer Fleck auf der Karte, in dem normalerweise das UL auftaucht und aufgrund seiner Größe deutlich besser gestaltet ist.
Der Sound ist größten teils gut gelungen. Es gibt gewisse „Tauchgeräusche“ und man hört häufiger mal Lebewesen aus der Entfernung, wie z.B. Wale. Vergleicht man es aber z.B. mit Subnautica, wird hier wirklich nur wenig geboten. Ebenso kann ich wenig besonderes zur Musik anmerken. Sie passt, aber beeindruckt keines Wegs. Im Hauptmenü klingt sie aber irgendwie „typisch für Nintendo“.
Meine persönlich größte Enttäuschung in der Atmosphäre sind wohl die Wracks, die man ab und an finden kann. Natürlich wiederholen sie sich einfach querbeet, weil ja zufällig zusammengesetzt, doch selbst dies ignoriert, sind sie einfach soooo unspektakulär. 2013 hat GTAV geschafft, dass ich mich nicht traue nach unten zu tauchen, weil die Wracks mit ihrer perfekten Darstellung eine Form von Phobie ausgelöst haben. Hier ist davon nicht mal eine Spur zu erkennen. Man kann übrigens auch nicht Auftauchen, was ebenso diese (spannende) Hemmschwelle des Eintauchen komplett raus nimmt. Allgemein lässt sich so die Atmosphäre des Spiels zusammenfassen: Nett, aber triggert keine typische Unterwasser-Phobien (ich will nicht für andere sprechen, doch so ging es mir).


Besondere Lebewesen – Ein Highlight zum Schluss
Ich beende dies mal mit meinem persönlichen Highlight: Die Auswahl an Lebewesen. Anfangs kam mir alles mögliche vor den Scanner. Allerlei Fische, Krabben, Wale, Haie, Delphine, Insekten und so vieles mehr. Mit der hohen Zahl von 578 gibt es natürlich auch viele Varianten der selben Art. Soweit sehr nett, weil es spannend ist, was man sonst so finden kann. Man erhofft sich natürlich so was wie einen Koloss-Kalmar oder ähnlich seltenes zu entdecken.
Noch vor dem ersten UL sah ich aber einen besonderen Hai. Ich dachte direkt es wäre ein Megalodon, aber es wurde als eine spezielle Art von Weißer Hai, namens Thanatos betitelt. Ok cool, dachte ich mir. Solche besonderen Abwandlungen findet man immer wieder mal und sind normalerweise direkt am Namen zu erkennen. Doch das war noch nicht mein Highlight.
Denn man kann prähistorische Lebewesen finden. Früh am Anfang habe ich zufällig eine prähistorische Schildkröte entdeckt, was ich aber erst mit den Scan erkannt habe. Das passiert mal ab und an und ich war einfach gespannt, was ich noch so zufällig finden könnte. In einem Tauchgang passierte es dann: Ein Kartenabschnitt (natürlich der große) war mit alten Ruinen gespickt und bot nur prähistorische Lebewesen. Ich will nicht direkt spoilern, was man da alles finden kann. Doch sei gesagt, ich war über große Unterwasser-Saurier überrascht und begeistert. Dies ist definitiv ein besonders Highlight am Spiel.

Zwei Gimmicks die ich noch erwähnen will
Man kann sich von Lebewesen begleiten lassen. Scannt man eines, kann man auf diesem + drücken und es folgt dann einem. Für größere und mehr auf einmal muss man aber seinen Spielerlevel erhöhen. Leider hatte ich das Problem, dass die Begleiter mich irgendwann einfach verlassen haben, weshalb ich das kaum aktiv genutzt habe. Witzig finde ich aber, dass Krabbeltiere sich auf die Taucherflasche setzen und somit eine witzige Deko darstellen.
Als Zweites will ich von dem Code-System der Karten erzählen. Die zusammengewürfelten Karten haben einen Code, den man an andere Spieler weitergeben kann, womit diese die selbe Karte spielen können. Was vor allem mit dem größeren besonderen Punkt auf der Karte praktisch ist. Aber wohl bemerkt nimmt man da keinen Erkundungsfortschritt mit, sondern nur den Aufbau.

Fazit – Sehr nette Highlights, die vom Gesamten getrübt werden
Leider konnte Endless Ocean Luminous nur wenig überzeugen. Der Umfang an Lebewesen und vor allem die ganzen besonderen Wesen sind toll. Ja auch die ULs sind eine super Idee. Doch das ganze Konzept Drumherum mit zufälligen Maps, Grind und der schwachen Technik trüben einfach das Gesamterlebnis.
Wer so viel Lust auf Unterwasser hat, wie ich, soll sich das Spiel ruhig anschauen. Es gibt neben Subnautica nicht viele Alternativen und da bin ich schon froh, dass Endless Ocean überhaupt zurückgekehrt ist. Doch anderen rate ich hier eher zur Vorsicht. Persönlich überlege ich nun, mir mal den ersten Teil anzuschauen.

Mag ich
– Sehr viele Lebewesen
– Enzyklopädie mit Informationen
– Besondere und prähistorische Lebewesen, sowie ULs
Mag ich nicht
– Allgemeine Unterwasser Atmosphäre zieht einfach nicht
– und die Gestaltung lässt oft zu wünschen übrig
– Wracks sind enttäuschend
– Zufälliger Kartenaufbau mit unschönen Kanten
– Fokus auf Multiplayer ohne Anpassungen für Solo-Tauchen
Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf: Nintendo Switch