
Survival Games hatten bei mir noch vor der PS4 Generation einen eher schweren Stand. Der ganze Ansatz des Craften, dazu vor allem mit Faktoren wie Hunger und Durst – alles viel zu realistisch für meinen Geschmack.
Zur Klarstellung: Mit Survival meine ich Spiele, bei denen freies Gameplay in einer Open World, Überleben, Crafting und Erkundung im Vordergrund stehen. Also nicht mit z.B. Survial-Horror wie Resident Evil in einen Topf werfen.
Doch dann auf PS4 kam eine gewisse Wendung, vor allem durch Subnautica. Mir wurde hier erst klar, dass diese Spiele eine äußerst freie und sehr immersive Herangehensweise haben. Frei in der Welt bewegen, Dinge für Upgrades an Ausrüstung suchen und benutzen, die Story nicht im Fokus und auch müssen Konflikte eher mit Bedacht angegangen werden. Auf einmal war ich fasziniert davon und habe mir seit dem auch ein paar Spiele dazu angeschaut.
Hier haben wir nun Pacific Drive von Ironwood Studios und Kepler Interactive. Nach den ersten Trailern bin ich von einem Survival Game mit Auto und Naturkatastrophen ausgegangen, was im groben Ganzen auch so zutrifft.

Es geht los mit einer Schrottmühle
Die Idee des Spiel ist schnell erklärt, auch wenn sie sich im Spielverlauf erst gemächlich entfaltet. Nach einer kurzen Einleitung mit einem normalen Startauto, nach dem Schema „hier hast du etwas einfaches oder gutes, um das Gameplay schneller zu sehen“, bekommen wir einen ramponierten Kombi, mit dem wir dann in eine Werkstatt fahren. Dorthin gelotst werden wir von einer Stimme über Funk, der Wissenschaftlerin Oppy. Diese erklärt uns daraufhin all das Was, Wie und Warum wir Dinge tun müssen. Es ist an sich das Tutorial des Spiels.
Nach den Erklärungen, ein wenig Story und Rumprobieren wird dann nun das Spielprinzip klar. Gebiete erkunden, Auto und Werkstatt verbessern, Auto stetig reparieren und dafür Ressourcen sammeln. Dabei folgt man erst einmal den Anweisungen der Story, kann aber schon früh und so ziemlich immer dann frei in Gebiete rein fahren um dort Dinge zu erledigen.
Im Laufe der Story hören wir dann noch weitere Leute über Funk, wobei wir diesen aber nicht persönlich begegnen. Übrigens läuft das ganze Spiel in der Egoperspektive ab.

Ein „Pacific Drive“ im Sperrgebiet
Pacific Drive spielt im einem fiktiven nordwestlich pazifischen Gebiet der USA. Dies ist eine gesperrtes und so ziemlich verlassenes Gebiet einer Forschungseinrichtung. Doch komplett ruhig ist es nicht, denn wir stoßen ständig auf sogenannte „Anomalien“.
Anomalien können so ziemlich alles sein, was unnatürlich wirkt. Einer der ersten die man sieht, sind einfach Steine die in der Luft schweben. Doch später werden sie äußert bizarr und gefährlich. Scheinbar mechanische Wesen, die sich durch die Gegend bewegen und irgendwie den Spieler im Auto angreifen. Eine sehr frühe Anomalie schwebt umher, greift das Auto des Spielers mit einem Magnet und schleudert es in irgendeine Richtung.
Andere Anomalien manifestieren sich in z.B. elektronischen oder magnetischen Feldern, die man eher meiden sollte. Dabei habe alle Anomalien eines gemeinsam: Sie sind mysteriös und teils unheimlich.
Kämpfen tut man gegen Anomalien so ziemlich nicht. Wobei man manche aber schon zerstören kann. Ich würde es in dem Maß grob mit Subnautica vergleichen. Man versucht eher Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Passenderweise lassen sich hier auch Objekte und Anomalien scannen, wie in Subnautica.

Unwetter und radioaktive Stürme
Neben den Anomalien bekommt man es auch mit Unwetter zu tun. Anfänglich nur mit starkem Regen oder ähnlichem. Doch später wird es heftiger, vor allem wenn radioaktive Stürme eintreten.
Speziell in Kombination mit einer Spielmechanik geht es damit richtig zur Sache. Für eine Aufgabe und Ressource muss man sogenannte „Anker“ einsammeln. Diese sind radioaktive Kugeln mit einer Menge Energie. Wenn man dies macht (manchmal auch erst nach mehreren) kann man ein Portal aktiveren, welches übrigens das Cover des Spiels ziert, und dann geht die Action los. Denn nun bildet sich ein radioaktiver Sturm rundherum, der sich zum Zentrum des Portals einengt. Damit heiß es: Schnell zum Portal!
Diese Mechanik ist sehr interessant gemacht und fungiert letztlich darin, dass man wieder zur Werkstatt teleportiert wird. Es erzeugt eine enorme Spannung, welche bei erreichen des Ziels im angenehmen „Safe Space“ mundet. Übrigens sieht das ganze sehr spektakulär aus, wie auch so ziemlich jede Art von Unwetter im Spiel.

Reparieren, Upgraden, Reparieren
Es sei direkt mal gesagt, dass Pacific Drive nichts für Spieler ist, die Crafting nicht leiden können. Man ist eigentlich nach jeder Tour damit beschäftigt das Auto zu reparieren, zu schauen was man als nächstes verbessern kann und zu Planen was man so mitnimmt, sowie versucht in der nächsten Tour zu bekommen.
Innerhalb der Touren kann man Ressourcen in Behältern und Gebäuden finden. Ebenso lassen sich mit entsprechendem Werkzeug Teile von Autowracks oder auch Geräte in Gebäuden zerlegen um dadurch an wertvolle Rohstoffe zu gelangen. Selbst die Anomalien stellen sich teils als eine Quelle für Ressourcen dar.
Die Reparaturen gestalten sich als äußerst umfangreich. Jedes Teil am Fahrzeug kann beschädigt sein und sollte demnach ausgetauscht oder repariert werden. Dabei gibt es normale Beschädigungen, als auch gewisse Fehler, die speziell repariert werden müssen. Ein simples Beispiel dazu ist ein platter Reifer, den man austauschen oder mit einem Abdichtkit reparieren kann.
Sehr witzig finde ich die sogenannten „Macken“. Ich hatte auf einmal den Fall, dass die Motorhaube meines Autos einfach immer von selbst aufsprang. Mit der Mackenmaschine fand ich dann heraus, dass Rückwärtsfahren der Trigger dazu war. Nach der Analyse konnte ich dieses Problem dann beheben.

Eine äußerst immersive Erfahrung
Hunger oder Durst gibt es in Pacific Drive zwar zum Glück nicht (wobei es Nahrung und Medikits für die Gesundheit gibt), aber neben den Reparaturen muss man sich auch um Strom und Benzin des Autos kümmern. Es dreht sich einfach alles um die Pflege und Sorgfalt des Autos.
Aber auch daneben war ich überrascht von der Immersion. Alleine so Dinger wie, dass man Schalthebel (für Fahren und Parken) sowie Schlüssel manuell herum drehen muss. Das war anfänglich so so seltsam, aber ist ein richtig faszinierendes Konzept, in der Kombination mit der Action. Wenn man z.B. aus dem Auto aussteigt, um sich etwas anzuschauen, und dann merkt, dass das Auto wegrollt, weil man vergessen hat den Hebel auf Parken zu stellen.
Ebenso ist die Karte rechts auf dem Beifahrersitz platziert, auf die man mit einem Schwenk der Kamera immer schnell drauf schauen kann. Selbst Rückspiegel sind homogen im Auto integriert. Schwenkt man im Auto die Kamera nach oben, lässt sich dazu ein Radio aktiveren. Für eine zusätzlich individuelle Note, können wir Lackierungen und andere Dinge am Fahrzeug manuell anbringen. Also ja, wenn man entsprechende Farben hat, kann man die äußeren Teile am Auto beliebig einfärben.
Auch möchte ich die Immersion der Welt nicht unerwähnt lassen. Wie schon erwähnt gibt es das Unwetter und die Anomalien. Dies wird begleitet von vielen Geräuschen und verschiedenen Tagesformen. Wenn man im Stock-Dunklen umherfährt und dann die ominösen Geräusche der Anomalien im Hintergrund hört, erzeugt das teils eine richtige Gänsehaut. Den letzten Kick geben ein paar tolle verlassene Gebäude, bei denen man sich immer wieder fragt „kann ich da rein?“.

Die Freiheit hat seine Grenzen
Kommen wir nun zum meiner Meinung nach größten Manko des Spiels: Es ist nicht Open World!
Ich habe es zuvor schon ein wenig angedeutet mit dem Ausdruck „Tour“. Man wählt in Pacific Drive ein Ziel auf der Karte aus und fährt dann von der Garage aus die Straße zum Ausgang. Nun landet man, nach einen kurzen Ladebildschirm, im entsprechenden Gebiet. Dort erledigt man seine Dinge und fährt über das Portal wieder heraus. Wählt man auf der Karte ein Gebiet dahinter, muss man immer je zuerst durch die vorherigen Gebiete wieder durchfahren, immer vom Eingang zum Ausgang, also in dem Fall dann ohne Portal.
Nun ok, ich bin keiner der der Meinung ist, dass eine Open World immer besser für Spiele ist – keines Wegs! Da es sich hierbei um ein Survival Spiel handelt, war ich erst verwundert, aber dachte dann „hmm ok, ist mal etwas anderes, dafür kann ich dann die Gebiete alle einzeln komplettieren“. Doch genau da ist das Problem …
Denn die Gebiete sind nicht fest gestaltet, sondern zufällig generiert. Ob nun prozedural oder einfach mit festen Sets, kann ich hierbei nicht klar sagen. Doch ich bin zum Test zweimal hintereinander in das selbe Gebiet gefahren und dabei sah es bei beiden Malen unterschiedlich aus. Wobei aber die Story relevanten Gebiete wohl immer gleich sind.
Das ist wirklich wirklich schade, denn es nimmt mir den halben Spaß der Erkundung. Hierbei geht einfach das Gefühl verloren, die Level hätten etwas relevantes zu Entdecken, denn beim nächsten mal sind sie ja anders aufgebaut. In dem Sinne ist der Spielverlauf meist „rein, Ziele erledigen, raus“. Dies wird auch durch die gelegentlichen automatischen Stürme untermauert, die einen förmlich zwingen das Gebiet baldig zu verlassen.

Fazit: Fast genial
Pacific Drive hat mich im bisherigen Spielverlauf durchaus beeindruckt. Die mysteriösen Umgebungen und Anomalien, dazu die generelle Darstellung, aber auch das ganze immersive Prozedere zum Auto – das ist schon etwas besonderes.
Es ist nur zu schade, dass die Entwickler sich für den Weg der prozedural generierten Level entschieden haben, anstatt einfach auf eine Open World zu setzen. Mit einer Open World wäre es für mich vielleicht sogar ein Stempel geworden, denn ansonsten sehe ich für mich viele qualitative Gemeinsamkeiten mit meinem Survival Favoriten, Subnautica. Schade, aber vielleicht ja bei Teil 2.

Mag ich
– Unheimlich und mysteriöse Welten
– Spektakuläre Unwetter
– Unheimliche Anomalien
– Der Portal-Strahl ist atemberaubend in Szene gesetzt
– Das ganze Prozedere um das Auto
– Upgradesystem an Auto und Werkstatt
– Thematik um Wissenschaft
Mag ich nicht
– Prozedural generierte Gebiete (keine Open World)
– Wenn man geradewegs der Story folgt hat es mir zu viel Laberei
– Es kann vorkommen, dass manche Erklärungen etwas untergehen
Vielen Dank an Kepler Interactive für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PC/Steam.