
Als Escape Academy vor zwei Jahren seinen Weg in den Gamepass fand, verspürte ich eine große Vorfreude. Im Splitscreen gemeinsam mit meiner Frau komplexe Rätselräume knacken? Ausgesprochen gerne! Leider war das Spiel einerseits zu leicht, andererseits in kürzester Zeit vorbei. Und der Splitscreen war für den jeweils anderen auch zu sehen, weswegen Kommunikation über Rätsel eher spärlich war. Anlässlich der Veröffentlichung eines neuen DLC habe ich nun erstmals von dem ein Stück weit älteren Escape Simulator Kenntnis genommen. Und dank Pine Studio konnten meine Frau und ich gemeinsam eintauchen. Und verzauberter als vor zwei Jahren waren wir hier auf alle Fälle!
Escape Simulator bringt den Rätselspaß aus der Stadt in die Wohnung
Seit Jahren sprießen sogenannte Escape Rooms in nahezu allen Städten aus dem Boden. Ziel ist es hier in der Regel, dass alle Teilnehmenden gemeinsam einen Weg aus einem abgesperrten Zimmer finden. Zu diesem Zweck ist der jeweilige Raum thematisch konsistent gestaltet und zahlreiche (mehr oder weniger) zusammenhängende Puzzle verteilt. Nur wer seine Gehirnwindungen gekonnt einzusetzen weiß, der wird sich heil aus den Räumen rätseln können.
Escape Simulator ist im Grunde genau dieses Spielprinzip in die virtuelle Welt übertragen. Alleine oder im Koop befinden wir uns in einem abgeschlossenen Raum und versuchen die Puzzle zu lösen, um den Schlüssel für den Ausgang zu finden. Dabei kann sich Escape Simulator selbstverständlich gewisse, kreative Freiheiten erlauben. Ein Sternenhimmel als Teil der Lösung ist in der Realität halt kaum realistisch machbar. Und große Mechaniken, welche den Raum dominieren, dürften auch eher selten ihren Weg in die Großstädte gefunden haben.

Aufgrund solcher Freiheiten kann sich Escape Simulator in seinen Puzzleräumen austoben. Jedes Thema des Grundspiels sowie der kostenpflichtigen DLC hat fünf Räume, die in ihrer Komplexität ansteigen. In der Regel gilt es, aus den Hinweisen des Zimmers Codes für Truhen oder Mechanismen herauszufinden. Die Räume sind daher gefüllt mit zahlreichen Items, manche sinnvoll, manche nutzlos. Es ist allerdings durch ein Symbol immer erkennbar, bei welchen Gegenständen es sich um Hinweise oder nützliche Schlüssel handelt, die für einzelne Puzzle notwendig sein werden. Doch auch die anderen Items können wichtig werden, können diese doch Token verstecken. Acht davon finden sich in jedem Raum und dienen als zusätzlicher Sammelgegenstand für findige Puzzler.
Rätselspaß zu zweit
Escape Simulator ist weitestgehend auf mehrere Spieler:innen ausgerichtet. Zwar lassen sich alle Räume alleine bestreiten, doch einige Rätsel lassen sich idealerweise im Team erledigen. Einer entschlüsselt den Hinweis, während der andere das Puzzle bearbeitet. Wer sich hier ideal aufteilen kann und dementsprechend mit dem Partner kommuniziert, der wird jede Menge Spaß aus den Rätseln ziehen können. Da allerdings bei jedem Raum auch ein Countdown läuft, lohnt es sich auch, wenn wir uns gegebenenfalls die Aufgaben teilen. Ich denke, da gibt es kein alleiniges Rezept, welches für den idealen Coop-Spielspaß sorgen kann.
Ganz selten gibt es Rätsel oder Schalter, die sich nur durch parallele Zusammenarbeit lösen lassen. Ich mag an dieser Stelle einen der Räume aus dem Magic-DLC sehr gerne hervorheben. Hier waren meine Frau und ich in unterschiedlichen Türmen eingesperrt. Wir hatten einen Teleporter, um Gegenstände hin und her zu schicken, aber andere Hinweise ließen sich nur durch miteinander reden weitergeben. Die Türme waren mein Highlight beim Escape Simulator und stehen exemplarisch für die Möglichkeiten eines Coop-Puzzles.
Sollten sich die Koop-Partner nicht im selben Raum wie bei uns beiden befinden oder ein externer Voice-Chat aktiviert sein, gibt es leider nur wenige Interaktionsmöglichkeiten im Spiel. Jeder kann auf bestimmte Dinge zeigen und die anderen anpingen. Voice oder Schrift-Chat habe ich allerdings vergeblich gesucht. Da jeder Spieler sein eigenes Inventar besitzt und Gegenstände sofort mitgenommen werden, ist es zudem ärgerlich ohne Kommunikationsmöglichkeit.
Wir können zwar dieselben Gegenstände betrachten, die ein anderer gerade mit Zoom anschaut. Angepinnte Hinweise oder das restliche Inventar der anderen Spieler sind uns allerdings unbekannt. Da etliche Rätsel davon abhängen, eine gewisse Anzahl von Items zu bekommen, ist eine Form der detaillierten Kommunikation meiner Ansicht nach unabdingbar.
Rätselspaß gegeneinander
Im Versus-Modus hingegen ist Kommunikation nicht notwendig. Ganz im Gegenteil, alle Spieler einer Session werden dann in denselben Raum geworfen, bearbeiten diese allerdings dann gegeneinander. Werden einzelne Rätsel gelöst, wird dies den Kontrahenten angezeigt und erst dann schalten sich gegebenenfalls Hinweise für diese speziellen Rätsel frei. Versus ist in der Regel ein Wettrennen und wer am schnellsten den Raum abschließt, derjenige ist der ungekrönte Champion dieser Runde Escape Simulator.
Es gibt zwar spezielle Versus-Rätselräume, doch im Grunde lassen sich alle Puzzleräume auf diese Weise spielen. Genannte Versus-Räume bieten einzelne Kammern, die es so schnell wie möglich zu erledigen und in die nächste Kammer vorzudringen gilt. Dieses Spielprinzip ist bei allen Räumen allerdings identisch, nur dass die “Kammern” im Grunde die einzelnen Puzzle des Raumes sind.

Sehr schön fand ich hier die beiden Einzelräume rund um Leonardo da Vinci und eine Schatzsuche. Während die Werkstatt eng und viele komplexe Rätsel an etlichen Stellen versteckt waren, bot die einsame Insel ein größeres Areal mit weitläufigen Hinweisen. Ich mag beide Spielprinzipien, wenn allerdings nicht die ungenaue Steuerung gewesen wäre, wären meine Frau und ich beidseitig sehr zufrieden gewesen. Sowohl mit Maus und Tastatur, als auch mit Controller erweisen sich manche Interaktionen als sehr fummelig. Gerade, wenn man gegeneinander spielt, ist solch eine Ungenauigkeit nicht allzu spaßfördernd. Zudem agieren alle Objekte des Spieles zuweilen physikalisch…seltsam…ein Versus-Raum beispielsweise ließ plötzlich ein Sofa schweben, was wir eigentlich an die richtige Stelle schieben mussten. Dabei war das nicht einmal der Bestandteil des magischen DLC!
Verzauberter Rätselspaß mit magischem Vorbild
Der Magic-DLC ist wie die thematischen Raumanordnungen eine Sammlung von verschiedenen Rätselkammern. Thema selbstverständlich: Harry Po…ähh.. Magie! Wir befinden uns in einem Laden für Zauberutensilien, der Halle einer Art von Zauberakademie, einem Garten für Zaubertrank-Zutaten sowie den vorhin bereits gelobten Türmen. Die Ideen sind vielfältig und wie auch das Hauptspiel enorm kreativ. Die Rätseltypen bestehen nicht bloß aus korrekten Anordnungen von Objekten, sondern bieten genug logische Tiefe, um für jeden Rätselfan etwas zu bieten.
Einziges Dilemma des Magic-DLC (abseits seines sehr offensichtlichen Vorbildes): Technisch wirkte einiges nicht wirklich passend. Wir mussten beispielsweise den Garten neu starten, weil eine Zutat, die an mehreren Stellen gebraucht wurde, nicht nachwachsen wollte. Auch manche Controller-Eingabe war bei mir nicht möglich, erst meine Frau konnte mit Maus und Tastatur mit diesen interagieren. Es gibt allerdings seit unserem Spielen dieser Räume ein Update für den Magic-DLC, welcher diese Probleme behoben haben könnte.
Rätselspaß für jeden in Escape Simulator
Escape Simulator ist weitestgehend ein soziales Erlebnis. Unser Avatar ist durch zahlreiche Optionen anzupassen, um einen individuellen Ausdruck zu bieten. Doch was Escape Simulator ebenfalls auszeichnet, ist der enorm mächtige Leveleditor. Der sehr komplexe Editor gibt der Community und somit auch uns die Möglichkeit, eigene Rätselräume mit Puzzeln zu kreieren und diese mit anderen Usern zu teilen. Zum Glück gibt es Tutorials vonseiten der Entwickler, aber auch die Community um Escape Simulator ist sehr aktiv in den sozialen Netzwerken. Solche Editoren sind nicht mein persönlicher Fall, aber ich freue mich sehr, wenn solche Möglichkeiten kreativer Spielideen angeboten werden.

Und abgesehen von den einzelnen technischen Macken, gerade in der Physik oder bei der Steuerung, ist Escape Simulator ein außergewöhnlich kompetentes Puzzlespiel. Die Rätselideen sind vielfältig, rangieren von Logik über mathematische Ideen hin zu visuellen Puzzle. Dies würde bereits alleine Spaß machen, im Koop – ob miteinander oder gegeneinander – wird dies noch einmal potenziert. Mir wäre es prinzipiell recht gewesen, wenn mehr Rätsel auf ein notwendiges Miteinander gesetzt hätten, aber auch so rätselt es sich viel besser zu zweit oder dritt. Und wer um die Wette puzzeln will, der erhält noch einmal eine zusätzliche Portion Stress.
Gemeinsam aus hochkomplexen und magischen Rätselkammern auf PC und Laptop geflohen. Ein herzlicher Dank geht an Pine Studio für die Bereitstellung des Mustercodes.