Fashion Dreamer (Review)

Wenn es um Modespiele geht, schlägt bei mir die Klischee-Keule so richtig zu. Als Kind habe ich Stunden damit verbracht meine Barbies in meist fragwürdigen Outfits zu stylen und heute kann ich das dank Fashion Dreamer auch wieder auf dem Handheld, ohne dafür blöd angeguckt zu werden. 

Seit dem letzten Ableger der Style Boutique Serie sind auch schon sechs Jahre vergangen und keiner von ihnen wurde bisher auf Nintendo Switch geportet. Zwar mag ich meinen 3DS immer noch sehr gerne, aber wie auch in der Modewelt, ist man immer wieder auf der Suche nach neuen Trends. Oder in diesem Fall, Spielen. 

Syn Sophia, das Entwicklerstudio, das auch schon die Style Boutique Reihe entwickelt hat, hat die Zeit aber scheinbar gut genutzt, um auch in der aktuellen Konsolengeneration ein (Fashion) Statement zu setzen. Mit so viel Vorfreude ist die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Auffallend ist bereits schon am Titel, dass das Entwicklerteam nicht unbedingt dort weitermachen möchte, wo es 2017 aufgehört hat. Fashion Dreamer und Style Boutique sind zwar genretechnisch identisch und auch das Gameplay ist nicht groß anders, jedoch ist der Inhalt recht verschieden. 

Zunächst wäre da der wirklich unglaublich detaillierte Editor, in dem man seine Muse kreieren kann. Musen sind in diesem Fall die Designer:innen und NPCs denen man begegnet. Wer gerne Zeit investiert, um seinen Spielcharakter anzupassen hat mit diesem Spiel den Jackpot gewonnen. Es gibt so viele Auswahlmöglichkeiten, dass sich zumindest jede voll ableisierte Person hier ihr oder sein Abbild erschaffen kann. Neben der bildlichen Darstellung lassen sich auch Vorlieben wie Farben und Kleidungsstile einstellen, die vor allem im Online-Spiel wichtig sind. 

Fashion Dreamer öffnet Spieler:innen die Tore in die virtuelle Welt der Mode. Hier wechseln die Trends fast so schnell wie auf Twitter und immer auf dem laufenden Stand zu bleiben ist nicht unbedingt einfach. Die Kund:innen sind ebenfalls virtueller Natur und werden hier Musen genannt. Jede:r von ihnen hat eigene Vorlieben und ihr Stil wird durch ihren Charakter geprägt. Es gibt eine gute Mischung an männlichen und weiblichen NPCs die immer wieder in den einzelnen Welten, auch “Kokons” genannt, auftauchen. 

Meistens haben sie spezielle Wünsche, die aus der persönlichen Sammlung an Kleidungsstücken und Accessoires befriedigt werden müssen. Spielt man online, trifft man auch auf andere Designer:innen denen man ebenfalls ein Outfit zusammenstellen und ihnen zusenden kann. Dadurch, dass alles in virtueller Form stattfindet, kostet die Kleidung auch nichts. Statt über einen Großhändler, erhält man Kleidung für die eigene Sammlung, indem man sich an den Werbetafeln, NPCs und Online Spielern bedient. Das klingt jetzt irgendwie falsch. Man kann sich die Outfits anzeigen lassen und sich dann entscheiden, ob man es in die eigene Datenbank aufnehmen möchte. Besser. Danach kann man es unendlich oft weiterverwenden.  

Aber keine Angst, man wird trotzdem für besonders gut ausgeführte Aufträge belohnt. Münzen, Sterne, Tickets und Schlüssel können für andere Spieloptionen verwendet werden. Ein Teil der mir gar nicht zusagt sind die Gacha- und Bingo-Automaten die überall verteilt stehen. Das Spiel käme wunderbar ohne sie aus. Sie schenken der Muse Sterne oder Kleidungsstücke, die man zum Designen eigener Kleidungsstücke oder zum Ausschmücken des Showrooms dienen, in dem andere Musen Inspirationen und Futter für ihre Datenbanken sammeln können. 

Das eigene Label aufzuwerten, indem man Kleidungsrohlinge anpasst, ist der zweite Kerninhalt des Spiels. Mir ist aufgefallen, dass es von manchen Kategorien sehr wenig verschiedene Exemplare gibt. Beispielsweise haben einige Musen nach Outfits in Neonfarben gefragt, allerdings hatte ich so gut wie gar nichts in meiner Datenbank was ich hätte verwenden können. Diese Lücken selbst füllen zu können ist deshalb wirklich praktisch. Allerdings macht mir das Entwerfen von Kleidung nicht ansatzweise so viel Spaß wie das Zusammenstellen von Outfits, um Herausforderungen zu meistern.  

Das heißt nicht, dass es nicht gut umgesetzt ist. Im Gegenteil. Wie auch schon im Musen Editor spürt man auch hier die besondere Liebe für Details, die angepasst werden können. Mit Aufstieg des Label Levels steigt auch das Aufsehen. Genauso ist es beim Einkleiden anderer Musen. Wie auch in unseren sozialen Medien wird der Erfolg an der Anzahl an Followern gemessen. Jeder erfüllte Outfitwunsch generiert “Likes” und “Follower”. Das Ziel ist der Platin-Rang.  

Was ich in Fashion Dreamer schmerzlich vermisse, ist eine Story und eine richtige Herausforderung. Ich habe innerhalb überraschend kurzer Zeit bereits den Platin-Rang erreicht und war völlig irritiert, als ich damit den Abspann freigeschaltet habe. Ich hatte mit wesentlich mehr Inhalt gerechnet. Vor allem bei dem Preis. Bevor ich das Spiel das erste mal gespielt habe war ich mir eigentlich sicher, dass es ein Stempel-Kandidat wird (also eine besonders gute Bewertung erhalten wird). Aber dafür müsste das Spiel mehr hergeben. Das Konzept macht wirklich sehr viel Spaß, aber es gibt nicht einmal die allerdünnste 0815-Story. Und eine wirkliche Challenge gibt es leider auch nicht. Naja, außer bei völliger Farbblindheit vielleicht. 

Ich hätte mich auch damit zufrieden gegeben Musen in Sachen Make Up oder Frisuren beraten zu können. Auch das gibt es überhaupt nicht in diesem Spiel, obwohl das meiner Meinung nach schon eigentlich Standard sein sollte.

Fazit 

Insgesamt ist Fashion Dreamer eine solide Modesimulation. Das Spiel läuft flüssig, hat einiges an Designoptionen und Outfitkombinationen zu bieten. Für jemanden der sich noch nie in dieser Gaming Nische bewegt hat aber der Definition nicht abgeneigt ist, ist es ein unterhaltsamer Titel für Zwischendurch aber auch, um sich darin zu verlieren. Je nachdem, zu was man eher neigt. Fans der Style Boutique Reihe empfehle ich den Kauf aufzuschieben und keine Fortsetzung zu erwarten, um Enttäuschungen zu vermeiden. Mit einem Storymodus wäre es wahrscheinlich mein Spiel des Jahres geworden. Wirklich schade, aber ich hatte trotzdem meinen Spaß. 

Ein herzliches Dankeschön geht an Marvelous für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.