RoboCop Rogue City (Review)

Anders als der Name vielleicht suggeriert ist das neueste Werk von Teyon, den Machern von Rambo: The Video Game und Terminator Resistance, kein Roguelike. Vielmehr handelt es sich um einen traditionellen Shooter, der sich lose an der Geschichte des Originalfilms von 1987 bedient. Auch wenn meine Erinnerungen mich trüben könnten, immerhin habe ich den Film das letzte Mal vor circa 30 Jahren gesehen. 

In einer dystopischen Zukunft wird die Polizei von Detroit privatisiert und der allmächtige Konzern OCP übernimmt diese. Alex Murphy, der bei einem Einsatz brutal ermordet wurde, bekommt eine zweite Chance, er wird als Cyborg RoboCop „wiedergeboren“. Sein Gedächtnis ist aber vermeintlich gelöscht, somit ist er mehr Maschine als Mensch. In Detroit herrschen mehrere Gangsterbanden, die wir uns nach und nach vorknöpfen und einem großen Geheimnis auf die Spur kommen. Natürlich will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, Teyon schafft es hier aber wunderbar die Stimmung des Films zu transportieren und versieht das Spiel mit klasse Sprüchen und einem schönen 80er Flair. Der Entwickler scheint sich auch von Spiel zu Spiel zu steigern, war Rambo ein absoluter Rohrkrepierer und Terminator immerhin bei Fans beliebt, schafft es RoboCop auch ohne filmisches Vorwissen zu überzeugen. Die englische Sprachausgabe kommt überzeugend rüber und auch grafisch wird hier ein Feuerwerk abgebrannt.

Vor jeder größeren Mission muss RoboCop jedoch erst mal Detektivarbeit erledigen, bevor er einen Gangster nach dem anderen ausschalten kann. Hier schafft es das Spiel, ein solides Pacing zu integrieren, immer wenn ich Lust hatte böse Menschen abzuschlachten war die Detektivarbeit auch schon wieder vorbei und es ging ans Eingemachte. Und wie! Die Schüsse kann man förmlich spüren und wenn ein Kopf nach dem anderen zerspringt fühlt man sich mittendrin statt nur dabei. Die brachiale Gewalt ist wie beim Film natürlich integriert, für Zartbesaitete ist RoboCop dementsprechend nichts und diese Menschen sollten das Spiel lieber meiden. Wer aber überzeichnete Gewalt mag und gerne „Wumms“ hinter den Waffen hat, der ist hier an der richtigen Stelle. Die Gegner sind einigermaßen abwechslungsreich, bei der Masse die uns entgegengeworfen wird aber natürlich nicht komplett individuell designt. Im Laufe der Zeit werden immer wieder neue Gegnertypen vorgestellt, die unterschiedliche Eigenschaften und Waffen haben. Neben der standardmäßigen Pistole mit unendlich Munition darf RoboCop auch die Waffen von erledigten Opfern sammeln, hier jedoch ist die Munition natürlich begrenzt. Da RoboCop weder springen, sich ducken oder hinter einer Deckung schießen kann bleibt eigentlich nur die Flucht nach vorne. Die Panzerung schützt ihn vor einem schnellen Tod und lässt ihn viel aushalten, geschickt gezielt werden muss trotzdem, ansonsten findet man wie ich sehr schnell und oft einen schnellen Bildschirmtod. Mit Heilitems kann sich RoboCop auch heilen, diese lassen sich auch in den Levels finden. Glücklicherweise sammelt unser Cyborg auch Erfahrungspunkte, die für Fähigkeiten ausgegeben werden können. Neben der Gesundheit, Panzerung und Offensive können hier aber auch seine detektivischen Fähigkeiten verbessert werden. Nach jeder Mission bekommt man eine Bewertung, je besser diese ausfällt desto mehr Erfahrungspunkte werden eingeheimst. Auch die Pistole lässt sich durch Platinen verbessern, da habe ich aber ehrlich gesagt das System nicht ganz verstanden und dieses Feature komplett ignoriert. 

RoboCop versucht sich erst gar nicht an einer offenen Welt, vielmehr findet fast das gesamte Spiel in schlauchigen Levels statt. Nur auf dem Weg dorthin findet sich ein Stadtteil von Detroit den wir erforschen dürfen, zusätzlich kann RoboCop auch Nebenmissionen absolvieren oder Strafzettel verteilen, wenn mal wieder ein Auto zu nah am Hydranten geparkt worden ist. Am meisten Spaß hatte ich aber bei den Schießeinlagen. Im Kampf selbst kann RoboCop zum Beispiel auch Monitore oder Gegner greifen und diese auf andere werfen und natürlich überall verteilte rote Fässer zum Explodieren bringen. Was wäre denn auch ein Egoshooter ohne rote Fässer? Nach und vor den Kämpfen kann RoboCop sogar mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten die Geschichte und die Beziehung zu anderen Charakteren verändern, dies hat aber soweit ich es gesehen habe keine spielerischen Auswirkungen. 

Ich habe nicht viel von RoboCop erwartet, zu vage waren meine Erinnerungen an den Film und insbesondere der Zeitraum des Releases war nicht unbedingt schmeichelhaft für unsere Blechbüchse. Umso überraschter war ich wie viel Spaß ich mit seinem ca. siebenstündigem Abenteuer hatte. Die Schusswechsel sind brachial überzeichnet und fühlen sich einfach verdammt gut an, die Grafik weiß zu überzeugen und die Geschichte war motivierend genug um die Zwischensequenzen nicht zu überspringen. Wer also auf der Suche nach einem klassischen Egoshooter und kleinen Detektiveinlagen ist und sich nicht von der Gewalt abschrecken lässt, den erwartet hier ein tolles Spiel. Ich bin gespannt welche Lizenz sich Teyon als nächstes vornimmt, ich hab gehört John McClane würde gerne mal in einem guten Spiel versoftet werden.

Vielen Dank an Nacon für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.