Forza Motorsport (Review)

Sechs Jahre lang ließ uns Turn10 auf den Nachfolger warten, nachdem zwischen den Vorgängern immer nur zwei Jahre lagen. Ein Reboot sollte es sein, das lässt zumindest die fehlende Zahl im Titel vermuten. Tatsächlich hat sich aber natürlich nicht viel getan, ein Rennspiel bleibt ein Rennspiel und wird nicht urplötzlich zu einem Rollenspiel. Auch wenn Turn10 Forza Motorsport passenderweise also CarPG bezeichnet. Denn auch Erfahrungspunkte spielen im neuesten Ableger eine große Rolle.

Forza wird offiziell nicht als GaaS bezeichnet, die kommenden Updates sprechen hingegen eine andere Sprache. Im Vergleich zum direkten Vorgänger wurde die Streckenanzahl stark kastriert, statt 34 gibt es derer nur noch 20. Es sollen jedoch per kostenlosem Update neue Strecken hinzugefügt werden, zum Beispiel ist die Nordschleife für nächstes Jahr angekündigt. Forza bietet 500 verschiedene Autos, die anfangs alle noch recht schwach auf der Brust sind. Hier kommt das CarPG zum Vorschein: Jedes Rennen, gar jeder gefahrene Kilometer lässt den Autorang aufsteigen. Dadurch wird aus einer langsamen Kiste nach einigen Leveln dann doch noch ein schnelles Auto. Jedes Auto kann maximal Level 50 erreichen, durch jeden Stufenaufstieg bekommt man Autopunkte und neue Teile, die man per Tuning einbauen kann. Da ich zum Beispiel von Tuning keine Ahnung habe bietet Forza die Besonderheit, dass man das Auto automatisch tunen kann. Für Enthusiasten hingegen bietet sich hier die wundervolle Gelegenheit, selbst Hand anzulegen und das Auto nach eigenen Bedürfnissen auszustatten. Jedes Feature hat natürlich auch eine Schattenseite. Autos, die man noch nicht gefahren ist, starten bei Level 1. Bei 500 Autos muss man sich dementsprechend für einige Lieblinge entscheiden oder man investiert eine Menge Zeit.

Die Fahrer-KI hat mich begeistert. Hier fahren die Computergegner nicht nur schlicht der Ideallinie nach, stattdessen verbremsen sie sich auch mal, kommen von der Strecke ab und sind auf höheren Schwierigkeitsstufen nicht einfach nur Hindernisse, die man leicht überwinden kann. Das lässt Spannung aufkommen und man hat teilweise einen irren Kampf um jeden Meter. Im Karrieremodus, dem sogenannten Builders Cup, hat man diverse Rennen zur Verfügung. Das Menü ist jedoch sehr dröge aufgebaut und hat den Charme einer bunteren Excelliste, hier war definitiv mehr drin. Man entscheidet sich für einen Cup der freigeschaltet ist und fährt 5-6 Rennen pro Cup. Vor jedem Rennen wird ein Training angeboten, das zwar optional ist, das man aber für Credits und Erfahrungspunkte trotzdem fahren sollte. Denn bei Credits ist Forza doch sehr sparsam, mit einem abgeschlossenen Cup reicht es meistens nur für ein anderes Auto, mehr ist leider nicht drin. Hat man sich also für ein Auto entschieden fährt man den kompletten Cup mit diesem und schaltet bei Gewinn den nächsten frei. So langweilig das hier klingt so ist leider auch, die Cups sind sehr spartanisch aufgebaut und bieten wenig Abwechslung. Vor jedem Rennen kann man sich den Startplatz aussuchen, je weiter hinten man startet desto mehr Credits gibt es bei erfolgreichem Abschluss. Das klingt jetzt schlimmer als es ist, denn Forza hat trotz der Aufmachung ein dickes Ass im Ärmel.

Das Gameplay ist hervorragend gut. Die Mischung aus Arcade und Simulation ist wie bei den Vorgängern eine tolle Mischung, mit diversen Fahrhilfen und einstellbarem Schwierigkeitsgrad kann sich jeder sein persönliches Fahrerlebnis selbst gestalten. Die Grafik überzeugt mit dynamischem Wetter und tollen Lichtreflektionen, die Autos und die Strecken sind sehr detailliert und das gesamte Spiel sieht endlich nach Current Gen aus. Hier ist es von Vorteil dass die letzte Generation nicht mehr unterstützt wird und Turn10 sich komplett auf die Series konzentrieren konnte. Auch die Motorengeräusche überzeugen, man hört förmlich jede Pferdestärke, die Musik plätschert nur vor sich hin und ist bei den Rennen auch standardmäßig ausgestellt. Das Fahrgefühl ist überragend, ich hatte praktisch jeden gefahrenen Kilometer meinen Spaß. Online habe ich wie üblich nicht selbst ausprobiert, deswegen kann ich dazu nichts schreiben. Beim freien Rennen kann man sich ein Auto mieten und muss nicht direkt kaufen, hier gibt es diverse Einstellungsmöglichkeiten.

Die schnöde Karriere und die geringe Streckenanzahl lassen Forza Motorsport knapp am Stempel vorbeidriften, das Gameplay hingegen überzeugt und mir hat auch das Sammeln von Erfahrungspunkten sehr viel Spaß gemacht. Leider wurde meiner Meinung die lange Entwicklungszeit nicht perfekt genutzt, aber die kommenden kostenlosen Updates werden Forza noch entsprechend ausschmücken. Da ich aber nur das hier und jetzt bewerten kann bleibt es bei einem hervorragend spielbaren Titel, der technisch nichts vermissen lässt, aber oberflächlich gesehen einen entsprechenden Anstrich gut vertragen könnte. Aber vielleicht bekommt der Builders Cup noch eine Aktualisierung und wird dementsprechend spannender. Für Offlinespieler sei folgendes noch gesagt: Bis auf die freien Rennen muss man permanent online sein.

Getestet auf Xbox Series X.