Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg (Review)

Die Atelier-Reihe erblickte vor über 25 Jahren das Licht der Welt. Ich habe einige der neueren Teile gespielt. Jüngst veröffentlichte Koei Tecmo ein Remake des ersten Teils der Reihe. Kann Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg mit seiner behutsamen Modernisierung überzeugen?

Geschichte

Das Spiel beginnt mit einem kurzen Monolog. Eine Welt von Licht und Finsternis, Monstern und Helden. Aber auch von gewöhnlichen Leuten. Dies ist keine epische Heldengeschichte. Es gilt nicht die Welt zu retten, sondern den eigenen Bildungsweg. Die Protagonistin Marlone, Marie genannt, ist die schlechteste Studentin an der Akademie in Salburg.

Schlechteste aller Zeiten?

Darum versucht es Professorin Ingrid mit einem anderen Ansatz. Marie erhält ein eigenes Atelier und Startkapital, um innerhalb von fünf Jahren ein zufriedenstellendes Item herzustellen. Dafür muss sie Materialien beschaffen und ihr Wissen erweitern.
Ob sie es schafft, und welches Ende sie erreicht, liegt am Spieler.

Fünf Jahre wie im Flug, und doch genug

Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg stellt nicht nur Marie ein Zeitlimit, sondern auch dem Spieler mit einem Kalendersystem. Viele Aktionen lassen Tage vergehen. Ins Atelier zurück zu gehen, beendet einen Tag. Reisen zu Gebieten, um Materialien zu sammeln, kosten Zeit. Das Sammeln der Materialien kostet Zeit. Kämpfe im Feld kosten Zeit. Die Rückreise kostet Zeit, und da Marie dabei automatisch ins Atelier zurück kehrt, vergeht noch ein Tag. Das Herstellen von Items per Synthese kostet je nach Item einen Tag bis zu einen ganzen Monat.

Eine einfache Aufgabe.

Das klingt jetzt vielleicht stressig, aber das Zeitlimit ist meiner Meinung nach dennoch mehr als großzügig. Das schlechte Ende lässt sich schon locker in der ersten Hälfte abwenden. Oft habe ich im späteren Verlauf überlegt, was denn noch sinnvoll sei, statt nur auszuruhen. Das letzte Jahr verbrachte Marie aber hauptsächlich damit.

Mit dem Kalenderverlauf wechseln die Jahreszeiten durch, was auch optisch dargestellt wird. Ein paar wenige Materialien sind davon abhängig und auch bestimmte Events der Stadt und von Charakteren sind datumsabhängig.

Na, welche Jahreszeit ist das?

Verlässliche Begleiter

Da Marie es auch mit Kämpfen zu tun bekommen kann, ist es sinnvoll, nicht allein zu gehen. Marie kann in der Stadt aus einer Auswahl von Personen bis zu zwei anheuern. Die Begleiter werden pro Ausflug in andere Gebiete bezahlt. Einzelne Charaktere machen das kostenlos, wie zum Beispiel Maries Freundin Shea.
Man ist dann natürlich nicht festgelegt, sondern kann Charaktere auch austauschen. Manche klingen nicht erfreut darüber, dass man sie nicht mehr mitnimmt, aber das hat keinen Einfluss auf den Freundschaftswert.
Der Freundschaftswert steigt hauptsächlich dadurch, gemeinsam mit ihnen unterwegs zu sein und durch erfüllte Bitten. Der Wert ist hauptsächlich für weitere Events mit den Charakteren nötig, durch die man sie auch ein bisschen mehr kennen lernt. Es gibt dafür eine praktische Eventliste mit den zu erfüllenden Bedingungen, die zudem auch Events von sonstigen Charakteren einschließt.

Wie bitte?

Bei vereinzelten Charakteren gibt es Voraussetzungen, um sie überhaupt anheuern zu können. Einen Charakter habe ich deshalb erst ein Jahr später als eigentlich möglich mitführen können. Dafür war nämlich eine Eventreihe eines nicht anheuerbaren Charakters notwendig. Zwar nicht aus der Luft gegriffen, aber von mir nicht vorausgesehen.

Sammeln, Kampf und Synthese

Die Gebiete in Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg wählt man per Karte an. Die Gebiete selbst sind übersichtlich und bestehen aus wenigen Teilgebieten. Sammelbare Items sind dabei größtenteils optisch unterscheidbar. Es gibt auch seltene Materialien. Wenn gerade keine davon da sind, kann ein Wechsel der Teilgebiete helfen, was übrigens praktischerweise keine Zeit verstreichen lässt.

Marie greift magisch an.

Kontakt mit Gegnern startet den rundenbasierten Kampf. Man kann angreifen, verteidigen und ausgerüstete Items einsetzen. Außerdem haben Charaktere Specials, deren Einsatz MP benötigt. Komplex werden Kämpfe aber nicht. Bei Bedarf kann man auch versuchen, zu fliehen.

Auch das Herstellen von Items ist nicht schwer, die ganze Komplexität der neuen Teile fehlt. Hat man das Rezept und nötige Materialien, kann man die Synthese durchführen. Ist Maries Level zu niedrig oder sie durch vorige Synthesen erschöpft, kann die Erfolgsquote sinken. Das war bei mir jedoch kein Problem.

Synthese ist simpel.

Marie und die sieben Feen?

Im Spielverlauf erhält Marie die Möglichkeit, bis zu sieben Feen gleichzeitig anzustellen. Diese sehen sehr wie Kinder aus und man würde sie hier spontan vielleicht eher als Wichtel bezeichnen. Zum Anstellen ist ein mehrtägiger Trip nötig und die Auswahl zufällig. Natürlich habe ich nur Feen ausgewählt, die so schnell arbeiten wie Marie, und nicht zum Beispiel sieben mal langsamer.
Die Feen können Marie viel Arbeit abnehmen. Sie können die meisten Materialien sammeln, und auch bereits von Marie hergestellte Items synthetisieren. Materialien vorausgesetzt. Mit nur ein wenig Geschick bei der Planung können die Feen ihren Lohn locker mehrfach erarbeiten.

Die beste natürlich.

Fazit

Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg hat mich unterhalten, bisweilen hatte ich aber Schwierigkeiten, die verfügbare Zeit sinnvoll zu füllen. Vermutlich teils auch, da die Feen so viel Arbeit abnehmen können. Wer sich nicht von der bloßen Existenz abschrecken lässt, kann trotz Zeitlimit ein eher entspanntes Erlebnis finden.
Der putzige Chibistil ist schön anzusehen, und die Musik gefällt. Das Fehlen einer treibenden Geschichte stört mich nicht, für mich hätte es aber ruhig noch mehr Szenen und Gespräche mit den verschiedenen Charakteren geben können.

Erinnerte mich an spätere Teile.

Ich habe rund 25 Stunden bis zum Abschluss benötigt und dabei alle Items hergestellt oder gefunden und auch alle optionalen Bosse besiegt. Wenige Events habe ich verpasst. Das Durchspielen schaltet Extras wie Gallerien im Hauptmenü und einen höheren Schwierigkeitsgrad frei. Außerdem kann man ein New Game + starten, bei dem manche Infos und Ausrüstung übernommen werden. Zudem gibt es Title Perks, wenn man in vorigen Durchgängen bestimmte Bedingungen erfüllt hat. Diese sind allerdings eher vage gehalten. Ich habe probeweise einen nachgeholt, der dann den physischen Angriff der Charaktere leicht erhöht.

Barrel!

Die verschiedenen Enden habe ich mir auch noch erspielt, wenn auch hauptsächlich mit vorausschauend behaltenen Speicherständen statt in weiteren kompletten Durchgängen, das ging recht schnell. Die Eventliste gibt auch gute Hinweise, was für die Enden nötig ist.
Insgesamt war Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg ein interessanter Einblick in den Beginn der Reihe. Mir war es aber tendenziell etwas zu simpel und entspannt, trotz Zeitlimit. Vielleicht eignet es sich dadurch besonders als erster Kontakt mit der Reihe für Neulinge.


Vielen Dank an Koei Tecmo für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.