Rise of the Third Power (Review)

Vor zwanzig Jahren erschütterte der größte Krieg der Menschheitsgeschichte die drei Königreiche von Rin und ihren Verbündeten. Als die Welt in Trümmern lag, wurde die Schuld auf Arkadya geschoben. Man verlangte zu viel und die Regierung brach zusammen. Aus der Asche erhob sich Kaiser Noraskov, der den einstigen Ruhm von Arkadya um jeden Preis wiederherstellen will.

Wer in Geschichte nicht all zu viel mit Kritzeln beschäftigt war, wird auf jeden Fall sofort erkennen, dass die historische Situation in Rise of the Third Power durchaus vom Europa der 1930er Jahre inspiriert ist. Glücklicherweise beschränkt sich die Inspiration dabei auf die politische Anspannung und spielt ansonsten in einer fiktiven Welt, die im Zeitalter der Seefahrt angesiedelt ist. Magie reiht sich dabei ebenso selbstverständlich neben Religion und Dämonen ein, wie Piraten und Könige.

Unsere Geschichte beginnt damit, dass nicht die Welt gerettet, sondern eine politische Intrige und damit ein Krieg verhindert werden soll. Da der König nicht auf die Warnungen des Widerstandes hört, heuert dieser zwei Söldner an, um die Prinzessin zu entführen. Von ihr verspricht sich die Gruppe mehr Verständnis für ihre Warnung und letztendlich soll sie ihren Vater von der drohenden Gefahr überzeugen.

Auch wenn schon in den ersten Minuten eine Menge Politik im Vordergrund steht, hat Rise of the Third Power deutlich mehr zu bieten. Das kleine Indie-Studio Stegosoft Games aus Ohio hat hier ein erstaunlich detailliertes und umfangreiches JRPG in 16-Bit-Optik abgeliefert, das mit einer Menge Charme begeistert.

Von der Bewegung auf der stilisierten Oberweltkarte über die Erkundung von Dungeons und Städten bis hin zu rundenbasierten Kämpfen sind alle Highlights eines klassischen JRPGs vorhanden. Das Kampfsystem geht dabei angenehm flüssig von der Hand und ein dynamisches Kombo-System erlaubt spezielle Gruppenangriffe, die ein wenig an Chrono Trigger erinnern, abhängig davon, welche drei Mitglieder der Party gerade am Kampf teilnehmen.

Besonders gut gefallen hat mir das Levelsystem. In Rise of the Third Power levelt man nicht die einzelnen Charaktere, sondern erhält als Gruppe Erfahrung und steigt gemeinsam im Level. Das sorgt dafür, dass man jederzeit die Zusammenstellung im Kampf variieren und neue Kombinationen ausprobieren kann, ohne einen Nachteil befürchten zu müssen. Mit jedem Levelaufstieg gibt es ein paar Fertigkeitspunkte zum Verteilen und als SpielerIn muss man sich dann entscheiden, welchen Charakteren man eine neue Fähigkeit spendieren möchte.

Es gibt keine Zufallskämpfe, sondern Gegnergruppen werden jeweils durch eine Einheit in einem Dungeon repräsentiert. Berührt man diese, beginnt der Kampf. Natürlich gibt es dabei auch Vor- oder Nachteile, je nachdem, ob man sich von hinten anschleichen konnte oder ob man selbst vom Feind überrascht worden ist. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad reicht es dabei aus, wenn man alle Gegner einmal besiegt. Zwar kann man durch jeden Besuch in einem Inn die Gegner respawnen lassen, ich musste jedoch nie in ein Gebiet zurückgehen, um zu grinden.

Ein ganz besonderes Highlight ist das Sounddesign. Insbesondere der Soundtrack ist wirklich hervorragend, stimmig und macht jedes Mal Lust noch weiter zu spielen. Ich persönlich hoffe, dass der Soundtrack noch separat zum Kauf erhältlich sein wird.

Neben der Hauptstory gibt es, sofern man die Welt erkunden möchte, auch immer wieder Nebenaufgaben zu finden. Von typischen Sammelaufgaben, bis hin zu kleinen, abgeschlossenen Geschichten, wird hier eine Menge Abwechslung geboten, die neugierige SpielerInnen belohnt.

Zu guter Letzt möchte ich auch noch den Humor hervorheben. Rise of the Third Power spielt mit vielen typischen Rollenspiel-Klischees und schreckt nicht davor zurück, eine gute Prise schwarzen Humor einzusetzen. Bei mir hat es damit genau den richtigen Nerv getroffen.

Insgesamt ist Rise of the Third Power eine gelungene Liebeserklärung an die JRPGs der 16-Bit–Ära, die mit dynamischen Gameplay, tollem Soundtrack und überraschend großem Umfang begeistern kann. Wer der englischen Sprache mächtig ist und ein Faible für klassische Rollenspiele hat, darf hier unbesorgt zugreifen. Und hatte ich erwähnt, dass man alle Hunde im Spiel streicheln kann?

Vielen Dank an DANGEN Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt wurde die PC-Version.