
Bereits im letzten Jahr erschien Story of Seasons: Friends of Mineral Town für Nintendo Switch und wurde von uns getestet. Nun können wir auch auf weiteren Konsolen Felder beackern und die große Liebe finden.
Herzlich willkommen in Mineralstadt!
Wieder einmal hat ein alter Mann seinem Enkelkind eine Farm vermacht. Ein kleines Stückchen Land, das ziemlich heruntergekommen und voller Felsen und Baumstümpfe ist. Von Unkraut, Ästen und Steinen ganz zu schweigen. Immerhin wächst dort auch Gras, das später einmal verschiedene Nutztiere ernähren kann.
Ich bin offensichtlich Mitte Zwanzig und Stadtmensch. Dennoch wage ich mich an ein neues Abenteuer in der Fremde, weil ich meinen Opa offensichtlich selten besucht habe. Darum kennt mich vor Ort auch niemand, aber zum Glück sind die meisten freundlich und nur manch einer etwas wortkarg.
Da ich meinen zukünftigen Ehepartner unter den unverheirateten Männern und Frauen der kleinen Stadt unabhängig von meinem eigenen Geschlecht auswählen kann, konnte ich bei meinem eigenen Charakter ganz nach dem Aussehen gehen. Es gibt zwei männliche und zwei weibliche Charaktere zur Auswahl und auf der Farm vor dem Spiegel eine kleine Kleiderauswahl. Verglichen mit dem Charakter-Editor von Stardew Valley, ist das natürlich nicht viel, aber ich hatte mich dafür schnell für ein Aussehen entschieden.
So konnte ich schnell loslegen mit dem eigentlichen Spiel zwischen Farmarbeit, Gesprächen in der Stadt und Abstechern in die Mine. Doch für mich als zartes Stadtpflänzchen ist das alles erst einmal ziemlich anstrengend.
Der Einsatz altbekannter Werkzeuge wie Gießkannen, Hacken und Äxten kostet Energie. Geht mir die Energie aus, ist das aber noch nicht das Ende. Denn zusätzlich gibt es eine Erschöpfungsleiste, durch ein Gesicht-Symbol dargestellt. Zuerst ist es fröhlich, doch wenn ich ohne Energie weiterhin Werkzeuge benutze, kann es auch blau werden und ich so erschöpft, dass ich das Bewusstsein verliere.

Allerdings sinkt die Energie zwar rapide, aber ich hätte es (außerhalb der Minen) schon darauf anlegen müssen, mich bis zur völligen Erschöpfung zu verausgaben. Zum Teil auch wegen der immer länger werdenden Animationen, die auf zunehmende Schwäche und Erschöpfung aufmerksam machen.
Wahrscheinlich ist das Landleben doch nichts für mich, denn ich arbeite bei Regen nicht gern draußen und in den Abendstunden würde ich mich lieber ausruhen. Meine Erschöpfung nimmt bei schlechtem Wetter und zu später Stunde zusätzlich zu. Glücklicherweise ist die örtliche heiße Quelle nie fern, in der ich mich erholen kann. Das kostet zwar Zeit, erspart mir aber das Essen wertvoller Ressourcen, die ich viel lieber in die Versandkiste werfe. Schließlich brauche ich Geld, um Saatgut, Tiere und Verbesserungen für die Farmgebäude zu kaufen.
Ein paar Sachen behalte ich aber auch immer, um sie den Leuten in Mineralstadt zu schenken. Ihre genauen Vorlieben und Abneigungen lassen sich dabei durch ausprobieren herausfinden oder in Internetguides nachlesen.
Erst kommt die Arbeit …
Auf einer Farm gibt es viel zu tun. Die Felder wollen bestellt werden, die Tiere gefüttert und gestreichelt.
Zu jeder Jahreszeit gibt es eine sehr kleine Auswahl unterschiedlicher Pflanzen, die ich anbauen kann. Ein Teil der Samen wird passend zur Jahreszeit in einem Laden verkauft, während spezielle Sorten und Blumen in einem anderen Laden das ganze Jahr über erhältlich sind. Kurz dachte ich, Blumen mag jeder, also baue ich welche an. Allerdings waren doch zu viele in der Stadt nicht begeistert, also habe ich das schnell sein lassen.
Die erste Saison war anstrengend, weil ich meine Werkzeuge noch nicht aufgebessert hatte. Doch das lässt sich schneller ändern als in anderen Genrevertretern. Die letzten Tage des Frühlings habe ich benutzt, meine Gießkanne zu verbessern. Dabei erleichtert ein Feature des Remakes die Arbeit weiter: Der Seitschritt. Dadurch kann ich mich in eine Richtung bewegen, ohne meine Blickrichtung zu ändern, wodurch es deutlich einfacher wird, viele Felder zu bewässern, ohne einzelne doppelt zu gießen.

Die Metalle, die ich brauche, um meine Werkzeuge zu verbessern, finde ich in der sofort zugänglichen Mine. Ich kann zwar tief hinabsteigen, doch schon in den ersten Ebenen finde ich alles, was ich brauche. So reicht ein einzelner Abstecher vielleicht schon aus, um alle benötigten Ressourcen zu bekommen.
Bevor ich die Werkzeuge verstärken kann, muss ich sie oft benutzen, doch dann kann ich auch einzelne Stufen überspringen und beispielsweise gleich einen Goldhammer herstellen, mit dem ich größere Felsen zerstören kann, die mehr Stein auf einmal liefern.
Eine weitere Mine kann ich nur im Winter betreten, doch darin finden sich wertvolle Edelsteine, so dass ich die Phase ohne Feldarbeit weiter ausnutzen kann, um Geld zu verdienen. In anderen Spielen angle ich im Winter viel, hier fast gar nicht. Auch, weil Stadtpflänzchen bei feuchtem Wetter nicht gern lange draußen stehen.
Farmtiere dagegen brauchen das ganze Jahr über Aufmerksamkeit. Es gibt einen Stall für kleine Tiere: Hühner und Kaninchen. Im großen Stall kann ich vier Kuhrassen, Alpacas und Schafe unterbringen.

Jeder Stall lässt sich einmal vergrößern, neue kann (und muss) ich nicht bauen. Dafür kann ich schon früh Tiere kaufen, was ich auch ausgenutzt habe. Erst habe ich mir ein paar Hühner zugelegt, dann nach und nach andere Tiere. Individuelle Tiere haben eine unterschiedliche maximale Zuneigung zu mir, wobei auf der Farm geborene oder geschlüpfte Tiere mich lieber mögen als gekaufte.
Besonders praktisch ist, dass vor jedem Stall eine Glocke hängt. Diese kann ich läuten, um die Tiere nach draußen zu rufen, wo sie sich selbst Futter suchen. So spare ich nicht nur die Zeit, jede Portion einzeln zu verfüttern oder in die Futterstelle zu werfen. Ich kann dadurch auch etwas Geld sparen, weil ich weniger Futter, Mais oder Gras kaufen muss.
Haustiere gibt es auch, aber es ist nicht einfach, Hunde oder Katzen zu bekommen. Ich bekomme zwar automatisch ein Pferd, doch für die anderen Haustiere muss ich erst die Erntegöttin oft genug beschenken. Allerdings habe ich lange gebraucht, bis ich auf die Idee kam, das zu machen.
Bei der Arbeit auf der Farm können mich die Erntewichtel unterstützen. Sie wollen mich erst einmal kennenlernen (Geschenke helfen dabei). Dann kann ich mit ihnen verschiedene Minispiele spielen, um unterschiedliche Fähigkeiten der Wichtel zu verbessern. Diese können sie auf meiner Farm anwenden. Jeder Wichtel kann nur eine Arbeit auf einmal annehmen und beim Bewässern, Ernten oder der Pflege der Nutztiere helfen. Um den Aufwand zu sparen, Tiere zu scheren oder zu melken, habe ich gern auf Erntewichtel zurückgegriffen. Aber die übrige Arbeit habe ich lieber selbst erledigt. Immerhin säe ich selten mehr Pflanzen aus, als ich gießen kann.

… dann das Vergnügen
Ist die Arbeit auf der Farm erledigt, kann ich mich ins Stadtleben werfen. Zugegeben, Mineralstadt ist ein kleines Örtchen. Eine Runde durch die Stadt habe ich schnell gedreht, um die Hälfte der Leute zu beschenken. Schließlich möchte ich meine Friends of Mineral Town besser kennenlernen. Ein paar von ihnen sehe ich trotz allem tagelang nicht, weil ich nicht weiß, wo sie sich zu welcher Tageszeit aufhalten.
Andere finde ich dagegen ohne Mühe. Insbesondere der Doktor hat sich über viele Besuche im Krankenhaus gefreut, weil er dort fast immer anzutreffen ist.
Gerade am Anfang gehen viele Besuche mit Events einher. Zufällige kleine Szenen mit den Stadtleuten, aber auch Rivalenevents und Herzevents. Von den Rivalenevents gibt es für die meisten Heiratskandidaten jeweils zwei, solange ich noch nicht gut mit den Beteiligten befreundet bin. Im Remake können sich die Rivalen und die Heiratskandidaten nicht mehr vermählen, so dass keinerlei Gefahr besteht, die eigene Chance zu verpassen.

Herzevents hängen davon ab, wie gut ich mit der jeweiligen Person befreundet bin und wie groß ihre Zuneigung ist. Dabei gibt es oft unterschiedliche Antwortmöglichkeiten, durch die ich die Beziehung stärken oder verschlechtern kann. Meistens ist klar, welche Antwort die Beziehung vertieft, aber es gibt auch Ausnahmen.
Doch es lohnt sich, auch der übrigen Bevölkerung Geschenke zu machen. Bisweilen werde ich mit Rezepten belohnt, die ich in meinem vergrößerten Haus in der Küche zubereiten kann. Allerdings dauert es eine Weile, sich verschiedene Küchengeräte zusammenzukaufen.
Verschiedene Feste lockern den Alltag auf. Beim Derby kann ich Geld auf Pferde setzen und wahlweise durch Preise reich werden oder pleite nach Hause zurückkehren. Am ersten Kochwettbewerb konnte ich mangels Küche nicht teilnehmen, beim zweiten habe ich leider das Thema verpasst. Doch mit einem Huhn, das mich sehr mag, konnte ich den Hühnerkampf für mich gewinnen. Da habe ich richtig mit meinem Huhn mitgefiebert.
Besonders lustig finde ich auch die Tage, an denen ich von Leuten beschenkt werde, die mich sehr mögen. Mal war mein Briefkasten völlig überfüllt und der Bürgermeister hat sich darüber beschwert, mal stand ständig jemand vor meiner Tür und wollte mir etwas geben.

Ganz unerwartet ist auch das Fernsehprogramm für mich zu einem kleinen Highlight geworden. Die Wettervorhersage habe ich zwar immer ignoriert, aber ein paar der täglich wechselnden Unterhaltungssendungen sind sehr amüsant. Beim Tutorialsender konnte ich sogar lernen, dass ich in der Kirche beichten kann.
Möglichst wenig Herausforderung
Für diejenigen, die etwas Startkapital haben wollen, gibt es auch einen einfachen Modus. Dort wächst schon ein wenig Gemüse auf der Farm und die Beziehungen zu den Leuten in der Stadt steigt schneller. Als ich ihn angespielt habe, waren das nicht die Aspekte, die den Modus einfacher machen als den normalen Modus. Denn zusätzlich bringt der Verkauf von Gegenständen mehr Geld. Dadurch konnte ich mir viel früher mehr Dinge für die Farm leisten und mir nicht nur ein Huhn kaufen, sondern sofort eine teurere Kuh.
Davon abgesehen, ist in beiden Modi wahrscheinlich die größte Herausforderung, das Haus komplett auszubauen. Holz und Stein, die man dafür benötigt, können eingesammelt werden. Das werden allerdings so viele, dass es schneller geht, Materialien dazuzukaufen.
Insgesamt ist Story of Seasons: Friends of Mineral Town ziemlich einfach. Da ich von Stardew Valley derzeit übersättigt bin und Harvest Moon: Mein Inselparadies zu komplex ist, bietet Friends of Mineral Town jedoch eine willkommene Abwechslung. Ein paar der Charaktere kenne ich noch von früher, ein paar sind neu.

Dadurch fühlt sich das Remake für mich ein wenig nostalgisch an, ohne dass die Mechaniken zu altbacken sind. Der Seitschritt ist besonders praktisch, wie auch die Information im Menü, welche Leute ich an einem Tag bereits beschenkt habe. Der Grafikstil ist sehr niedlich und bunt, auch wenn die Charaktere dadurch teilweise zu kindlich wirken. Die Charakterportraits im bekannten gemalten Look sind so charmant wie früher.
Technisch läuft das Spiel einwandfrei. Die Spielabstürze von früher sind Geschichte, trotzdem speichert das Spiel an jedem Morgen automatisch. Zusätzlich kann ich auch selbst abspeichern, was ich aus Gewohnheit regelmäßig mache.
Eine große Herausforderung bietet das Spiel für Menschen mit Vorerfahrungen zwar nicht, doch dadurch ist es besonders einsteigerfreundlich. Dennoch gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, den Alltag in Mineralstadt zu gestalten.
Gerade als Abwechslung für zwischendurch bietet sich Story of Seasons: Friends of Mineral Town für mich besonders gut an. Andere Leute, mit denen ich mich anfreunden kann. Ein frischer Ort, an dem ich mein Farmleben aufbauen kann.

Vielen Dank an Marvelous Europe für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox One.