
Seit Jahren spiele ich regelmäßig Mario Kart 8 (Deluxe). Ich bin weit davon entfernt, Profi zu sein, aber auch nicht besonders schlecht. Zumindest kam ich bis vor Kurzem noch ausgezeichnet um beinahe jede Kurve. Nach ein paar Tagen Crash Team Racing Nitro-Fueled sah das ganz anders aus.
Nach 42 Seiten Software- und Lizenzvereinbarungen und 42 Seiten Datenschutz, die alle einzeln durchgeblättert werden wollen, begrüßten mich die Logos von Activision und Beenox. Mit Sprachausgabe. Beim ersten Mal war das irgendwie amüsant, aber dann ziemlich schnell nicht mehr. Die Logos lassen sich auch überspringen, wenn man die Geduld hat, das oft genug zu versuchen.
Ähnlich sieht das aus, gibt eine der Masken nach einem Rennen im Abenteuermodus einen Tipp. Die Sprüche wiederholen sich sehr schnell, und trotzdem musste ich erst drei Rennen mit dem ersten Platz abschließen, um endlich eine verständliche Erklärung für das Power-Sliden zu erhalten. Das entspricht in etwa dem Driften und bringt richtig ausgeführt bis zu drei Geschwindigkeitsboosts. Aber immerhin lassen sie sich überhaupt überspringen. Mit den sekundenlangen Siegesposen nach einem gewonnenen Rennen geht das nicht.

Eine Sprachausgabe haben auch alle Charaktere, wobei manche mehr, manche weniger gesprächig sind. Die Sprüche sind beim ersten Hören schon mau, aber zwei Rennen mit demselben Fahrer wollte ich sie gar nicht mehr hören. In den Optionen lässt sich die Lautstärke von Musik, Geräuschen und Sprache immerhin einzeln einstellen. Aber ich habe zuerst Raubkatze Pura gewählt, weil Tiergeräusche für mich doch angenehmer waren, und am Ende komplett ohne Ton gespielt.
Der Abenteuermodus lässt sich als Klassisch oder Nitro-Fueled spielen. Bei ersterem wählt der Spieler anfangs einen Fahrer und behält ihn bis zum Ende bei. Außerdem lässt sich kein Schwierigkeitsgrad einstellen. Ich habe mir den klassischen Modus nur kurz angeschaut, nachdem ich den normalen Schwierigkeitsgrad im Nitro-Fueled-Modus abgebrochen und den einfachen abgeschlossen hatte. Meinem Eindruck nach ist der Klassische Modus noch etwas schwieriger als Normal, weshalb ich ihn nicht weiterverfolgt habe.
Also konnte ich meinen Charakter nach jedem Rennen wechseln. Theoretisch. Praktisch bedeutet das eine Menge langer Ladezeiten. Außerdem dachte ich anfangs, die Charaktere fahren sich alle unterschiedlich, während Kart und Reifen keinen Einfluss auf die Steuerung und Geschwindigkeit haben. Aber dann habe ich bemerkt, dass ich die Fahrstile manuell wechseln kann.
Wirklich viel hat mir das allerdings nicht gebracht, weil ich in jedem Fahrstil schlecht um die Kurve gekommen bin. Ich habe jedes Mal das erste Rennen auf einer Strecke verloren, weil ich zuerst die Kurven lernen musste. Selbst, nachdem ich das Power-Sliden einigermaßen unter Kontrolle hatte. Oft ist erst sehr spät zu sehen, in welche Richtung die Strecke weitergeht.
Die katastrophalste Kurve ist allerdings die der Schwierigkeit. Auf Normal sind die meisten Rennen nach einer Eingewöhnung in die Steuerung in ein paar Versuchen zu schaffen. Drei Strecken vor dem Abspann allerdings ist ein Fahrer auf einmal viel besser als alle anderen. Auf einer Strecke habe ich es noch mit Glück geschafft, ihn häufig einzuholen. Natürlich war ich dann nicht allein mit ihm ganz vorne, sondern jedes Mal noch mindestens ein weiterer Fahrer vor der Lücke im Fahrerfeld.

Die vorletzte Strecke habe ich drei Stunden lang immer wieder versucht. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass der Fahrer auf dem ersten Platz auch noch schwer erkennbare Abkürzungen nimmt. Aber auch, wenn ich selbst abgekürzt habe und gut um alle Kurven gekommen bin, konnte ich nicht auf dem ersten Platz landen.
Auch Items sind bei der Platzierung keine große Hilfe. Die meisten können nur hinter dem Kart auf der Strecke landen oder nach vorne geworfen werden, wo sie liegen bleiben. Die Zielsuchraketen funktionieren überhaupt nicht, wenn man nicht gerade direkt hinter einem Gegner fährt, ansonsten fliegen sie meist direkt in die nächste Wand. Fährt man in eine TNT-Box, kann man sie durch schnelles Hüpfen wieder loswerden, ehe sie explodiert. Aber steht eine auf der Strecke, ohne dass gleich jemand hineinfährt, dann steht sie den Rest des Rennens da und bringt auch nichts mehr. Dadurch helfen die Items nur sehr begrenzt dabei, auf den vordersten Platz zu gelangen oder dort zu bleiben.
Nachdem ich den Abenteuermodus auf Einfach neu angefangen habe, wurde das Spiel nicht besser. Alle anderen Fahrer wurden deutlich langsamer, weshalb ich in jedem Rennen ziemlich schnell einen großen Abstand zum Zweitplatzierten hatte. Viel bemerkt von anderen Fahrern auf der Strecke habe ich dann nicht mehr. Es gab keine Items, die mich von hinten getroffen hätten, und auf der Strecke lagen in der Regel auch nur die, die ich selbst eingesetzt habe.

Erst waren die Rennen dadurch nur langweilig, aber gerade die späteren Strecken werden immer länger. Und obwohl ich Gefallen am Power-Sliden gefunden habe, macht der doch lange nicht ausreichend Spaß, um zu verhindern, dass ein einzelnes Rennen mit seinen vier Minuten Laufzeit einfach nur noch langweilig ist.
Außerdem war das Spiel dann sogar so einfach, dass ich beim letzten, entscheidenden Rennen wirklich furchtbar schlecht fahren konnte und trotzdem gewonnen habe. Ich kannte die Strecke noch nicht und war teilweise orientierungslos und habe nicht gleich gesehen, wo die Strecke weitergeht, und trotzdem hatte ich die meiste Zeit über großen Abstand zum Zweitplatzierten.
Neben den normalen Rennen, in denen es darum geht, am Ende auf dem ersten Platz zu sein, gibt es das Relikt-Rennen, eine Art Time Trial, in dem das Ziel aber nicht nur ist, die Strecke möglichst schnell zu schaffen. Stattdessen fährt man auf der Strecke in Boxen, die die gezählte Zeit kurz stoppen.
In der CTR-Challenge müssen drei Buchstaben auf und neben der Strecke gesucht werden und man muss zusätzlich das Rennen gewinnen. Nachdem ich auf der zweiten Strecke zwei Rennen gefahren bin, um die Buchstaben zu finden und zu erreichen, hatte ich kein Bedürfnis mehr, weitere Strecken abzusuchen.
In der Kristall-Herausforderung sind zwanzig Kristalle in einem abgegrenzten Bereich verteilt, die man mit Zeitlimit sammeln muss. Einige davon sind mit schwierigen Sprüngen verbunden, die ich nicht zuverlässig genug geschafft habe.
Grafisch kann das Spiel auch nicht punkten. Die Strecken sind in Ordnung, die Charaktere weniger, was im Rennen zum Glück nicht besonders auffällt. Beim Fahren läuft das Spiel außerdem flüssig, Szenen ruckeln dagegen häufiger.

Ich bezweifle, dass mir Crash Team Racing Nitro-Fueled besser gefallen würde, wenn ich die Charaktere besser kennen würde. Zwar finde ich es sehr nett, dass ich Charakter und Fahrstil voneinander unabhängig wählen kann und das Power-Sliden macht mir Spaß. Jedenfalls, seitdem ich weiß, wie es funktioniert. Aber wenn die Wahl des Schwierigkeitsgrades zu einer zwischen Frust und Langeweile wird, motiviert das nicht dazu, mehr zu spielen.
Dazu kommen die überlangen Rennen auf den späteren Strecken. Die langen Ladezeiten. Die sich ständig wiederholenden Texte in der Sprachausgabe. Die vorwiegend überflüssigen Items. Ganz davon abgesehen, dass ich mich jetzt bei Mario Kart fühle wie bei 200ccm und keine Kurve mehr nehmen kann.
Empfehlen kann ich das Spiel also niemandem, der bisher nur Spaß an Mario Kart hatte. Ob Crash-Fans an den Sprüchen der Charaktere mehr Gefallen finden, kann ich nicht sagen. Die große Auswahl an unterschiedlichen Fahrern könnte viele bestimmt freuen. Aber die Kurven bleiben das ganze Spiel über schwierig und die Performance dürfte auf anderen Konsolen stabiler sein.
Außerdem machen Racer gemeinsam oft mehr Spaß als allein. Wie gut der Online-Modus funktioniert, habe ich mangels Spaß allerdings nicht mehr ausprobiert.

Getestet auf Nintendo Switch.