Fracter – Eine Reise durch die Dunkelheit (Review)

Es gibt Spiele, die sehe ich und will sie sofort haben. Fracter ist so ein Spiel und ich habe es nicht bereut. Fracter ist unbunt, düster, die musikalische Untermalung passend zur Atmosphäre, dabei aber nie erdrückend, eine perfekte Symbiose aller vorhandenen Komponenten und das Ergebnis ist größer als die Summe seiner Teile. Doch wie kommt das? Wenn wir das Spiel in seine Einzelteile zerlegen, bleibt ein Puzzlespiel übrig, in welchem wir Lichtstrahlen über Spiegel zu ihrem Ziel leiten müssen, Plattformen heben und senken und Kisten verschieben müssen, während dunkle Abbilder unserer selbst versuchen uns in die Schatten zu ziehen. Alles davon haben wir irgendwo schon einmal gesehen. Der Schlüssel liegt in der erzählten Geschichte, die genug Interpretationsspielraum lässt, aber einen auch in eine gewisse Richtung schiebt.

„Im Herzen eines Jeden, ein Duell ist entfacht. Um ihre Freiheit Licht und Dunkelheit kämpfen, Tag und Nacht. Ohne Sieg bei diesem Streit, die Zwillinge kämpfen bis in alle Ewigkeit“

Wir starten als junge Frau am Fuße einer Treppe und steigen zu einem runden Raum empor, mit sieben Obelisken am Rand und einem Boden mit labyrinthartigem Muster. In Zentrum eine leuchtende Kugel, welche nach einiger Untersuchung über uns schwebt und uns Licht spendet. Vor uns tut sich ein Portal auf, in dem wir uns selbst wiederfinden. Neugierig wie wir sind, bewegen wir uns darauf zu, jedoch endet dies nicht gut für uns. Eine Explosion später müssen wir zusehen, wie unser Ebenbild sich in dutzende helle Einzelteile aufteilt und wegrennt. Das Licht in uns ist fort, unsere Seele zerstreut.

„Für jedes Licht, das eine Seele erschließt, ein Zwilling aus Schatten sprießt. Das Licht mit deiner Kraft, einen Schild erschafft. Dieser Schild, so voller Pracht, verschwinden lässt die dunkle Macht“

Nun beginnt das eigentliche Spiel. Wir bewegen uns durch dunkle Gänge, schleichen uns an düsteren Abbildern unserer Selbst vorbei und müssen Logikrätsel lösen, um die Teile unserer verstreuten Seele wiederzufinden. Sollten wir einem dunklen Zwilling zu nahe kommen, rennt dieser auf uns zu, macht uns zu seinem Abbild und wir dürfen den Abschnitt erneut versuchen. Müssen wir zu Beginn noch Mauern aus Licht aufbauen um die Schattenwesen abzuwehren, so werden die Rätsel mit der Zeit komplexer. Es gilt den Einsatz von Spiegel zu meistern, Höhenunterschiede auszugleichen, Böden zu rotieren und Kisten über mal mehr oder weniger lange Strecken zu verschieben, wobei wir alles vorherige im Hinterkopf behalten müssen. Innerhalb der 7 Level werden wir für erledigte Aufgaben mit Teilen unserer Seele belohnt.

„Das Labyrinth ist leer. Die einzigen Monster die du findest, hast du selbst hierhergebracht“

Im Verlauf des Spieles ist es möglich, dass wir Teile von uns verpassen und somit das Ende der Geschichte verändern. Ein klassisches verlieren des Spiel gibt es jedoch nicht, wir erhalten die Möglichkeit alle Level erneut zu versuchen und es wird angezeigt, auf welcher Ebene wir etwas verpasst haben. Sollten wir so auch die restlichen Splitter von uns gefunden haben, werden wir bei Beendigung mit einem alternativen Text belohnt.

„Weißt du noch wie du an diesen dunklen Ort kamst? Wie hell du einst warst?“

Aus technischer Sicht ist das Spiel sehr simpel gehalten, wir kommen mit den Analogsticks und zwei Tasten aus, was dieses Spiel sehr zugänglich macht, auch für ungeübte SpielerInnen. Mein einziger Kritikpunkt liegt bei dem Speichersystem. Sollten wir nach einem Checkpoint das Spiel beenden, werden beim erneuten Laden die Lichter und Spiegel falsch positioniert, wodurch die Rätsel nicht mehr schaffbar sind, ein Verlassen des Levels behebt diesen Fehler, jedoch müssen wir uns dann den gesamten Weg durch das Level erneut bahnen. Die zuvor eingesammelten Seelenteile werden zwar gespeichert, jedoch ist dies sehr ärgerlich. Bis zu einem Patch der dies behebt, empfehle ich ein Level komplett abzuschließen, ehe man das Spiel beendet.

Ich kann das Spiel jedem ans Herz legen, der gerne Rätsel löst und Freude an einer guten Atmosphäre hat. Auch Menschen, die Spiele mit einem gewissen Mental Health Aspekt mögen, sind hier gut bedient. Gerade für einen Preis von 5,99€ (Stand 19.10.2020) kann man nicht viel falsch machen. Auch ist das Spiel hervorragend für Leute geeignet, die Ihre Konsole häufig unterwegs nutzen.

Vielen Dank an Quantum Astrophysicists Guild für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.