Crash: Herrscher der Mutanten (Review)

Gerade einmal ein Jahr nachdem Radical Entertainment Crash Bandicoot in Crash of the Titans vollkommen neu ausgelegt hat, erschien der bis dato letzte Teil der Hauptreihe, wiederum von Radical Entertainment entwickelt. Crash Herrscher der Mutanten verwendet wenig überraschend auch viele Ideen aus Crash of the Titans wieder. Allerdings wurde der Fokus des Spiels deutlich verrückt. Hat man in Crash of the Titans noch mindestens die Hälfte der Zeit mit bisweilen ziemlich schwierigen Prügeleien zugebracht, steht in Herrscher der Mutanten das Hüpfen und Rennen wieder klar im Mittelpunkt des Geschehens.

Dr. Neo Cortex hat Uka Uka an die Melkmaschine gehängt um mit dessen bösen Mojo seinen neuesten teuflischen Plan umzusetzen: Den Verkauf von Multimediahelmen, die die Gedanken der Nutzer kontrolliert und sie zu gefährlichen Mutanten macht. Crash Bandicoot scheint aber glücklicherweise zu doof zu sein und wird von den Multimediahelmen abgelehnt, so dass er sich wie gewohnt aufmachen kann, Cortex aufzuhalten und dabei nebenbei auch seine Schwester aus den Fängen des üblen Helms zu befreien.

Auf den ersten Blick scheint bei Herrscher der Mutanten im Vergleich zu Crash of the Titans alles beim alten geblieben zu sein. Crash hat einen starken und einen schwachen Angriff, sowie einen Wirbelangriff, kämpft gegen kleine Gegner und große, die er nach einigen schnell ausgeführten Schlägen besteigen und mit Hilfe von Aku Aku unter Kontrolle bringen kann. Neu allerdings ist, dass man die Titanen auch speichern kann. Crash hat zwei Speicherzellen für Titanen, so dass er zwischen zwei Titanen hin- und her wechseln kann. Neu ist außerdem, dass die Titanen auch springen können. Damit wird insbesondere auch dem Umstand Rechnung getragen, dass Herrscher der Mutanten wieder ganz vornehmlich ein Jump & Run ist.

In Sachen Weltstruktur haben die Entwickler sich von der linearen geschlossenen Missionsstruktur entfernt und eine zusammenhängende Welt geschaffen, die im Grunde genommen einem Metroidvania ähnelt. Das heißt, dass man regelmäßig in alte Gebiete zurückkehren und mit neuen Titanen neue Wege beschreiten muss. In der Theorie ein gutes Konzept, doch liegt hier der Teufel im Detail. Zunächst einmal hat sich Radical Entertainment aus völlig unerfindlichen Gründen dafür entschieden, eine feste Kamera zu implementieren, die kein bisschen bewegt werden kann. In einem Gebiet zurückzugehen bedeutet also, in Richtung Kamera zu laufen und das ist bekanntlich nicht unbedingt die ideale Lösung, gerade wenn man sich über Abgründe bewegen muss, die so weit sind, dass man die Zielplattform vor dem Absprung gar nicht sehen kann.

Schlimmer noch ist aber, dass die Entwickler sich keine vernünftigen Gedanken gemacht haben, wie sie die Welt verzahnen wollen und so ist die Auswirkung der Metroidvania-Struktur schlicht, dass ca. jede dritte Mission lautet: Laufe zurück zu Gebiet X. Nur an sehr wenigen Stellen gibt es Querverbindungen zwischen den Gebieten und Abkürzungen sucht man bis kurz vor Ende, wo dann schlicht Teleporter den Weg verkürzen, ebenfalls vergebens. Wenn man bedenkt, dass Herrscher der Mutanten gerade einmal ca. 5 Stunden lang ist, ist es schon beeindruckend, dass so manches Gebiet mir schon vor dem letzten Besuch zum Hals herausgehangen hat.

Abseits dieses Strukturproblems ist Herrscher der Mutanten ein recht passables Hüpfspiel, dessen Hüpfaufgaben allerdings verhältnismäßig einfach sind und dessen Schwierigkeitsgrad von Anfang bis Ende konstant bleibt. Die Kämpfe wurden im Vergleich zu Crash of the Titans massiv entschärft und sind jetzt eher Nebenereignisse, wenn man von der Hand voll Endgegnerkämpfe absieht. Alles in allem ist Herrscher der Mutanten zwar klar die bessere Wahl als Crash of the Titans und hat auch im Kern eine interessante Idee, ist aber insgesamt zu schlampig in der Umsetzung und zu einfallslos im Leveldesign. Ein Schritt nach vorn, aber kein Befreiungsschlag.

Getestet auf Wii und Xbox 360.