
„Chocobo‘s Mystery Dungeon: Every Buddy!“ steht bereits seit längerem auf meiner Wishlist. Da ich das ursprüngliche Nintendo-Wii-Spiel aus dem Jahr 2007 leider verpasst hatte, habe ich mich umso mehr über die Portierung des Games für die Nintendo Switch und die PlayStation 4 gefreut. Nun hatte ich endlich die Gelegenheit dazu, das Spiel einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Fan der Pokémon Mystery Dungeon-Reihe habe ich mir hierbei natürlich die Frage gestellt, ob das Mystery Dungeon aus dem Hause Square Enix mit dem Erfolg der Pokémon-Reihe mithalten kann. Zu welchem Entschluss ich hierbei gekommen bin, erfahrt ihr in unserem Test.
Wie der Titel des Spiels bereits verrät, steht im Mittelpunkt der Geschichte ein kleiner gefiederter Chocobo. Jedem, der bereits einmal mit Final Fantasy in Berührung gekommen ist, sollte dieses Tierchen ein Begriff sein. Für alle anderen: bei einem Chocobo handelt es sich um einen flugunfähigen gelben Reitvogel, welcher sich über die Jahre unter anderem auch als eine Art Maskottchen der Final Fantasy-Reihe etabliert hat. Ihr schlüpft also in die Rolle eines kleinen Chocobo, welcher zusammen mit seinem Freund Cid die Welt durchstreift und auf der Suche nach mysteriösen Objekten ist. Das Schatzsucher-Duo befindet sich zum Beginn der Story in der Wüste, um nach der sogenannten „Timeless Power“ zu suchen. Hier begegnen sie scheinbar alten Bekannten, welche einen mysteriösen Kristall in den Händen halten – und hier beginnt das Desaster. Die beiden Helden werden in einen gewaltigen Sog gerissen und landen in einer anderen Welt. Sie kommen in der Stadt „Lostime“ zu sich und werden kurze Zeit später mit dem Fakt konfrontiert, dass eine läutende Glocke sämtliche Erinnerungen der Einwohner auslöscht. Sie verlassen die Stadt kurzerhand, um dem Wirkungsbereich der „Bell of Oblivion“ zu entgehen. Doch dies war für Cid scheinbar zu spät – seine Erinnerungen schwanden und er musste sich im Bett ausruhen. Als Chocobo in die Stadt zurückkehrte um eine Lösung für das Dilemma zu finden, fiel auf mysteriöse Weise ein Ei vom Himmel. Das Ei begann zu schlüpfen und in ihm befand sich ein grünhaariges Baby mit fliegender Windel. Es stellt sich heraus, dass ihr mithilfe dieses Babys in die „Erinnerungslöcher“ der Bewohner gelangen könnt. Dort angekommen, befindet ihr euch auch schon in einem Dungeon, welchen ihr durchqueren müsst. Am Ende erwartet euch als Belohnung die Erinnerung des jeweils Betroffenen und ihr kehrt mit dem Baby an die Oberfläche zurück. Ziel des Abenteuers ist es also, hinter das Geheimnis dieser Welt zu kommen. Zusammenfassend beginnt das Spiel schon ziemlich abenteuerlich und die Story wird sicherlich nicht jeden ansprechen. Doch kommen wir nun zunächst zum eigentlichen Gameplay innerhalb der Dungeons. Diese stellen natürlich das Hauptaugenmerk des Games dar.
Vor dem Betreten eines Dungeons müsst ihr euch vorher gut mit den notwendigen Items wappnen, da ihr anderenfalls mit dem zurechtkommen müsst was ihr findet. Direkt zu Beginn eines jeden Dungeons könnt ihr eurem Chocobo einen Job zuweisen, welcher Einfluss auf die Spezialfähigkeiten und Statuswerte hat. Durch das Wechseln dieser Jobs bekommt der Chocobo ein neues Outfit spendiert, welches ihn beispielsweise als Ritter oder Magier darstellt. Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, wie süß das kleine Federvieh in diesen Outfits aussieht. Die Jobs sind allerdings nicht direkt zu Beginn auswählbar. Ihr müsst sie euch durch das Verdienen von Job-Punkten in den Dungeons freischalten, indem ihr Gegner besiegt. Beim Besiegen von Gegnern erhöht sich natürlich auch das Level des Chocobo und somit wiederum auch die Statuswerte – altbekanntes Verhalten. Im Gegensatz zur ursprünglichen Wii-Version wurde bei dem Port das Buddy-System integriert. Das bedeutet, dass ihr neben den verschiedenen Jobs zu Beginn auch wählen könnt, welcher „Buddy“ euch im Kampf als kleines Helferlein unterstützen soll. Dieser Mitstreiter kann im Übrigen auch ein lokaler Mitspieler sein. Dabei hat jeder Begleiter seine ganz eigenen Stärken und Schwächen. Die Buddys können wichtige Story-NPCs wie Cid, aber auch Monster der Dungeons sein. Besiegt ihr eine spezielle Monster-Art, lässt diese manchmal Buddy-Punkte fallen. Sobald ihr genügend Buddy-Punkte der bekämpften Art gesammelt habt, könnt ihr das Monster als Helferlein auswählen und somit auch eure Kampstrategie beeinflussen.
Nachdem ihr euch für einen Job und Buddy entschieden habt, kann es auch schon losgehen. Wer bereits mit anderen Mystery-Dungeon-Titeln in Kontakt kam, sollte mit dem Spielprinzip vertraut sein. Ihr blickt in der Vogelperspektive auf das Geschehen und steuert euren Charakter möglichst optimal auf dem Gitterfeld – auch um etwaigen Fallen auszuweichen. Macht ihr einen Zug, so machen die Gegner auch einen. Ebenso verhält es sich mit dem Kampfsystem. Nach jeder Aktion folgt eine Reaktion. Dem Chocobo steht im direkten Kampf ein Standard-Angriff zur Verfügung, welcher allerdings nur die Gegner in der vordersten Front trifft. Daneben gibt es noch jobabhängige Spezialfähigkeiten, welche eingesetzt werden können, um weiter entfernte Feinde zu treffen oder gar stärkere Attacken auszuführen. Für diese benötigt ihr allerdings auch Spezialpunkte, welche aufgebraucht werden können und sich anschließend nur durch Items innerhalb des Dungeons regenerieren. Man sollte sich also die richtigen Attacken für den richtigen Moment aufheben. Der vorher ausgewählte Buddy unterstützt den Spieler im Kampfgeschehen und kann auch selbst Spezialattacken ausführen. Die Ebenen der Dungeons werden randomisiert generiert und somit weiß man nie vorher, ob man von Monsterhorden überrannt wird oder eher entspannt durch die Etage laufen kann. Dennoch ist das Design der Umgebung insgesamt eher ernüchternd – wenn nicht sogar langweilig, da hier so gut wie gar keine Abwechslung geboten wird. Es fühlt sich einfach so an, als würde man ständig den gleichen Dungeon durchqueren, welcher nur etwas anders aufgebaut ist und zum Teil andere Gegner beherbergt. Das verleiht dem Spielfluss leider auch eine etwas zähe Note.

Außerhalb der Dungeons verbringen wir unsere Zeit in der Stadt Lostime. Hier können wir mit den menschlichen und tierischen Bewohnern der Stadt kommunizieren und unsere Zeit mit Angeln, Shoppen und der Verstärkung von Ausrüstungsgegenständen verbringen. Wir stellen uns in dem Städtchen also für die kommenden Abenteuer innerhalb der Dungeons auf. Dabei wirken viele Umgebungs-Texturen des Spiels leider noch wie aus Wii-Zeiten und die Designs der NPCs wirken auch nicht gänzlich überarbeitet. Dafür kann der Chocobo mit seinem niedlichen Design als Hauptaugenmerk natürlich vollends punkten. Für storyrelevante Dialoge gibt es eine japanische oder englische Sprachausgabe. Diese wurde wunderbar in das Spiel eingepflegt und kann mit seiner leichten Art für den ein- oder anderen Schmunzler sorgen. Schade ist hierbei jedoch, dass es keine deutschen Untertitel gibt. Das Englisch ist zwar recht einfach gehalten, dennoch hätte ich mir hier bei einem Spiel von Square Enix eine Übersetzung gewünscht.
Insgesamt ist „Chocobo‘s Mystery Dungeon: Every Buddy!“ ein nettes Dungeon-Spiel. Wer sich auf die Story einlässt und keinen Tiefgang wie bei anderen Final Fantasy-Titeln erwartet, kann sicherlich einige witzige Stunden in dem Setting erleben. Ich persönlich hätte mir bei dem Remaster insgesamt schönere Texturen, ein abwechslungsreicheres Dungeon-Design und deutsche Untertitel gewünscht. Das Buddy-System ist eine gute Neuerung, welche auch ein Spielen im Couch-Coop-Modus ermöglicht. Hierbei wird der 2. Spieler allerdings zum 1. Spieler zurück teleportiert, sobald er sich außerhalb des Sichtbereichs befindet – was den Spielfluss ebenfalls trüben kann. In den fortgeschrittenen Dungeons findet man durch die randomisierte Generation der Ebenen auch etliche Herausforderungen, welche zur Bestreitung ein geschicktes Zusammenspiel von Strategie und Item-Nutzung benötigen. Es gibt zwar einige Parallelen zur Pokémon Mystery Dungeon-Reihe, dennoch hat hier jedes Spiel seine eigenen Stärken und Schwächen. Fans des Dungeon-Spielprinzips kommen sicherlich auf ihre Kosten, wenn sie sich an dem eintönigen Dungeon-Design nicht stören.
