Story of Seasons: Friends of Mineral Town (Review)

Die Erntegöttin hat auf mich herabgelächelt und mich auf meine eigene kleine Farm auf der Switch eingeladen. Naja, eigentlich habe ich sie geerbt, aber seien wir mal nicht so kleinlich. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich einen Ableger der Harvest Moon Reihe gespielt habe aber ich bin einfach vernarrt in diese niedlichen kleinen Welten, darum freue ich mich besonders dieses „Erbe“ anzutreten und meine Erfahrungen mit euch in diesem Review teilen zu können.

Ein wenig Hintergrund für diejenigen unter euch, die sich nicht so ausführlich mit der Serie auseinandergesetzt haben: Der Titel erschien erstmals bereits 2003 für den Game Boy Advance unter dem Namen „Harvest Moon: Friends of Mineral Town“. Unter „Story of Seasons: Friends of Mineral Town“ ist es aktuell für die Nintendo Switch erhältlich. Das heißt also, es handelt sich um ein Remake und nicht um ein völlig neues Spiel. Die Game Boy Advance Version habe ich allerdings (noch) nicht selbst gespielt, also gibt es an dieser Stelle keine Vergleiche und ausschließlich erste Eindrücke.

Nachdem ich mir eine kleine Pause von Stardew Valley gegönnt habe, starte ich nun auf einer neuen, kleinen Farm und versuche das große Geld zu machen. Oder die große Liebe zu finden. Was auch immer als erstes kommt, nehme ich an. Wie in so ziemlich jedem Spiel dieser Art reise ich in eine mir völlig fremde Gegend, um das Erbe meines Großvaters anzutreten. Vage Erinnerungen an einen einmaligen Sommerbesuch bei meinem Großvater begleiten mich. Natürlich erwarten mich keine prallgefüllten Felder und glückliche Tierchen die meinen Start etwas angenehmer und einfacher machen können. Es sei denn ich hätte den einfachen Modus gewählt, der neben einigen Feldern mit Gemüse auch ein beträchtliches Startkapital mit sich bringt. Das ist tatsächlich sehr angenehm für Spieler die das anfängliche Grinden als eher lästig empfinden. Mir macht das allerdings Spaß, daher habe ich bei 0 angefangen.

Gemessen an anderen Ablegern der Reihe, oder auch vergleichbaren Spielen, ist es sehr einfach seine Farm schnell voranzubringen. Im Prinzip ist man typischerweise erst einmal damit beschäftigt sein Grundstück zu bereinigen, jedes Feld einzeln anzulegen und alles was man unterwegs aufsammeln kann zu Geld zu machen, damit man sich überhaupt Saatgut und Nutztiere leisten kann. Dazu zählt beispielsweise Unkraut, Holz, Steine, Blumen und die ein oder andere Baumfrucht die man unterwegs aufliest. Und ja, das vermisst man bei Story of Seasons: Friends of Mineral Town nicht, aber Dinge wie Felder bereiten und gießen gehen sehr flott von der Hand. Wo ist also der Haken? Das wäre wohl die Energieleiste. Die entlädt sich nämlich schnell und so kann es passieren, dass man nach wenigen Spielminuten (jede Minute entspricht einer Stunde im Spiel) schon überlegen muss wie man seine Energie wieder aufgeladen bekommt. Aber auch dafür muss man nicht lange ackern (hihi), sondern man besucht die heiße Quelle. Hier kann sich der Spieler für einige Minuten hineinsetzen und so seine Energie aufladen. Die Zeit ist dann natürlich futsch für den Tag.

Und da kommt dann endlich der Strategieaspekt ins Spiel! Hurra! Man sollte also trotzdem nicht nur darauf achten wann man welches Saatgut pflanzt, sondern auch gut planen in wie weit man seine Felder bepflanzt und seine Ressourcen verarbeitet um an Bauholz und –steine zu gelangen. Es dauert bis zur völligen Erschöpfung – leider – dennoch lange genug, dass man das allermeiste was man sich pro Spieltag vornimmt auch schafft. Auch wenn man seine Felder extrem großzügig bestückt. Ich habe es wirklich darauf angelegt, aber ich bin extrem selten an meinen täglichen Aufgaben gescheitert. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man dem Spieler doch etwas mehr Grenzen aufzeigt. Mit der Zeit kann man seinen Energiespeicher übrigens verdoppeln, aber wenn man hierfür keinen Guide verwendet, braucht man schon eine gute Portion Glück. Genauso verhält es sich übrigens auch beim Erraten der Vorlieben der Dorfbewohner. Hiervon gibt es einige, manche sind sogar grundsätzlich heiratswillig. Ein netter Aspekt dabei: man hat immer die Auswahl aus beiden Geschlechterlagern. Eine Beziehung zu den anderen Dorfbewohnern aufzubauen ist eigentlich immer ein Kernaspekt der Harvest Moon/Story of Seasons Spiele gewesen, denn sie bringen nicht nur Abwechslung ins Gameplay, sondern sind auch in mancherlei Hinsicht der einzige Weg um an Rezepte oder spezielle Gegenstände zu kommen. Der Titel verrät, dass auch in Friends of Mineral Town die Beziehungen zu den NPCs gepflegt werden sollte. Aber nicht nur die Dorfbewohner sorgen hier für nette Pausen vom Farmalltag. Die Erntegöttin und –wichtel bereichern das Spiel genau ab dem Punkt ab dem es droht dröge und eintönig zu werden. An dieser Stelle möchte ich allerdings nicht zu viel verraten.

Zwar behält jede Jahreszeit ihre Tücken und Vorzüge, die Charaktere bringen jedoch mehr mit an den Tisch als so ein Feld voller Mais oder Ananas. Die niedlichen Tiere könnte ich allerdings den ganzen Tag versorgen. Neben Kühen, Schafen und Hühnern gibt es auch putzige Kaninchen und Alpakas. Sie alle bringen auch neben ihrem knuffigen Dasein die ein oder andere nützliche Ressource mit sich, die im Laufe des Spiels weiterverarbeitet werden kann. Oder man verkauft sie umgehend und bezahlt mit dem Erlös bitter nötige Verbesserungen für die eigenen Werkzeuge. Mit jeder Verbesserung wird die Kraft oder die Reichweite der Aktion des jeweiligen Werkzeuges erweitert. Das spart zwar keine Energie, aber Zeit. Man kann also vielleicht doch nochmal fix in die heiße Quelle hüpfen oder den freien Nachmittag damit verbringen mit den Nachbarn zu flirten.

Wem auch das nicht genügt, dem ist vielleicht mit den regelmäßigen Events geholfen. Es gibt diverse Möglichkeiten seine Tierchen gegen andere Tiere antreten zu lassen. Sei es ein Derby oder ein Hühnerkampf. Keine Angst, es kommen keine Tiere zu Schaden. Die kleinen dicken Hüpfer schubsen sich nur gegenseitig aus dem Ring. Insgesamt ist das Spiel absolut kinderfreundlich, wen überrascht es, wobei mich der manchmal durchschimmernde Humor dann doch zum Schmunzeln brachte.  

Insgesamt habe ich wirklich wenig an dem Spiel auszusetzen. Ich empfinde es als viel zu leicht, aber gerade Spielern die noch nicht ihren Weg in die Reihe gefunden haben, es aber grundsätzlich gerne einmal versuchen wollen, würde ich wahrscheinlich diesen Teil besonders ans Herz legen, weil es in relativ kurzer Zeit zeigt was es bietet und welches Potenzial sich noch im weiteren Spielverlauf verbirgt. Es ist ein Farmmanagementspiel das dem Spieler genügend Zeit gibt alle Möglichkeiten zu entdecken ohne dabei auf Spielfortschritt verzichten zu müssen. Genretypisch ist kein epischer Soundtrack zu erwarten, was allerdings auch positiv auffällt ist, dass die Musik sehr unaufdringlich ist. Da tritt es definitiv als würdiger Nachfolger der Harvest Moon/Story of Seasons Reihe auf. Die Steuerung ist simpel, effektiv und das Spiel läuft auch sehr flüssig. Einzig die selbstproduzierten Zwickmühlen sind etwas nervig. Wenn man von seinen Kühen plötzlich eingekreist wird sollte man in der Lage sein sich einen Weg rauszuschieben. Das funktioniert nicht so wie es sollte. Aber das ist nun wirklich schon Jammern auf hohem Niveau.

Daher klare Kaufempfehlung für alle, die ein einfaches Farmmanagementspiel suchen das vor allem nicht allzu zeitintensiv ist und in jeder Spielsession klar verzeichneten Fortschritt garantiert.

Vielen Dank an Marvelous Europe für die Bereitstellung des Testmusters.