Alistairs Verrat (Meisterstücke)

Wer das Ende von Dragon Age: Origins selber noch erleben möchte, sei gewarnt. Der Text enthält Spoiler zum Ende des Spiels. Außerdem basiert die Beschreibung auf Erinnerungen, die lange zurückliegen, daher kann es sein, dass sie nicht exakt den tatsächlichen Geschehnissen entspricht.

Für mich hat Dragon Age: Origins etwas geschafft, was so noch kein anderes Spiel geschafft hat. Meist bin ich an der Story von Spielen recht wenig interessiert und wenn es doch mal ein Spiel bei mir schafft Emotionen auszulösen, dann meist Trauer, die auch oft zu vielen Tränen führt. Aber Dragon Age: Origins hat es geschafft, dass mir die NPCs nahe gegangen sind und die Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander sich so echt angefühlt haben, wie bei keinem anderen Spiel zuvor. Daher ist mir das Ende auch besonders nahe gegangen, aber dieses mal war es keine Trauer.

Ich habe mir, wie immer bei Spielen bei denen das möglich ist, einen weiblichen Charakter erstellt. In dem Spiel kann man mit seinen Gruppenmitgliedern Liebesbeziehungen eingehen. Ich hatte mir dafür Alistair auserkoren, der wie der Hauptcharakter ebenfalls Wächter ist. Um eine Beziehung einzugehen, muss man bei Gesprächen die richtigen Optionen wählen, wie es bei einem WRPG häufig der Fall ist. Diese Gespräche wirkten auf mich in dem Spiel zu der Zeit sehr gut und realitätsnah gestaltet. So bahnte sich die Romanze zwischen meinem Charakter und Alistair nach einigen dieser Gespräche an und die Beziehung zwischen den beiden wirkte auch sehr beständig. Also nicht einfach mal schnell, um nur die entsprechenden Sequenzen des Spiels zu sehen.

Zum Ende des Spiels kommt es zu folgender Situation. Die Hexe Morrigan, die ebenfalls ein Mitglied der Gruppe ist, erklärt mir, dass sie ein Kind mit einem Wächter zeugen muss, damit die Wächter den Endkampf überleben. Da mein Hauptcharakter weiblich ist, kommt er natürlich nicht in Frage und ich überredete Alistair, das trotz unserer Beziehung zu machen. Also verbringt er eine Nacht mit Morrigan. Da hat mein Charakter wirklich großzügig drüber hinweggesehen, dass ihr Partner, mit dem sie eine ernste Beziehung führt, etwas mit einer anderen Frau hat. Bis dahin war noch alles gut zwischen den beiden.

Alistair

Später kommt es dann zu einer Situation, in der sich entscheidet, wer der nächste König wird. Da habe ich mich im Rahmen der Möglichkeiten für Alistair eingesetzt und dafür gesorgt, dass er König wird. Und was passiert dann, nachdem man alles getan hat, die Welt zu retten und Alistair zum König zu machen? Er verlässt einen und heiratet eine Frau die er gar nicht mag, weil der Hauptcharakter nicht dem Adel angehört und Wächter auch nicht so einfach in der Lage sind Kinder zu zeugen. Da war ich wirklich sauer darüber wozu meine Entscheidungen geführt haben. Sonst wird man am Ende des Spiels für die „richtigen“ Entscheidungen belohnt, aber diesmal gab es einfach nur den Tritt in den Hintern.

Dieses Erlebnis ist mir wirklich in Erinnerung geblieben, obwohl es sonst nicht lange dauert, bis ich eine Story vergessen haben. Als ich dann irgendwann einen späteren Teil spielte, in dem Alistair als König nochmal kurz auftauchte, war ich immer noch sauer und habe dementsprechend reagiert, obwohl der Hauptcharakter natürlich ein anderer war, der gar nichts gegen Alistair haben konnte.

Jedenfalls verdient Bioware meine Hochachtung dafür, dass sie es geschafft haben mich so zu beeindrucken mit ihren Charakteren und den Ergebnissen der Entscheidungsmöglichkeiten. Das war für mich ein Meisterstück.